Die Simonie der deutschen Bischöfe

Das Kirchensteuersystem ist für Katholiken inakzeptabel


Die deutschen Bischöfe sind durch das Kirchensteuersystem Simonisten. Eine für Katholiken inakzeptable Situation.
Die deutschen Bischöfe sind durch das Kirchensteuersystem Simonisten. Eine für Katholiken inakzeptable Situation.

Von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

„Ach, wie möch­te ich eine arme Kir­che für die Armen!“, rief Papst Fran­zis­kus am 16. März 2013 bei sei­ner ersten Begeg­nung mit den Medi­en­ver­tre­tern aus.[1] Den Gegen­satz zu sei­nem Ide­al bil­det jedoch genau die ihm am näch­sten ste­hen­de Kir­che, näm­lich die deut­sche. Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz, die jüngst im Okto­ber die Ama­zo­nas­syn­ode ideo­lo­gisch und finan­zi­ell geför­dert hat, ist in der Tat das reich­ste und pri­vi­le­gier­te­ste Unter­neh­men in ganz Deutsch­land. Die­ser Reich­tum kommt durch die Kir­chen­steu­er, die der Staat an die Kir­che abführt, und die sich aus den Ein­künf­ten der deut­schen Katho­li­ken ergibt, die 8–9 Pro­zent ihrer gesam­ten Steu­er­be­la­stung abfüh­ren müs­sen. Die Steu­er­ab­ga­be ist anders als in ande­ren Län­dern obli­ga­to­risch, in denen die Kir­chen durch die Groß­zü­gig­keit der Gläu­bi­gen finan­ziert wer­den, die frei ent­schei­den, einen Teil ihres Ein­kom­mens abzuführen.

Wer in Deutsch­land von der Kir­chen­steu­er befreit wer­den will, muß eine Kir­chen­aus­tritts­er­klä­rung unter­zeich­nen, die ihn der Sakra­men­te beraubt. Am 20. Sep­tem­ber 2012 ver­füg­ten die deut­schen Bischö­fe, daß die­je­ni­gen, die nicht mehr regi­striert sein wol­len, um der Zah­lung der Kir­chen­steu­er zu ent­ge­hen, weder beich­ten noch die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen dür­fen, nicht gefirmt wer­den und bei ihrem Tod kein kirch­li­ches Begräb­nis erhal­ten. Sie dür­fen sich nicht ein­mal ehren­amt­lich in füh­ren­der Posi­ti­on in einem katho­li­schen Ver­ein enga­gie­ren, geschwei­ge denn in einer kirch­li­chen Ein­rich­tung wie einer Schu­le oder einem Kran­ken­haus ange­stellt wer­den. In einem Inter­view der Schwä­bi­schen Zei­tung vom 17. Juli 2016 kri­ti­sier­te Erz­bi­schof Georg Gäns­wein die­sen ekla­tan­ten Wider­spruch mit den Wor­ten: „Wie reagiert die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land auf jene, die die Kir­chen­steu­er nicht zah­len? Mit dem auto­ma­ti­schen Aus­schluß aus der kirch­li­chen Gemein­schaft, was bedeu­tet: Exkom­mu­ni­ka­ti­on. Das ist über­trie­ben und nicht nach­voll­zieh­bar. Man kann Dog­men infra­ge stel­len, das tut kei­nem weh, da fliegt kei­ner raus. Ist denn das Nicht­be­zah­len von Kir­chen­steu­er ein grö­ße­res Ver­ge­hen gegen den Glau­ben als Ver­stö­ße gegen Glau­bens­wahr­hei­ten? Kann es sein, daß die Nicht­zah­lung der Kir­chen­steu­er eine schwer­wie­gen­de­re Ver­let­zung dar­stellt als Ver­stö­ße gegen Glau­bens­wahr­hei­ten? Der Ein­druck ist, daß, solan­ge der Glau­be auf dem Spiel steht, es nicht so tra­gisch ist, aber wenn Geld ins Spiel kommt, dann scherzt man nicht mehr.“

