Quo primum – gilt trotz Traditionis custodes

"Den Zorn des Allmächtigen Gottes und Seiner heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich ziehen"


Missale Romanum von Papst Pius V. von 1570, das mit der Bulle Quo primum promulgiert wurde.
Missale Romanum von Papst Pius V. von 1570, das mit der Bulle Quo primum promulgiert wurde.

Die Bul­le Quo pri­mum des hei­li­gen Pap­stes Pius V. zur Ein­füh­rung des Römi­schen Meß­bu­ches bleibt trotz des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des gül­tig. Sie stellt daher eine Ant­wort auf das­sel­be und wei­ter­ge­hen­de Ver­su­che dar, den über­lie­fer­ten Ritus aus­lö­schen zu wollen.

Quo primum, die Bulle des heiligen Papstes Pius V. zur Einführung des Römischen Meßbuches

Anzei­ge

14. Juli 1570

Seit Unse­rer Beru­fung zum höch­sten Apo­sto­li­schen Amt rich­ten wir gern Unse­ren Sinn, Unse­re Kräf­te und alle Unse­re Über­le­gun­gen auf die Rein­erhal­tung des Kirch­li­chen Kul­tes und bemü­hen Uns, das dazu Nöti­ge in die Wege zu lei­ten und mit Got­tes Bei­stand mit allem Eifer wirk­sam zu machen.

Nun hat­ten Wir gemäß den Beschlüs­sen des Hei­li­gen Kon­zils von Tri­ent über die Her­aus­ga­be und die Ver­bes­se­rung der Hei­li­gen Bücher, näm­lich des Kate­chis­mus, des Mis­sa­les und des Bre­viers zu ver­fü­gen. Nach­dem mit Got­tes Zustim­mung der Kate­chis­mus zur Beleh­rung des Vol­kes her­aus­ge­ge­ben und das Bre­vier zum schul­di­gen Got­tes­lob ver­bes­sert wor­den war, muß­ten Wir Uns, damit dem Bre­vier das Mis­sa­le gebüh­rend ent­spre­che (da es sich gar sehr geziemt, daß in der Kir­che Gott auf ein­heit­li­che Art gelobt und die Mes­se auf ein­heit­li­che Art gefei­ert wer­de), der noch ver­blie­be­nen Auf­ga­be zuwen­den: das Mis­sa­le selbst herauszugeben.

Wir hiel­ten es dar­um für rich­tig, die­se Bür­de aus­ge­such­ten Gelehr­ten zu über­tra­gen. Nach sorg­fäl­ti­ger Unter­su­chung der alten Bücher Unse­rer Vati­ka­ni­schen Biblio­thek sowie ande­rer, von über­all her­bei­ge­hol­ter, ver­bes­ser­ter und unver­derb­ter Hand­schrif­ten, eben­so auch der Über­le­gun­gen der Alten und der Schrif­ten aner­kann­ter Autoren, die Uns Auf­zeich­nun­gen über die hei­li­ge Ein­rich­tung der Riten hin­ter­las­sen haben, stell­ten die­se gelehr­ten Män­ner das Mis­sa­le nach Vor­schrift und Ritus der Hei­li­gen Väter wie­der her.

Damit alle aus die­ser Arbeit Nut­zen zögen, haben Wir, nach­dem Wir es geprüft und ver­bes­sert hat­ten, nach reif­li­cher Über­le­gung ange­ord­net, daß es mög­lichst bald in Rom gedruckt und her­aus­ge­ge­ben werde.

