Heinz-Lothar Barth, Christen in Ost und West – Wo wurde die apostolische Tradition treuer bewahrt?

Über das richtige Verständnis von "Ökumene" mit den getrennten Ostkirchen


Wo wurde die apostolische Tradition treuer bewahrt?
Wo wurde die apostolische Tradition treuer bewahrt?

Von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Der über­aus pro­duk­ti­ve, den Lesern die­ser Sei­te schon lan­ge bekann­te Dr. Heinz-Lothar Barth, eme­ri­tier­ter Dozent für Klas­si­sche Phi­lo­lo­gie in Bonn, leg­te wie­der­um eine hoch­in­ter­es­san­te und pro­fun­de Publi­ka­ti­on vor. Sie ist vor allem für das rich­ti­ge Ver­ständ­nis von „Öku­me­ne“ mit den getrenn­ten Ost­kir­chen wichtig.

Sie beruht auf Auf­sät­zen, die in den letz­ten Jah­ren in der Kirch­li­chen Umschau ver­öf­fent­licht wur­den. Eini­ge davon behan­deln grund­sätz­li­che Fra­gen, man­che gehen sehr ins Spezielle:

Zusam­men sind es vier­zehn Abschnit­te (ein „Teil VI.“ kommt irr­tüm­lich zwei­mal vor): Kur­ze Bestands­auf­nah­me des Ver­hält­nis­ses zu den Ori­en­ta­len; Wie ist eine Ein­heit mit den ori­en­ta­li­schen Chri­sten mög­lich?; Ein­zel­ne dog­ma­ti­sche Unter­schie­de zu den von Rom getrenn­ten Chri­sten des Ostens; Die Unbe­fleck­te Emp­fäng­nis Mari­ens [die der getrenn­te Osten nicht als defi­nier­tes Dog­ma aner­kennt]; Kur­zes Fazit zu den erwähn­ten Unter­schie­den; Der Pri­mat des Pap­stes; Die Dis­kus­si­on um das „fili­o­que“; Die Fra­ge des prie­ster­li­chen Zöli­bats; Die Ehe bei den Ortho­do­xen; Der Streit um die Epi­k­le­se [näm­lich um den Zeit­punkt der Wand­lung in der Eucha­ri­stie]; Der Streit um das Feg­feu­er; Mes­se ohne Wand­lungs­wor­te: Zum assy­ri­schen Kanon von Addai und Mari; Alt­ori­en­ta­li­sche Kir­chen [die das Kon­zil von Chal­ce­don 451 nicht aner­ken­nen]; Schlußgedanke.

Dozent Barth ist, wie nicht anders zu erwar­ten, gut in die The­ma­tik ein­ge­ar­bei­tet, die ja auch sein eige­nes Fach­ge­biet betrifft. Er legt die The­men über­sicht­lich und nach­voll­zieh­bar vor. –

Die­se kurz vor dem Tod von Papst Fran­zis­kus erschie­ne­ne Ver­öf­fent­li­chung spricht in die größ­te Kir­chen­kri­se aller Zei­ten. Da Papst Fran­zis­kus durch Leh­re, Füh­rungs­stil und Per­so­nal­po­li­tik – bei nur ver­ein­zel­tem Pro­test in der Hier­ar­chie – schwe­res Ärger­nis gege­ben hat, füh­len sich Katho­li­ken und kon­ver­si­ons­wil­li­ge Nicht-Katho­li­ken in man­chen Län­dern zur Ortho­do­xie hin­ge­zo­gen. Da und dort gab und gibt es auch Über­trit­te. Die­ser Ten­denz tritt Dr. Barth entgegen.

Dar­um soll die­se Bespre­chung auf die grund­sätz­li­chen Fra­gen fokus­siert wer­den. (Die Spe­zi­al­the­men fili­o­que, nach­kon­se­kra­to­ri­sche Epi­k­le­se, Feg­feu­er und der Kanon von Addai und Mari wür­den hier mög­li­cher­wei­se vie­le Erklä­run­gen benö­ti­gen und den Rah­men die­ser Bespre­chung sprengen.) –

Zunächst daher also die nächst­lie­gen­den Fra­gen: Ist das Papst­tum der Tren­nungs­grund zwi­schen West und Ost? Ist das Papst­tum wirk­lich so schlimm aus­ge­übt wor­den, wie man­che sagen?