Lau­te­te das Mot­to der ame­ri­ka­ni­schen Sied­ler im 18. Jahr­hun­dert: „No taxa­ti­on wit­hout repre­sen­ta­ti­on“ (Kei­ne Besteue­rung ohne Ver­tre­tung), so lau­tet das Mot­to der deut­schen Bischö­fe heu­te „No Sacra­ments wit­hout taxa­ti­on“ (Kei­ne Sakra­men­te ohne Besteue­rung). Wenn man bezahlt, erhält man die Sakra­men­te, wenn man nicht bezahlt, wird man ihrer beraubt. Der Reich­tum der deut­schen Kir­che beruht auf einem Wort, auf Simonie.

Die Simo­nie ist eine Sün­de, die die Kir­chen­ge­schich­te im Lau­fe der Jahr­hun­der­te beglei­tet hat und oft in Ver­bin­dung mit dem soge­nann­ten „Niko­lai­tis­mus“, dem Kle­ri­ker­kon­ku­bi­nat, auf­ge­tre­ten ist. Die ersten Syn­oden des hei­li­gen Gre­gor VII. (1073–1085), des gro­ßen Reform­pap­stes des Mit­tel­al­ters, waren genau dem Kampf gegen die simo­ni­sti­schen deut­schen Bischö­fe und Über­tre­ter des kirch­li­chen Zöli­bats gewid­met. Das war ein viel ern­ste­res Übel als der Ver­kauf von Abläs­sen, der den Vor­wand für Luthers Revo­lu­ti­on bildete.

Der Begriff Simo­nie lei­tet sich von Simon Magus ab, von dem man lesen kann, daß er den Apo­steln Geld ange­bo­ten hat (Apg 8, 18), um geist­li­che Gewalt zu kau­fen. Der hei­li­ge Tho­mas von Aquin, der der Simo­nie eine gan­ze Fra­ge der Sum­ma Theo­lo­gi­ca wid­met (II–II q. 100), erklärt, daß Simo­ni­sten sowohl die­je­ni­gen sind, die spi­ri­tu­el­le Din­ge kau­fen als auch verkaufen: 

„Jene, die Geist­li­ches ver­kau­fen, sind dem Simon gleich­för­mig in der Absicht; und jene, die Geist­li­ches kau­fen, in der Tat“ (q. 100, a. 1 ad 4). 

Nach dem hei­li­gen Tho­mas ist es eine Sün­de der Simo­nie, Geld für die geist­li­che Gna­de der Sakra­men­te zu erhal­ten, die durch kei­nen Brauch gerecht­fer­tigt wer­den kann: 

„Geld also anzu­neh­men für die geist­li­che Gna­de der Sakra­men­te, ist das Ver­bre­chen der Simo­nie; und kei­ne Gewohn­heit kann dage­gen recht­lich auf­kom­men, denn kei­ne Gewohn­heit kann sich recht­lich gegen das Natur- und das gött­li­che Gesetz rich­ten“ (Q. 100, a. 2 co.). 

„Wird Geld gege­ben mit der Absicht, die geist­li­che Gna­de zu kau­fen oder zu ver­kau­fen, so ist dies in jedem Fal­le Simo­nie; zumal wenn es ver­langt wird von einem, der es nicht geben will“ (p. 100 a. 2.ad 4).

Da die Kir­chen­steu­er gegen den Wil­len des Steu­er­zah­lers erzwun­gen wird, ist die unter­zeich­ne­te Aus­tritts­er­klä­rung aus der deut­schen Kir­che durch jene, die die Zah­lung ver­mei­den wol­len, vor der Kir­che wert­los. Der Päpst­li­che Rat für die Geset­zes­tex­te des Hei­li­gen Stuhls hat in einem Doku­ment vom 13. März 2006 erklärt, daß das Ver­las­sen der katho­li­schen Kir­che, um als ech­ter Actus for­ma­lis defec­tion­is ab Eccle­sia gül­tig zu sein, in fol­gen­den Punk­ten kon­kre­ti­siert wer­den muß: „a ) inne­re Ent­schei­dung, die katho­li­sche Kir­che zu ver­las­sen; b) äuße­re Umset­zung und Bekun­dung die­ser Ent­schei­dung; c) direk­ter Erhalt die­ser Ent­schei­dung durch die zustän­di­ge kirch­li­che Behörde“.

