Ein Zwischenruf von Giuseppe Nardi
(Rom) Während Regierungen ihre Völker auf immer neue Einschränkungen zur „Eindämmung“ des Coronavirus einstimmen, einen nicht mehr endenden Ausnahmezustand in Aussicht stellen und Paris vor dem zweiten „Lockdown“ steht, erweisen sich auch die Bischöfe als ideenreiche Corona-Propheten. Einen Kontrapunkt wissen sie allerdings nicht zu setzen, zumal Papst Franziskus mit einer Enzyklika verkündet, daß das Coronavirus eines jedenfalls mit Sicherheit nicht sei, eine „Strafe Gottes“.
Nimmt man die Maßnahmen genau – in Italien drohen seit gestern bei Nichteinhaltung der Maskenpflicht im Freien Geldstrafen von 400–1.000 Euro, in der Bundesrepublik Deutschland gelten inzwischen bundesweit mindestens 50 Euro Bußgeld –, so ist man verpflichtet, beim Betreten eines Restaurants die Maske zu tragen, am wenige Meter entfernten Tisch aber nicht mehr. Gleiches gilt beim Betreten einer Kirche. Um über die Türschwelle des Gotteshauses zu treten, ist eine Maske vorgeschrieben, in der Kirchenbank dann nicht mehr. Da Österreichs Bischöfe von der Maske nicht genug bekommen können, wurde dort die ständige Maskenpflicht während der Gottesdienste verordnet. Teile der Gläubigen verflüchtigen sich.
Christoph Kardinal Schönborn, der Erzbischof von Wien und bis zum Corona-Frühjahr auch Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, bietet mehr Einfallsreichtum auf. Die bekannte Wiener Votivkirche wurde zum Student Space umgewandelt, wie die Universität Wien auf ihrer Internetseite anpreist. Die Kirche wurde zum „Lernraum“, in dem Studenten der nahe gelegenen Universität studieren können. Auf der Universitätsseite steht dazu:
„Im Wintersemester 2020/21 steht Studierenden der Universität Wien ab dem 5. Oktober die Votivkirche (Rooseveltplatz, 1090 Wien) als Lern- und Aufenthaltsort zwischen Lehrveranstaltungen zur Verfügung (mit WLAN-Nutzung; Heizstrahler; Verfügbarkeit von Toiletten in der Nähe). Der Raum ist als ruhige Lern- und Arbeitszone für Studierende vorgesehen.“
Wegen der Corona-Maßnahmen, diesfalls nicht der Kirche, sondern des Bildungsministeriums, also der Bundesregierung, fehlen der Universität Räumlichkeiten. Ihre Kapazitäten wurden durch die Corona-Verordnungen halbiert. Kardinal Schönborn eilte zu Hilfe und stellte die Votivkirche als Ersatz zur Verfügung. Geeignetere Räumlichkeiten scheint es in der Stadt von Welt nicht zu geben. Statt Gebet und Gottesdienst können sich nun Studenten aller Couleur, Gläubige und Ungläubige, in den heiligen Hallen tummeln, wie Studenten es eben zu tun pflegen. Staat und Kirche spielen sich gegenseitig den Corona-Ball zu, ziehen am gleichen Strang und beglückwünschen sich wechselseitig dazu.
Die Votivkirche war zum Dank errichtet worden, daß Kaiser Franz Joseph I. 1853 einen Mordanschlag überlebte. Sein Bruder, Erzherzog Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, rief zu einer Spendensammlung für den Kirchenbau auf, der als „geistige Heimat“ aller Länder und Nationen des Kaisertums Österreich konzipiert wurde, was durch die Anbringungen aller Länderwappen zum Ausdruck kam. 1879 wurde die Votivkirche geweiht. Maximilian erlebte diesen Moment nicht mehr. Er wurde 1867 von mexikanischen Aufständischen hingerichtet.
Während Bischof Schönborn mit seinen Corona-Maßnahmen die Gläubigen aus der Kirche vertreibt, füllt er sie mit Studenten. Studenten statt Gläubigen, auch das ist Corona-Alltag anno 2020. Man könnte nicht sagen, daß die Bischöfe keinen Einfallsreichtum beweisen.