Die Prie­ster im beson­de­ren sol­len dar­aus erken­nen, wel­che Gebe­te sie von jetzt an bei der Meß­fei­er ver­wen­den und wel­che Riten und Zere­mo­nien sie dabei ein­hal­ten müs­sen. Damit aber alle das von der Hei­li­gen Römi­schen Kir­che, der Mut­ter und Leh­re­rin der übri­gen Kir­chen, Über­lie­fer­te über­all erfas­sen und beach­ten, set­zen Wir durch die­se Unse­re ewig gül­ti­ge Kon­sti­tu­ti­on unter Andro­hung Unse­res Unwil­lens als Stra­fe fest und ord­nen an: Für­der­hin soll in allen kom­men­den Zei­ten auf dem christ­li­chen Erd­kreis in allen Patri­ar­chal­kir­chen, Kathe­dra­len, Kol­le­gia­ten und Pfar­rei­en, in allen welt­li­chen, klö­ster­li­chen – wel­chen Ordens und wel­cher Regel sie auch sei­en, ob Män­ner- oder Frau­en­klö­ster – in allen mili­tä­ri­schen und unge­bun­de­nen Kir­chen oder Kapel­len, in denen die Mes­se des Kon­vents laut mit Chor oder still nach dem Ritus der Römi­schen Kir­che gefei­ert zu wer­den pflegt oder gefei­ert wer­den soll­te, nicht anders als nach dem von Uns her­aus­ge­ge­be­nen Mis­sa­le gesun­gen oder gele­sen wer­den, auch wenn die­se Kir­chen irgend­wel­che Aus­nah­men genie­ßen, durch ein Indult des Apo­sto­li­schen Stuh­les, durch Gewohn­heits­recht oder Pri­vi­leg, ja durch Eid oder Apo­sto­li­sche Bestä­ti­gung oder irgend­wel­che ande­re Beson­der­hei­ten bevor­zugt sind – außer wenn sie gleich von ihrer vom Apo­sto­li­schen Stuhl gut­ge­hei­ße­nen Errich­tung an oder aus Tra­di­ti­on bei der Meß­fei­er einen min­de­stens zwei­hun­dert­jäh­ri­gen Ritus in eben die­sen Kir­chen ohne Unter­bre­chung ein­ge­hal­ten haben. Die­sen letz­te­ren neh­men Wir kei­nes­wegs das genann­te Son­der­recht oder die Tra­di­ti­on bei der Meß­fei­er, doch gestat­ten Wir, falls das von Uns her­aus­ge­ge­be­ne Mis­sa­le mehr gefällt, daß die Mes­sen mit Zustim­mung des Bischofs oder Prä­la­ten und des gesam­ten Kapi­tels, unge­ach­tet ande­rer Bestim­mun­gen, nach Unse­rem Mis­sa­le gefei­ert werden.

Allen ande­ren genann­ten Kir­chen jedoch beneh­men Wir damit den Gebrauch ihrer Mis­sa­li­en, ver­wer­fen sie von Grund auf und voll­stän­dig und set­zen fest, daß die­sem Unse­ren gera­de her­aus­ge­ge­be­nen Mis­sa­le nie­mals etwas hin­zu­ge­fügt, weg­ge­nom­men oder an ihm ver­än­dert wer­den dürfe.

Streng befeh­len Wir jedem ein­zel­nen Patri­ar­chen und Ver­wal­ter der vor­ge­nann­ten Kir­chen, allen ande­ren Per­so­nen, gleich wel­chen Ran­ges sie auch sei­en, in der Tugend des hei­li­gen Gehor­sams: Sie sol­len die bis­her gewohn­ten Wei­sen und Riten (auch die aus noch so alten Meß­bü­chern) in Zukunft ganz und gar auf­ge­ben, völ­lig ver­wer­fen und die Mes­se nach Ritus, Wei­se und Norm Unse­res Meß­bu­ches sin­gen und lesen, und sie sol­len nicht wagen, bei der Meß­fei­er ande­re Zere­mo­nien und Gebe­te als die in die­sem Mis­sa­le ent­hal­te­nen hin­zu­zu­fü­gen oder vorzulesen.

Und daß sie in allen Kir­chen bei der gesun­ge­nen oder gele­se­nen Mes­se ohne Gewis­sens­skru­pel oder Furcht vor irgend­wel­chen Stra­fen, Urtei­len und Rügen von nun an aus­schließ­lich die­sem Mis­sa­le fol­gen, es unbe­fan­gen und rech­tens zu gebrau­chen imstan­de und ermäch­tigt sind, dazu geben Wir kraft Unse­rer Apo­sto­li­schen Voll­macht für jetzt und für ewig Unse­re Bewil­li­gung und Erlaubnis.

Eben­so set­zen Wir fest und erklä­ren: Kein Vor­ste­her, Ver­wal­ter, Kano­ni­ker, Kaplan oder ande­rer Welt­prie­ster und kein Mönch gleich wel­chen Ordens darf ange­hal­ten wer­den, die Mes­se anders als wie von Uns fest­ge­setzt zu fei­ern, noch darf er von irgend­je­man­dem gezwun­gen und ver­an­laßt wer­den, die­ses Mis­sa­le zu ver­än­dern, noch kann das vor­lie­gen­de Schrei­ben irgend­wann je wider­ru­fen oder modi­fi­ziert wer­den, son­dern es bleibt für immer im vol­len Umfang rechts­kräf­tig bestehen.

Damit sind alle gegen­tei­li­gen frü­he­ren Bestim­mun­gen, Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­tio­nen und Ordi­na­tio­nen, alle all­ge­mei­nen oder beson­de­ren Kon­sti­tu­tio­nen und Ordi­na­tio­nen von Pro­vin­zi­al- oder Syn­odal­kon­zi­li­en, eben­so die Sta­tu­ten und Gewohn­hei­ten der oben erwähn­ten Kir­chen, auch wenn ihr Brauch zwar durch eine sehr alte und ehr­wür­di­ge Vor­schrift gestützt, aber nicht älter als zwei­hun­dert Jah­re ist, außer Kraft gesetzt.

