
(Kiew) Die religiösen Verhältnisse in der Ukraine beschäftigen viele Menschen. Entsprechend zahlreich sind dazu die Fragen, die leider erst seit Kriegsausbruch aufgetreten sind. Worüber die Mainstream-Medien nicht berichten, darüber wird nicht gesprochen, wie das jahrelange Desinteresse am Donbas-Konflikt und das massive Interesse am darauf folgenden russisch-ukrainischen Krieg zeigt. An dieser Stelle sollen weder das Gesamtspektrum noch die historischen und aktuellen Aspekte der einzelnen kirchlichen Gemeinschaften ausgeleuchtet werden. Es soll vielmehr eine quantitative Darstellung versucht werden.
Wie viele Katholiken gibt es in der Ukraine? Wie stark ist die russisch-orthodoxe Kirche, wie stark die neue ukrainisch-orthodoxe Kirche in der Ukraine?
Zunächst zu den Katholiken.
In der Ukraine gibt es drei katholische Kirchen: die römisch-katholische mit ihrem lateinischen Ritus und zwei mit Rom unierte Ostkirchen mit dem byzantinischen Ritus. Das klingt nicht nur verwirrend, sondern ist es auch.
Die parallel existierenden katholischen Kirchen gehen auf historische Entwicklungen zurück, die an anderer Stelle beschrieben wurden und mit der Grenzlage zwischen der orthodoxen und der katholischen Welt zu tun haben.
Da es keine genauen Gläubigenzahlen gibt, werden zwei anderen Indikatoren zur Quantifizierung herangezogen, die es erlauben, die verschiedenen Kirchen in ein Verhältnis zu stellen. Diese Indikatoren sind die Anzahl der Priester und die Anzahl der Pfarreien. Auf das ganze Land bezogen, erlaubt das einen recht guten Überblick.
Die größte der drei katholischen Kirchen in der Ukraine ist die mit Rom unierte ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK), an zweiter Stelle folgt die römisch-katholische Kirche (RKK) und schließlich die kleinere mit Rom unierte ruthenische griechisch-katholische Kirche in der Karpatoukraine. Im folgenden sind die Zahlen aufgelistet und in eine Relation zueinander gestellt. Alle Angaben stammen vom ukrainischen Statistikamt und beziehen sich auf den 1. Januar 2021, also einen Zeitpunkt vor Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges, aber bereits nach der Abspaltung der Krim und dem langjährigen Donbas-Konflikt. Sie betreffen nur die Ukraine, aber nicht die ukrainische Diaspora.
Kirche | Priester | Prozent | Pfarreien | Prozent |
---|---|---|---|---|
UGKK | 2.844 | 73,7 | 3.390 | 71,6 |
RKK | 664 | 17,3 | 899 | 19,0 |
RGKK | 346 | 9,0 | 447 | 9,4 |
Gesamt | 3.864 | 100 | 4.736 | 100 |
Es läßt sich also sagen, daß etwa 80 Prozent der Katholiken in der Ukraine griechisch-katholisch und 20 Prozent römisch-katholisch sind. Mehrheitlich katholisch sind jene vier Oblaste in der Westukraine, die bis 1918 zu Österreich gehörten.
Damit kommen wir zum größeren, dem orthodoxen Teil. Auch dort gibt es mehrere Kirchen, doch nur zwei davon sind relevant und sollen hier Erwähnung finden. Als die Ukraine 1991 unabhängig wurde, kam der Wunsch nach einer autokephalen ukrainischen Nationalkirche auf. Das entspricht dem stark nationalkirchlich ausgerichteten orthodoxen Denken. Die Gründung zur ukrainisch-orthodoxen Kirche ging entsprechend 1992 vom ersten Staatspräsidenten der unabhängigen Ukraine Leonid Krawtschuk aus, der bis dahin zweiter Sekretär (Vorsitzender) der Kommunistischen Partei der Ukraine war.
Die dadurch entstandene Lage war bis vor kurzem noch verwirrender. Auf Drängen der pro-westlichen ukrainischen Regierung, der Vermittlung durch die ukrainisch-orthodoxe Diaspora in Nordamerika und mit Unterstützung des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel schlossen sich 2018 zwei größere Abspaltungen der russisch-orthodoxen Kirche zur neuen orthodoxen Kirche der Ukraine zusammen, die nicht mehr dem Moskauer Patriarchat, sondern dem ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel untersteht. Auch die russisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats erklärte sich 2022 zu einer von Moskau unabhängigen Kirche, um einem Verbot durch die ukrainische Regierung zu entgehen. Es existiert heute also faktisch eine ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats (UOKKP) und eine ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOKMP). Politisch gesehen verläuft der ukrainisch-russische Konflikt, grob gesagt, entlang dieser Linie, also zwischen Ukrainern auf der einen Seite und Kleinrussen und Großrussen auf der anderen Seite. Zur Zahl der Gläubigen gibt es nur Umfragen, die je nach Erhebung und ihrer Qualität ganz unterschiedliche Ergebnisse wiedergeben. Das Spektrum ist breit und reicht von einer gleichmäßigen Verteilung der Gläubigen auf die ukrainische und die russische Orthodoxie bis zu einem Übergewicht der ukrainischen Kirche gegenüber der russischen im Verhältnis drei zu eins. Wirkliche Aussagekraft können diese Erhebungen nicht beanspruchen. Zu fließend ist die politisch bedingte Situation in der Ukraine und zu groß ist seit Jahren der Druck: Heute ist in der Ukraine ein Bekenntnis zur russischen Kirche gefährlich, ebenso wie ein Bekenntnis zur ukrainischen Kirche in den von Rußland – je nach Perspektive – angeschlossenen oder annektierten Gebieten.
