
(Rom) Zwei Gesichter von Nicht-Klerikern in der unmittelbaren Nähe des Papstes sind der ganzen Welt bekannt. Dabei handelt es sich um die beiden Kammerdiener des Papstes. Der erste Leibdiener wurde nun ausgetauscht. Ein neues Gesicht betritt die Bühne.
Nach zwölf Jahren als Kammerdiener Seiner Heiligkeit wurde Sandro „Sandrone“ Mariotti auf einen anderen Posten im Vatikan versetzt. Ihn hatte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 ernannt, nachdem dessen damaliger Leibdiener Paolo Gabriele wegen des Vatileaks-Skandals untragbar geworden war. Zur Erinnerung: Gabriele hatte vertrauliche Unterlagen vom Schreibtisch Benedikts gestohlen und an Pressevertreter weiterverkauft – oder gar in deren Auftrag gehandelt, was gerichtlich jedoch nicht nachgewiesen werden konnte.
Gabriele wurde von einem vatikanischen Gericht zu drei Jahren Haft verurteilt, aber dann von Benedikt XVI. zu Weihnachten 2012 begnadigt. Kurz vor dem Heiligen Abend, dem letzten Weihnachtsfest des deutschen Papstes vor seinem überraschenden Amtsverzicht, suchte er ebenso überraschend Gabriele persönlich im Polizeigefängnis auf – Grabiele war damals seit längerem der einzige Gefangene im Vatikan –, sprach mit ihm kurz und begnadigte ihn. Gabriele hatte sich zuvor in einem Brief an Benedikt gewandt und ihn um Verzeihung gebeten.
Gabriele war nicht entlassen worden, sondern auf einen neuen Posten in der weltberühmten Päpstlichen Kinderklinik Bambino Gesù versetzt worden. Er starb 2020 im Alter von erst 54 Jahren nach langer schwerer Krankheit.
Zuletzt stand Sandrone Mariotti im Mittelpunkt einer unschönen Szene, als ihn Franziskus auf dem Petersplatz beschimpfte. Franziskus, der bemüht ist, seine gesundheitlichen Probleme nach außen zu verbergen, wird von starken Schmerzen gequält. Beim Ein- und Aussteigen aus dem Papamobil bereiten sie ihm besondere Probleme, was damals wohl der Fall war. Unschön war die Szene dennoch, da Mariotti Franziskus treu ergeben war.
Wenige Wochen später wurde Sandrone Mariotti nun seines Amtes entbunden und auf einen anderen Posten beim Heiligen Stuhl versetzt. Offiziell ist die Rede von einem „routinemäßigen Vorgang“.
Sein Nachfolger wurde der 40jährige Daniele Cherubini, der bisher als medizinischer Angestellter bei der vatikanischen Krankenkasse tätig war. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Cherubini am vergangenen Sonntag während der Messe zum Weltkindertag auf dem Petersplatz.

Der zweite Kammerdiener Seiner Heiligkeit ist Piergiorgio Zanetti, ein ehemaliger Gendarm des Gendarmeriekorps der Vatikanstadt, den Franziskus bereits von früher kannte und den er 2013 in seine Dienste holte. Zanetti war Jorge Mario Bergoglio, als dieser Erzbischof von Buenos Aires war, von einem argentinischen Priester vorgestellt worden, der mit Zanetti verwandt ist, um den argentinischen Kardinal bei einem Rom-Besuch zu begleiten.
Nun rückte Zanetti auf und ist erster Kammerdiener, während Cherubini die Aufgabe des zweiten Kammerdieners übernimmt.
Wie schon bei Zanetti handelt es sich auch bei der Ernennung von Cherubini um eine ganz persönliche Entscheidung von Franziskus, was ohnehin der bevorzugte Weg dieses Papstes in Personalfragen ist.
Unvergessen ist Angelo Gugel, der Kammerdiener dreier Päpste, der am 13. Mai 1981 als erster Papst Johannes Paul II. zu Hilfe eilte, als der türkische Attentäter Ali Agca auf dem Petersplatz seine Schüsse auf das Kirchenoberhaupt abgefeuert hatte. Der aus Venetien stammende Mann mit dem deutschen Familiennamen diente als bisher einziger Kammerdiener drei Päpsten: Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Der heute 89jährige Gugel war 1955, im Alter von 20 Jahren, in das Gendarmeriekorps der Vatikanstadt eingetreten. Von 1978 bis 2006 diente der Vater von vier Kindern ganze 28 Jahre als Kammerdiener seiner Heiligkeit.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia/MiL (Screenshots)