Kurze Abhandlung über das Heldentum

Wahrer Heroismus


Der höchste Ausdruck des Heldentums ist das Leiden Christi. In seiner Arbeit untersuchte der brasilianische Denker Plinio Corrêa de Oliveira die verschiedenen Ausdrucksformen des Heroismus in jüngerer Zeit und stellte einen Vergleich an.
Der höchste Ausdruck des Heldentums ist das Leiden Christi. In seiner Arbeit untersuchte der brasilianische Denker Plinio Corrêa de Oliveira die verschiedenen Ausdrucksformen des Heroismus in jüngerer Zeit und stellte einen Vergleich an.

Von Pli­nio Cor­rêa de Oliveira*

Anzei­ge

In der all­ge­mei­nen Vor­stel­lung und im Emp­fin­den des moder­nen Men­schen gibt es ver­schie­de­ne For­men des Hel­den­tums, die ver­schie­de­nen Tra­di­tio­nen entsprechen.

Es gibt das deut­sche Hel­den­tum und das, was wir fran­zö­si­sches Hel­den­tum nen­nen könn­ten; es gibt das Hel­den­tum des 19. Jahr­hun­derts, das faschistische/​nationalsozialistische Hel­den­tum, das kom­mu­ni­sti­sche Hel­den­tum, das japa­ni­sche Heldentum…

Wel­ches ist, ange­sichts die­ser ver­schie­de­nen For­men des Hel­den­tums, die spe­zi­fi­sche und kri­ti­sche Posi­ti­on des katho­li­schen Heldentums?

Das deutsche Heldentum

Das deut­sche [rich­ti­ger preu­ßi­sche] Hel­den­tum des 19. Jahr­hun­derts kann als typisch für das 19. Jahr­hun­dert bezeich­net wer­den: Es ist ein roman­ti­sches Hel­den­tum. Es ist das per­so­ni­fi­zier­te Hel­den­tum der kai­ser­li­chen Armee, die für eine hohe Idee des deut­schen Vol­kes, der deut­schen Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on und Deutsch­lands Mis­si­on steht. Mit Hil­fe des Krie­ges – den eini­ge mit einem gewis­sen bril­lan­ten und rit­ter­li­chen Geist führ­ten – woll­ten sie den Namen des Deut­schen Reichs und des­sen Vor­herr­schaft bis an die Enden Euro­pas tra­gen, zu einer Zeit, als Euro­pa das Zen­trum der Welt war. Euro­pa zu beherr­schen bedeu­te­te damals wirk­lich, die Erde zu beherrschen.

Ich glau­be, daß sich das Merk­mal die­ses Hel­den­tums in drei Spit­zen zusam­men­fas­sen ließ: die bei­den Spit­zen des kai­ser­li­chen Schnurr­barts und die Spit­ze der Pickel­hau­be sei­ner Armee. Ich sage dies ohne Sar­kas­mus, denn ich muß geste­hen, daß mich alle For­men des Hel­den­tums mit Sym­pa­thie erfül­len, so sehr ich auch die Feh­ler ableh­ne, die sie mit sich brin­gen. Aber das Pro­blem ist, daß die­se Spit­zen in der Tat den poin­tier­ten Cha­rak­ter des deut­schen Hel­den­tums zum Aus­druck brachten.

Das Spe­zi­fi­sche des deut­schen Hel­den­tums jener Zeit drück­te sich in einer Rei­he sehr ele­men­ta­rer und sehr ein­fa­cher Über­zeu­gun­gen von glei­cher logi­scher Kraft aus: „Der deut­sche Kai­ser reprä­sen­tiert den höch­sten Aus­druck des am höch­sten ent­wickel­ten Vol­kes auf dem poli­ti­schen Ter­rain – wel­ches das höch­ste Ter­rain des mensch­li­chen Den­kens ist – und muß daher von der besten Armee ver­tei­digt wer­den, die begreif­li­cher­wei­se die deut­sche Armee ist: die beste für ihre Sol­da­ten, die beste auch für ihre Kriegs­in­du­strie“. In den Krupp-Wer­ken hie­ßen die bei­den besten Geschüt­ze „gro­ße Ber­tha“ und „klei­ne Ber­tha“. Ber­tha war Krupps Frau. Das ist sogar sym­pa­thisch: Sieht man von dem [für roma­ni­sche Ohren] etwas gro­ben Klang des Namens ab, bleibt die wil­de Schön­heit eines Fel­sens am Rhein. Natür­lich ist es nicht gera­de nett, eine Dame mit einer Kano­ne zu ver­glei­chen: Da habe ich mei­ne Vor­be­hal­te. Wir befin­den uns nicht mehr auf dem Ter­rain des Hel­den­tums, son­dern auf jenem der Indu­strie, und hier distan­zie­re ich mich etwas von der deut­schen Kultur.

Aber es bleibt wahr, daß die­ses deut­sche Hel­den­tum auf einer Rei­he von Über­zeu­gun­gen beruh­te, die die Deut­schen für selbst­ver­ständ­lich hiel­ten, und, sobald die­se Über­zeu­gun­gen akzep­tiert waren, auf einem unnach­gie­bi­gen Kampf- und Sie­ges­wil­len, der sich in der auf­rech­ten Hal­tung des deut­schen Sol­da­ten und in der Idee aus­drück­te – die an sich nicht falsch ist, sodaß sie sich sogar beim hei­li­gen Tho­mas von Aquin fin­det –, daß die Tap­fer­keit am typisch­sten im Angriff zum Aus­druck kommt, in der Ergrei­fung der Initia­ti­ve zum Angriff für das Wohl.