Jede Hand­lung, die nicht aus einer inne­ren Moti­va­ti­on her­vor­geht, son­dern erzwun­gen ist, kann nicht als freie, inne­re Ent­schei­dung zum Aus­tritt aus der katho­li­schen Kir­che ange­se­hen wer­den und ist ungül­tig. Dar­über hin­aus soll­te der Pfar­rer fest­stel­len, ob wirk­lich der Wil­le besteht, die Kir­che zu ver­las­sen, was in Deutsch­land aber nie­mals geschieht. Der deut­sche Katho­lik, der die Kir­chen­aus­tritts­er­klä­rung unter­zeich­net, muß also kei­ne Angst davor haben, schis­ma­tisch zu sein, wenn er nicht die wirk­li­che Absicht hat, die Kir­che zu ver­las­sen, son­dern sich nur von dem per­ver­sen Finanz­sy­stem tren­nen will, das ihn an die Bischofs­kon­fe­renz bin­det, die zudem nicht nur von simo­ni­sti­schen Bischö­fen gelei­tet wird, son­dern von Häre­ti­kern und Schis­ma­ti­kern. Der von Kar­di­nal Marx in Deutsch­land ein­ge­lei­te­te syn­oda­le Pro­zeß zielt dar­auf ab, die Sexu­al­mo­ral der Kir­che auf den Kopf zu stel­len und ihre hier­ar­chi­sche Struk­tur umzu­stür­zen. Es ist ein Pro­zeß der Selbst­auf­lö­sung, an dem die Katho­li­ken vor ihrem Gewis­sen nicht mit­wir­ken können.

Vie­le deut­sche Katho­li­ken kri­ti­sie­ren die Kir­chen­steu­er, behaup­ten jedoch, sie könn­ten nicht anders, als sie zu bezah­len, damit ihnen nicht die Sakra­men­te vor­ent­hal­ten wer­den. Damit aber wer­den sie Kom­pli­zen der Simo­nie der Bischö­fe. Der hei­li­ge Tho­mas erklärt zum Beispiel: 

„Da man in kei­nem Fall sün­di­gen darf, muß man im Not­fall, wenn der Prie­ster ohne Geld nicht tau­fen will, sel­ber das Kind tau­fen oder es von irgend­je­mand tau­fen las­sen. (…) Und wenn er nicht auf ande­re zurück­grei­fen könn­te, dürf­te er auf kei­nen Fall für die Tau­fe bezah­len, son­dern ohne Tau­fe ster­ben: denn das Feh­len des Sakra­ments wür­de durch die Begier­de­tau­fe aus­ge­gli­chen“ (q.100, a. 2 ad 1) .

Aber ist es wirk­lich unmög­lich, in- und außer­halb Deutsch­lands Prie­ster und Bischö­fe zu fin­den, die bereit sind, Ver­wei­ge­rern der Kir­chen­steu­er aus Gewis­sens­grün­den die Sakra­men­te zu spen­den? Wir glau­ben das nicht, auch des­halb, weil nichts für jene unmög­lich ist, die vor allem das Reich Got­tes und sei­ne Gerech­tig­keit suchen (Mt 6, 33).

Der fran­zö­si­sche Schrift­stel­ler Ernst Hel­lo (1828–1885) sagt, Auf­ge­ben sei das Wort des Teufels. 

„Gott gibt nie­mals auf. Der Teu­fel immer, auch wenn er zu han­deln scheint. Er ist der­je­ni­ge, der auf­gibt. Der Mann, der auf­gibt, kann nichts tun und ver­hin­dert alles. Der Mann, der nicht auf­gibt, bewegt Ber­ge“ (L’ hom­me, Paris 1872; deut­sche Aus­ga­be: Der Mensch, Leip­zig 1935). 