Papstgeschichte als apologetisches Argument für die Katholische Kirche

Der neue Barth über „Chri­sten in Ost und West“

Dr. Barth stellt die Tat­sa­che des einen oder ande­ren Pap­stes, der „in der Wahr­neh­mung sei­nes ordent­li­chen Lehr­am­tes“ (154) nicht gut gehan­delt hat, über­blicksmä­ßig dar. Auch admi­ni­stra­tiv und mora­lisch pro­ble­ma­ti­sche Päp­ste wer­den genannt. Die Päp­ste sind bekannt­lich immer Gegen­stand des Streits in der „öku­me­ni­schen“ genau­so wie in der inner­ka­tho­li­schen Aus­ein­an­der­set­zung. Barth bleibt aber gerecht und erweist sich als wirk­sa­mer Apo­lo­get des katho­li­schen Glaubens:

„Nun könn­te der Leser den Ein­druck gewin­nen, die gesam­te Papst­ge­schich­te sei eine Anein­an­der­rei­hung von Desa­stern. Dem ist ent­schie­den zu wider­spre­chen. Man möge mir in der gan­zen Welt­ge­schich­te eine Mon­ar­chie nen­nen, die in rund 2000 Jah­ren so vie­le her­vor­ra­gen­de Köp­fe her­vor­ge­bracht und nur rela­tiv weni­ge Aus­fäl­le zu ver­zeich­nen hat! Die gan­ze prin­zi­pi­el­le Grö­ße und Zuver­läs­sig­keit der kirch­li­chen Leh­re bis zum Zwei­ten Vati­ka­num beruht ohne Zwei­fel vor allem nicht zuletzt auf dem vom Gott­men­schen selbst gestif­te­ten Petrus­amt“ (159).

Dar­aus lei­tet Dr. Barth auch eine Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus ab, der in einer sei­ner wort­rei­chen Ver­laut­ba­run­gen eine „Neu­aus­rich­tung“ des Papst­tums avi­sier­te, die ihm aber nicht zuste­he (164).

„Ökumene“-skeptische Orthodoxe als die ernsthafteren Gesprächspartner

Ein Cha­rak­te­ri­sti­kum von Dr. Barth ist des­sen erfreu­li­che Bereit­schaft, Prin­zi­pi­en­treue zu wür­di­gen, auch wenn sie – wirk­lich oder schein­bar zunächst ein­mal – die „Öku­me­ne“ behin­dert. Das betrifft das je ver­schie­de­ne Agie­ren der Patri­ar­chen von Kon­stan­ti­no­pel und von Moskau:

„[Es] wur­de außer­dem dar­ge­stellt, daß Patri­arch Bar­tho­lo­mä­us von Kon­stan­ti­no­pel als ‚Öku­me­nist‘, so wür­den wir sagen, zu gewis­sen Zuge­ständ­nis­sen an die römi­sche Sei­te bereit wäre. Weni­ger offen zeigt sich da jedoch Patri­arch Kyrill von Mos­kau. Man mag des­sen Hal­tung einer­seits bedau­ern. Ande­rer­seits soll­te man Prin­zi­pi­en­treue in einem Zeit­al­ter hoch­schät­zen, wo alles um einer fal­schen Ein­heit wil­len zur Dis­po­si­ti­on gestellt wird und die Lie­be (oder das, was man so nennt) nicht mehr an den wah­ren Glau­ben gebun­den ist, von dem sie zwar unter­schie­den wer­den soll, aber nie­mals getrennt wer­den darf. Letzt­lich sind Men­schen, die sich nicht ver­bie­gen las­sen, son­dern Mut und Zivil­cou­ra­ge zei­gen, eher bereit, mit allen Kon­se­quen­zen die Wahr­heit anzu­neh­men, wenn sie sie nur ein­mal klar erkannt haben“ (176).

„Öku­me­nisch“ gesinn­te Reprä­sen­tan­ten ihrer Kon­fes­si­on sind bekannt­lich oft rela­ti­vi­stisch und den­ken nur in poli­ti­schen oder diplo­ma­ti­schen Kate­go­rien. (Auch dort spricht man von frei­mau­re­ri­scher Infiltration.)

