Gedanken von Andreas Becker
(Berlin) Der Deutsche Bundestag behandelt heute das Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite, kurz Bürgerschutzgesetz. Es ist bereits das dritte seit vergangenem März. Von Kritikern wird es als neues „Ermächtigungsgesetz“ bezeichnet. Der Vorwurf ist nicht bloße Polemik. Ein gutes Dutzend Mal findet sich das Wort Ermächtigung samt Ableitungen im Gesetzentwurf. Da hilft es dann nicht, sich Vergleiche mit der NS-Zeit zu verbieten. Besorgte Bürger kontaktierten organisiert oder individuell ihre Abgeordneten, um Bedenken und Sorgen über die massiven Eingriffe in die grundgesetzliche Rechtsordnung mitzuteilen. In der Tat handelt es sich um den radikalsten Eingriff seit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes 1949.
Für Angst und Unmut sorgt, daß dieser Einschnitt sich einseitig gegen die Grund- und Freiheitsrechte der Bürger richtet. Was sonst ist die Aufhebung eines der ältesten Rechtsgüter, der Unantastbarkeit der eigenen vier Wände, wenn die Polizei jederzeit eindringen kann? Was sonst ist das „Recht“ des Staates, Eltern ihre Kinder zu entziehen, weil sie vielleicht die Maske verweigern? Alles geschieht durch die Bundesregierung im Namen der Corona-Eindämmung. Kein Wunder, daß dies immer mehr Bürger bezweifeln und sich fragen, ob wirklich jeder Zweck das Mittel heiligt. Und einige sogar vermuten, daß damit in Wirklichkeit ganz andere, verborgene Ziele verfolgt werden.
In diesem Zusammenhang auch gleich die aktuellen Zahlen, nämlich jene Zahlen, die wirklich relevant sind, um das Verhältnis erkennen zu lassen: Derzeit gibt es in der Bundesrepublik Deutschland 3561 Intensivpatienten, die Corona-positiv sind. Das entspricht 0,00428 Prozent der Gesamtbevölkerung von 83,1 Millionen.
In der Geiselhaft des PCR-Tests
Hätte sich die Bundesregierung nicht in die Geiselhaft des umstrittenen PCR-Tests begeben, sähe die Welt anders aus. „Die Welt“ ist in diesem Fall ganz wörtlich zu nehmen, da Drostens Erfindung vom 1. Januar 2020 auf erstaunlich schnelle Weise weltweite Anwendung fand. Laut dem weit präziseren Sentinel-System, auf das sich das deutsche Gesundheitswesen ansonsten verläßt, gab es zwischen der Kalenderwoche 16 (Mitte April) und der Kalenderwoche 39 (Ende September) keinen einzigen SARS-CoV-2-Nachweis. Diese ganze Zeit hindurch hätten alle in Ruhe leben und ohne Einschränkungen ihren Dingen nachgehen können. Stattdessen wurden die Menschen von den Regierungen ununterbrochen in Atem gehalten und drangsaliert. Das Sentinel-System scheint seit Ausbruch von Corona aus der öffentlichen und politischen Wahrnehmung verschwunden. Warum aber wurde ein präzises System gegen einen zweifelhaften Test ausgetauscht? Wenn das nicht Fragen aufwirft, was dann?
Um die Bedenken auch öffentlich zu zeigen, finden heute vor dem Reichstag in Berlin zahlreiche Protestkundgebungen statt. Unübersehbar waren im Vorfeld allerdings auch staatliche Kriminalisierungsversuche, indem die Kundgebungen a priori in die Nähe von „Ausschreitungen“, Gewalt und Extremismus gestellt wurden. Hausdurchsuchungen bei offenbar gezielt ausgewählten Personen, die in das Kriminalisierungsnarrativ passen, tun das Ihre dazu. Ein solches Vorgehen scheint wenig geeignet, das Vertrauen in den Staat zu fördern, schon gar nicht, Sorgen über die Existenz eines „Deep State“ zu zerstreuen. Zweifel werfen auch immer weitergehende Demonstrationsverbote auf, sogenannte Bannmeilen. Sie wollen Bürger so weit als möglich von Regierung und Parlament fernhalten. Wie kommen sie dazu?