Was ich heu­te am mei­sten fürch­te, sind die resi­gnier­ten Katho­li­ken und die Katho­li­ken, die auf­ge­ben. Wer sind die Katho­li­ken, die auf­ge­ben? Die­je­ni­gen, die davon über­zeugt sind, daß es ein Miß­ver­hält­nis in den Kräf­ten zwi­schen uns und unse­ren Geg­nern gibt (was zutrifft), und wir nur die de fac­to Situa­ti­on akzep­tie­ren kön­nen (was nicht zutrifft). Die Katho­li­ken, die auf­ge­ben, kri­ti­sie­ren die Kir­chen­steu­er pri­vat, aber sie hal­ten es für sinn­los, sie öffent­lich zu kri­ti­sie­ren, weil sich ohne­hin nichts ändern werde.

Am 21. Janu­ar sag­te Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler in sei­ner Pre­digt zum Fest der hei­li­gen Agnes in Rom: 

„Mit dem Blut ihres jun­gen Lebens bezeug­te die Hei­li­ge Agnes Chri­stus, den Sohn Got­tes und ein­zi­gen Ret­ter der Welt. Und so ermu­tigt sie auch uns hier in Rom und in Euro­pa, unse­ren katho­li­schen Glau­ben öffent­lich und ohne Angst vor den Men­schen zu bekennen.“

In Deutsch­land ris­kie­ren jene, die die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz öffent­lich kri­ti­sie­ren und sich folg­lich wei­gern, die Kir­chen­steu­er zu zah­len, nicht den Tod wie die Hei­li­ge Agnes, son­dern das Risi­ko, der Sakra­men­te beraubt und vor allem sozi­al bestraft zu wer­den. Das ist sicher eine har­te Prü­fung, aber viel­leicht soll­ten wir uns ein Bei­spiel an den Katho­li­ken neh­men, die in Eng­land wäh­rend der Zeit von Eli­sa­beth I. oder in Frank­reich wäh­rend der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on der Sakra­men­te beraubt und ver­folgt wur­den, aber dem katho­li­schen Glau­ben treu geblie­ben sind. Das säku­la­ri­sier­te Euro­pa braucht Hel­den­tum, nicht Resignation. 

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana


[1] Osser­va­to­re Roma­no vom 17. März 2013

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7 Kommentare

  1. Die im obi­gen Arti­kel wie­der­ge­ge­be­ne Kri­tik von EB Gäns­wein, die die­ser in einem Inter­view mit der Schwä­bi­schen Zei­tung unmiss­ver­ständ­lich zum Aus­druck gebracht (und mei­nes Wis­sens auch andern­orts wie­der­holt) hat, ist zur Gän­ze gerecht­fer­tigt und kann nur voll­in­halt­lich geteilt werden.
    Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob FSSP und FSSPX aus der Kir­che aus­ge­tre­te­ne Katho­li­ken eben­falls als exkom­mu­ni­ziert betrach­ten und behan­deln, wenn der Aus­tritt allein aus Grün­den der Kir­chen­steu­er­ver­wei­ge­rung erfolgt ist.

  2. „Wenn man bezahlt, erhält man die Sakra­men­te, wenn man nicht bezahlt, wird man ihrer beraubt. Der Reich­tum der deut­schen Kir­che beruht auf einem Wort, auf Simonie.“

    Und da regt man sich künst­lich über einen Ablass­han­del zur Zei­ten Luthers auf. Mit gro­ßen Tei­len der dama­li­gen Ein­nah­men wur­de ja der Bau des Peters­do­mes finanziert. 

    Die Kir­chen­steu­er ist somit -, wenn man ein biss­chen um die Ecke denkt – eben­so ein Ablass­ge­schäft. Ein Ablass, nicht mehr wie damals, von zeit­li­chen Sün­den­stra­fen bereits gebeich­te­ter Sün­den, son­dern vom Glau­ben an die letz­ten Din­ge per se. Die Kir­che wird zur NGO. Über die Kir­chen­steu­er kauft sich der Teu­fel direkt in die Kir­che ein. In Deutsch­land geschieht dies der­zeit auf den ver­schlun­ge­nen Pfa­den des syn­oda­len Weges.

