Der heilige Josef und das Konklave 2025

Er wird die Gläubigen in den schweren Prüfungen beschützen


Der heilige Josef mit Maria und dem Jesuskind
Der heilige Josef mit Maria und dem Jesuskind

Von Rober­to de Mat­tei*

In der drit­ten Woche nach Ostern erin­nert uns die Lit­ur­gie der hei­li­gen Kir­che dar­an, wie der auf­er­stan­de­ne Jesus vor Sei­ner Him­mel­fahrt die ent­ste­hen­de Kir­che durch sei­ne Gegen­wart und sei­ne Leh­re festigte.

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Die auf Gol­ga­tha ent­stan­de­ne Kir­che ist eine sicht­ba­re Gesell­schaft, die eine Hier­ar­chie braucht, um sie zu lei­ten. Die­se Hier­ar­chie besteht aus den Apo­steln und ihren Nach­fol­gern, denen Chri­stus die Voll­macht gab, zu leh­ren und die Sakra­men­te zu ver­wal­ten. In ihrem Amt wer­den die Hir­ten der Kir­che von Prie­stern unter­stützt, die ihnen im Rang unter­ge­ord­net sind und von den zwei­und­sieb­zig Jün­gern reprä­sen­tiert wer­den. An der Spit­ze der Hier­ar­chie, als ober­ster Hir­te, steht Petrus, der Apo­stel­fürst, dem unser Herr die Schlüs­sel des Rei­ches über­ge­ben hat, die er an sei­ne 265 Nach­fol­ger wei­ter­ge­ge­ben hat. Die Juris­dik­ti­on des Petrus ist uni­ver­sal, denn uni­ver­sal ist die Sen­dung, die Chri­stus sei­nen Apo­steln anver­traut hat: „Dar­um geht zu allen Völ­kern und macht alle Men­schen zu mei­nen Jün­gern“ (Mt 28,19). Bei der Erfül­lung ihres Auf­trags wird die Kir­che die Lei­den von Gol­ga­tha erneut durch­le­ben, aber die Ver­fol­gun­gen, Häre­si­en, Schis­men und Ungläu­bi­gen, denen sie auf ihrem Weg begeg­nen wird, wer­den ihren Tri­umph in Zeit und Ewig­keit nicht aufhalten.

In den vier­zig Tagen zwi­schen der Auf­er­ste­hung und der Him­mel­fahrt ver­voll­komm­ne­te Jesus Sei­ne Kir­che, indem er den Apo­steln münd­lich den Sinn ihrer Sen­dung und die Drang­sa­le erklär­te, denen sie begeg­nen wür­den. Neben Ihm steht Maria, die in den Stun­den der Pas­si­on die gan­ze Kir­che in ihrer Per­son umfaß­te, denn sie war die ein­zi­ge, deren Glau­be nie wank­te. Maria aber wur­de zur Mut­ter der Kir­che und zur Mit­erlö­se­rin des Men­schen­ge­schlechts von dem Augen­blick an, als das Wort in ihrem Schoß Fleisch gewor­den ist. Aus die­sem Grund hat­te die Kir­che, noch bevor sie auf dem Kal­va­ri­en­berg gebo­ren und zu Pfing­sten mit dem Hei­li­gen Geist getauft wur­de, im hei­li­gen Josef, dem Haupt der Hei­li­gen Fami­lie, ihren Schutz­pa­tron. Indem er Jesus, den Gott­men­schen, und Sei­ne gött­li­che Mut­ter beschützt hat, hat der hei­li­ge Josef die strei­ten­de Kir­che auf Erden beschützt und beschützt sie auch nach sei­nem Tod im Him­mel, vor allem im Bekennt­nis ihres Glau­bens. Nach der seli­gen Jung­frau Maria hat­te kein mensch­li­ches Geschöpf den Glau­ben des hei­li­gen Josef, und des­halb bit­ten wir ihn in dem Gebet „Zu Dir, o seli­ger Josef“, daß er „die Pla­ge der Irr­tü­mer und Laster, die die Welt ver­un­rei­nigt“, von uns fern­hält und uns „in die­sem Kampf gegen die Macht der Fin­ster­nis“ vom Him­mel aus wohl­wol­lend beisteht.