Auch die Propagandaanstrengungen der Bundesregierung wecken Zweifel. Ist es Aufgabe von Staatsorganen, den Bürgern einseitig eine Meinung aufzudrängen und dafür Steuergeld einzusetzen? Erst recht, wenn diese Propaganda die Bevölkerung spaltet und in „gute“ und „schlechte“ Bürger unterteilt? Genau das macht die jüngste Kampagne der Bundesregierung zu den Corona-Maßnahmen. Die Bürger, die sich bedingungslos an die Corona-Maßnahmen halten, deren Zweifelhaftigkeit renommierte Wissenschaftler und Juristen mit Nachdruck betonen, werden zu „Musterbürgern“ erklärt. Was im Umkehrschluß aber was heißt? Wer mit gutem Grund eine andere Meinung hat, ist ein schlechter Bürger? Die Bundesregierung erklärt damit implizit die Abschaffung der Meinungsfreiheit zum staatsbürgerlichen Ziel. Zum Hohn und Spott der Geächteten tut sie das auch noch mit dem Steuergeld aller, auch der Gescholtenen.
Wankende Gewaltenteilung?
Man wird sehen, was der Bundestag heute beschließen wird. Die Befürchtung ist gegeben, daß die Mehrheit der Abgeordneten die Wünsche der Bundesregierung durchwinken wird, denn insgesamt ist der Eindruck entstanden, der Bundestag habe sich seit Beginn der Corona-Krise selbst ausgeschaltet.
Die Gewaltenteilung ist eine tragende Säule des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates, doch scheint der Boden unter dieser Säule schwankend geworden. Die jüngsten Äußerungen des Vorsitzenden des Bundesverfassungsgerichts zu den Corona-Maßnahmen waren in der Sache nicht hilfreich. Schon gar nicht jene des niedersächsischen Innenministers Boris Pistorius (SPD), indem er ausgerechnet Corona-Kritikern mit dem Grundgesetz in der Hand pauschal Demokratie-Feindlichkeit unterstellte.
Der Vorwand, unter dem die Grundrechte ausgehebelt, eingeschränkt oder abgeschafft werden, ist völlig einerlei. Der Verweis, es gehe jetzt doch (nur) um die Gesundheit, ist kein Argument. Es gibt in einem funktionierenden Rechtsstaat keinen guten Grund, die Bürger- und Freiheitsrechte zu beschneiden. Genau das geschieht aber seit Jahren, schleichend, aber es geschieht. Vor Corona war diese Negativtendenz unter dem Vorwand Terrorismusbekämpfung zu beobachten. Einerseits wurden von der Bundesregierung alle Schleusen geöffnet, sodaß ins Land strömen konnte, wer wollte. Dann aber wurde nach jedem islamistischen Attentat, ob im Land oder irgendwo, eine Verschärfung der Anti-Terrorgesetze vorangetrieben. Das politische Handeln auf den verschiedenen Ebenen paßt da wie dort nicht zusammen. Die Verhältnismäßigkeit stimmt nicht. Eine Reihe von Maßnahmen haben die Rechte aller eingeschränkt, obwohl sie sich gegen islamistische Terroristen richten sollten. Rückblickend muß die Frage gestattet sein, was der Gesetzgeber wirklich damit bezweckt. Anti-Terror-Maßnahmen müssen sich gegen islamistische Terroristen richten, nicht gegen die eigenen friedfertigen Bürger, die unschuldige Opfer des islamistischen Terrorismus sind. Der Zweck heiligt in einem Rechtsstaat eben nicht jedes Mittel.
Das gilt auch für die Corona-Bekämpfung. Diese schleichende Entrechtung hat unter dem Corona-Vorwand einen Qualitätssprung erlebt und sich radikal beschleunigt. Eine freiheitliche Demokratie gründet auch im Gesundheitsbereich auf Eigenverantwortung. Auch eine Gesundheitsdiktatur „zum Wohl“ der Bürger ist nichts anderes als eine Diktatur, schäbig, mies und falsch.
Erinnerungen kommen hoch
Erst vor kurzem wurde zuerst an 30 Jahre Mauerfall und dann der Wiedervereinigung gedacht. In den neuen Bundesländern sind viele Menschen hellhörig, weit hellhöriger als in den alten Bundesländern. Ihre Erfahrung mit der Diktatur ist noch lebendig. Bestimmte Signale, Wörter, Handlungen von Regierenden lassen sie aufhorchen. In einem funktionierenden Gemeinwesen müßten Politiker erschrecken, wenn ihre Bürger plötzlich wieder Angst haben, in eine neue Diktatur geführt zu werden. Stattdessen ernten diese nicht selten herablassenden Spott und Verunglimpfung und neuerdings sogar Kriminalisierung. Wenn nicht mehr, so signalisiert diese Entwicklung zumindest ein bedenkliches Auseinanderleben zwischen den Menschen und denen „da oben“. Und niemand darf sich dann wundern, wenn Fragen auftreten wie jene, wem die Regierenden denn dann verpflichtet sind, wenn nicht dem eigenen Volk.
