
Innerhalb kurzer Zeit wurde der dritte Weihbischof von Chicago zum Erzbischof eines Erzbistums befördert. Chicago erweist sich damit als bergoglianische Kaderschmiede. Der von Franziskus seit seiner Wahl angestrebte Umbau des US-Episkopats hat seine Zentrale am Lake Michigan.
Der US-Episkopat war in den 70er und 80er Jahren sehr liberal. Durch das lange Doppel-Pontifikat von Johannes Paul II. und Benedikt XVI., vor allem letzterem, gelang es, die Mehrheitsverhältnisse der Bischofskonferenz von liberal auf konservativ zu verändern. Franziskus arbeitet daran, diese Änderung wieder rückgängig zu machen. Der wichtigste Schritt dabei war die Ernennung von Blase Cupich am 20. September 2014 zum Erzbischof von Chicago, dem größten und bedeutendsten Bischofssitz in den USA.
Cupich folgte in allen umstrittenen Punkten dem regierenden Papst aus Argentinien, ob es um Amoris laetitia oder Fiducia supplicans geht, um die Homo-Förderung oder die politische Nähe zu den US-Demokraten. Auch gegen die Tradition kämpft Cupich mit Traditionis custodes zur Hand wie Franziskus: Ein Teil der Tradition darf fortbestehen, während andere Teile zerschlagen werden.
Cupich gilt als Prototyp bergoglianischer Bischofsernennungen. Alain Pronkin schrieb dazu vor neun Jahren in Le Journal de Montréal: Franziskus ist auf der Suche „nach den progressivsten Kandidaten“. In Chicago scheint er dank Kardinal Cupich ausreichend fündig zu werden.
Seit seiner Ernenung zum Erzbischof gruppiert Msgr. Cupich, der kurz nach seiner Ankunft in Chicago von Franziskus auch zum Kardinal kreiert wurde, eine ganze Schar von Klerikern gleicher Orientierung um sich. Das Erzbistum Chicago hatte vor kurzem noch acht Weihbischöfe. Diese erstaunlich hohe Zahl erklärt sich nur, wenn man weiß, daß dieses Amt als Sprungbrett für eine höhere Karriere gedacht ist. Zuerst wird die „Schule von Chicago“ durchlaufen und mit der Bischofsweihe die Voraussetzung für eine Beförderung geschaffen. So wurden innerhalb kurzer Zeit gleich drei Weihbischöfe als Erzbischöfe an die Spitze ebenso vieler Erzdiözesen in den USA ernannt. Das zuletzt deutlich angezogene Tempo scheint mit dem angeschlagenen Gesundheitszustand von Franziskus zusammenzuhängen. Beförderungen, die heute möglich sind, könnten es morgen schon nicht mehr sein, sobald Franziskus aus dem Amt scheidet.
Nun weiß es also jeder: Kritische Stimmen hatten schon vor einiger Zeit auf die personalpolitische Bedeutung von Chicago für die Bergoglianer hingewiesen und waren dafür als Schwarzseher getadelt worden. In einer schnellen Folge ernannte Franziskus nun aber gleich drei Weihbischöfe zu Metropoliten, also Erzbischöfen mit eigener Kirchenprovinz.
- Am 31. März ernannte der Papst Bischof Michael McGovern aus Belleville, Illinois, zum Erzbischof von Omaha im Staat Nebraska. Er tritt die Nachfolge von Erzbischof George Lucas an, der im vergangenen Juni 75 Jahre alt wurde. Bischof McGovern, der 1994 in der Erzdiözese Chicago zum Priester geweiht wurde, war 2020 zum Bischof von Belleville ernannt worden.
- Am 12. Februar hatte Franziskus Weihbischof Robert Casey aus Chicago zum Erzbischof von Cincinnati befördert. Er wurde wie McGovern 1994 in der Erzdiözese Chicago zum Priester geweiht und 2018 zum Weihbischof von Chicago ernannt.
- Zuvor hatte Franziskus bereits am 6. November Weihbischof Jeffrey Grob aus Chicago zum Erzbischof von Milwaukee ernannt. Bischof Grob wurde 1992 in der Erzdiözese Chicago zum Priester geweiht.
In der inzwischen elfjährigen Amtszeit von Kardinal Blase Cupich als Erzbischof von Chicago wurden von Franziskus insgesamt elf Weihbischöfe für Chicago ernannt: drei im Jahr 2018, drei im Jahr 2020 und ganze fünf im Jahr 2024.
Drei von ihnen (darunter Erzbischof Grob und der designierte Erzbischof Casey) leiten jetzt eigene Erzbistümer. In den vergangenen zehn Jahren wurden drei weitere Priester aus Chicago zu Bischöfen ernannt.
Nimmt man noch die bergoglianischen Säuberungen dazu, die Bischöfe, die Franziskus absetzte wie Msgr. Strickland, ist der Umbau der Kirchenleitung in den USA unübersehbar.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: archchicago.org (Screenshot)
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