Es soll­ten noch vie­le Jahr­hun­der­te ver­ge­hen, bis die Rol­le des hei­li­gen Josef bei der Ret­tung der Men­schen, der Völ­ker und der Kir­che bekannt wur­de. Das vol­le Wis­sen um ihre Macht war den letz­ten Zei­ten vor­be­hal­ten, in denen die Kir­che, die bis zum Äußer­sten ihrer Kräf­te gefor­dert war, Hil­fe benö­tig­te, die ihr in frü­he­ren Epo­chen nie gewährt wor­den war. So wie die Päp­ste die Grö­ße Mari­as ver­kün­de­ten, began­nen sie auch, die Grö­ße des hei­li­gen Josef zu ver­kün­den. Aus die­sem Grund erklär­te der seli­ge Pius IX. am 8. Dezem­ber 1870, unmit­tel­bar nach dem Ein­marsch der ita­lie­ni­schen Trup­pen in Rom am 20. Sep­tem­ber, mit dem Dekret Quem­ad­mo­dum Deus den hei­li­gen Josef zum Schutz­pa­tron der katho­li­schen Kir­che. Die­ses Dekret gab der Wahr­heit eine kano­ni­sche Form, daß der hei­li­ge Josef die Kir­che beschützt, so wie er zu sei­nen Leb­zei­ten die Hei­li­ge Fami­lie mit sei­ner Auto­ri­tät beschützt hat.

In sei­nem Apo­sto­li­schen Schrei­ben Incly­tum Patri­ar­cham vom 7. Juli 1871 erin­ner­te Pius IX. dar­an, daß er bereits am 10. Sep­tem­ber 1847 das Patro­nats­fest des hei­li­gen Josef, das dank eines beson­de­ren Indults des Hei­li­gen Stuhls bereits vie­ler­orts gefei­ert wur­de, auf die gesam­te Kir­che aus­ge­dehnt hat­te. „Doch“, so erklär­te er, „in die­sen letz­ten Zei­ten, in denen ein unge­heu­er­li­cher und abscheu­li­cher Krieg gegen die Kir­che Chri­sti geführt wird, ist die Ver­eh­rung der Gläu­bi­gen zum hei­li­gen Josef so sehr gewach­sen und fort­ge­schrit­ten, daß uns aus allen Rich­tun­gen unzäh­li­ge inbrün­sti­ge Bit­ten erreicht haben. Die­se wur­den kürz­lich auf dem Hei­li­gen Öku­me­ni­schen Vati­ka­ni­schen Kon­zil von Grup­pen von Gläu­bi­gen und, was noch wich­ti­ger ist, von vie­len Unse­rer ehr­wür­di­gen Brü­der, den Kar­di­nä­len und Bischö­fen der Hei­li­gen Römi­schen Kir­che, erneu­ert. In ihren Bit­ten baten sie, daß Wir in die­sen strah­len­den Tagen, um uns vor den Übeln zu schüt­zen, die uns von allen Sei­ten bedro­hen, das Erbar­men Got­tes durch die Ver­dien­ste und die Für­spra­che des hei­li­gen Josef wirk­sa­mer erfle­hen und ihn zum Patron der Welt­kir­che erklä­ren mögen. Bewegt von die­ser Bit­te und in Über­ein­stim­mung mit ihr und nach­dem Wir das gött­li­che Licht ange­ru­fen hat­ten, hiel­ten Wir es für rich­tig, daß die­ser Wunsch nach Fröm­mig­keit so vie­ler erfüllt wur­de. Des­halb haben Wir durch ein beson­de­res Dekret Unse­rer Kon­gre­ga­ti­on für die Hei­li­gen Riten (das Wir wäh­rend der fei­er­li­chen Mes­se in Unse­ren Patri­ar­chal­ba­si­li­ken, dem Late­ran, dem Vati­kan und der Libe­ria1, am 8. Dezem­ber des ver­gan­ge­nen Jah­res, dem Fest der Unbe­fleck­ten Emp­fäng­nis, 1870, ver­kün­den lie­ßen) haben Wir den seli­gen Patri­ar­chen Joseph fei­er­lich zum Patron der Welt­kir­che erklärt und ange­ord­net, daß sein Fest­tag, der 19. März, von nun an in der gan­zen Welt als dop­pel­ter Ritus ersten Ran­ges, jedoch ohne Oktav, wegen der Fasten­zeit, gefei­ert wird.