Von der Ver­öf­fent­li­chung die­ser Unse­rer Kon­sti­tu­ti­on und des Mis­sa­les an sol­len die Prie­ster an der römi­schen Kurie ange­hal­ten wer­den, nach einem Monat, die dies­seits der Alpen nach drei, die jen­seits der Alpen nach sechs Mona­ten, oder sobald sie die­ses Mis­sa­le käuf­lich erwer­ben kön­nen, die Mes­se danach zu sin­gen oder zu lesen.

Damit es über­all auf der Erde unver­derbt und von Feh­lern und Irr­tü­mern rein bewahrt wer­de, ver­bie­ten Wir kraft Apo­sto­li­scher Voll­macht mit dem vor­lie­gen­den Schrei­ben allen Buch­druckern in Unse­rem (und von S. R. E. [Sanc­tae Roma­nae Eccle­siae]) mit­tel­ba­ren und unmit­tel­ba­ren Herr­schafts­be­reich bei Stra­fe des Bücher­ver­lusts und von an die Apo­sto­li­sche Kam­mer zu zah­len­den hun­dert Gold­du­ka­ten, den ande­ren Buch­druckern aber in allen Tei­len der Erde bei Stra­fe der Exkom­mu­ni­ka­ti­on im wei­ten Sin­ne und ande­ren Stra­fen nach unse­rem Schieds­spruch: daß sie sich ohne Unse­re bzw. die aus­drück­lich dazu erteil­te Erlaub­nis eines von Uns an dem betre­ten­den Ort zu bestel­len­den Apo­sto­li­schen Kom­mis­sars nicht unter­ste­hen sol­len, zu drucken, zu ver­kau­fen und über­haupt anzu­neh­men, außer wenn vor­her durch eben die­sen Kom­mis­sar eben die­sem Buch­drucker vol­le Gewiß­heit gege­ben wor­den ist, daß das Meß­buch­ex­em­plar, wel­ches die Norm für den Druck wei­te­rer Exem­pla­re zu sein hat, mit dem in Rom im Erst­druck her­ge­stell­ten Mis­sa­le ver­gli­chen wor­den sei, mit ihm über­ein­stim­me und in gar nichts abweiche.

In Anbe­tracht der Schwie­rig­keit, das vor­lie­gen­de Schrei­ben an alle Orte des christ­li­chen Erd­krei­ses und gera­de in der ersten Zeit zur Kennt­nis aller zu brin­gen, schrei­ben Wir vor: Es soll in her­kömm­li­cher Wei­se an den Tür­flü­geln der Basi­li­ka des Apo­stel­für­sten und der Apo­sto­li­schen Kanz­lei und an der Spit­ze des Cam­pus Flo­rae öffent­lich ange­schla­gen wer­den; man soll auch den gedruck­ten Exem­pla­ren die­ses Schrei­bens, die von einem öffent­li­chen Notar hand­schrift­lich unter­zeich­net und mit dem Sie­gel eines kirch­li­chen Wür­den­trä­gers ver­se­hen sind, bei allen Völ­kern und an allen Orten gera­de­wegs den­sel­ben unbe­zwei­fel­ten Glau­ben schen­ken, wie man ihn dem vor­lie­gen­den Schrei­ben schen­ken wür­de, wäre es sicht­bar ausgestellt.

Über­haupt kei­nem Men­schen also sei es erlaubt, die­ses Blatt, auf dem Erlaub­nis, Beschluß, Anord­nung, Auf­trag, Vor­schrift, Bewil­li­gung, Indult, Erklä­rung, Wil­le, Fest­set­zung und Ver­bot von Uns auf­ge­zeich­net sind, zu ver­let­zen oder ihm in unbe­son­ne­nem Wag­nis zuwiderzuhandeln.

Wenn aber jemand sich her­aus­neh­men soll­te, dies anzu­ta­sten, so soll er wis­sen, daß er den Zorn des All­mäch­ti­gen Got­tes und Sei­ner hei­li­gen Apo­stel Petrus und Pau­lus auf sich zie­hen wird.

Gege­ben zu Rom bei Sankt Peter im fünf­zehn­hun­dert­sieb­zig­sten Jah­re der Geburt des Herrn am 14. Juli im fünf­ten Jah­re Unse­res Pontifikats.

Quel­le: Über­set­zung von Prof. Peter Schil­ling, April 1971.

Bild: New Lit­ur­gi­cal Movement

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1 Kommentar

  1. Herz­li­chen Dank für die erneu­te Publi­zie­rung der Bul­le Quo Primum.
    Da wur­de tat­säch­lich der Grenz­stein gesetzt, der nicht ver­legt wer­den kann.
    Gewollt „ver­ges­sen“, nicht beach­tet, ver­ach­tet – wobei die­se Fre­vel auf den Kopf der­je­ni­gen fal­len, die sie began­gen haben.
    Die Illu­stra­ti­on zeigt ja nicht nur St. Peter mit den Schlüs­seln, son­dern auch St. Paul mit dem Schwert.

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