Am Montag, dem 15. Januar, empfing Papst Franziskus eine Vertretung von Dozenten und Studenten des Studium Biblicum Franciscanum. Anlaß war das hundertjährige Bestehen dieses Zentrums für biblische und archäologische Forschungen und Studien mit Sitz in Jerusalem. Bei dieser Gelegenheit beanstandete Franziskus, daß es in Rom „zu viele kirchliche Universitäten“ gebe.
Das am 7. Januar 1924 bei der Flagellatio, der Geißelungskapelle, in Jerusalem eröffnete Studium Biblicum Franciscanum der Franziskanerkustodie des Heiligen Landes ist keine römische Einrichtung, allerdings seit 2011 eine Fakultät der Päpstlichen Universität Antonianum, der Ordenshochschule des Franziskanerordens in Rom.
Wörtlich sagte Franziskus am Montag:
„Ich nütze diese Gelegenheit, um zu sagen, daß es in Rom zu viele kirchliche Universitäten gibt. Ihr müßt Euch einigen und eine Form der Einheit schaffen: Einheit in den Lehrplänen… Kommt zu einer Einigung, redet.“
Die unverhohlene Aufforderung, sich zusammenzuschließen, sorgt für einige Unruhe an den angesprochenen Bildungseinrichtungen, denn die kirchlichen Hochschulen befinden sich schon seit einiger Zeit im Visier des Papstes. Auch unter ihnen geht der päpstliche Kommissar um.
Besonders scheint es Franziskus auf jene Universitäten abgesehen zu haben, die nicht nur kirchenrechtlich Einrichtungen päpstlichen Rechts sind, sondern seit jeher dem Papsttum besonders nahestehen und hohes Ansehen genießen. Dazu zählt an erster Stelle die „Universität des Papstes“ schlechthin, die 1773 gegründete Päpstliche Lateranuniversität. Sie befindet sich auf exterritorialem Gebiet und ist damit auch die einzige Hochschule auf dem Gebiet des Kirchenstaates. Seit ihrer Gründung waren alle Rektoren Priester, unter Papst Benedikt XVI. sogar Bischöfe, um zu unterstreichen, welchen Stellenwert die Bildung für den deutschen Papst hatte.
Unter Papst Franziskus kam es zu einer Gewichtsverschiebung, denn seine bevorzugte Universität ist die Gregoriana. Nicht von ungefähr, wie manche denken, denn das ist die Hochschule des Jesuitenordens in Rom. Diese päpstliche Universität wurde bereits 1556 gegründet, während die Lateranuniversität entstand, als die Gregoriana im Zuge der Aufhebung des Jesuitenordens kurzzeitig schließen mußte. Sie ging damals in die Hände des römischen Diözesanklerus über, bis sie mit der Wiedererrichtung des Jesuitenordens 1814 an diesen zurückgegeben wurde.
Ein Hinweis von Silere non possum, einem Blog römischer Priester, läßt die aktuelle Situation besser verstehen:
Die Päpstliche Universität Gregoriana ist jene Universität, „die in der ganzen Welt dafür bekannt ist, daß sie Dozenten, die keine Jesuiten sind, nicht ausreichend bezahlt, und für die Häresien, die an ihr gelehrt werden“.
Die Lateranuniversität, seit 250 Jahren die rangerste unter den römischen Hochschulen, befindet sich hingegen im Niedergang, seit Franziskus 2018 mit dem Völkerrechtler Vincenzo Buonomo den ersten Laien zum Rektor ernannte. Im vergangenen Jahr wurde er durch den Redemptoristen P. Alfonso Vincenzo Amarante ersetzt, allerdings von Franziskus zugleich zum Päpstlichen Delegaten für die Päpstliche Universität Urbaniana, ernannt. Die Urbaniana, 1627 gegründet, ist die Ausbildungsstätte der einstigen Propaganda Fide, heute Dikasterium für die Evangelisierung der Völker genannt, und daher schwerpunktmäßig auf die Mission ausgerichtet.
Dem Juristen Buonomo, der sich in den UNO-Gremien zu bewegen weiß, wird vorgeworfen, weder den Katechismus der Katholischen Kirche noch das Kanonische Recht zu kennen, obwohl er utriusque promoviert wurde. Seine Ernennung wird einem „antiklerikalen“ Impetus von Franziskus zugeschrieben, der meint, ein Laie könne es besser als ein Kleriker. Aus diesem Grunde hatte er Buonomo als Kommissar an die Lateranuniversität gesandt. Als die Umbesetzung das Gegenteil zur Folge hatte, schickte Franziskus den Kommissar zum Kommissar. „Eine lächerliche Situation, der hoffentlich mit der Ernennung des neuen Rektors Alfonso Vincenzo Amarante ein Ende gesetzt wurde“, so Silere non possum. Die Befürchtung steht jedoch im Raum, daß Buonomo als Päpstlicher Delegierter, sprich, Rektor-Kommissar an der Urbaniana wiederholt, was von ihm bereits an der Lateranuniversität angerichtet wurde.
Bergoglianische Widersprüche
Die Beanstandung, die Franziskus am Montag äußerte, hat noch einen weiteren, ziemlich widersprüchlichen Aspekt. Derselbe Papst, der kritisierte, daß es in Rom „zu viele“ kirchliche Hochschulen gebe, gründet selbst nämlich neue. Erst am 15. August 2023 errichtete Franziskus die „Universität des Sinns“. Die Verwaltung legte er in die Hände von Scholas Occurrentes, einer zweifelhaften Stiftung, die ebenfalls von ihm gegründet wurde. Der Sinn dieser neuen Universität ist wenig klar.
Während Franziskus altgediente Universitäten unter kommissarische Verwaltung stellt – außer seine Freunde an der Gregoriana, wie es in Rom heißt –, gründet er neue, um noch mehr Professoren aus aller Welt, deren Qualifikationen manchmal hinter der Fülle von „Empfehlungen“ zurückbleiben, die sie nach Rom schwemmen.
Franziskus selbst begründete die Errichtung der neuen Universität, laut einer Aussendung von Scholas Occurrentes, wie folgt:
„Scholas, als eine Gemeinschaft, die erzieht, als eine Intuition, die wächst, öffnet die Türen der ‚Universität des Sinns‘, mit Studenten aller Realitäten, Sprachen und Glaubensrichtungen, so daß niemand ausgelassen wird, wenn das, was gelehrt wird, nicht eine Sache ist, sondern das Leben selbst.“
Welche Klarheit wurde damit aber geschaffen?
Franziskus setzt im Bildungsbereich Schritte, die an anderer Stelle bestenfalls belächelt würden. Scholas Occurrentes ist Träger zweifelhafter Initiativen und die Sponsoren sind es teilweise auch. Sie fördert nicht nur die Gender-Ideologie, sondern auch eine „Kultur der Begegnung“ ohne Christus. Franziskus will, daß sich die bestehenden Einrichtungen zusammenschließen, während er neue gründet, die mit Sicherheit das tun, was er will. Franziskus, ein Papst der mit zweierlei Maß mißt. Der römische Priesterblog fügt noch eine Anmerkung hinzu:
„Im übrigen hat dieses Pontifikat gezeigt, daß Kultur und Studium kein Thema sind.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/Wikicommons/Scholas Occurrentes (Screenshots)
Der Papst als Ausfuehrer der UNO-Ideologien.