Um den 150. Jah­res­tag die­ses fei­er­li­chen Dekrets von Pius IX. zu fei­ern, hat­te Papst Fran­zis­kus ein Jahr des hei­li­gen Josef vom 8. Dezem­ber 2020 bis zum 8. Dezem­ber 2021 aus­ge­ru­fen, was einer der glück­lich­sten Akte sei­nes Pon­ti­fi­kats bleibt. Fran­zis­kus hat die Kir­che jedoch in einer der schwie­rig­sten Situa­tio­nen ihrer Geschich­te hin­ter­las­sen, und es scheint kein Zufall zu sein, daß das Kon­kla­ve, das sei­nen Nach­fol­ger wäh­len muß, am 7. Mai eröff­net wird, dem Mitt­woch des zwei­ten Sonn­tags nach der Oste­r­ok­tav, also genau an dem Tag, an dem die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie den hei­li­gen Josef, den Schutz­pa­tron der Kir­che, feiert.

Wir wis­sen nicht, wie der hei­li­ge Linus, der Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus, Ende der 60er Jah­re des ersten Jahr­hun­derts gewählt wur­de, denn es gab noch kein kodi­fi­zier­tes System wie die Kon­kla­ven spä­te­rer Jahr­hun­der­te, aber wir wis­sen, daß der hei­li­ge Josef mit Sicher­heit über die­se und alle fol­gen­den Papst­wah­len wach­te und den Bei­stand des Hei­li­gen Gei­stes für die zu die­ser höch­sten Ver­ant­wor­tung Beru­fe­nen erfleh­te. Und heu­te bit­ten wir den hei­li­gen Josef, den Schutz­pa­tron der Kir­che, daß auf sei­ne Für­spra­che der wür­dig­ste Mann zum Stell­ver­tre­ter Chri­sti auf Erden gewählt wird.

Soll­te die Mehr­heit der Kar­di­nä­le nicht auf den Ein­fluß des Hei­li­gen Gei­stes reagie­ren und nicht den rich­ti­gen Papst wäh­len, so wird der hei­li­ge Josef die Gläu­bi­gen in den fol­gen­den schwe­ren Prü­fun­gen beschüt­zen, indem er ihnen den Mut ein­flößt, für die Ehre der Kir­che zu kämp­fen, und das glü­hen­de Ver­trau­en in den Tri­umph des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens, den das Ober­haupt der Hei­li­gen Fami­lie bei der letz­ten Erschei­nung in Fati­ma am 13. Okto­ber 1917 durch sei­ne seg­nen­de Gegen­wart bestä­tigt hat.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.
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Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana


1 Gemeint ist die Patri­ar­chal­ba­si­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re in Rom, die auch nach Papst Libe­ri­us (352–366) benannt wird, des­sen 70 Jah­re zuvor errich­te­te Basi­li­ka, die 410 bei der Plün­de­rung Roms durch die West­go­ten in Flam­men auf­ge­gan­gen war, ab 422 durch die heu­ti­ge Mari­en­ba­si­li­ka ersetzt wurde.

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