Und das Sym­bol die­ser Angriffs­lust sind die Spit­zen des kai­ser­li­chen Schnurr­bar­tes. Jeder Deut­sche, der etwas auf sich hielt, trug zu die­ser Zeit einen Kai­ser­schnurr­bart. Selbst wenn er ein fried­li­cher Beam­ter war, oder ein Wis­sen­schaft­ler, der Amei­sen stu­dier­te: Wenn er zum Fri­seur ging, frag­te er die­sen nach dem Kaiserschnurrbart.

Und oben auf dem Helm war sogar eine Spit­ze. Und auch die deut­sche Diplo­ma­tie war spitz, aggres­siv und bereit, zuerst zuzu­schla­gen. Der Stech­schritt, der Para­de­schritt mit hoch­ge­zo­ge­nem Bein, war eine Geste der Här­te, die nicht nur wegen ihrer Wucht ein­schüch­ternd wirk­te, son­dern auch weil sie beson­de­re Fer­tig­kei­ten der Sol­da­ten nahe­leg­te. Und sie zeig­te den Wil­len zum Sieg. Und erin­ner­te an eine Viel­zahl von deut­schen Sol­da­ten im Angriff…

Das ist das roman­ti­sche Bild des deut­schen Heldentums.

Französisches Heldentum

Das – eben­falls roman­ti­sche – Bild des fran­zö­si­schen Hel­den­tums tritt im Gegen­satz zum deut­schen Hel­den­tum auf.

Es han­delt sich nicht um eine Art fran­zö­si­sche Kopie des deut­schen Hel­den­tums, son­dern um ein ande­res roman­ti­sches Hel­den­tum, das unter sehr schlech­ten Bedin­gun­gen ent­stan­den ist, näm­lich wäh­rend der Fran­zö­si­schen Revolution.

Ich glau­be, daß nichts die­ses fran­zö­si­sche Hel­den­tum so gut zum Aus­druck bringt wie die „Mar­seil­lai­se“. Es ist ein Ensem­ble von Har­mo­nien, ein Ensem­ble von Impul­sen, ein Ensem­ble von Bewe­gun­gen, das einen Vor­wärts­marsch bestimmt, schil­lernd, von Irr­tü­mern beherrscht, die mit dem gan­zen Schwung revo­lu­tio­nä­rer Lei­den­schaft bril­lant aus­ge­spro­chen werden.

Es geht nicht nur um den Fana­tis­mus die­ser blen­dend vor­ge­tra­ge­nen Irr­tü­mer, son­dern auch um die Vor­stel­lung, daß die­se Irr­tü­mer sich bewaff­net haben, daß sie sich zu einer Armee orga­ni­siert haben, die, wenn nötig, bar­fuß kämpft, die aber als Ner­ven­fa­sern die Fähig­keit zum Kampf in sich trägt.

Und der­je­ni­ge, der die Musik der „Mar­seil­lai­se“ hört, merkt schnell, wie ergrei­fend die Musik ist und wie die „Mar­seil­lai­se“ trotz aller Schrecken, die sie sym­bo­li­siert, die Fähig­keit hat, zu begei­stern. Und schon mar­schiert der Mensch mit einem indi­vi­du­el­len Schwung und Wil­len, wes­halb er dafür auch bereit ist, allein zu kämp­fen und Wider­stand zu lei­sten: Er ist bereit, auf dem Schlacht­feld zu ster­ben, er ist bereit, alle Schrecken auf sich zu neh­men, um zu errei­chen, was er beschlos­sen hat. Es ist eine ande­re Form des Heroismus.

Das faschistische/​nationalsozialistische Heldentum

Wenn wir das nazi­fa­schi­sti­sche Hel­den­tum betrach­ten, sto­ßen wir auf etwas Ähn­li­ches, aber auch auf etwas, das sich von den bei­den soeben unter­such­ten For­men des roman­ti­schen Hero­is­mus unterscheidet.

Was ist das Beson­de­re am Faschismus/​Nationalsozialismus? Das nazi­fa­schi­sti­sche Hel­den­tum beruht auf eini­gen sehr ein­fa­chen Daten und eini­gen ele­men­ta­ren Wahr­hei­ten, die eben­so über­trie­ben sind wie das deut­sche Hel­den­tum, und es beruht weni­ger auf abstrak­ten – und lei­der per­fi­den – Leh­ren wie denen der Fran­zö­si­schen Revolution.

Zum Bei­spiel der Wahr­heit, daß Ita­li­en ein Nach­kom­me und in gewis­ser Wei­se eine Fort­set­zung des Römi­schen Rei­ches ist und als sol­ches danach stre­ben kann, das Mit­tel­meer, das „Mare Nostrum“, zu beherr­schen, um den Ruhm der latei­ni­schen Kul­tur zu ver­tei­di­gen, die in Ita­li­en wie in einem „Taber­na­kel“ wohnt und über Jahr­hun­der­te die füh­ren­de Kul­tur war.