Dr. Barth behält das Ziel im Auge, das nur die völ­li­ge Ein­heit der Chri­sten sein kann:

„Rückkehrökumene

Dozent Barth ver­tritt selbst­ver­ständ­lich die Not­wen­dig­keit der soge­nann­ten „Rück­keh­r­ö­ku­me­ne“. Es kann kei­nen ande­ren Weg zur Wie­der­ver­ei­ni­gung der Chri­sten geben. Barth beruft sich auf Papst Leo XIII.:

„Papst Leo XIII. beton­te in der […] Enzy­kli­ka ‚Prae­cla­ra gra­tu­la­tio­nis‘ mit deut­li­chen Wor­ten die abso­lu­te Not­wen­dig­keit einer Rück­kehr der Ori­en­ta­len und der Byzan­ti­ner in die Gemein­schaft der Katho­li­schen Kir­che unter der Füh­rung Roms und sprach nicht etwa von der gemein­sa­men Suche im Dia­log nach neu­en For­men einer noch erst zu ver­wirk­li­chen­den Gemein­schaft: ‚Die Sehn­sucht Unse­res Ver­lan­gens nötigt Uns zu der freu­di­gen Hoff­nung, daß die Zeit nicht mehr fer­ne sei, wo die ori­en­ta­li­schen Kir­chen (Eccle­siae ori­en­ta­les), die berühmt sind wegen des Glau­bens ihrer Vor­vä­ter und ihres ehe­ma­li­gen Ruh­mes, wie­der dort­hin zurück­keh­ren, von wo sie sich getrennt haben […]. Mögen sie aber auf die Anfän­ge zurück­schau­en; mögen sie dar­auf ach­ten, was ihre Vor­fah­ren gedacht und geglaubt haben […]‘ Und unmit­tel­bar anschlie­ßend erwähn­te Leo XIII., daß mit Ana­cle­tus, Eva­ri­stus, Anice­tus, Eleu­the­ri­us, Zosi­mus und Aga­tho selbst Ori­en­ta­len auf dem Stuh­le Petri geses­sen hat­ten, daß gera­de Pho­ti­os in sei­ner Ange­le­gen­heit an den Stuhl Petri appel­liert hat­te und daß spä­ter auf den gro­ßen Öku­me­ni­schen Kon­zi­li­en von Lyon und Flo­renz auch von den Grie­chen der päpst­li­che Pri­mat aner­kannt wor­den war“ (197).

Barth weist den Mythos des „Ehren­pri­mats“ des römi­schen Bischofs des ersten Jahr­tau­sends zurück (208f).

Nein zu Sophistereien und Schalmeienklängen im Gefolge des II. Vaticanums

Sehr wich­tig sind die Barth­schen Ein­wän­de gegen das moder­ne Kon­zept der „ver­söhn­ten Ver­schie­den­heit“, eine der vie­len Sophi­ste­rei­en der nach­kon­zi­lia­ren „offi­zi­el­len“ Theo­lo­gie, die so viel Unheil anrich­te­ten. Barth kri­ti­siert die Unge­nau­ig­kei­ten im Lehr­amt von Johan­nes Paul II. (Ut unum sint, 213).

Dr. Barth muß um der Wahr­heit wil­len auch an der Theo­lo­gi­schen Prin­zi­pi­en­leh­re von Bene­dikt XVI. Kri­tik üben. Joseph Ratz­in­ger schlug dort einen mehr oder weni­ger fau­len Kom­pro­miß zwi­schen der Katho­li­schen Kir­che und der Byzan­ti­nisch-schis­ma­ti­schen Ortho­do­xie vor.

Man kann das als eine der Schlüs­sel­aus­sa­gen des gan­zen Buches betrachten:

„Ratz­in­gers eige­ne, auf den ersten Blick schal­mei­en­haft wohl­klin­gen­de Wor­te las­sen bei nähe­rem Nach­den­ken und sau­be­rer Ana­ly­se sei­nes Vor­schlags meh­re­re Pfer­de­fü­ße erken­nen. Denn zum einen haben wir gese­hen, daß die wesent­li­chen Ele­men­te des Lehr- und Juris­dik­ti­ons­pri­ma­tes des Bischofs von Rom im 1. Jahr­tau­send bereits all­ge­mein aner­kannt waren. Außer­dem fragt man sich, was aus den nach 1054 gewor­de­nen Dog­men wer­den soll: Sie hat die Katho­li­sche Kir­che zwei­fel­los nicht als eine Mög­lich­keit unter ande­ren theo­lo­gi­schen Posi­tio­nen defi­niert, son­dern um damit unter der Assi­stenz des Hei­li­gen Gei­stes der gesam­ten christ­gläu­bi­gen Welt klar­zu­ma­chen, wel­che für alle ver­bind­li­chen Ein­zelleh­ren die Bot­schaft Jesu ent­hält. Wie soll sie da heu­te ver­kün­den, daß sich Men­schen zu sei­ner einen Kir­che gehö­rig bezeich­nen dür­fen, die die­se mit höch­ster Ernst­haf­tig­keit und höch­ster Auto­ri­tät ver­kün­de­ten Dog­men zumin­dest for­ma­li­ter, teil­wei­se aber sogar mate­ria­li­ter ableh­nen, wie wir ja auch schon doku­men­tiert haben und noch wei­ter aus­füh­ren wer­den? Selbst wenn sie bereit wären, die spä­te­ren katho­li­schen Dog­men nicht als häre­tisch zu denun­zie­ren, wovon sie noch weit ent­fernt sind, wür­de ein sol­cher Lösungs­an­satz nicht wirk­lich der über­lie­fer­ten katho­li­schen Leh­re ent­spre­chen“ (215).