    De Mat­tei bringt den Umstand sehr gut auf den Punkt, wenn er schreibt:

    „Der deut­sche Katho­lik, der die Kir­chen­aus­tritts­er­klä­rung unter­zeich­net, muß also kei­ne Angst davor haben, schis­ma­tisch zu sein, wenn er nicht die wirk­li­che Absicht hat, die Kir­che zu ver­las­sen, son­dern sich nur von dem per­ver­sen Finanz­sy­stem tren­nen will, das ihn an die Bischofs­kon­fe­renz bin­det, die zudem nicht nur von simo­ni­sti­schen Bischö­fen gelei­tet wird, son­dern von Häre­ti­kern und Schis­ma­ti­kern. Der von Kar­di­nal Marx in Deutsch­land ein­ge­lei­te­te syn­oda­le Pro­zeß zielt dar­auf ab, die Sexu­al­mo­ral der Kir­che auf den Kopf zu stel­len und ihre hier­ar­chi­sche Struk­tur umzu­stür­zen. Es ist ein Pro­zeß der Selbst­auf­lö­sung, an dem die Katho­li­ken vor ihrem Gewis­sen nicht mit­wir­ken können.“

    Der von de Mat­tei benann­te Begriff ‚Pro­zess der Selbst­auf­lö­sung‘ trifft das, was Prä­lat Georg May die „Pro­te­stan­ti­sie­rung des Glau­bens“ nennt.

    Der hei­li­ge Tho­mas recht­fer­tigt das Aus­tre­ten aus einer häre­ti­schen Kir­che, die nicht mehr auf den Spu­ren des Herrn Jesus Chri­stus wan­delt. Ja, er gebie­tet es, wenn er, wie de Mat­tei zitiert, schreibt:

    „Da man in kei­nem Fall sün­di­gen darf, muß man im Not­fall, wenn der Prie­ster ohne Geld nicht tau­fen will, sel­ber das Kind tau­fen oder es von irgend­je­mand tau­fen las­sen. (…) Und wenn er nicht auf ande­re zurück­grei­fen könn­te, dürf­te er auf kei­nen Fall für die Tau­fe bezah­len, son­dern ohne Tau­fe ster­ben: denn das Feh­len des Sakra­ments wür­de durch die Begier­de­tau­fe aus­ge­gli­chen“ (q.100, a. 2 ad 1) .

    Da hier nach der Ansicht der FSSXP gefragt wird, möch­te ich mich die­ser Fra­ge anschließen.

    Denn die gestell­te Fra­ge betrifft ja mei­nes Wis­sens die Grund­sät­ze der Pius­bru­der­schaft: in allen moder­ni­sti­schen und häre­ti­schen Punk­ten, die die Glau­bens­leh­re betref­fen, nicht zu fol­gen. Darf man dann ein Kir­chen­steu­er­sy­stem noch unter­stüt­zen, dass den Glau­ben der Kir­che direkt auf den Kopf stellt?

    Wenn nun mit der Kir­chen­steu­er das Fass aller Häre­si­en völ­lig unge­niert geöff­net wird, dann darf man, um in der Kir­che des Rei­ches Got­tes zu blei­ben, doch eigent­lich kei­ne Kir­chen­steu­er mehr bezah­len. Nach die­ser Fra­ge­stel­lung müss­te heu­te, sofern es die FSSXP noch nicht gäbe, ein Bischof Lefeb­v­re auf­ste­hen und die­sel­be grün­den. Von daher kann ich all jene nicht ver­ste­hen, die jetzt den Schritt zur Tra­di­ti­on nicht voll­zie­hen. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass man bei der FSSXP die Sakra­men­te nicht gespen­det bekommt, wenn man aus Gewis­sens­grün­den kei­ne Kir­chen­steu­er mehr zah­len will.