In Deutsch­land ist es die demo­kra­ti­sier­te Idee des Kai­sers. Es geht nicht mehr dar­um, für eine Dyna­stie oder ein Reich zu kämp­fen, son­dern für das deut­sche Volk, das König und Herr ist und den Anspruch erhebt, mehr Eigen­schaf­ten und Fähig­kei­ten zu haben als alle ande­ren Völ­ker, die, wenn sie dies nicht aner­ken­nen, schwe­re Schlä­ge erhal­ten müs­sen, damit sie sich ent­schlie­ßen, sich vom deut­schen Volk orga­ni­sie­ren zu las­sen, das dies zu tun versteht.

Das ist die Idee der Natio­nal­so­zia­li­sten von der deut­schen Vor­herr­schaft auf der Erde, nicht mehr mit dem spit­zen Schnurr­bart des Kai­sers, son­dern mit dem zyni­schen Schnurr­bart Hit­lers, der ihn in sei­nen Nasen­lö­chern zu ver­stecken scheint. Ein Mann, der nicht mehr die Grö­ße des alten Euro­pas hat, der aber zugleich ein gro­ßer Dem­ago­ge und ein schur­ki­ger Poli­ti­ker ist, der ein­mal schreit, ein­mal mit einem schie­fen Blick schaut, aus dem sei­ne Falsch­heit durchscheint.

Die­ser Mann ist in der Lage, Men­schen­mas­sen zu elek­tri­sie­ren und zu hyp­no­ti­sie­ren. Der Kai­ser hat nicht elek­tri­siert, er hat eine Tra­di­ti­on reprä­sen­tiert. Hit­ler hyp­no­ti­sier­te, und wenn er brüll­te oder mit den Fäu­sten auf den Tisch schlug, ent­lud er enor­me elek­tri­sche Strö­me, die gan­ze Völ­ker zum Kampf, zum Krieg, zur Aggres­si­on auf­rie­fen. Er elek­tri­sier­te ganz Deutsch­land: Öster­reich, das Sude­ten­land, den Dan­zi­ger Kor­ri­dor und das Deut­sche Reich selbst. Er elek­tri­sier­te alle, und er trieb alle zum Kampf mit einem magne­ti­schen Flui­dum, einem Hun­ger nach Hel­den­tum, der die Men­schen dazu füh­ren ver­moch­te, sich völ­lig beherr­schen zu lassen.

Kommunistisches Heldentum

Im Gegen­satz dazu steht heu­te das kom­mu­ni­sti­sche Hel­den­tum. Was ist das für ein Heldentum?

Genau genom­men gibt es zwei For­men des kom­mu­ni­sti­schen Hel­den­tums: das Hel­den­tum des Sol­da­ten in einer kom­mu­ni­sti­schen Armee und das Hel­den­tum des Terroristen.

Das Hel­den­tum des Sol­da­ten einer kom­mu­ni­sti­schen Armee hat etwas Sadi­sti­sches und Fata­li­sti­sches an sich. Wenn man sich ein Foto eines sowje­ti­schen Gene­rals oder Sol­da­ten ansieht, bemerkt man ein aus­drucks­lo­ses Auge, das starr auf einen Punkt am Hori­zont starrt. Es ist kei­ne mili­tä­ri­sche Hal­tung, die von Begei­ste­rung zeugt, son­dern das Ergeb­nis einer geheim­nis­vol­len Last, die die See­le bedrückt und an das Wir­ken des Dämons erin­nert. Man könn­te sagen, daß der Teu­fel dort Ein­zug gehal­ten hat und daß sich die Men­schen ihm aus­ge­lie­fert haben, indem sie sei­nen gan­zen berech­nen­den Haß und sei­ne Aggres­si­vi­tät tei­len, aber auch an der gan­zen kal­ten Ver­zweif­lung eines Men­schen teil­ha­ben, der weiß, daß er kei­ne Hoff­nung mehr auf Ret­tung hat.

Er ist kein Idea­list: Er kommt nicht, um auf­zu­bau­en, son­dern nur, um zu zer­stö­ren, weil er weiß, daß die Ord­nung, die er vor­gibt auf­zu­bau­en, eine Nega­ti­on jeder wah­ren Ord­nung ist, aber er will sie trotz­dem. Er geht dem Tod ent­ge­gen, bewegt vom Fata­lis­mus, mit der Ent­schlos­sen­heit der kal­ten Ver­zweif­lung und der Aggres­si­vi­tät des Has­ses, die mit die­ser Ver­zweif­lung ver­bun­den ist.

Die­ser Hero­is­mus hat etwas Irra­tio­na­les und Fata­li­sti­sches an sich. Man könn­te von hyp­no­ti­sier­ten Men­schen spre­chen, die in den Tod marschieren.

Ganz anders ver­hält es sich mit dem Risi­ko, das der Ter­ro­rist ein­geht. Der kom­mu­ni­sti­sche Ter­ro­rist ist oft ein Mensch, der Dro­gen, Hal­lu­zi­no­ge­ne und alle Arten von Erre­gungs­mit­teln nimmt, der ein Leben im Rausch führt und der dazu neigt, das Leben zu ver­ach­ten, wie es für Men­schen typisch ist, die in einer Orgie leben. Nicht jeder, der so lebt, ist ein Kom­mu­nist. Wenn sie es sind, wer­den sie zu Ter­ro­ri­sten. Wenn nicht, wer­den sie zu idio­ti­schen Play­boys, die vor mit vol­ler Geschwin­dig­keit ent­ge­gen­kom­men­den Autos über die Stra­ße ren­nen, um einen neu­en Ner­ven­kit­zel zu erle­ben, und schließ­lich zer­fetzt ster­ben. Es ist eine Explo­si­on der Unord­nung, die das Ergeb­nis der gan­zen inne­ren Unord­nung oder viel­mehr einer gan­zen Ansamm­lung ver­schie­de­ner inne­rer Stö­run­gen ist.

