„Parole, Parole, Parole!“ (Worte, Worte, Worte!)

Eine Synodenbilanz nach der ersten Sitzungsperiode


"Parole, parole, parole!" heißt es in einem Lied der frühen 70er Jahre. Worte, Worte, Worte, ist das auch das Ergebnis der ersten Session der Synodalitätssynode?
"Parole, parole, parole!" heißt es in einem Lied der frühen 70er Jahre. Worte, Worte, Worte, ist das auch das Ergebnis der ersten Session der Synodalitätssynode?

Von Msgr. Mari­an Eleganti*

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Der Brief der Syn­oden­teil­neh­mer wie­der­holt die bis zum Über­druss bereits bekann­ten und über­all wie­der­hol­ten Wortsal­bun­gen, die am Ende auf­grund ihrer All­ge­mein­heit nichts­sa­gend wer­den, vor allem, wenn man sie an den geweck­ten Erwar­tun­gen misst. Sie brin­gen in kei­ner der hei­ssen Fra­gen Klar­heit. Die Kir­che wird wei­ter­hin von innen her syste­ma­tisch auf­ge­rie­ben. Letz­te­res ist gewollt, denn man will ihre bis­he­ri­ge Struk­tu­ren auf­bre­chen und ihren tra­di­tio­nel­len Modus ope­ran­di (durch die sacer­do­ta­len Voll­mach­ten) aufweichen.

«Paro­le, paro­le, paro­le!» sang Mina (und Adria­no Celen­ta­no) in einem ihrer belieb­ten Lie­der. Wor­te, Wor­te, Wor­te! Man sehnt sich nach nichts ande­rem als nach dem Evan­ge­li­um anstel­le der wort­rei­chen Doku­men­te, die über­all und en mas­se die syn­oda­len Pro­zes­se beglei­ten, zusammen­fassen und wei­ter­brin­gen sollen,

aber nicht die Kraft des Gei­stes eines ein­zi­gen Gleich­nis­ses Jesu haben.

Statt Got­tes­wor­te und Got­tes­weis­heit müs­sen wir bis zum Über­druss Men­schen­wor­te und Men­schen­weis­heit lesen, Para­phra­sie­run­gen des Evan­ge­li­ums statt des Evan­ge­li­ums selbst.

Die Kir­che müs­se sich ver­än­dern! Bis­her muss­ten wir es! Sie lässt sich aber nicht mit der gewünsch­ten Offen­sicht­lich­keit und Schnel­lig­keit refor­mie­ren, wie die Refor­mer es wün­schen. Es braucht des­halb Pro­zes­se, müh­sa­me, hart­näcki­ge, lang­wie­ri­ge, die mit der vor­ge­ge­be­nen, über­all zu wie­der­ho­len­den Seman­tik geölt wer­den, damit sie nicht stecken blei­ben. Mit «refor­mie­ren» mei­ne ich gleich­zei­tig die histo­ri­sche Kon­no­ta­ti­on einer «Refor­ma­ti­on 2,0». Denn die Beto­nung der Auto­ri­tät und des Han­delns kraft der Tau­fe und die damit ver­bun­de­ne neue, ega­li­tä­re «Syn­oda­li­tät» wie­der­ho­len refor­ma­to­ri­sche Axio­me und füh­ren zu nichts ande­rem als einer Angli­ka­ni­sie­rung der römisch-katho­li­schen Kir­che. Ihr sacer­do­ta­ler Modus ope­ran­di durch das ver­bind­lich und bevoll­mäch­tigt han­deln­de, beson­de­re Amts­prie­ster­tum wird lai­kal ein­ge­bun­den und ent­sa­kra­li­siert trotz War­nun­gen sogar von pro­te­stan­ti­scher Sei­te, wir soll­ten nicht die glei­chen Feh­ler machen wie die Refor­ma­to­ren. Syn­oda­li­sie­rung und Pro­te­stan­ti­sie­rung sind in die­ser Hin­sicht Synonyme.

Immer wie­der neu wer­den wir mit dem sal­bungs­vol­len kirch­li­chen Neu­sprech ein­ge­fet­tet, damit die Pro­zes­se nicht stecken­blei­ben und end­lich die neu­en Fak­ten (ich zäh­le die Postu­la­te nicht mehr auf) geschaf­fen wer­den können.

Es zeich­net sich bereits ab, dass eini­ge die­ser For­de­run­gen auch in Zukunft nicht erfüllt wer­den wie das Frau­en­prie­ster­tum und die Auf­he­bung des Zöli­ba­tes oder Frau­en als Kar­di­nä­le. Das bedeu­tet aber nicht, dass sich nicht ein «schmut­zi­ges» (schmut­zig, weil nicht offen dekla­riert) Schis­ma wei­ter aus­brei­tet: in der Gestalt der Tat­sa­chen vor Ort. Die Pra­xis, nicht die Wor­te ent­schei­den ja am Ende. Schlei­chend wird die­ses Han­deln eta­bliert, regio­nal und lokal, weil es uni­ver­sal nicht geht, näm­lich in der Pfar­rei, in den Gre­mi­en und ihren neu­en, mass­ge­schnei­der­ten Lit­ur­gien und Ent­schei­dungs­pro­zes­sen: «Bei uns macht man das so!» Man muss sich fügen, sonst wird man aus­ge­son­dert ent­spre­chend lokal­kirch­li­cher Hand­rei­chun­gen, wel­che die neue Syn­oda­li­tät umset­zen, auch wenn sie kirch­li­chem Recht und kirch­li­cher Leh­re wider­spricht. Die Vor­den­ker die­ser Bewe­gung in Deutsch­land sagen es offen: Man muss lokal han­deln! Anders geht es nicht. Das aber ist mei­nes Erach­tens nichts ande­res als ein schlei­chen­des Schis­ma, das mit der neu­en «Syn­oda­li­tät» ver­schlei­ert, gesalbt und legi­ti­miert, nein, vor­an­ge­trie­ben wird. Es wird sich immer mehr als ein sol­ches erwei­sen, sobald die Fru­stra­ti­on der Refor­mer zum Über­schäu­men kommt, falls ihnen die Refor­men auch 2024 nicht weit genug gehen und sich ein­mal mehr vor allem als Wor­te erwei­sen. Sie wer­den dann von Wor­ten, Wor­ten, Wor­ten genug haben und ihnen Fak­ten fol­gen las­sen, was sie ja jetzt schon machen.

*Msgr. Mari­an Ele­gan­ti OSB war von 1999 bis 2009 Abt der Bene­dik­ti­ner­ab­tei St. Otmars­berg im Kan­ton Sankt Gal­len, dann von 2009 bis 2021 Weih­bi­schof der Diö­ze­se Chur.

Bild: Wiki­com­mons

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