Auch der Heilige Stuhl steht dabei um nichts nach. Während Papst Franziskus seit mehr als sieben Monaten öffentliche liturgische Feiern meidet und der Zugang zum Petersdom mehrere Monate fast unmöglich war, konnten Gläubige und Touristen seit Juni wieder das größte Gotteshaus der Christenheit mit dem Grab des Apostels Petrus aufsuchen, wenn auch „bemaskt“.
Daß sich alle an die Maskenvorschrift halten, darüber wachen seither die Pietrini, die Aufseher, die hilfsbereit Auskunft geben, aber auch für Ordnung sorgen. Es genügt, die Nase zum Atmen freizuhalten, um sich die ungebetene Aufmerksamkeit eines Pietrino zuzuziehen. Auf meine rhetorische Frage nach einer solchen Ermahnung, ob er denn auch an „rosa Elefanten“ glaube, meinte er nach kurzem Nachdenken: „Ja“. Worauf wir beide lachen mußten. Die Regierenden geben die Maßnahmen vor. Die Menschen müssen damit, jeder in seiner Rolle, zurechtkommen. Solche Momente bringen naturgemäß auch wieder den unsympathischen Typus des Blockwarts zum Vorschein. Denunzianten haben Hochkonjunktur.
Nun wurde mit Genehmigung des Papstes im gesamten Staat der Vatikanstadt wieder Maskenpflicht verhängt, wohlgemerkt, auch im Freien. Welche „Experten“ den päpstlichen Regierungsvertretern – oder dem Papst selbst – dergleichen empfehlen, wurde nicht mitgeteilt. Insgesamt geben sich die Regierungen in diesem Punkt zugeknöpft, wo mehr Transparenz denn je gefordert ist. Von Italien, dem ersten Lockdown-Land des Westen, weiß man nach einem monatelangen Rechtsstreit, daß die Experten der Regierung am 5. März die Abschottung von zwei Gemeinden der Lombardei (mit zusammen 10.000 Einwohnern) empfohlen hatten, die Regierung aber 48 Stunden später das ganze Land in Quarantäne versetzte. Wer sie zu einem so beispiellosen Schritt veranlaßte, ist nach wie vor ungeklärt. Die offiziellen Regierungsberater waren es jedenfalls nicht.
Unterdessen sprechen die Zahlen weiterhin eine klare Sprache. Bleiben wir im Umfeld der Votivkirche, also in Österreich. Es wird auf Anweisung der Bundesregierung seit Ende Juli auf Teufel komm raus getestet – Österreich testet zur Zeit täglich soviel, wie Italien, das fast siebenmal mehr Bevölkerung zählt, täglich am Höhepunkt der Coronakrise (Frühjahr und erste Sommerhälfte) getestet hatte. Dieselbe Steigerung der Tests erfolgte zeitgleich in der Schweiz, in Italien, in Frankreich, in der Bundesrepublik Deutschland …
Zwangsläufig schnellt seither die „epidemiologische Kurve“ nach oben und es finden sich so viele positiv getestete „Fälle“ wie am Höhepunkt der Corona-Ausbreitung Ende März. Deutlich weniger tut sich aber, was viel wichtiger ist, wenn man nach den konkreten Folgen fragt. Es gibt im Vergleich (Ende September/Anfang Oktober) zum Frühjahr trotz gleicher „Fall“-Zahlen nur mehr ein Drittel Hospitalisierungen und Intensivpatienten und nur mehr 10 Prozent Todesfälle.
Die Regierungen interessiert das nicht wirklich. Gerade sie waren es, die während der Corona-Krise (interessanterweise weitgehend synchron) mehrfach die Spielregeln änderten, immer zugunsten strengerer Maßnahmen, obwohl die konkreten Folgen der Mini-Pandemie dies nicht rechtfertigten. Sobald die Zahlen offenkundig das Abflauen des Corona-Alarms signalisierten, ganz konkret im Juni, wurden die Regeln geändert, um – rückblickend kann es kaum anders bewertet werden – den Anschein eines erhöhten Bedrohungsszenarios aufrechterhalten zu können.