Japanisches Heldentum

Das japa­ni­sche Hel­den­tum hat etwas Blin­des, etwas Mysti­sches, etwas Fana­ti­sches und gleich­zei­tig Unerbittliches.

Man den­ke an die Geschich­te des Haus­leh­rers des Mika­do, der, als der alte Kai­ser starb und der Mika­do den Thron bestieg, zusam­men mit sei­ner Frau „Hara­ki­ri“ mach­te. Doch zunächst erteil­te er dem neu­en Kai­ser sei­ne letz­te Lek­ti­on, um zu sehen, ob alles, was er ihm bei­gebracht hat­te, in Ord­nung war. Nach­dem er sich ver­ge­wis­sert hat­te, daß der Kopf des Schü­lers für die Kai­ser­kro­ne bereit war, mein­te der Leh­rer, daß er nichts mehr zu tun habe. Er ging nach Hau­se und prak­ti­zier­te mit einer völ­li­gen Käl­te und Abge­klärt­heit – einer Art Taub­heit des Selbst­er­hal­tungs­trie­bes, die uns erschreckt – das „Hara­ki­ri“, was, soweit ich weiß, nicht nur ein Schnitt in den Unter­leib ist, son­dern eine Geste, mit der sich der Mensch buch­stäb­lich die Ein­ge­wei­de aus dem Kör­per reißt und so stirbt.

Hier kommt etwas von dem Gei­stes­zu­stand zum Aus­druck, den die Gesich­ter bestimm­ter Ido­le in japa­ni­schen Tem­peln zei­gen. Ido­le mit glü­hen­den Augen und grim­mi­gen Gesich­tern, mit ver­zwei­felt auf­ge­ris­se­nen Mün­dern, wie bei jeman­dem, der sich die Ein­ge­wei­de her­aus­reißt und sein Leben opfert, in dem Bewußt­sein, daß er etwas opfert, das ihn bela­stet und das er nicht mehr ertra­gen will.

Der „Kami­ka­ze“ selbst hat etwas von die­ser Figur. Im Hel­den­tum des „Kami­ka­ze“ erkennt man nicht die Über­win­dung der Angst, son­dern eine Art Defor­ma­ti­on, bei der er völ­lig gleich­gül­tig in den Tod geht. Das ist kein katho­li­sches Heldentum.

Katholisches Heldentum

Was ist ange­sichts all des­sen das katho­li­sche Heldentum?

Das höch­ste Bei­spiel für katho­li­sches Hel­den­tum ist unser Herr Jesus Chri­stus. Er ist das Vor­bild aller Tugend und Hei­lig­keit, ja nicht nur das Vor­bild, son­dern die Quel­le, aus der die Gna­den flie­ßen, die zur Hei­lig­keit füh­ren, und das voll­kom­men­ste Bei­spiel, das er für sein eige­nes Hel­den­tum gab, war m. E. sein Todes­kampf im Ölgarten.

Nietz­sche ver­ach­te­te den Ölgar­ten. Er sag­te, Jesus Chri­stus habe sich im Ölgar­ten nicht als Mann gezeigt, er sei mit sei­ner Leh­re von Lie­be und Ver­ge­bung kein rich­ti­ger Mann, son­dern ein wei­ches, süß­li­ches Wesen. Das ist eine blas­phe­mi­sche Aus­sa­ge! Hät­ten wir Nietz­sche das Kreuz auf­er­legt, hät­te er zwei­hun­dert Mal gebet­telt, alle sei­ne Ideen ver­leug­net, wäre abtrün­nig gewor­den und hät­te hun­dert ande­re Din­ge getan. Er hät­te nicht den Mut gehabt, das Kreuz zu tra­gen wie Jesus.

Die­se Epi­so­de im Leben unse­res Herrn Jesus Chri­stus ist das hel­den­haf­te Ereig­nis schlecht­hin, nicht nur, weil es von Ihm han­delt, son­dern wegen der Natur der Sache selbst, und die ist folgende:

Er war der Gott­mensch und, auch in sei­nem Mensch­sein betrach­tet, abso­lut voll­kom­men – nicht nur ohne Erb­sün­de, son­dern der voll­kom­men­ste aller von Gott geschaf­fe­nen Men­schen – und besaß in höch­stem Maße alle Eigen­schaf­ten der mensch­li­chen Kreatur.

So besaß Er auch einen sehr aus­ge­präg­ten und völ­lig aus­ge­gli­chen ent­wickel­ten Selbst­er­hal­tungs­trieb, der sich gera­de aus der Tat­sa­che sei­ner Voll­kom­men­heit ergab. Da Er unend­lich voll­kom­men war, waren auch alle Sei­ne Instink­te voll­kom­men, und da der Selbst­er­hal­tungs­trieb ein grund­le­gen­des Ele­ment jedes mensch­li­chen Wesens ist, wäre Er defor­miert und ver­fehlt gewe­sen, wenn Er die­sen Instinkt nicht gehabt hät­te. Er muß ihn also in höch­stem Maße gehabt haben.

