
Von Cristina Siccardi*
Am Sonntag, dem 8. September, war das Fest Mariä Geburt, und am kommenden Sonntag ist das liturgische Gedenken an die Sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria. In unseren Tagen sind wir genötigt, die antichristliche Macht so dramatisch und aggressiv zu erleben, daß wir manchmal die Hoffnung und das Vertrauen verlieren. Stattdessen leitet uns die Gottesmutter an, weiterhin im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe auszuharren.
In diesem Sommer wurden wir Zeugen der eklatanten Schändung und der Blasphemie, die durch die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris weltweit ausgelöst wurden. Während die enthauptete Marie-Antoinette aus den Fenstern der Conciergerie, in der sie gefangengehalten wurde, ihren eigenen Kopf in den Händen hielt und als Farbe blutrot dominierte, bis sie aus dem Palast heraustrat, um sich in die Seine zu stürzen, wurde inzwischen das schmutzige Spektakel der „Drag Queens“ vorbereitet, die die Christenheit beleidigten. Nach diesen abscheulichen Vorfällen äußerte sich der Papst indirekt erst, nachdem der türkische Staatspräsident ihn persönlich angerufen hatte, um ihm seine Besorgnis über die Vorkommnisse in Paris zum Ausdruck zu bringen und daran zu erinnern, daß diese unmoralischen Demonstrationen überall Empörung und Reaktionen hervorgerufen hatten, weil religiöse und moralische Werte lächerlich gemacht und die Ehre der Menschheit unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit und der Toleranz mit Füßen getreten wurden. Präsident Erdoğan warnte den Papst, daß dies sowohl die christliche Welt als auch die Muslime beleidige, und sagte ihm, daß es notwendig sei, eine gemeinsame Stimme zu erheben und eine einheitliche Haltung gegen solche Handlungen zu zeigen. Er betonte dann, daß die Infragestellung religiöser Werte und die Verbreitung perverser Propaganda während der Olympischen Spiele ein Weckruf seien. In der Tat ist der moralische Verfall, in den die Welt immer weiter abrutscht, offensichtlich.
Was viele der Gläubigen nach der Schandtat am Abend des 26. Juli im regennassen Paris gerne von Papst Franziskus gehört hätten, haben sie leider nicht gehört. Der Heilige Stuhl beschränkte sich auf die Erklärung – Franziskus selbst nahm bis heute nicht zu den Pariser Ereignissen Stellung –, daß er, der Heilige Stuhl, „betrübt sei über einige Szenen“ und sich nur den Stimmen anschließen könne, „die in den vergangenen Tagen die Beleidigung vieler Christen und Gläubiger anderer Religionen beklagt haben. Bei einem prestigeträchtigen Ereignis, bei dem sich die ganze Welt um gemeinsame Werte versammelt, sollte es keine Anspielungen geben, die die religiösen Überzeugungen vieler Menschen lächerlich machen.“ Für den Vatikan „findet die Meinungsfreiheit, die selbstverständlich nicht in Frage gestellt wird, ihre Grenze im Respekt vor anderen“.
Johannes Paul II. hätte man wahrscheinlich donnern gehört, obwohl auch er ein Kind des Zweiten Vatikanischen Konzils war, jener Kirchenversammlung, die das abirrende Denken des Liberalismus umarmte, das die menschliche Kirche in den Ruin geführt hat, in dem sie sich heute befindet. Trotz so viel Finsternis innerhalb und außerhalb der Kirche, trotz der Tatsache, daß die Mächte des Bösen vor allem in der westlichen Welt ihre perversen antichristlichen, menschenfeindlichen, familienfeindlichen und erziehungsfeindlichen Ideologien verbreiten, die zu einer allgegenwärtigen Verderbnis der Gewissen führen und einen Strudel von beeindruckender verbaler und physischer Gewalt verbreiten, fordert uns die Gottesmutter auf, mit der Waffe des Rosenkranzes und der Beständigkeit im Empfang der Sakramente zu kämpfen, um die Stunde Gottes, die verheißene Stunde Seiner Gerechtigkeit, abwarten zu können.
Maria, die Allerseligste, wurde ohne Sünde empfangen: Sie kannte die Verderbnis der Erbsünde nicht und kannte daher auch den Tod nicht. Sie ist die gebenedeite Frau unter allen Frauen. Sie ist die Demütige schlechthin, und ihr wurde die größte Aufgabe zuteil: Sie wurde die Mutter Gottes und Miterlöserin. Sie ist die Mittlerin aller Gnaden, denn nur ihr wird gewährt, was niemandem sonst gewährt wird.