Durchschnittlich zehn Coronatote am Tag, wie es in der Bundesrepublik Deutschland seit Mitte Juni der Fall ist, sind auf 2.600 Todesfälle, zu denen es im Normalfall jeden Tag kommt, keine Größenordnung. In der Tat interessierten solche Größen bis zum Auftreten des Coronavirus im vergangenen Januar niemanden, jedenfalls nicht die Bundesregierungen in Berlin, Wien oder Bern, auch nicht die Staatskanzleien in Paris, Rom oder Madrid. Und auch nicht den Papst in Santa Marta.
Die exorbitant gesteigerte Aufmerksamkeit, die dem Phänomen SARS-CoV 2 entgegengebracht wird – der einzige exponentielle Anstieg, der in dieser sogenannten Corona-Pandemie zu verzeichnen ist –, läßt sich rational nicht schlüssig erklären. Greifbar ist die Geberkonferenz für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes, zu der im April Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für Mai luden. 7,5 Milliarden Euro lautete das angepeilte und erreichte Ziel. Eine stolze Summe. Diesen Betrag brauche es, um einen Impfstoff zu entwickeln, wie man erstaunlich genau zu sagen wußte. Im Juni fand gleich die zweite Geberkonferenz statt, bei der weitere 6,15 Milliarden zugesagt wurden, der weitaus größte Teil aus den Steuerkassen der EU. So schnell und so leicht kam die Pharmaindustrie noch nie zu Geld, und das gleich im zweistelligen Milliardenbereich. Doch es reicht (angeblich) nicht, weshalb UNO-Generalsekretär Antonio Gutteres am 30. September weitere 12,5 Corona-Milliarden forderte, womit wir bei 26 Milliarden wären. Und Bill Gates ist immer mit von der Partie und das gleich mehrfach: persönlich, dann mit Sitz und Stimme im Stiftungsrat der in Genf angesiedelten globalen Impfallianz Gavi und als Geldgeber und damit maßgeblicher „Influencer“ einer Unzahl von Institutionen, Organisationen und Medien. An erster Stelle steht dabei die WHO selbst, deren größter Geldgeber er ist, was erst durch den Ausstieg der US-Regierung unter Donald Trump öffentlich bekannt wurde und das Vertrauen in die UNO-Agentur ins Bodenlose sinken läßt.
Die Coronakrise offenbart daher vor allem eine Führungskrise durch ein schwaches politisches Personal, das der Herausforderung nicht gewachsen scheint. Streiten kann man sich über die Gründe dafür: Weil die Regierenden das Phänomen überzeichneten und nach wie vor falsch einschätzen oder weil sie von den Zurufen (oder Zuflüsterungen) anderer abhängen? In beiden Fällen ist ihr Handeln ungenügend bis schwer fahrlässig und zeitigt bedenkliche Folgen in psychischer, physischer, wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und auch geistlicher Hinsicht. Letzteres wird verstärkt durch das Versagen der Bischöfe, die das Coronavirus ihren aufgeblähten Apparaten gemäß technokratisch-administrativ behandeln, anstatt den Menschen eine geistliche Hilfe anzubieten. Die Schließung der Wasserbecken des Marienwallfahrtsortes Lourdes spricht auf schockierende Weise Bände: Anstatt die geistlichen Gnadenmittel in der Verunsicherung noch zugänglicher zu machen, die Kirchentüren noch weiter aufzureißen, werden genau diese weggesperrt, verbunkert und eingeschränkt.
Nein, in der Coronakrise läuft nicht nur vieles falsch, mit der Coronakrise stimmt auch etwas nicht. Allemal sind haushohe Defizite vor aller Augen, die sehen können, sichtbar geworden.
Gesichert scheint in dieser Pandemie im Hunderttausendstelbereich nur, daß die Regierenden nicht von ihrer Corona-Politik abrücken wollen, von der sie recht einmütig seit März überzeugt sind, weshalb ein Ende des Ausnahmezustandes nicht in Sicht ist. Überzeugt ist auch Papst Franziskus, der zwar seine Kirchenpolitik fortsetzt, nicht aber seine öffentlichen liturgischen Zelebrationen wiederaufnimmt.