Außer­dem ver­füg­te Er über eine voll­kom­me­ne Intel­li­genz und konn­te erken­nen, wie wert­voll die Zunei­gung, die Soli­da­ri­tät und die Loya­li­tät Sei­ner Freun­de waren. Er hat­te also ein viel voll­kom­me­ne­res Ver­ständ­nis für die mora­li­schen Qua­len, die Ihn betra­fen, als wir sie haben könnten.

Und der voll­kom­me­ne Selbst­er­hal­tungs­trieb führ­te dazu, daß auch Er sich vor den gro­ßen kör­per­li­chen Qua­len fürch­te­te, die Er zu erlei­den hat­te. Des­halb hat es nie einen Men­schen gege­ben und wird es nie einen geben, der das Aus­maß an kör­per­li­chen Qua­len erlitt, die unser Herr Jesus Chri­stus erlit­ten hat.

Ande­rer­seits gab es nie einen Men­schen und wird es nie einen geben, der die mora­li­schen Qua­len erlitt, die unser Herr Jesus Chri­stus wäh­rend der Pas­si­on erlit­ten hat. Nicht nur wegen der Apo­stel, die Ihn im Stich gelas­sen haben, son­dern wegen all der Belei­di­gun­gen, die Er von jeder der See­len erlit­ten hat, die Er ret­ten woll­te. Wir kön­nen gar nicht erah­nen, wie sehr Er in der Pas­si­ons­zeit gelit­ten hat.

Als Er zum Gebet in den Ölgar­ten kam, als Er zum Todes­kampf kam, erreich­te Er sozu­sa­gen den End­punkt sei­ner irdi­schen Exi­stenz und been­de­te alles, was Er begon­nen hat­te. In die­ser Nacht war Sein Werk voll­endet. Nun tat Er noch etwas ande­res: Er berei­te­te Sein kör­per­li­ches und gei­sti­ges Emp­fin­den vor, Er berei­te­te Sei­ne Per­son dar­auf vor, das Kreuz auf sich zu neh­men und alles zu erlei­den, was Er zu erlei­den hat­te. Es ging dar­um, vor­aus­zu­se­hen, zu fürch­ten, anzu­neh­men, zu ent­schei­den und zu tun. Das war der Todes­kampf unse­res Herrn Jesus Christus.

Wie wir wis­sen, bedeu­tet „Ago­nie“ Kampf. Der Kampf, den unser Herr Jesus Chri­stus gegen all das führ­te, was in Ihm war und ver­lang­te, daß nicht all die­se Anhäu­fung von Schmerz über Ihn kom­men soll­te. Und genau das ist der Grund für Sein bewe­gen­des und berüh­ren­des Gebet.

Er begann sich zu fürch­ten und zu zit­tern, sagt das Evan­ge­li­um, aus Furcht vor dem, was kom­men wür­de. Er fing an, Blut zu schwit­zen: Ein grö­ße­rer Aus­druck von Angst ist nicht mög­lich! Und inner­halb die­ser Angst kann es kei­ne grö­ße­re Ent­schei­dung geben als die, die Er auf dem Höhe­punkt des mora­li­schen Lei­dens dem ewi­gen Vater dar­brach­te: „Vater, wenn es mög­lich ist, nimm die­sen Kelch von mir, aber dein Wil­le gesche­he, nicht meiner“.

Das ist gleich­be­deu­tend mit: „Wenn es mög­lich wäre, wür­de ich es vor­zie­hen, nicht zu lei­den, aber wenn ich nach dei­nem höhe­ren Plan unbe­dingt lei­den muß, dann bestehe ich nicht auf mei­nem Gebet. Ich akzep­tie­re das Lei­den, das auf mich zukommt, und ich wer­de es ertra­gen. Ich wer­de die­ses Lei­den ertra­gen. Ich wer­de lei­den bis zum letz­ten Stöh­nen, bis zum letz­ten Bluts­trop­fen, bis zur letz­ten Trä­ne. Ich wer­de nicht zurückweichen!“

Da kam ein Engel und stärk­te Ihn.

Betrach­ten wir hier einen außer­ge­wöhn­li­chen Aspekt der Pas­si­on: Unser Herr Jesus Chri­stus hat nie gezö­gert, auch nicht, als die Fol­ter­knech­te zu Ihm kamen und sag­ten: „Bist du Jesus von Naza­reth?“ Er sag­te sofort: „Ich bin es!“ Aber Er sag­te es auf so erschüt­tern­de Wei­se, daß sie auf den Boden fie­len. Damit zeig­te Er, daß Er, wenn Er gewollt hät­te, die­se Qua­len nicht erlei­den hät­te müs­sen und die­se Män­ner leicht besie­gen hät­te kön­nen. Aber daß Er lei­den wür­de, weil Er es wollte.

Er hat­te die Macht, die­se Men­schen zu ver­ja­gen, aber trotz allem in Sei­nem Her­zen schrie Er gegen den Schmerz an, Er akzep­tier­te den Schmerz und woll­te den Schmerz bis zum Ende tragen.

In die­sem Modell des Hel­den­tums sieht man, was im Zen­trum steht: die Über­zeu­gung. Natür­lich in mensch­li­chen Begrif­fen gespro­chen… Um von unse­rem Herrn Jesus Chri­stus rich­tig zu spre­chen, müß­te man von der hypo­sta­ti­schen Ver­ei­ni­gung spre­chen, also von den Mit­tei­lun­gen, die Sei­ne mensch­li­che Natur wäh­rend der Pas­si­on von Sei­ner Gött­lich­keit emp­fan­gen hat. Aber ich möch­te die Sache ver­ein­fa­chen und mich daher in mensch­li­chen Begrif­fen ausdrücken.

Unser Herr Jesus Chri­stus hat­te eine tie­fe Über­zeu­gung. Er wuß­te, daß Er den Wil­len des Vaters zu tun hat­te, und Er woll­te ihn tun. Als Fol­ge die­ses uner­schüt­ter­li­chen Wil­lens hat­te Er eine unbe­sieg­ba­re Herr­schaft über die Lei­den­schaf­ten. Und als Fol­ge die­ser Beherr­schung ertrug Er das Mar­ty­ri­um bis zum Ende.

Hier ist das Modell des Hel­den­tums unse­res Herrn Jesus Chri­stus, die Erklä­rung des­sen, was im Hel­den­tum unse­res Herrn Jesus Chri­stus am mei­sten ver­bor­gen ist. Und es wie­der­holt sich in der Geschich­te der Kirche.

Es gibt Zei­ten, in denen der Atem des Hei­li­gen Gei­stes die Kir­che erschüt­tert und sich Legio­nen von Hel­den erhe­ben. Zum Bei­spiel wäh­rend der Kreuz­zü­ge oder der Recon­qui­sta in Spa­ni­en und Por­tu­gal. Wir sehen Hel­den, die oft vol­ler Freu­de auf­bra­chen, um für die Befrei­ung des Hei­li­gen Gra­bes zu kämp­fen oder das Gebiet der Ibe­ri­schen Halb­in­sel von den Mau­ren, den ein­ge­drun­ge­nen Mus­li­men, zu befreien.

Aber das sind die Momen­te, in denen die Gna­de den Men­schen eine spür­ba­re Freu­de ver­mit­telt. Es ist die Stun­de, in der Tugend und Hel­den­tum leicht sind.

Das ist nicht der beste Aspekt des Hel­den­tums der Kreuz­fah­rer! Wir sehen den höch­sten Aspekt viel­mehr und, wenn wir die Bücher über die Kreuz­zü­ge auf­schla­gen und die Lei­den stu­die­ren, die sie durch­mach­ten, die Risi­ken, die sie ein­gin­gen, als der Atem des Hei­li­gen Gei­stes nicht mehr in ihnen spür­bar war, als sie schreck­li­che Hit­ze, ent­setz­li­che Mär­sche durch die Wüste, Dezi­mie­rung durch Pest und Hun­ger ertra­gen muß­ten und durch die Angrif­fe von Fein­den, die ihnen zah­len­mä­ßig weit über­le­gen waren und sie oft unter grau­sa­men Bedin­gun­gen töte­ten. Den­noch hiel­ten sie an ihrem Ent­schluß fest, für unse­ren Herrn Jesus Chri­stus zu ster­ben, bis zum Schluß.

Es ist klar, daß in die­sen Stun­den vie­le, vie­le Male die Gna­de auf­hör­te, spür­bar zu sein. Es ist klar, daß auch in die­sen Stun­den alles so lief, wie es für unse­ren Herrn Jesus Chri­stus gelau­fen war. Das heißt, eine tie­fe Über­zeu­gung, eine Ent­schlos­sen­heit, ein sehr fester Wil­lens­akt – als Fol­ge die­ser Über­zeu­gung – dräng­te sich allen Sin­nen auf, die „nein“ sag­ten und „nein“ forderten.

Ohne dies hät­te es kei­ne Kreuz­zü­ge gegeben.

Hel­den­tum ist nicht immer von über­na­tür­li­cher, spür­ba­rer Freu­de beglei­tet. Der gewöhn­li­che Tod des katho­li­schen Hel­den besteht in Angst, Schrecken, Lan­ge­wei­le und Ter­ror, aber all dem wider­steht eine tie­fe Überzeugung.

Die Kreuz­zü­ge und die Recon­qui­sta sind nicht als fröh­li­che Spa­zier­gän­ge von Män­nern zu sehen, die stän­dig von ihrem Tun begei­stert waren und die vor sich den Him­mel offen sahen und sich bereit mach­ten, freu­dig und von Engeln getra­gen in ihn einzugehen.

Es gab Kreuz­rit­ter, die auf die­se Wei­se star­ben, es gab auch Mär­ty­rer, die im Kolos­se­um oder im Cir­cus Maxi­mus auf die­se Wei­se star­ben, in der vol­len Freu­de, ihr Leben zu opfern. Aber das sind außer­ge­wöhn­li­che Tode. Der gewöhn­li­che Tod des katho­li­schen Hel­den ist ein Tod in Angst, Schrecken, Lan­ge­wei­le und Ter­ror, aber er wird durch eine tie­fe Über­zeu­gung hel­den­haft getragen.

Genau hier­in liegt der Unter­schied zwi­schen dem katho­li­schen Hel­den­tum und den ver­schie­de­nen Schu­len des Hel­den­tums, die wir unter­sucht haben.

