Wurde Jesus im Jahr 1 vor Christus geboren?

Datierungsversuch von Geburt und Kreuzigung


Die Annales Theologici (Rom) veröffentlichten eine dreiteilige Studie zur Datierung der Geburt Jesu und der Kreuzigung.
Die Annales Theologici (Rom) veröffentlichten eine dreiteilige Studie zur Datierung der Geburt Jesu und der Kreuzigung.

(Rom) Wur­de Jesus im Jahr 1 vor Chri­stus gebo­ren? In der Fach­zeit­schrift Anna­les Theo­lo­gi­ci wur­de der drit­te Teil einer Stu­die ver­öf­fent­licht, die die­se Annah­me stützt. Die Anna­les wer­den von der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät San­ta Cro­ce in Rom herausgegeben.

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Die bei­den Autoren der Stu­die sind Fer­nan­do La Gre­ca (Uni­ver­si­tät Saler­no) und Libera­to De Caro (Insti­tut für Kri­stal­lo­gra­phie, Natio­na­ler For­schungs­rat der Repu­blik Ita­li­en). Prof. De Caro ver­öf­fent­lich­te bereits Bücher gemein­sam mit dem bekann­ten Lit­ur­gi­ker Don Nico­la Bux. 

Im ersten Teil führ­ten die bei­den Autoren den Nach­weis, daß es histo­ri­sche, kalen­da­ri­sche und astro­no­mi­sche Ver­knüp­fun­gen gibt, die mit hoher Wahr­schein­lich­keit die Geburt Jesu gegen Win­ter­en­de des Jah­res 1 vor Chri­stus anneh­men lassen.

Par­al­lel unter­such­ten sie die Fra­ge nach dem wahr­schein­li­chen Kreu­zi­gungs­da­tum und kamen dabei auf den 23. April des Jah­res 34, einen Freitag.

Im zwei­ten Teil unter­zo­gen sie alle vor­han­de­nen Bele­ge einer kri­ti­schen Ana­ly­se, die die klas­si­sche Datie­rung des Todes von Hero­des dem Gro­ßen im Jahr 4 nach Chri­stus stüt­zen. Dabei zeig­ten sie auf, daß die­se Datie­rung nicht nur unwahr­schein­lich, son­dern sogar die unwahr­schein­lich­ste unter allen bekann­ten Datie­rungs­hy­po­the­sen sei.

Der nun ver­öf­fent­lich­te drit­te Teil (Anna­les Theo­lo­gi­ci, Jg. 34, Heft 1/​2020, S. 13–58) unter­sucht auf der Grund­la­ge der bei­den ersten Tei­le wei­te­re chro­no­lo­gi­sche Aspek­te. Dazu gehö­ren die im Lukas­evan­ge­li­um genann­te Volks­zäh­lung, der mög­li­che astro­no­mi­sche Bezug des Sterns von Beth­le­hem, die Kom­pa­ti­bi­li­tät der syn­op­ti­schen Tra­di­ti­on des Letz­ten Abend­mah­les mit jener des Johan­nes in Bezug auf das wahr­schein­li­che Kreuzigungsdatum. 

Beson­de­res Schwer­ge­wicht legen die Autoren dabei auf die Ver­schie­bung des Pas­cha­fe­stes um einen Tag. Dem­nach, so La Gre­ca und De Caro, hät­ten die Juden, die nicht einen Tem­pel­dienst zu ver­rich­ten hat­ten oder einer prie­ster­li­chen Fami­lie ange­hör­ten, am Don­ners­tag abend, dem 22. April, nach Son­nen­un­ter­gang, als der 15. Nisan anbrach, Pascha gefei­ert, so auch Jesus und die Apo­stel mit dem Letz­ten Abend­mahl. Die jüdi­sche Prie­ster­schaft sei aber wegen der levi­ti­schen Vor­schrif­ten gezwun­gen gewe­sen, bis zum Sams­tag zu war­ten. Das, so die Autoren, wür­de die par­al­le­len Über­lie­fe­rungs­tra­di­tio­nen der Syn­op­ti­ker und des Johan­nes erklären.

Die­se Erklä­rung sei nur mög­lich, wenn die Kreu­zi­gung im Jahr 34 statt­fand, nicht aber in den Jah­ren 30 oder 33, die alter­na­tiv genannt wer­den. In bei­den Jah­ren fiel das Pas­cha­fest von vor­ne­her­ein auf einen Sams­tag und der 16. Nisan auf den Sonn­tag, wes­halb es an die­sem Tag kei­ne Ein­schrän­kung von phy­si­scher Arbeit gab.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Anna­les Theo­lo­gi­ci (Screen­shot)

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