Bild: Giuseppe Nardi/Wikicommons
Folgenden Kommentar vom späten Frühjahr möchte ich nochmals in Erinnerung rufen:
Ende März am Beginn der „Pandemie“ ging ich in unsere Apotheke und fragte nach einer Maske
(nach dem Motto: „es könnte ja sein, dass man mal eine braucht“).
Ich sagte so nebenbei, dass ich keine Angst wegen des Virus hätte, sehr wohl aber wegen der
staatlichen Maßnahmen und einfach möglichen Strafen vorbeugen möchte.
Als ich unmittelbar nach diesem gesagten Satz wieder am rausgehen war, sagte mir eine der Mitarbeiterinnen
(mir nicht bekannt): „Das ist erst der Anfang“.
Eigentlich dürfte ich nur noch mit Leuten diskutieren, welche sich vorstellen können (die Betonung
liegt beim Wort „können“), dass wir uns seit dem Ende des ersten Weltkrieges in Scheindemokratien befinden.
Dies gilt für den größten Teil Europas.
Uns wurden lediglich viele Freiheiten gelassen. Diese Zeit ist nun vorüber.
Die Hauptgründe sind m.E. vor allem im wirtschaftlichen Bereich und im Geldsystem zu suchen.
Ich bin absolut überzeugt, dass wir uns in einem Jahr wieder zu den „Freiheiten“ zurücksehnen,
welche wir momentan gerade haben.
Leider muß ich mich als Corona-Leugner bezeichnen lassen, obwohl ich nicht wider besseres Wissen
argumentiere, sonder von meinem gesagten absolut überzeugt bin.
Auch eine Art solche Leute wie mich mundtot zu machen.
Unsere Politiker führen nur die Befehle aus, welche Leute erlassen die wir nicht im Ansatz kennen.
Bill Gates gehört nicht dazu. Er ist nur ein Profiteur dieser Krise und gibt zumindest nicht
die wichtigsten Befehle. Dazu ist er zu bekannt.
Lieber Voltenauer Sie sagen es.
Wem gehören die Zentralbanken der Welt?
Sie sind alle in Privatbesitz der Hochgrad Freimaurerei. Die Besitzer wollen als Endziel ein Herrschaft wie im Kommunismus fuer ihre NWO.
Kardinal Schönborn verschenkt in Wien Kirchen an orthodoxe Gemeinden. Warum schenkt er die Votivkirche nicht der Petrusbruderschaft? Die muss in einer so großen Stadt noch immer Gast in einer neurituellen Pfarrkirche sein. Also Herr Kardinal, sobald die Studenten wieder draußen sind …
Beispiel Münster: Dass Generalvikar Winterkamp in seinen Pflichten als Appendix der Gesundheitsbehörde voll aufgeht, wird auch an Detailanweisungen (https://www.bistum-muenster.de/fileadmin/user_upload/Website/Downloads/Bistum/BGV/Corona/2020–09-11-Handlungsempfehlung-Energie-und-Kirche-Beheizen-von-Kirchen.pdf) deutlich: Um während des Gottesdienstes große Luft-Bewegungen zu vermeiden, soll in den Kirchen weder gelüftet noch geheizt werden, die Vorgabe des Generalvikars bezüglich der Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 50% bis 60%. Allen Ernstes wird empfohlen, in der Kirche einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen („wenn möglich sogar Typ II-Masken, die „haben eine höhere Schutzfunktion insbesondere im Bereich der Aerosole“, so das Schreiben wörtlich.)
Bei diesem löblichen gesundheitsbehördlichen Eifer, Gläubigen in ungelüfteten, stickigen Kirchen auch noch Masken aufzunötigen, können wirklich nur böswillige Zungen behaupten, der Generalvikar wolle nach dem beendeten Lockdown den unverdrossenen Kirchenbesuchern den Aufenthalt so unangenehm wie möglich machen…