(Rom) Msgr. Gilfredo Marengo wurde zum Vize-Dekan des Päpstlichen Theologischen Instituts Johannes Paul II. für Ehe- und Familienwissenschaften ernannt. Marengo gilt als einer bekanntesten Verfechter eines „Überdenkens“ der Enzyklika Humanae vitae. Die Ernennung erfolgte durch Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, seit Sommer 2016 Großkanzler des Instituts.
2017 berief ihn Papst Franziskus in eine von ihm errichtete Kommission zur „Überprüfung“ der „Pillen-Enzyklika“ von Papst Paul VI. aus dem Jahr 1968, wie sie damals abschätzig genannt wurde. Während liberale Kirchenkreise sich die Anerkennung der künstlichen Verhütung erwartet hatten, bekräftigte Paul VI. die traditionelle Lehre der Kirche. Darauf verweigerten die Bischofskonferenzen der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz die Gefolgschaft. Andere westliche Konferenzen folgten. Sie rebellierten gegen das päpstliche Lehramt und erklärten die Verwendung der Pille und anderer Verhütungsmittel zur Angelegenheit des individuellen Gewissens.
Die noch 1968 beschlossenen Erklärungen der drei Bischofskonferenzen des deutschen Sprachraums, die Königsteiner, Mariatroster und Luzerner Erklärung wurden bis heute nicht zurückgenommen.
Franziskus beauftragte Msgr. Marengo mit der Koordinierung der Kommission, um deren Errichtung es einige Verwirrung gab, da der Heilige Stuhl sie geheimhalten wollte. Das galt um so mehr für den Auftrag, mit dem sie errichtet wurde.
Marengo gilt als Vertreter der Kategorie von Prälaten, die auch das Unvereinbare des Unvereinbaren für irgendwie vereinbar halten. Das „polemische Spiel: Pille ja – Pille nein“, sei „nur der Anschein eines viel entscheidenderen Unbehagens im kirchlichen Leben“, so Marengo am 23. März 2017 gegenüber des bergoglianischen Internetportals Vatican Insider.
Katholisches.info schrieb dazu am 14. Juni 2017:
„Wenn der Gegensatz ‚Pille ja – Pille nein‘, und heute ‚Kommunion für Geschiedene ja – Kommunion für Geschiedene nein‘, nur ‚ein polemisches Spiel‘ ist, könnte man dasselbe Prinzip auf alle große Themen des Glaubens und der Moral anwenden: ‚Abtreibung ja – Abtreibung nein‘ und so weiter. Selbst der Gegensatz zwischen Wahrheit und Irrtum und zwischen Gut und Böse wird so zu ‚einem polemischen Spiel‘.“
Das Päpstliche Institut Johannes Paul II., das am 30. Oktober die Ernennung Marengos bekanntgab, schrieb dazu:
„Ebenfalls im Jahr 2018 veröffentlichte er die Geschichte der Entstehung von Humanae vitae „La nascita di un’enciclica. Humanae vitae alla luce degli archivi vaticani“ (Das Entstehen einer Enzyklika. Humanae vitae im Licht der vatikanischen Archive, Libreria Editrice Vaticana 2018) mit dem Ziel, die mens herauszustreichen, mit der Paul VI. diese Enzyklika schrieb, und die entscheidenden Argumente zu liefern, um über die langen und zermürbenden Kontroversen und anstrengende Polemiken über dieses Dokument hinauszugehen.
Die Ernennung von Prof. Marengo steht in der Linie einer fruchtbaren Kontinuität des gesamten Weges, den das Institut Johannes Paul II. in diesen Jahrzehnten zurückgelegt hat. Sein akademisches Profil versetzt ihn in die Lage, das Beste aus der Tradition des Instituts im erneuerten Kontext seiner Neugründung zu würdigen, die von Franziskus mit der Motu proprio Summa familiae cura gewollt ist.“
In den Jahren 2017/2018 veröffentlichte Msgr. Marengo eine Artikelreihe im Avvenire, der Tageszeitung der Italienischen Bischofskonferenz, mit der er seine Erforschung der Entstehungsgeschichte von Humanae vitae darlegte. Die Ausrichtung wurde gleich im ersten Artikel vom 19. Oktober 2017 erkennbar in der Überschrift: „Auch für Paul VI. war sie nicht ‚nicht reformierbar‘“.
Die Betonung legte Marengo dabei auf das Votum der 1963 von Johannes XXIII. errichteten Päpstlichen Studienkommission für die Probleme der Bevölkerung, der Familie und der Geburten deren Mitglieder die christliche Moral und die Geburtenregelung in Einklang bringen wollten. Aus diesem Grund stimmten 70 Kommissionsmitglieder der Zulassung der Anti-Baby-Pille zu, nur vier stimmten dagegen.
Der Theologe gab zu verstehen, daß das Verbot von Humanae vitae für Katholiken, künstliche Verhütungsmittel zu gebrauchen, laut Marengo nicht endgültig ist.
Anders als in der Mitteilung des Päpstlichen Instituts behauptet, steht eine solche These gerade nicht „ in der Linie einer fruchtbaren Kontinuität“ des Instituts Johannes Paul II. Deshalb wurde es ab August 2016 von Kurienerzbischof Paglia im Auftrag von Papst Franziskus konsequent umgebaut. Zunächst mit der Entlassung des Direktors, dann mit der Neugründung und Umbenennung des von Johannes Paul II. gegründeten Instituts, der Einführung neuer Statuten und schließlich mit dem Austausch des nicht mehr erwünschten Teils des Lehrkörpers, vor allem der Moraltheologen.
Anlaß für den massiven Eingriff war, daß das Institut den angestrebten Weg von Amoris laetitia nicht mitging, sondern an der Verteidigung der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe festhielt.
Die Beförderung von Msgr. Marengo zum Vize-Dekan des Instituts ist ein weiterer Schritt im tiefgreifenden Umbau der Gesamtausrichtung des Instituts – auch mit Blick auf das moralische Urteil über den Gebrauch von künstlichen Verhütungsmitteln.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: IstitutoGP2 (Screenshot)