Barth bezeich­net das Ange­bot von Patri­arch Athe­n­agoras an Paul VI., wor­auf dann Bene­dikt XVI. auf­bau­te, als „inak­zep­ta­bel“.

Ratz­in­ger schätz­te die Inter­es­sens­la­ge der von Rom getrenn­ten Kir­chen­füh­rer zudem falsch ein:

„[Ratz­in­ger] hät­te viel­mehr erken­nen und zuge­ben sol­len, daß es den öst­li­chen Wür­den­trä­gern über­haupt gar nicht dar­um geht, den Zustand von vor 1000, soweit er histo­risch über­haupt sicher greif­bar ist, wie­der­her­zu­stel­len, son­dern daß sie auf kei­nen Fall, auch nicht um der Ein­heit wil­len, bereit sind, sich ihre ver­meint­li­chen Rech­te beschnei­den zu las­sen und sich einer höhe­ren, von Chri­stus selbst gewoll­ten und ein­ge­setz­ten Auto­ri­tät unter­zu­ord­nen“ (219).

Barth stellt dann fest, daß die ortho­do­xen Hier­ar­chen auf römi­sche „Ökumene“-Vorstöße zurück­hal­tend bis kühl reagieren.

Die betref­fen­den päpst­li­chen Doku­men­te „sind gekenn­zeich­net von immer wie­der auf­tre­ten­den Unge­reimt­hei­ten bis hin zu direk­ten Wider­sprü­chen; das, was die Päp­ste wirk­lich mei­nen und wol­len, bleibt an vie­len ent­schei­den­den Pas­sa­gen in der Schwe­be“ (220). –

Nach Barth hat die von Chri­stus gewoll­te und ein­ge­setz­te päpst­li­che Auto­ri­tät mit Fran­zis­kus „jäm­mer­lich ver­sagt“. Das „mag uns einst­wei­len über die man­geln­de Unter­ord­nung der Ori­en­ta­len hin­weg­trö­sten, steht aber auf einem ande­ren Blatt“ (219).

Ein zen­tra­les The­ma sind natür­lich die katho­li­schen Ost­kir­chen (die durch das Tref­fen von Papst Leo XIV. mit eini­gen ihrer Amts­trä­ger kurz nach sei­ner Wahl wie­der ins Bewußt­sein der Gläu­bi­gen gera­ten sind):

Stolperstein Unierte

Vehe­ment und völ­lig zu Recht gei­ßelt Barth den „Geist des fal­schen Öku­me­nis­mus zu Lasten der rom­treu­en Katho­li­ken des grie­chi­schen Ritus“ (221).

Obwohl Rom in dem „erschüt­tern­den Abkom­men“ von Bala­mand 1993 (54) die Unier­ten prak­tisch an die Schis­ma­ti­ker ver­kauft hat (damals war die rus­si­sche Ortho­do­xie im Gefol­ge der fata­len „Ost­po­li­tik“ noch ein Lieb­lings­ge­sprächs­part­ner der vati­ka­ni­schen Büro­kra­tie), nützt das dem „Dia­log“ offen­bar nichts.

Man kann sagen, daß es nicht rich­tig läuft mit der katho­lisch-ortho­do­xen „Öku­me­ne“. –

Äußerst inter­es­sant sind die beson­ders auch die Unier­ten betref­fen­den Aus­sa­gen Barths zum The­ma Zöli­bat in West und Ost (und sei­ne Zurück­wei­sung einer Pro-Zöli­bats-Extrem­po­si­ti­on, 289), wor­auf wir hier nicht näher ein­ge­hen kön­nen (sie­he dazu im Resümee).