Die Muttergottes ist in der Lage, mit ihrer vollkommenen Reinheit und ihrer außergewöhnlichen mütterlichen Liebe, die die Gunst des Herrn erlangt, die Seelen zu Christus zu führen. Ihre menschliche Vollkommenheit, die sie ontologisch gesehen von allen anderen menschlichen und engelhaften Wesen unterscheidet, führte sie von Anfang an in das Licht des Allmächtigen, der sie mit göttlicher Gnade erfüllte. Aber diese Gnade bewahrte sie nicht vor dem Schmerz, vor der Sünde ja, sowohl der Erbsünde als auch der Todsünde oder auch der läßlichen Sünde, vor dem Tod ja, weil sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, aber die Gnade bewahrte sie nicht vor dem Schmerz.
Nach der Lektüre der Evangelien hat die Heilige Mutter Kirche traditionell sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria aufgezählt, an die man sich immer erinnern sollte:
- Der erste Schmerz ist die Prophezeiung des Simeon über das Jesuskind: „Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2,34–35).
- Der zweite ist die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten: „Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten“ (Mt 2,13–23).
- Der dritte ist der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem: „Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne daß seine Eltern es merkten“ (Lk 2,43).
- Der vierte ist die Begegnung von Maria und Jesus auf dem Weg nach Golgatha, wie sie die vierte Station des Kreuzweges bezeugt.
- Der fünfte ist die Begegnung zwischen Maria und Jesus am Fuße des Kreuzes, an dem Jesus gekreuzigt wird, das Stabat Mater, das von Jacopone da Todi poetisch unsterblich gemacht wurde: „Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“ (Joh 19,25–27).
- Der sechste ist die, in der Maria den toten Jesus in ihre Arme nimmt. Dies ist die Tradition der sogenannten Pietà, die von der christlichen Kunst vielfach verewigt und von Michelangelo Buonarroti zu einem erhabenen Meisterwerk gemacht wurde.
- Der siebte zeigt die Mutter Gottes, die sieht, wie ihr Sohn ins Grab gelegt wird. Auch in diesem Fall gibt es keinen direkten Hinweis im Evangelium, aber er ist Teil der heiligen Tradition der Kirche.
Ursprünglich war die Verehrung der Schmerzensmutter, die im späten 11. Jahrhundert begann, mit der Karwoche verbunden, dann wurde ein eigener Festtag eingeführt, der ursprünglich am Freitag vor der Karwoche oder nach Ostern gefeiert wurde und schließlich in Verbindung mit dem Fest der Kreuzerhöhung, das am Vortag gefeiert wird, auf den 15. September verlegt wurde. Die Geschichte der Verehrung der Schmerzensmutter fand ihre besondere Verbreitung ab dem 15. August 1233, als sieben Florentiner Adlige, die Mitglieder der Kaufmannsgilde waren, und Dichter-Schauspieler der Laudesi-Gesellschaft, ihre Liebe zur Gottesmutter in Laudes vor einem an die Wand einer Florentiner Straße gemalten Bild zum Ausdruck brachten. Eines Tages sahen sie plötzlich, wie das Marienbildnis lebendig wurde und in Trauer gekleidet erschien, weil der Bruderhaß die Einwohner von Florenz in Fraktionen entzweite. Diese sieben jungen Männer beschlossen daraufhin, ihre Waffen niederzulegen, ebenfalls das Trauerkleid zu tragen und die Societas Septem Dolorum Beatae Mariae Virginis zu gründen, die als Servi Mariae, Marienknechte und schließlich vor allem als Serviten bekannt wurde. Dieser Ordo Servorum Beatae Virginis Mariae, der sich der Buße und dem Gebet widmete, fand seinen Sitz auf dem Montesenario nördlich der Stadt Florenz, in der Gemeinde Vaglia. Hier eröffneten die sieben heiligen Stifter 1234 das erste Kloster, das im 15. Jahrhundert und erneut 1594 von Großherzog Ferdinand I. von Toskana erweitert und im 18. und 19. Jahrhundert abgeändert wurde.
Wenn so viel Lärm, Aufruhr, Ohrenbetäuberei, verstärkt durch die Medien und die sozialen Netzwerke, eine Flut von unmoralischen und grausamen Handlungen hervorrufen, die vom Bösen inspiriert sind, wird die Stille der Gebetsstätten, ob klösterlich oder häuslich, vom Herrn über Leben und Tod und von der allerseligsten Jungfrau Maria, der Unbefleckten Empfängnis und der Schmerzreichen, bewacht. Sie weiß, wie man dem Fürsten dieser Welt, der so krankhaft gewalttätig geworden ist, daß er nicht einmal Minderjährige verschont, Schandtaten zu begehen, wie die schrecklichen Chroniken dieser Tage zeigen, den Kopf zertreten kann, und sie wird es tun.
*Cristina Siccardi, Historikerin und Publizistin, zu ihren jüngsten Buchpublikationen gehören „L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II“ (Der Winter der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Veränderungen und Ursachen, 2013); „San Pio X“ (Der heilige Pius X. Das Leben des Papstes, der die Kirche geordnet und erneuert hat, 2014) und vor allem ihr Buch „San Francesco“ (Heiliger Franziskus. Eine der am meisten verzerrten Gestalten der Geschichte, 2019).
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons