
(Rom) Papst Franziskus ist im wahrsten Sinne des Wortes ruhelos. Er ist in ständiger Unruhe und handelt als eine Art Unruhestifter. Leider stiftet er dabei nicht in der Welt eine gesunde Unruhe, um den Blick auf die übernatürliche Dimension zu lenken, sondern sorgt vielmehr in der Kirche für ein anhaltendes, weniger gesundes Durcheinander.
Es gibt kaum ein Thema, an dem Franziskus nicht rüttelt: Anerkennung der Homosexualität, Anerkennung von Scheidung und Zweitehe, Zölibatsaufweichung, Frauenordination, Demokratisierung der Kirche, die Auflösung des Bußsakraments und des Sündenbewußtseins, Horizontalisierung der Kirche durch (politisch korrekte) Verpolitisierung der Kirche…
Hinzukommen ungewöhnliche Rehabilitierungen, die nicht minder explosiv sind. Die faktische Rehabilitierung des Judas 2016, jene Luthers 2017, politische Heiligsprechungen…
Nun folgt die Rehabilitierung eines Gegenpapstes?
Damit wird das nächste Faß aufgemacht. Franziskus arbeitet mit Signalen. Will er signalisieren, daß die Kategorie und das Urteil „Gegenpapst“ überwunden werden soll? Zumindest historisch. Was das heißt, können auf Anhieb nicht einmal Historiker überschauen. Als Aufhänger wird herumgereicht, daß Hippolyt von Rom der erste Gegenpapst der Geschichte war und doch als Heiliger anerkannt ist.
Konkret geht es im Moment jedoch um Benedikt XIII.
Der neue Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernández läßt die gesamte Dokumentation über diesen spätmittelalterlichen Gegenpapst untersuchen, um eine Rehabilitierung in Erwägung zu prüfen.
Am vergangenen 23. Mai jährte sich zum 600. Mal der Todestag von Pedro Martínez de Luna y Gotor. Sein genaues Geburtsjahr ist nicht gesichert ist, als wahrscheinlichstes gilt 1328. Geboren wurde Pedro de Luna in Illueca im Königreich Aragon. Die Familie Luna war eine Nebenlinie des Königshauses von Pamplona, das wahrscheinlich westgotischer Herkunft war. Manche Quellen nennen auch eine baskische Abstammung.
Sein Onkel war Kardinal Gil de Albornoz. Luna wurde Professor des Kirchenrechts und 1375 von Papst Gregor XI. zum Kardinal kreiert. Auf die Wahl von Gregors Nachfolger Urban VI., der von Luna vorgeschlagen worden war, folgte 1378 die große Katastrophe: Mit der Unterstützung Lunas wurde mit Clemens VII. ein Gegenpapst gewählt, der seine Residenz wieder in Avignon aufschlug. Seit dem frühen 14. Jahrhundert hatten sich die Päpste im Avignoner Exil befunden, indem Frankreichs Könige das Papsttum unter ihre Kontrolle zu bringen versuchten. Gregor XI. war nach Rom zurückgekehrt, doch in Avignon residierten nun mit Clemens VII. und seinen Nachfolgern Gegenpäpste. Die in jeder Hinsicht katastrophale Epoche ging als Abendländisches Schisma in die Geschichte ein.
Als Clemens VII. starb, wurde 1394 Luna zu seinem Nachfolger gewählt und nahm den Papstnamen Benedikt XIII. an. Als weitere Steigerung der Spaltung der Christenheit folgte sogar eine Zeit, in der es drei Päpste gab, einen in Rom, einen in Avignon und einen in Pisa: Johannes XXIII., Gregor XII. und eben Benedikt XIII. In dieser schrecklichen Zeit gab es keine geistliche und auch keine weltliche Autorität, die nicht irgendwann von einem dieser Päpste gebannt wurde. Damit kann man sich die ganze Zerrüttung, die verursacht wurde, plastisch vorstellen. Zu den schwerwiegenden Folgen gehörten der grausame Hussitenaufstand in Böhmen, der das damalige Kernland des Heiligen Römischen Reiches verwüstete, aber auch ein nachhaltiger Autoritätsverlust für Papst und Kaiser.
Benedikt XIII. führte zwar Verhandlungen, zumindest mit einem seiner Nebenbuhler, doch blieben diese ergebnislos, da Luna darauf beharrte, der einzig legitime Papst zu sein. Da er einen freiwilligen Verzicht zur Wiederherstellung der Kircheneinheit ablehnte, wurde er schließlich 1415 vom Konzil von Konstanz zusammen mit Johannes XXIII. zum Häretiker und Gegenpapst erklärt. Nur einer der drei Päpste, Gregor XII., verzichtete freiwillig im Interesse der Kirche. Mit Martin V. konnte schließlich ein neuer Papst für die gesamte Kirche gewählt und das Schisma überwunden werden.
Allein das Königreich Aragon hielt zunächst noch seine schützende Hand über Luna, der als „Papst“ seine letzten Lebensjahre auf der alten Templerburg von Peñíscola verbrachte, die er zum Apostolischen Palast erklärte. Der Templerorden war bereits seit hundert Jahren zerschlagen. Auf der Burg starb er 1423 im hohen Alter von 95 Jahren. Sein Haupt wird in der Pfarrkirche von Sabiñán aufbewahrt. Benedikt XIII. geriet schnell in Vergessenheit, erlebte jedoch in jüngerer Zeit literarisch eine gewisse Wiederentdeckung.
Seine Anhänger in Aragon versuchten das Schisma fortzusetzen, indem sie in der Templerburg ein Konklave abhielten und einen Clemens VIII. wählten, dem schließlich auch der König von Aragon die Unterstützung aufkündigte und ihn 1429 zum Rücktritt zwang.
Wie Franziskus scheint auch der neue Glaubenspräfekt und Protegé des regierenden Papstes dessen Arbeitsmethode zu übernehmen und mit spektakulären Aktionen Aufsehen zu erregen und Verwirrung zu stiften. Immerhin steht, da Franziskus mit Signalen arbeitet, insgesamt die Rehabilitierung der Gegenpäpste im Raum. So wurde es bisher nicht gesagt, doch Franziskus arbeitet vor allem mit dem Unausgesprochenen, mit dem, was „in der Luft liegt“ und implizit „verstanden“ wird.
„Er hat seit seiner Ernennung zum Präfekten und Kardinal mehrere E‑Mails geschickt und mich gebeten, ihm die Unterlagen über Papst Luna zu schicken, um den Prozeß zur Rehabilitierung seiner Person einzuleiten“, sagte der aragonesische Jurist José Javier Forcén, ein Illuecaner und großer Verteidiger von Papst Luna, der Tageszeitung Heraldo de Aragón.
Nicht nur von Forcén, sondern auch von anderen Personen und vor allem Institutionen in Peñíscola wurden vom Glaubensdikasterium Unterlagen angefordert. Im Zusammenhang mit den Rehabilitierungsbestrebungen wird in Aragon auf das Schreiben von Papst Franziskus verwiesen, das er Victor Manuel Fernández zu dessen Ernennung zum Glaubenspräfekten geschickt hatte. Darin heißt es: „Das Dikasterium, dem Sie vorstehen werden, hat in anderen Zeiten unmoralische Methoden angewandt, das waren Zeiten, in denen man, anstatt theologische Erkenntnisse zu fördern, mögliche Irrtümer in der Lehre verfolgt hat. Was ich von Ihnen erwarte, ist zweifelsohne etwas ganz anderes.“
Offensichtlich ist damit auch eine eigenwillige Durchforstung der Kirchengeschichte gemeint.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Das ist sicherlich das drängendste Problem der Kirche zur Zeit.
Die Gläubigen suchen fast schon verzweifelt ihre Heilige Katholische Kirche in diesen ganzen Prozessen, die Papst Franziskus anstößt und jetzt kommt mit Kardinal „Tucho“ ein neuer Prozeß-Anstoßer hinzu.
Möchte man „vorbauen“ für den Fall, dass zu vielen zu viele Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Konklaves 2013 kommen?
Nun. Das ist mal eine positive Nachricht (die erste im Zusammenhang mit Stuhlbesetzer Bergoglio?), zumindest wenn man das halb-historische Buch von Jean Raspail „Der Ring des Fischers“ zum Thema „Benedikt XIII.“ kennt.
Papa Luna ist und war der einzige Papst, der von der Kirche aus den Papstlisten völlig gestrichen wurde und nicht mal als Gegenpapst geführt wird, und der mit Sicherheit nicht der Hauptschuldige am abendländischen Schisma und überhaupt nicht an dem Frevel um die Verbrennung von Jan Hus durch das Konstanzer Konzil beteiligt war.
Das wäre nach c. 1364 ein formeller schismatischer Akt und „The smoking Gun“. Damit würde Papst Franziskus definitiv sein Amt verlieren.. Nicht wenige Sedisvakantisten berufen sich auf „Benedikt XIII“. Darunter sind national-„katholische“ Sekten aus dem deutschen Bereich, die Hitler als Kaiser anerkennen und sonst geartete Affinität zum Nationalsozialismus hegen! Vorsicht in welche Kreise man sich dort hineinbegibt!
Der Argentino ist ja selber ein Gegenpapst- er gibt es ja selber zu.