Resümee

Die Fra­ge des Unter­ti­tels: „Wo wur­de die apo­sto­li­sche Tra­di­ti­on treu­er bewahrt?“ wird eher impli­zit beant­wor­tet: Klar ist, daß die „Ortho­do­xie“ eigent­lich eine ver­hält­nis­mä­ßig jun­ge Erfin­dung ist, näm­lich durch das Schis­ma von 1054 und dann durch die desa­strö­se Sabo­ta­ge der Ein­heit im Gefol­ge des Flo­ren­ti­nums 1439. Was im getrenn­ten Osten gut und rich­tig ist, auch die Meß­lit­ur­gien, ist selbst­ver­ständ­lich Erbe der einen, unge­teil­ten Katho­li­schen Kir­che. Der getrenn­te Osten ent­wickel­te dann sei­ne oft in Geg­ner­schaft zu Rom ste­hen­den Doktrinen. –

Die schänd­li­che Erklä­rung von Bala­mand, von Dr. Barth mehr­fach harsch kri­ti­siert (58ff), ver­riet die hl. Unio­nen zugun­sten des Schis­mas. Der Rezen­sent fän­de es wich­tig, daß der Papst das abro­gie­ren und einen Akt der Ver­söh­nung mit den unier­ten Katho­li­ken set­zen muß. Dann muß er frei­lich alle getrenn­ten Chri­sten in die vol­le Ein­heit rufen. –

Zum The­ma Zöli­bat zieht Dr. Barth auch den her­vor­ra­gen­den Auf­satz „Ein Kir­chen­hi­sto­ri­ker erzählt Zölibats-Geschichte(n). Aus­ge­wähl­te The­sen Hubert Wolfs im Fak­ten­check“ des Wie­ner Fran­zis­ka­ners Pater Dr. Dr. habil. Domi­ni­kus Kraschl her­an (295). Da Pater Kraschl nicht nur im Zusam­men­hang mit dem Prie­ster­zö­li­bat eine wich­ti­ge Stim­me für unse­re Zeit ist, sei das extra herausgestellt.

Erwähnt wer­den soll auch, daß Dr. Barth ver­dienst­vol­ler­wei­se die Bedeu­tung der Bot­schaft von Fati­ma (195, 290ff u. a.) für die Ein­heit der Chri­sten aus­gie­big würdigt. –

Groß­ar­tig dar­ge­stellt ist auch die Leh­re vom Feg­feu­er und wie sie im getrenn­ten Osten ver­stan­den wird (333ff). –

Kri­tisch wird man eini­ge Abschwei­fun­gen, sehr weni­ge Ver­schrei­bun­gen, mini­ma­le Irr­tü­mer (die ohne Bedeu­tung für den Duc­tus des Buches sind) und pro­ble­ma­ti­sche For­mu­lie­run­gen betrach­ten kön­nen: Papst Alex­an­der VI. etwa sei per­sön­lich „fromm“ gewe­sen (158). Ange­sichts des Lebens­wan­dels die­ses Pap­stes wäre eine nähe­re Wort­er­klä­rung durch­aus ange­bracht gewe­sen. Der ver­dienst­vol­le Akti­vist für ver­folg­te Chri­sten und Gelehr­te DDr. Tho­mas Schirr­ma­cher wird ohne wei­te­res als „angli­ka­ni­scher Bischof“ bezeich­net, wo doch gera­de einem tra­di­tio­nel­len Katho­li­ken die Ungül­tig­keit der angli­ka­ni­schen Wei­hen nach Apo­sto­li­cae curae (1896) bekannt sein muß (168). –

Dr. Barth hat mit die­ser unge­heu­er mate­ri­al­rei­chen Publi­ka­ti­on einen sehr wich­ti­gen Bei­trag zu einem ernst­haf­ten „öku­me­ni­schen Dia­log“, wenn man die­se For­mu­lie­rung schon ver­wen­den will, gelei­stet. Natür­lich muß es letzt­lich um die Wie­der­ver­ei­ni­gung der getrenn­ten Chri­sten unter dem legi­ti­men Ober­haupt gehen. Barth wen­det sich gegen jeden Rela­ti­vis­mus und jede Ten­denz zur Ver­wäs­se­rung. Der Rezen­sent kann nach­voll­zie­hen, daß Barth gläu­bi­ge und opfer­be­rei­te Ortho­do­xe und Alt­ori­en­ta­len auch dann den Lau­en und den Prot­ago­ni­sten des „öku­me­ni­sti­schen Ein­heits­breis“ (420) vor­zieht, wenn sie sich anti­ka­tho­lisch positionieren.