    Will ich denn direkt oder indi­rekt dar­an betei­ligt sein, wenn die Kir­che – oder was sich Kir­che nennt – Schlep­per­boo­te finan­ziert und zudem zur Isla­mi­sie­rung unse­rer Gesell­schaft erheb­lich beiträgt?
    Wenn sie eine Öku­me­ne beför­dert, die ich nicht tei­len kann.
    Wenn sie mehr Absich­ten zeigt, den Zöli­bat auf­zu­lö­sen, als ihn zu stärken.
    Wenn sie in ihren wider­sprüch­li­chen Aus­sa­gen dahin ten­diert, Frau­en in Wei­he­äm­ter zu verhelfen.
    Wenn sie homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen seg­nen möch­te und die Sün­de gut nennt.
    Wenn sie ehe­li­che Unkeusch­heit mit der Kom­mu­ni­on belohnt.
    Wenn sie unkeu­sches und vor­ehe­li­ches Ver­hal­ten nor­mal nennt.
    Wenn sie die letz­ten Din­ge nicht mehr lehrt und auch gar nicht ernst nimmt.
    Wenn die Aus­bil­dung der Prie­ster völ­lig man­gel­haft ist.
    Wenn sie Prie­ster ver­folgt, die der Tra­di­ti­on angehören.
    Wenn sie Prie­ster sus­pen­diert, die vom Fege­feu­er spre­chen oder dar­über in der Schu­le aufklären.
    Wenn sie das Geld nach Rom schickt, wo ein Papst wal­tet, der in Chi­na die Katho­li­ken ver­ra­ten hat. 

    Wo ist die Kir­che dann zu fin­den? Ist die Kir­che nicht da, wo die Wahr­heit ist? Und wenn sie nicht mehr in Ämtern und Struk­tu­ren zu fin­den ist, ist sie dann nicht immer noch im Gei­ste und in der Wahr­heit da? Zumin­dest muss das aus der Wirk­wei­se der Begier­de­tau­fe geschlos­sen wer­den, die besagt, ein Kind sei getauft, wenn kein Prie­ster da sei, aber die Absicht, es in das Reich Got­tes ein­zu­füh­ren. Sel­bi­ges gilt auch bei der Beich­te. Die Sün­de, so lehrt das Kon­zil von Tri­ent, ist ver­ge­ben, wenn voll­kom­me­ne Reue vor­han­den ist. Wenn Gele­gen­heit zur Beich­te besteht, for­dert das Kon­zil (die Kir­che) in jedem Fall die Ohren­beich­te der bereu­ten Sün­de. Die Kir­che ist der sicht­ba­re Aus­druck unse­res Glau­bens. Gegen­wär­tig mutiert sie aller­dings zum sicht­ba­ren Aus­druck des Unglaubens.

    Als Judas den Herrn noch such­te und ihm nach­folg­te, war das Reich Got­tes (die Kir­che) durch ihn zu fin­den. Als er abge­fal­len war, stand er nicht mehr in der Gemein­schaft der Hei­li­gen. Er war somit nicht mehr in der ‚Kir­che‘ des Rei­ches Gottes.

    Wenn heu­te die ‚Kir­che‘ für den Judas­lohn der Kir­chen­steu­er in Abhän­gig­keit der moder­nen Zeit­geist­strö­mun­gen gerät, ist es mit den Wor­ten der Emme­rick eine „After­kir­che“. Jeder der sie zwang­los unter­stützt, ver­rät auch die Wahr­heit der Kir­che Jesu Chri­sti selbst.

    Jeder, der in der Wahr­heit bleibt, wird sie auch nach außen hin bekunden.

    • Lie­ber Alfons 100% Zustim­mung zu Ihrem Bei­trag, ich möch­te nur noch einen Gedan­ken hinzufügen.
      Da jeder Aus­tritt aus der Kir­che von den Kir­chen­has­sern mit Häme her­aus­po­saunt wird, soll­te man in aller Dis­kre­ti­on „aus­tre­ten“ dh. es nicht an die gro­ße Glocke hän­gen und sofort das Geld ander­wei­tig zuwenden.
      Aus­tritt um Geld zu spa­ren ist eine Sün­de, wir sind ver­pflich­tet „unse­rer hei­li­gen Kir­che“ Mit­tel zuzuwenden.
      Geben wir es denen, die den unver­kürz­ten Glau­ben ver­kün­den und außer Spen­den kei­ne Mit­tel bekommen.
      Gott wird es danken.