Demonstration und Demokratie haben von der Wortherkunft zwar nichts miteinander zu tun, dennoch gibt es das gute Recht der Bürger, heute in Berlin gegen das neue Ermächtigungsgesetz alias Bürgerschutzgesetz zu demonstrieren, ob es der Regierung paßt oder nicht. Von den Verfassungsrichtern ist zu erwarten, daß sie jedes Antasten der freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung umgehend kassieren, egal unter welchem Vorwand der Gesetzgeber es sich anmaßt.
Nicht nur demonstrieren, auch beten
Demonstrieren ist aber nicht alles. Jenen, die heute demonstrieren und den Mut zeigen, der sich nur in der Herausforderung bewährt, sei nahegelegt, daß sie für die Freiheit auch beten sollen. Und auch jenen, die aus welchen Gründen auch immer, nicht aktiv werden können, sei das Gebet besonders ans Herz gelegt. Ohne die geistliche Dimension bleibt die Frage platt und verkennt die wirklichen Zusammenhänge. Beten ist eine geistliche Waffe. Es ruft den göttlichen Beistand herab, der immer gerecht und barmherzig ist. Es verhindert zudem aber auch, daß Dinge, auf welcher Seite auch immer, und ob beabsichtigt oder nicht, aus dem Ruder laufen.
Gott schütze Deutschland!
Bild: Wikicommons
Es ist an der Zeit zu aktzeptieren, dass weder die deutschen Bischöfe, der größte Teil der Priester noch die derzeitigen Machthaber christliche Werte vertreten, sondern eine rein weltliche „Glückseeligkeit“. Sie wünschen aktuell den maximallen Schutz der körperlichen Gesundheit einiger weniger und richten den größtmöglichsten Schaden an der seelischen Gesundheit an der Mehrheit der Menschen an.
Sie haben Ihn entthront, schrieb einst Erzbischof Marcel Lefebvre. (https://www.worldcat.org/title/sie-haben-ihn-entthront-vom-liberalismus-zur-apostasie-die-tragodie-des-konzils/oclc/827081296)
In dieser nun beginnenden Diktatur, in der wir in Kürze härteren Drangsalierungen und Repressionen ausgesetzt werden, müssen wir ihn wieder auf den Thron setzen, z.B. durch das persönliche Gebet.
Das Gebet hilft dann auch, wenn man staatlichen Drangsalierungen ausgesetzt ist und z.B. in Haft sitzen wird. Übt man bereits jetzt das persönliche, und vor allem das betrachtente, Gebet ein, dürfte man sich besser gegen Drangsalierungen und Repressionen behaupten, als derjene der ohne beten zu können in einer Zelle ausharrt.
Es gilt die Benedikt-Option zu leben! Wir Katholiken sind nicht am Ende, sondern wir sind diejenigen die die kommende christliche Erneurung vorbereiten und dafür heute das Fundament bauen.
https://www.worldcat.org/title/die-benedikt-option-eine-strategie-fur-christen-in-einer-nachchristlichen-gesellschaft/oclc/1129083794&referer=brief_results
Sehr schön, aber wo und wie finde ich Gruppen in praktischer Nähe, die die Benedikt-Option leben wollen? In meiner „katholischen“ Familie leider nicht.
Danke für ihren mutigen Kommentar. Ein Christ ist dann ein Christ, wenn er im kleinen, im alltäglichen Mensch bleibt. Jede kleine Tat ist von Bedeutung. Wir geben uns damit gegenseitig Rückhalt. Gott weiss, wer die seinen sind. Anerkennung von der Welt ist nichts.
Wir leben seit dem 18.11.2020 wieder in einer Diktatur, nicht mehr und nicht weniger.
Dieses Ermächtigungsgesetz läßt sich spielend auf alle Lebensbereiche ausdehnen.
Der Kommunismus wird sich weiter furchtbar ausdehnen.
Der einzige Trost ist, das Gott dem irgendwann ein Ende setzen wird.
Beten wir, das er die Tage abkürzt, sonst kann niemand mehr gerettet werden.