Von Angela Jacobi
Mein Entsetzen und meine Trauer waren grenzenlos, als ich frühmorgens am 1. Februar von unserem Freund Father Charles SDB die Nachricht vom Putsch des Militärs in Myanmar bekam. Doch er war optimistisch und meinte, in einer Woche sei alles vorbei. Ich war skeptisch, die Fotos von der blutigen Niederschlagung der friedlichen Studenten-Demonstration am 08.08.1988 hatten sich mir unvergesslich eingeprägt. Tausende junger Menschen waren gnadenlos niedergemetzelt worden, eine ganze Generation junger Menschen, die Hoffnung eines Landes. Auch bei der sogenannten Safran-Revolution der Mönche und Nonnen im August 2007 gab es Tote; die Bilder werde ich nie vergessen und ich wünsche mir, ich hätte sie niemals sehen müssen. Einen Mönch oder eine Nonne zu töten bedeutet das Begehen eines Sakrilegs, doch das Militär kennt keine Tabus und keine Gnade.
Diesmal sind es hunderttausende von Menschen, die friedlich auf die Straße gehen, zweimal hatte ihre hoch verehrte Lady Aung San Suu Kyi einen deutlichen Wahlsieg errungen, die Generäle hatten sie unter fadenscheinigen Behauptungen verhaftet und die Wahlergebnisse als gefälscht bezeichnet. Damit hatte niemand gerechnet. Der Weg in eine Demokratie war steinig und voller Hürden, aber er gab den Menschen wieder Hoffnung und auch Freude zurück, das durfte ich Jahr für Jahr selbst erleben.
Nach knapp vier Wochen hatte die anfängliche Zurückhaltung des Militärs ein Ende gefunden und die Soldaten schossen mit scharfer Munition auf friedliche unbewaffnete Landsleute, oft gezielt auf die Köpfe.
Und da passiert etwas Unerwartetes, etwas Ungeheuerliches: eine Ordensschwester stellt sich weinend vor die Polizisten und gebietet Einhalt.
„ Wenn ihr weitergehen wollt, müsst ihr zuerst mich erschießen!“
Auch Mutter Teresa hatte diesen Mut, als Bewaffnete in ihr Sterbehaus eindringen wollten.
„Wenn ihr hier rein wollt, müsst ihr erst mich töten“ rief sie und vertrieb damit die Eindringlinge, die kleinmütig das Weite suchten.
Das Foto von Schwester Anne bekam ich via twitter von Kardinal Charles Maung Bo SDB, mit dem uns seit vielen Jahren eine Freundschaft verbindet.
„ Il corraggio di Suor Ann“ schreibt Paolo Affatato im L‘Osservatore Romano.
„Der Mut der Schwester Anne“ – wir sehen ihn deutlich auf diesem Foto und er berührt zutiefst.
Was bedeutet Mut haben? Was macht ihn aus?
Im Internet findet sich: Mut ist die Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden, Furchtlosigkeit angesichts einer Situation, in der man Angst haben könnte und die grundsätzliche Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält. Mut bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheit verbundene Situation zu begeben. Das althochdeutsche muot bedeutet Sinn, Seele, Geist, Gemüt, Kraft des Denkens, Empfindens, Wollens, und ich füge hier persönlich an, vor allem die Kraft des Glaubens.
Den hatten sie, Schwester Anne, Mutter Teresa, die Märtyrerinnen, wie Edith Stein und die Heiligen Barbara, Cäcilia, Lucia, Agnes und viele viele andere. Ihr Mut war tapfer, unerschrocken und furchtlos, auch im Augenblick der Gefahr, todesmutig.
Allen voran hatte genau diesen Mut unsere Muttergottes, Maria, aber auch die drei Frauen am Grab und viele weiteren Frauen in der Bibel. Hier war der Mut mit der Tapferkeit verbunden.
