Die katholische Erzdiözese von Nairobi lehnte Spenden von Politikern ab. In einer Erklärung vom Montag sagte Erzbischof Philip Anyolo, daß die von Präsident William Ruto und Gouverneur Johnson Sakaja erhaltenen Gelder zurückerstattet werden. Die Atmosphäre zwischen der Bischofskonferenz und der derzeitigen Staatsführung ist getrübt.
William Ruto ist seit 2022 der fünfte Präsident, seit Kenia 1963 von Großbritannien aus dem Kolonialstatus entlassen wurde und Unabhängigkeit und Souveränität erlangen konnte. Ruto ist evangelikaler Christ. Gouverneur Sakaja ist Katholik.
Am Sonntag, dem 17. November 2024, spendete Präsident Ruto 600.000 Kenianische Schilling (nicht ganz 4400 Euro) an den katholischen Kirchenchor und den Missionsrat der Pfarrei Soweto. Außerdem spendete er zwei Millionen Schilling für den Bau des Pfarrhauses, während Gouverneur Sakaja weitere 200.000 Schilling dafür spendete.
Der Präsident versprach, der Pfarrei einen Gemeindebus zu kaufen, und sagte außerdem weitere drei Millionen Schilling für den Bau des Priesterhauses zu.
„Die katholische Kirche rät dringend davon ab, Veranstaltungen wie Spendensammlungen und Kundgebungen als Plattformen für die politische Selbstdarstellung zu nutzen. Politiker werden dringend gebeten, die Kanzel nicht zu einer Bühne für politische Rhetorik zu machen, da solche Aktionen die Heiligkeit von Gotteshäusern untergraben“, so Erzbischof Anyolo am Montag.
Er rief die Kirche dazu auf, ihre Integrität zu wahren, indem sie Beiträge ablehnt, die unbeabsichtigt ihre Unabhängigkeit gefährden oder ungerechtfertigte Bereicherung ermöglichen könnten. Er forderte die politischen Führer auf, ethische Führungsqualitäten zu zeigen, indem sie die von der Kenianischen Bischofskonferenz aufgeworfenen drängenden Fragen ansprechen wie politische Streitkultur, Korruption, politische Eigeninteressen, Menschenrechtsverletzungen und Meinungsfreiheit.
„Die Kirche muß eine neutrale Instanz bleiben, die frei von politischem Einfluß ist, um effektiv als Raum für geistliches Wachstum und Gemeinschaftsführung zu dienen“, sagte Erzbischof Anyolo.
Die Reaktion des Erzbischof erklärte sich aus dem angespannten Klima, das zwischen der Bischofskonferenz und der derzeitigen kenianischen Staatsführung herrscht. Erst am vergangenen Donnerstag beschuldigte die Kenianische Bischofskonferenz die Regierung von Präsident Ruto, eine „Kultur der Lügen“ zu pflegen und den Staatsapparat zu nutzen, um Kritiker zum Schweigen zu bringen.
Die Kirche beklagte in jüngerer Zeit immer stärker die hohe Korruption, die in der kenianischen Politik herrsche. Hinzu kommen aber auch inhaltliche Konflikte, besonders im Bildungsbereich. Die katholische Kirche verfügt traditionell über ein kapillares Schulnetz. Auf dieses versucht die Staatsführung mit ihren Bildungsprogrammen Einfluß zu nehmen. Die Bischöfe werfen der Staatsführung mehr oder weniger deutlich vor, sich von westlichen Geldgebern, auch NGOs, korrumpieren zu lassen. Im Gegenzug für die finanziellen Vorteile sollen in Kenia die Tötung ungeborener Kinder durch Abtreibung und die Homo-Agenda eingeführt werden.
Die Bischofskonferenz betonte am Montag, daß Politiker willkommen seien, die Kirche zu besuchen, um als Christen geistliche Nahrung zu erhalten, ohne dies aber für politische Zwecke zu nutzen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Erzbistum Nairobi (Screenshot)
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