In die­sen Schu­len wird die Angst immer als schänd­lich ange­se­hen. Und die ganz durch­dach­te, ganz reflek­tier­te, ganz bewuß­te, ganz abge­wo­ge­ne Über­zeu­gung wird als zweit­ran­gig betrach­tet. Als wah­rer Held gilt der­je­ni­ge, der durch eine Art pro­pa­gan­di­sti­sche Über­hit­zung dar­auf vor­be­rei­tet wird, das zu tun, was die Par­tei oder die Nati­on von ihm ver­langt. Sei es durch die „Mar­seil­lai­se“, sei es durch einen Rausch der im Stech­schritt mar­schie­ren­den Pha­lan­xen, sei es durch die Hyp­no­se des Füh­rers, sei es durch die anstecken­de Roman­tik des Kai­sers, sei es durch jene ande­re Art von fin­ste­rer Hyp­no­se, die der Kom­mu­nis­mus ist.

All dies führt dazu, daß die Men­schen, fana­tisch und berauscht von einem Pro­pa­gan­da­sy­stem, ihren Selbst­er­hal­tungs­trieb nicht mehr spü­ren und sich blind­lings oder wahn­sin­nig in die Gefahr stür­zen. Sie las­sen sich also nicht von einer ratio­na­len Über­zeu­gung lei­ten, son­dern nur von ein paar ein­fa­chen Ideen, die selbst­ver­ständ­lich erschei­nen und kei­ner wirk­li­chen Ana­ly­se unter­zo­gen wurden.

Ergeb­nis: Sobald der Moment des Hel­den­tums vor­bei ist, bricht das System zusammen.

Die­ses System besteht aus ein paar gro­ßen Angrif­fen und Sie­gen. Aber wenn der Angriff kei­ne Ergeb­nis­se bringt und man anfan­gen muß, sich zu weh­ren, dann hält das System nicht und bricht zusam­men. War­um ist das so? Weil alles auf Impul­sen auf­ge­baut ist, es ist ein System, das auf Impul­sen basiert. Und was auf Impul­sen auf­ge­baut ist und auf Impul­sen beruht, hat kei­nen Bestand.

Der Beweis liegt in der Geschich­te die­ser Regime. Nach­dem das kai­ser­li­che Regime im Ersten Welt­krieg besiegt wor­den war, löste sich das kai­ser­li­che Deutsch­land voll­stän­dig auf. Es gab kei­ne Inva­si­on, aber es kapi­tu­lier­te vor dem Geg­ner, um eine Inva­si­on zu ver­mei­den, und fiel völ­lig aus­ein­an­der. Die Armeen lösten sich auf und alle stimm­ten zu, sich Frank­reich zu erge­ben, um zu ver­hin­dern, daß Deutsch­land zer­stückelt wird. Ein gran­dio­ser roman­ti­scher Angriff ende­te in einem wirt­schaft­li­chen Kal­kül und der Kapitulation!

Im Zwei­ten Welt­krieg, ange­grif­fen von den Alli­ier­ten und den Sowjets, wur­de Deutsch­land die­ses Mal schwer bom­bar­diert und besetzt. Die­ses Mal lei­ste­te man Wider­stand, aber wenn man die Geschich­te gut stu­diert, kann man sehen, daß die See­le des Wider­stands das ein­fa­che Volk war, das eine Tra­di­ti­on des Patrio­tis­mus hat­te. Von den Füh­rern knick­ten vie­le ein, beka­men Angst, oder sie ver­such­ten zu flie­hen oder Ver­rat zu üben. Als Hit­ler Selbst­mord beging – oder bes­ser aus der Ver­ant­wor­tung geflo­hen ist –, war er fast allein.

Histo­ri­ker wis­sen, daß zur Zeit der Lan­dung in der Nor­man­die – der Epi­so­de, die den Krieg wen­de­te – vie­le gro­ße deut­sche Gene­rä­le im Hin­ter­land blie­ben, weit weg vom Schlacht­feld. Einer war auf der Geburts­tags­fei­er sei­ner Mut­ter, einer war in Behand­lung, einer restau­rier­te sein Schloß und so wei­ter. Vie­le mach­ten sich Sor­gen um ihr Leben: Der heroi­sche Impuls war verflogen.

Neh­men wir die Inte­gra­li­sten [Ver­tre­ter des soge­nann­ten „bra­si­lia­ni­schen Faschis­mus“]. Es gab eine Zeit, in der zwei Kräf­te in der bra­si­lia­ni­schen Jugend stark anwuch­sen: die katho­li­sche Bewe­gung und die inte­gra­li­sti­sche Bewe­gung. Ich erin­ne­re mich, daß ein­mal ein inte­gra­li­sti­scher Anfüh­rer zu uns kam und frag­te: „Wie seid ihr hier orga­ni­siert? Ich ant­wor­te­te ihm: „Wir sind ein Stu­di­en­kreis“. Er sag­te: „Aber war­um ein Stu­di­en­kreis?“ Ich ant­wor­te­te: „Um die Leh­re der Kir­che zu durch­drin­gen und für sie zu kämp­fen“. Er sag­te: „Nein, nein! Nicht mit Stu­di­en­krei­sen wer­den Hel­den vor­be­rei­tet. Der Held wird durch das Anhei­zen, durch das Über­hit­zen vor­be­rei­tet. Wir Inte­gra­li­sten, wenn es um den Kom­mu­nis­mus geht, stu­die­ren nicht, son­dern wir ste­hen auf wie Kat­zen und sind bereit, uns auf die Kom­mu­ni­sten zu stür­zen wie Kat­zen auf Rat­ten“. Ich sag­te ihm: „Das wird nichts brin­gen, wenn ihr nicht völ­lig irra­tio­nal seid, denn wenn ihr mit der Angst kon­fron­tiert wer­det, habt ihr nichts, um euch zu verteidigen“.