Hier die Zahlen:
Kirche | Priester | Prozent | Pfarreien | Prozent |
---|---|---|---|---|
UOKMP | 10.510 | 69,7 | 11.741 | 65,5 |
UOKKP | 4.572 | 30,3 | 6.196 | 34,5 |
Gesamt | 15.082 | 100 | 17.937 | 100 |
Vor Kriegsausbruch gehörten demnach, 30 Jahre nach Erlangung der ukrainischen Unabhängigkeit, noch immer zwei Drittel der Pfarreien und orthodoxen Priester zur russischen Kirche und ein Drittel zur neuen ukrainischen. Was und wieviel sich in den vergangenen Monaten verschoben hat, läßt sich noch nicht quantifizieren, da die russische Kirche in der Ukraine, wie Kirchen- und Klosterbesetzungen, gewaltsame Vertreibungen von Mönchen und Nonnen und die Verhaftung von Priestern zeigen, massiven Repressionen ausgesetzt ist, so wie Verhaftungen von orthodoxen und katholischen ukrainischen Priestern in den Rußland angeschlossenen oder von diesem besetzten Gebieten belegen, daß diese fort einer ebensolchen Repression unter umgekehrten Vorzeichen ausgeliefert sind. Die Annahme ist daher realistisch und grausam zugleich, daß nach dem Krieg von den beiden orthodoxen Kirchen im jeweils anderen Land kaum etwas übrigbleiben könnte. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche ist vor allem im Westen und in der Gegend von Kiew stärker als die russisch-orthodoxe Kirche.
Aus den beiden Darstellungen ergibt sich folgendes statistisches Gesamtbild von Orthodoxen und Katholiken nach ihrer Größe gereiht:
Kirche | Priester | Prozent | Pfarreien | Prozent |
---|---|---|---|---|
UOKMP | 10.510 | 55,6 | 11.741 | 53,7 |
UOKKP | 4.572 | 24,1 | 6.196 | 27,3 |
UGKK | 2.844 | 15,0 | 3.390 | 14,9 |
RKK | 664 | 3,5 | 899 | 3,7 |
RGKK | 346 | 1,8 | 447 | 2,0 |
Gesamt | 18.846 | 100 | 22.673 | 100 |
2021 gehörte mehr als die Hälfte der Pfarreien und Priester in der Ukraine der russisch-orthodoxen Kirche an, ein Viertel der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Das bedeutet, daß das Verhältnis zwischen Orthodoxen und Katholiken in der Ukraine 80 zu 20 Prozent beträgt.
NB: Nicht dargestellt sind kleinere Abspaltungen der katholischen und der orthodoxen Kirche, ebensowenig die protestantischen Gemeinschaften (historische wie freikirchliche) und andere Religionen, insbesondere das Judentum.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons (Screenshots)
Es gibt im Internet eine Karte mit den Wahlergebnissen, die dann zum Maidan führten. Die vermittelt den Eindruck, daß die halbe Ukraine bis hin nach Transnistrien, ein schmaler Streifen von Moldawien östlich das Dnjester, eigentlich russisch ist.
Die Forderungen Putins nach ukr. Neutralität wären das Beste für die Ukraine gewesen, gute Beziehungen nach Ost und West, die massive Bekämpfung von Korruption und Nazitum.
Jetzt wartet Polen [„die Hyäne Europas“ (Churchill)] auf den Wiedergewinn Wolhyniens.
Schlimm genug, daß wir als Bürger des freien Westens selbst Primärquellen recherchieren müssen, um herauszufinden, wie die Situation wirklich aussieht. Das die Ukraine 1991 unabhängig wurde, war nur möglich, weil Russland es zugelassen hat. Es war aus der Gegenwart betrachtet ein unverdientes Geschenk. Minsk 1/2 enthielten ebenfalls Zugeständnisse der Russen.
Die polnischen Äusserungen zur Ukraine zerschiessen das schöne Bild vom bösen Putin. Unser Bündnispartner Polen will die Ukraine zerstückeln, während Scholz in den Krieg für die Ukraine treibt, die kein Bündnispartner ist. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, ein Rückzug westlicher Unterstützung für die Ukraine wäre das beste für das Land.
Nach Engels Dialektik sind die deutschen Grünen und das ukrainische Asow die beiden Extrempole zwischen denen sich der Status Quo einstellen soll. Man kontrolliert beide Extreme, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Gleichzeitig wird ein moralischer Verfall vorangetrieben. Nur dann kann soviel Unrecht durchgesetzt werden, wenn die Moral auch zerstört ist. Junge deutsche Männer, die sich kastrieren lassen („Ich bin eine Frau“) und 350.000 gefallene ukrainische Soldaten (laut RF Kennedy jun.) sind das Ergebnis der gleichen Ursache.