Liebe Brüder und Schwestern,
im Rahmen unserer Mittwochskatechesen über das Gebet betrachten wir heute eine Episode aus dem Alten Testament: das Ringen des Patriarchen Jakob mit Gott bei seiner Rückkehr in das Land seiner Väter.
Jakob war schlau und gerissen; ein Mann, dem alles gelang. Weil er sich das Erstgeburtsrecht erschlichen hatte, musste er vor seinem Bruder Esau fliehen, doch im Ausland gelangte er zu Reichtum und Ansehen. Bei seiner Rückkehr kämpfte er des nachts mit einem Unbekannten, der ihn schließlich segnete und ihm einen neuen Namen gab: Israel-Gottesstreiter. Jakob ging aus dem Kampf verändert hervor. Er hinkte, und er war geläutert. Gott führte ihn zur Wahrheit des Sterblichen zurück, der seine Grenzen erkennt und Furcht vor dem Höheren empfindet. So trat Jakob in das gelobte Land ein, verletzlich und verwundet, aber mit einem neuen Herz. »Die geistliche Überlieferung der Kirche hat in dieser Geschichte – so sagt der Katechismus – ein Sinnbild des Gebetes gesehen, insofern dieses ein Glaubenskampf und ein Sieg der Beharrlichkeit ist« (KKK 2573). Auch auf uns wartet eine nächtliche Begegnung mit dem Herrn. Er überrascht uns in einem Augenblick, in dem wir es nicht erwarten. Dann wird uns bewusst, dass wir bedürftige Menschen sind. Aber der Herr schenkt seinen Segen allen, die sich von ihm verändern lassen.
Einen herzlichen Gruß richte ich an die Brüder und Schwestern deutscher Sprache. Warten wir nicht darauf, dass die anderen sich ändern. Machen wir selbst den ersten Schritt, um ihnen zu begegnen, und der Herr wird gegenwärtig und macht uns zu Zeugen seiner Güte. Gott ist unser Licht und unser Heil!
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Wo steht, dass die Wiederkunft in der Nacht geschehen soll?