Kurz dar­auf gerie­ten bei­de Bewe­gun­gen in Schwie­rig­kei­ten: Dik­ta­tor Getú­lio Var­gas ver­bot den Inte­gra­lis­mus, und der Pro­gres­sis­mus begann die katho­li­sche Welt zu unter­wan­dern und uns zu bekämp­fen. Die Inte­gra­li­sti­sche Bewe­gung löste sich völ­lig auf, und eini­ge die­ser „Kat­zen“ wur­den selbst Kommunisten.

Gott sei Dank haben wir jedoch wei­ter­ge­macht, sogar unter Ein­satz unse­res Lebens und indem wir mora­li­sche Vor­ur­tei­le und namen­lo­se Ver­leum­dun­gen ertru­gen. Von da an blüh­te unse­re Bewe­gung und alles auf, was wir kennen.

Was war gesche­hen? Das katho­li­sche Hel­den­tum hat nichts gegen Fall­schirm­sprin­ger­kur­se und alle For­men nütz­li­cher Übun­gen, aber die­ses Hel­den­tum muß auf dem Boden des Glau­bens ste­hen. Der Grund die­ses Hel­den­tums ist also die Über­zeu­gung: Es sind die Gewiß­hei­ten des Glaubens.

Und die­se Gewiß­hei­ten erwirbt der Mensch im Stu­di­um, im Gebet, in der Medi­ta­ti­on. Er erwirbt sie durch den inne­ren Sieg über sich selbst, über sei­ne unge­ord­ne­ten Lei­den­schaf­ten. Er erwirbt sie, wenn er keusch ist, wenn er rein ist, wenn er sich für die Arbeit ein­setzt, wenn er kon­se­quent ist; er erwirbt sie, indem er einen unnach­gie­bi­gen Geist gegen die Revo­lu­ti­on formt, die um ihn her­um tobt und danach sucht, wen sie ver­schlin­gen kann; er erwirbt sie, indem er die Aner­ken­nung durch die Men­schen unter sei­ne Füße stellt und aus­schließ­lich für die katho­li­sche Sache lebt, ohne sich um sei­ne per­sön­li­chen Inter­es­sen zu küm­mern – es sei denn, es ist für sei­ne staat­li­chen Pflich­ten unerläßlich.

Auf die­se Wei­se bil­det der Mensch wirk­lich sein Hel­den­tum aus und ist bereit, auf sei­nem Schlacht­feld ein Held zu sein. Das ist der Unter­schied zwi­schen den neu­heid­ni­schen Schu­len des Hel­den­tums und der katho­li­schen Schu­le des Hel­den­tums, deren Schü­ler wir – mit den Gren­zen und dem Elend alles Mensch­li­chen – sein wollen.

Das ist das Hel­den­tum, auf das wir uns vor­be­rei­ten müssen.

Unse­re Stun­de ist mehr denn je die Stun­de des Hel­den­tums. Das kom­men­de Jahr­hun­dert wird das Jahr­hun­dert der Hel­den sein, denn nur Hel­den wer­den über­le­ben. Nie­mand sonst wird über­le­ben können.

In die­sem Zeit­al­ter ist es not­wen­dig zu ver­ste­hen, daß wir als Hel­den gebo­ren sind. Kei­ne Hel­den, die nur aus einem Impuls, einem Instinkt, einem Tem­pe­ra­ment her­aus han­deln, son­dern Hel­den, die es ver­ste­hen, hel­den­haft zu sein, wie unser Herr Jesus Chri­stus es war.

Jemand wird sagen: „Was für ein anma­ßen­der Vergleich…“.

Ich ant­wor­te: Natür­lich gibt es kei­nen Ver­gleich, außer in dem Sin­ne, daß Jesus Chri­stus das Vor­bild eines jeden Katho­li­ken ist, und jeder Katho­lik geru­fen ist, Ihn nach­zu­ah­men. Unser Herr Jesus Chri­stus selbst sag­te: „Seid voll­kom­men, wie euer himm­li­scher Vater voll­kom­men ist. Wir kön­nen also sagen: „Seid hel­den­haft, wie unser Herr Jesus Chri­stus hel­den­haft ist“.

Das ist die Schu­le des wah­ren Heldentums.

*Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra (1908–1995) war ein gro­ßer katho­li­scher Den­ker und Gegen­re­vo­lu­tio­när des 20. Jahr­hun­derts, er lehr­te zunächst Kul­tur­ge­schich­te an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Sao Pau­lo und wur­de dann Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Zeit­ge­schich­te an der Phi­lo­so­phi­schen Fakul­tät Sao Ben­to und an der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Sao Pau­lo. Sein Leben wid­me­te der bra­si­lia­ni­sche Phi­lo­soph, Histo­ri­ker und Poli­ti­ker der Ver­tei­di­gung der katho­li­schen Kir­che und der katho­li­schen Sozi­al­leh­re. Kon­kret bedeu­te­te das für ihn, den Kampf gegen die anti­christ­li­chen Ideo­lo­gien Mar­xis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus auf­zu­neh­men. Wäh­rend letz­te­re mit dem Jahr 1945 ver­schwand, blieb der Mar­xis­mus in sei­ner Hei­mat Bra­si­li­en und welt­weit eine Bedro­hung, der er sich ent­ge­gen­stell­te. Sein Haupt­werk ist „Revo­lu­ti­on und Gegenrevolution“.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Giu­sep­pe Nardi

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