Der Mut wird von Josef Pieper der Kardinaltugend der Tapferkeit gegenübergestellt. Während der Mut von der Charaktereigenschaft der Wagnisbereitschaft bestimmt wird, eine „Initiativkraft“ ist, kennzeichnet die Tapferkeit eher die Standhaftigkeit und das Durchhaltevermögen, eine „Dulderkraft“, einen Wagemut. Für mich sind beide untrennbar miteinander verbunden.
Unter dem Foto von Schwester Anne könnte auch stehen:
„Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!“ ( 2 Kor 1,3–4)
Doch wie ist es bei allem Mut mit der Angst? Sie stehen zueinander zwar im Kontrast, schließen sich jedoch nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Beide müssen in einem ausgewogenen Zusammenhang stehen. Der Mut braucht nämlich auch seine Grenzen, damit er nicht im Übermut endet oder gar einer Maßlosigkeit,
Wir alle kennen das Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Diese Weisheit zu erlangen erfordert Demut; vereinfacht gesagt besteht die Demut aus den beiden Wörtern „dienen“ (dionon) und „Mut“ (muot) und sie zu erlangen ist wohl mit am schwierigsten. Leider ist der Begriff Demut heute kaum noch zu finden. In Demut muss ich nämlich auch einmal „Nein“ sagen können, „Nicht mit mir!“ bzw „Ohne mich!“ und dazu brauche ich eben Mut, viel Mut sogar.
Ich wünschte mir, so mancher und manche in Amt und Würden Stehende hätte das in wichtigen Situationen sagen können, viel Bitternis und Leid wäre ihnen und uns erspart geblieben.
Bleiben zum Schluss die Abgrenzung zum Hochmut und die Metapher „Sein Mütchen an jemandem kühlen“.
Hochmut (superbia), auch als Hybris, Anmaßung, Überheblichkeit und Arroganz bezeichnet, gilt als die schlimmste der Todsünden, weil sich durch ihn alle anderen Sünden verstärken.
Er zeigt sich in Form von Eitelkeit, Stolz, Abgehobenheit und Selbstüberschätzung, auch auf geistiger Ebene.
Wenn jemand sein Mütchen an jemandem kühlen will, dann lässt er seine Laune, seinen Übermut, aber vor allem seinen Zorn an jemandem aus und rächt sich unbarmherzig an jemandem.
Welche Triebfeder sonst kann es sein, die Muttergottes in einer Art und Weise an der Universitätskirche von Freiburg darzustellen, die man blasphemisch nennen kann und die unaussprechlich ist. Ich vermochte nicht, sie meinen Freundinnen oder gar meinem Ehemann zu beschreiben und ich hätte den Mut gehabt, wäre ich in Freiburg wohnend gewesen, sie zu entfernen.
Diese Gruppe Frauen klebt auch unserer Muttergottes ungeniert ein Pflaster über den Mund, als hätte sich Maria das je gefallen lassen bzw. sich selbst das Pflaster über den Mund geklebt.
Wie dumm und überheblich, arrogant und hochmütig muss man sein. Und viele Bischöfe, die unsere Hirten sein und uns vor Unheil bewahren sollen, haben nicht den Mut, ihnen Einhalt zu gebieten, ja sie machen sich mit ihnen gemein. Ich bin zutiefst beschämt, frage mich nach dem Sinn und sehe wieder Schwester Anne, die den Namen der Mutter von Maria trägt, vor den Soldaten knien.
Bild: Privat
Ein Volksaufstand für
Demokratie und westliche Werte ist ein Volksaufstand für Abtreibung, Homosexualität, Gender-Ideologie, Drogenkonsum, Atheismus etc.
Ich weiss wirklich nicht, warum Katholiken jede Soros-Farbenrevolution mitmachen müssen, um sich dann später über die Resultate zu ärgern. Auch wenn vieles in Burma schlecht ist, wünsche ich ihnen nicht, ein zweites Thailand zu werden.