      • Genau so sehe ich es auch.
        Da ich noch in die­sem Jahr aus der Kir­che aus­tre­te­ten möch­te (rein wegen der Kir­chen­steu­er, die ich dann in vol­ler Höhe(meiner Ansicht nach) glau­bens­treu­en Ver­ei­ni­gun­gen zukom­men las­sen wer­de) kom­mu­ni­zie­re ich dies sehr spar­sam nur sol­chen Leu­ten die selbst noch im Glau­ben stehen.
        Selbst­ver­ständ­lich unter Nen­nung mei­ner Beweg­grün­de und dass ich das nicht tue um Steu­ern zu spa­ren, son­dern weil ich die­ses Geld nur auf die­se Wei­se glau­bens­treu­en Ver­ei­ni­gun­gen zukom­men las­sen kann.
        Sind das dann steu­er­lich begün­stig­te Ver­ei­ni­gun­gen, dann zah­le ich an die­se Ver­ei­ni­gun­gen ent­spre­chend mehr, da ich abso­lut kei­nen finan­zi­el­len Vor­teil durch mei­nen Aus­tritt haben möch­te. Dies kom­mu­ni­zie­re ich ebenfalls.

        Selbst­ver­ständ­lich berührt das mei­ne bis­he­ri­ge Spen­den­tä­tig­keit nicht.
        Das ist grund­sätz­lich jedes Jahr ein fester Betrag + seit ein paar Jah­ren das gespar­te „Opfer­geld“ von mei­nen Kirch­gän­gen. Die­ses Geld kommt dann am Ende eines jeden Jah­res zum festen Betrag dazu und geht dann an glau­bens­treue Ver­ei­ni­gun­gen. So kommt die­ses „Opfer­geld“ mei­ner Ansicht nach in wirk­lich gute Hände.
        Im frei­wil­li­gen Bereich prak­ti­zie­re ich das also schon seit ein paar Jahren.
        Im kirch­li­chen Zwangs­sy­stem steht die­ser Schritt noch aus.

        Angst vor Exkom­mu­ni­ka­ti­on und son­sti­gen „Fol­gen“ habe ich nicht. Sie sind schlicht ungültig.
        Die ober­sten „Bos­se“ zumin­dest in der deut­schen kirch­li­chen Hier­ar­chie haben sich m.E. schon längst selbst exkommuniziert.

        • @voltenauer /​Das fin­de ich wei­se und sorg­fäl­tig über­legt, außer­dem kann man mit den Prie­stern dort eine Ver­fü­gung über Begräb­nis und Requi­em tref­fen, dann kann das alles wür­dig, im gül­ti­gen, weil über­lie­fer­ten Ritus voll­zo­gen werden.

          Heu­te fei­ern wir das Fest Don Bos­cos, des gro­ßen Hei­li­gen. Schau­en wir in sei­ne Pro­phe­zei­un­gen dann erken­nen wir viel vom heu­ti­gen Gräu­el der Ver­wü­stung der in der Kir­che herrscht.

  3. Die Ein­nah­men aus der Kir­chen­steu­er stei­gen übrigens,-eigentlich ein para­do­xes Phä­no­men, weil die Anzahl der Kir­chen­aus­trit­te rasant ange­stie­gen ist.

