Das Presseamt des irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Shia al-Sudani gab bekannt, daß al-Sudani einen Telefonanruf von Papst Franziskus erhalten hat. Grund des Anrufs war, so die Pressestelle in Bagdad, daß Franziskus den irakischen Regierungschef persönlich zur Teilnahme an einer Veranstaltung zum Weltkindertag einladen wollte, die am kommenden Februar im Vatikan stattfinden wird.
Die irakische Presseagentur INA berichtete wie folgt:
„Der Ministerpräsident, Mohammed Shia al-Sudani, erhielt einen Anruf vom Papst des Vatikans, Seiner Heiligkeit Papst Franziskus, und fügte hinzu, daß der Papst den Ministerpräsidenten eingeladen hat, am Weltgipfel der Staats- und Regierungschefs über die Rechte des Kindes teilzunehmen, den der Vatikan im kommenden Februar anläßlich des Weltkindertages veranstalten wird.“
Und weiter:
„Der Ministerpräsident verwies auf die engen Beziehungen zwischen dem Irak und dem Vatikan und die gemeinsamen Standpunkte zur Ablehnung von Konflikten und Kriegen und zur Verstärkung der Bemühungen um die Sicherheit in der Welt, heißt es in der Erklärung. Seine Heiligkeit, der Papst, lobte laut dem Kommuniqué die Bemühungen al-Sudanis um eine Beruhigung der Lage und die laufenden Dialoge mit den Ländern der Region, die zur Schaffung von Stabilität und Sicherheit in der Region beitragen, um Spannungen abzubauen und die Konflikte zu beenden.“
Nun ist eine solche persönliche Einladung sehr ungewöhnlich. Die Veranstaltung selbst war von Papst Franziskus am 20. November 2024 im Rahmen der Generalaudienz angekündigt worden. Etwas später am selben Tag veröffentlichte das vatikanische Presseamt eine Erklärung, interessanterweise nur auf italienisch, mit weiteren Einzelheiten. Dabei wurde bekanntgegeben, daß Franziskus ein eigenes Päpstliches Komitee für den Weltkindertag errichtet hatte. Zugleich wurden die Statuten dieses Komitees von ihm genehmigt und in Kraft gesetzt. Es würde diesem eigens errichteten Organisationskomitee zufallen, persönliche Einladungen auszusprechen. Im konkreten Fall scheint Franziskus diese Aufgabe aber selbst zu übernehmen.
Eine englische Version der damaligen Ankündigung muß man gesondert suchen. Aus dieser erfährt man jedoch mehr. So wird als treibende Kraft im Hintergrund die Gemeinschaft von Sant’Egidio genannt. Mit dabei ist auch P. Enzo Fortunato, der Kommunikationdirektor des Petersdoms.
Al-Sudani wird am 15. Januar eine Pressekonferenz geben, wo er wahrscheinlich von Journalisten auf die Einladung des Papstes angesprochen werden wird. Bis dahin bleibt unklar, warum Franziskus diese ungewöhnliche Geste setzte. Eine erste römische Interpretation verweist auf die oft genannte hohe Zahl von Kindern, die im Zuge der Irak-Kriege der USA ums Leben gekommen sind. Sie scheint aber zu weit hergeholt. Die Sache näher treffen dürfte ein Hinweis aus dem Staatssekretariat, wo auf die aktuelle Lage in Syrien verwiesen wird.
Der etwas versteckte Hinweis, daß die Gemeinschaft von Sant’Egidio im Hintergrund die Fäden zieht, unterstreicht, daß es sich um eine Variante der vatikanischen Paralleldiplomatie handelt, die Franziskus in diesem Fall zu nützen versucht. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg konnte Sant’Egidio bisher nichts bewegen.
Es wäre seit längerem wieder ein erster Versuch von Franziskus, sich direkt und persönlich zur Lösung eines internationalen Konflikts einzubringen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Worldchildrenday.org (Screenshot)
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