Sehr gut faßt Barth zusammen:

„Man muß hier immer wie­der den Hl. Geist um die rech­te Erleuch­tung der Irren­den anfle­hen, aber nicht min­der dar­um bit­ten, daß es uns Katho­li­ken selbst gelin­gen möge, ihnen zwar mit Klar­heit, aber auch mit Klug­heit und in Geduld und Demut die Wahr­heit nahe­zu­brin­gen“ (421). –

Daß Dr. Barth kei­nen bil­li­gen Öku­me­nis­mus pro­pa­giert, gleich­zei­tig aber auch den getrenn­ten Chri­sten Wert­schät­zung ent­ge­gen­bringt und die Kata­stro­phen des mensch­li­chen Ele­ments der Kir­che im Berg­o­glio-Pon­ti­fi­kat nicht ver­schweigt, ver­rät Lau­ter­keit und stren­ge Objek­ti­vi­tät. Für alle die­se Lei­stun­gen hat er sich Dank und Aner­ken­nung ver­dient – auch sei­tens der Ortho­do­xen, die sich das genau anschau­en sollten.

Heinz-Lothar Barth, Chri­sten in Ost und West – Wo wur­de die apo­sto­li­sche Tra­di­ti­on treu­er bewahrt?, Sar­to, Bobin­gen, 2025, 422 S.

*Wolf­ram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Kate­chist, Pro-Lifer, ver­fügt über eini­ge Erfah­rung mit den Chri­sten des Ostens.

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1 Kommentar

  1. Zum Streit um die Epi­k­le­se: In dem Buch „Das Hl. Meß­op­fer“ von Pfar­rer Dr. K. Josef Merk von 1921 heißt es dazu auf Sei­te 188: „Die gan­ze letz­te Gestal­tung [der Kon­se­kra­ti­ons­wor­te] ist in der Wei­se von sich gegan­gen, daß unter Zugrun­de­le­gung des vor­han­de­nen Kon­se­kra­ti­ons­tex­tes und unter Her­bei­zie­hung der evan­ge­li­schen Berich­te in der Wie­der­ga­be einer Hand­schrift, wel­che „et aeter­nie“ bereits im fort­lau­fen­den Text ent­hielt, sei­ne heu­ti­ge Form durch Anglei­chung unter sich und durch Anpas­sun­gen und Ein­schal­tun­gen geschaf­fen wor­den ist, wobei die Unter­drückung der Epi­k­le­se (= Her­ab­ru­fung des Hl. Gei­stes), wel­che die Leh­re von der allei­ni­gen Wand­lungs­kraft der Wor­te „das ist mein Leib, das ist der Kelch mei­nes Blu­tes“) in ihrem Wer­te bedroh­te, die Ein­fü­gung von „myste­ri­um fidei“ hervorrief.(…)
    Fort­set­zung der Ana­mne­se (Die) älte­sten Lit­ur­gien zei­gen noch deut­lich die hier gestan­de­ne Bit­te um die Sen­dung des Hl. Gei­stes. Da sich die­sel­be fast all­ge­mein zur Epi­k­le­se, d. h. zur Bit­te um Her­ab­kunft des hl. Gei­stes zwecks Mit­wir­kung des­sel­ben zur vol­len Wesens­ver­wand­lung wei­ter­ent­wickel­te, also die rein geschicht­li­che Notiz von der Gei­stes­sen­dung ver­schwand, so wur­de auf römi­schem Boden die­sel­be in die heu­ti­ge Form umge­än­dert. Es geschah dies, um jeden Irr­tum in der Aus­le­gung die­ser Stel­le vor­zu­beu­gen und jene Aus­prä­gung der­sel­ben, wel­che sich ande­ren­orts erhal­ten hat­te, zu ver­hin­dern, näm­lich daß das Mit­wir­ken des hl. Gei­stes zum Zustan­de­kom­men der Ver­wand­lung not­wen­dig sei. Die Unter­drückung der Epi­k­le­se an die­ser Stel­le ließ ande­rer­seits die Wor­te „myste­ri­um fidei“ (= Geheim­nis des Glau­bens) im Kon­se­kra­ti­ons­text ent­ste­hen. So wird nun gebe­tet statt um Her­ab­kunft des hl. Gei­stes auf die Gaben um Empor­tra­gen der­sel­ben zu Gott durch Engelshand.“

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