    Die­ses para­do­xe Phä­no­men erklärt sich aller­dings dadurch, das die Ren­ten in Deutsch­land nicht steu­er­pflich­tig waren. Seit 2005 wer­den die Ren­ten aber suk­zes­si­ve in die vol­le Steu­er­pflicht über­führt, so das in eini­gen Jah­ren alle Ren­ten besteu­ert wer­den. Da die Ren­ten bis
    2004 nicht der Steu­er­pflicht unter­la­gen, wur­de selbst­ver­ständ­lich auch kei­ne Kir­chen­steu­er abge­führt. Durch die seit 2005 suk­zes­si­ve Über­füh­rung der Ren­ten in die vol­le Steu­er­pflicht stei­gen die Ein­nah­men aus der Kir­chen­steu­er trotz stei­gen­der Zahl der Aus­trit­te aus der Kir­che deut­lich, weil die Kir­chen­steu­er pro­zen­tu­al auf die Ein­kom­mens­steu­er zu ent­rich­ten ist. Rent­ner kön­nen der Kir­chen­steu­er also auch nur durch Aus­tritt aus der Kir­che entgehen.

    In Deutsch­land wer­den übri­gens die Bischö­fe, Erz­bi­schö­fe, Weih­bi­schö­fe, Vika­re etc. nicht von der Kir­che, son­dern vom Staat bezahlt. Auch wenn man also nicht Mit­glied in der Römisch Katho­li­schen oder den Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen ist, finan­ziert man die Gehäl­ter der Kar­di­nä­le, Bischö­fe etc. Der Kar­di­nal von Mün­chen und Frei­sing, Rein­hard Marx, und der Lan­des­bi­schof Bedford-Storm wer­den vom Staat nach der Besol­dungs­grup­pe B10 bezahlt, das sind gegen­wär­tig rund 13.500,– Euro monat­lich. Und das, obwohl sie miet­frei in bester Wohn­la­ge resi­die­ren und über Dienst­ka­ros­se mit Chauf­feur ver­fü­gen und noch wei­te­re Zula­gen erhal­ten. Die Emi­nen­zen fah­ren S‑Klasse, der sie finan­zie­ren­de Rent­ner S‑Bahn, sofern er sich das von sei­ner Klein­st­ren­te in Mün­chen über­haupt noch lei­sten kann. In die Ren­ten­ver­si­che­rung, Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung und gesetz­li­che Kran­ken­ver­si­che­run­gen zah­len die Kle­ri­ker nichts ein. Ent­spre­chend den beam­ten­recht­li­chen Bestim­mun­gen sind sie über­dies pri­vat kran­ken­ver­si­chert und bekom­men im Krank­heits­fall 50% der Kosten für Arzt­rech­nung, Medikamente,Krankenhausbehandlung etc. als “Bei­hil­fe“ vom Staat bezahlt,- im Ruhe­stand sogar 70%!!

    Eme­ri­tier­te Kar­di­nä­le Bischö­fe und son­sti­ge Kle­ri­ker erhal­ten im Ruhe­stand 71,25% ihrer Bezüge
    (71,25% von 13.500,- Euro
    = 9.600,- Euro monat­lich Pen­si­on im Fall von Kar­di­nal Marx) zuzüg­lich 70% Erstat­tung der Kosten für Kran­ken­be­hand­lung als “Bei­hil­fe im Krank­heits­fall“ ent­spre­chend der Bei­hil­fe­vor­schrif­ten des Bun­des und der Län­der vom Staat bezahlt.

    Wer sich auf die­se Art und Wei­se direkt vom Staat ali­men­tie­ren lässt, lei­stet selbst­ver­ständ­lich auch bereit­wil­lig und ger­ne den Treu­eid auf den Staat gemäß Reichs­kon­kor­dat von 1933.

    Der Schwei­ne­bra­ten für Kar­di­nal Marx ist also auch im Ruhe­stand gesichert.

  4. Robert Spae­mann 2011 in einem Inter­view mit Paul Bad­de für die „Welt“
    über den dama­li­gen Papst Bene­dikt und sei­ne For­de­rung nach einer
    „Ent­welt­li­chung“ der Kirche:
    .
    „Als Erz­bi­schof von Mün­chen hat er mir ein­mal auf einem Spa­zier­gang gesagt:
    Wis­sen Sie, was das größ­te Pro­blem der Kir­che in Deutsch­land ist?
    Ant­wort: sie hat zuviel Geld.“
    .
    (Die Welt, veröff. 30. 9. 2011)

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