(Rom) Am 15. Mai sprach Papst Franziskus Charles de Foucauld heilig. Wenige Tage später empfing er die sich auf den neuen Heiligen berufende Association Famille Spirituelle Charles de Foucauld in Audienz. Die dabei gehaltende Ansprache des Papstes enthält eine bemerkenswerte Stelle, ein Stichwort, das einer von mehreren roten Fäden ist, die sich seit neun Jahren durch päpstliche Ansprachen ziehen. Franziskus ist dabei bekannt, sich nicht immer klar und unmißverständlich auszudrücken. Der Versuch einer Klärung, ohne Anspruch etwas klären zu können.
Der 1955 gegründeten Geistlichen Familie Charles de Foucauld gehören 20 Orden und Gemeinschaften an, die sich auf den französischen Priester und Eremiten als Gründer bzw. auf seine Spiritualität berufen. Die älteste Vereinigung ist die Union-Sodalité (Union Sodalität), die auf eine Initiative Charles de Foucaulds im Jahr 1909 zurückgeht. Die jüngste Gemeinschaft sind die Jüngerinnen des Evangeliums (Discepole del Vangelo), die seit 2007 der Association Famille Spirituelle Charles de Foucauld angehören.
Am 18. Mai sagte Papst Franziskus in der großen Audienzhalle Paolo VI zu diesen Gemeinschaften:
„Ich möchte dem heiligen Charles de Foucauld danken, denn seine Spiritualität hat mir während meines Theologiestudiums, einer Zeit der Reife und auch der Krise, sehr gut getan. Ich habe sie durch Pater Paoli und die Bücher von Voillaume kennengelernt, die ich immer wieder gelesen habe. Er hat mir sehr geholfen, die Krisen zu überwinden und eine einfachere Form des christlichen Lebens zu finden, weniger pelagianisch, näher am Herrn. Ich danke dem Heiligen und gebe Zeugnis dafür, denn er hat mir so viel Gutes getan.“
Was genau aber meint Franziskus mit „pelagianisch“? Diese Frage beschäftigt seit dem ersten Jahr seines Pontifikats. Klar ist der historische Hintergrund, der auf Pelagius zurückgeht, der im vierten Jahrhundert den Pelagianismus schuf, der teils als Vorläufer des heutigen „Humanismus“ gesehen wird. Ausgangspunkt ist die Ablehnung der Erbsündenlehre. Der Mensch sei grundsätzlich gut. Der freie Wille könne als Gabe Gottes nicht korrumpiert werden. Pelagius wurde 417 wegen seiner Irrlehren exkommuniziert.
- Allgemein wird die Verwendung durch Papst Franziskus dahingehend interpretiert, daß er damit die Annahme oder Behauptung einer Selbsterlösung des Menschen kritisiert.
- Eine andere Interpretation sieht darin eine päpstliche Kritik an „oberflächlichen Christen“. Der „Pelagianer“, so Franziskus in seiner morgendlichen Predigt am 27. Juni 2013 in Santa Marta, habe einen „ernsten und steifen Lebensstil“. Das seien jene, die „auf den Boden schauen“.
- 2017 sprach Franziskus zu den Generaloberen der Orden. Die römische Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica veröffentlichte zentrale Auszüge. Selbst der Corriere della Sera berichtete ausführlich. Franziskus sagte damals:
„Einige sind dann Pelagianer: Sie wollen zur Askese zurückkehren, sie machen Bußübungen, sie sehen aus wie Soldaten, die bereit sind, alles zu tun, um den Glauben und die guten Sitten zu verteidigen… und dann bricht der Skandal um den Gründer oder die Gründerin aus… Wir kennen das, nicht wahr? Der Stil von Jesus ist anders. Der Heilige Geist hat am Pfingsttag Lärm gemacht: Das war der Anfang. Aber normalerweise macht er nicht soviel Lärm, er trägt das Kreuz. Der Heilige Geist ist nicht triumphalistisch. Gottes Stil ist das Kreuz, das man so lange trägt, bis der Herr ‚genug‘ sagt. Triumphalismus verträgt sich nicht mit dem geweihten Leben.“
- Aleteia unternahm 2018 den Versuch, die Wortwahl des Papstes zu erklären. Demnach sei „pelagianisch“ für Franziskus der Vorwurf, der jene treffe, die sich selbst bereits für „heilig, vollkommen, besser als die ‚ignorante Masse‘ halten“ würden. Die Kritik richte sich demnach gegen ein „Überlegenheitsgefühl“.
Was aber hat es dann mit dem Pachamama-Kult (Gaia, Mutter Erde) auf sich, der historisch in Lateinamerika nicht belegbar ist, sondern eine modernistische, pseudo-folkloristische Neugestaltung ist, möglicherweise mit esoterischen, gar gnostischen Elementen? Und was hat es mit dem Pachamama-Park auf sich, der Papst Franziskus „glücklich“ macht?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/VaticanMedia (Screenhots)