Bischöfe der Ukraine bitten Franziskus, die Identität des Instituts Johannes Paul II. zu retten

Seit 2016 Neuausrichtung auf Amoris laetitia statt Familiaris consortio


Die lateinischen Bischöfe der Ukraine beim Ad-limina-Besuch 2015.
Die lateinischen Bischöfe der Ukraine beim Ad-limina-Besuch 2015.

(Rom) Die latei­ni­schen Bischö­fe der Ukrai­ne haben Papst Fran­zis­kus in einem Brief ersucht, die Iden­ti­tät des Päpst­li­chen Insti­tuts Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie zu ret­ten, das von Fran­zis­kus 2017 in Päpst­li­ches Theo­lo­gi­sches Insti­tut Johan­nes Paul II. für Ehe- und Fami­li­en­wis­sen­schaf­ten umbe­nannt wur­de. Dabei ging es aber nicht bloß um einen neu­en Namen.

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Das Schrei­ben ist an das Kir­chen­ober­haupt und an Kar­di­nal Kevin Joseph Far­rell, den Prä­fek­ten des römi­schen Dik­aste­ri­ums für die Lai­en, die Fami­lie und das Leben gerich­tet. Unter­zeich­net ist es von Bischof Bro­nis­law Ber­nacki von Odes­sa-Sim­fer­opel, dem Vor­sit­zen­den der Römisch-Katho­li­schen Bischofs­kon­fe­renz der Ukrai­ne.

Die Bischofs­kon­fe­renz umfaßt sie­ben latei­ni­sche Bis­tü­mer. Dane­ben gibt es auch 17 mit Rom unier­te grie­chisch-katho­li­sche Bis­tü­mer sowie je ein Bis­tum der mit Rom unier­ten Ruthe­nen und Armenier.

Die latei­ni­schen Bischö­fe der Ukrai­ne brin­gen ihre Sor­ge zum Aus­druck, daß das Erbe von Papst Johan­nes Paul II. und sei­ne Ver­tei­di­gung von Ehe und Fami­lie in Fami­lia­ris con­sor­tio zer­stört wer­de. Das nach dem pol­ni­schen Papst benann­te Päpst­li­che Insti­tut ist eine direk­te Kon­se­quenz der Fami­li­en­syn­ode von 1980 und des nach­syn­oda­len Schrei­bens Fami­lia­ris con­sor­tio von 1981. Das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia von Papst Fran­zis­kus bedroht das Insti­tut nicht in sei­ner Exi­stenz, aber in sei­ner Sub­stanz. Ent­spre­chen­de per­so­nel­le Umbe­set­zun­gen, die als „Säu­be­rung“ kri­ti­siert wur­den, fan­den bereits statt.

Die Abnei­gung gegen die von Papst Johan­nes Paul II., Kar­di­nal Car­lo Caf­farra und Kar­di­nal Ange­lo Sco­la vor­ge­ge­be­ne Aus­rich­tung wur­de im der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat schnell sicht­bar. Weder bei der Fami­li­en­syn­ode 2014 noch jener 2015 wur­den das Insti­tut oder deren Ver­tre­ter ein­ge­bun­den, obwohl es sich um das die haus­ei­ge­nen Fach­ex­per­ten zu Ehe und Fami­lie han­del­te. Im Som­mer 2016, vier Mona­te nach der Ver­öf­fent­li­chung von Amo­ris lae­ti­tia und dem Ver­steck­spiel um des­sen Inter­pre­ta­ti­on, ernann­te Fran­zis­kus Kuri­en­erz­bi­schof Vin­cen­zo Paglia zum Groß­kanz­ler. Die­ser brach­te das Insti­tut, das sich der Aner­ken­nung von Ehe­bruch und Schei­dung sowie irre­gu­lä­rer Bezie­hun­gen wie jenen zwi­schen Homo­se­xu­el­len ent­ge­gen­stell­te, „auf Kurs“.

Die ukrai­ni­schen Bischö­fe des römi­schen Ritus bekräf­ti­gen, daß in ihrer Ehe­pa­sto­ral und der Ehe­vor­be­rei­tung für jun­ge Paa­re die Kate­che­sen-Zyklen von Johan­nes Paul II. zu Ehe, Leib und Fami­lie beson­ders wert­voll und hilf­reich sei­en, eben­so die dar­auf auf­bau­en­den Stu­di­en und Ori­en­tie­rungs­hil­fen des Päpst­li­chen Insti­tut Johan­nes Paul II.

„Mit Schmerz“, so die Bischö­fe, muß­ten sie in den ver­gan­ge­nen Mona­ten beob­ach­ten, daß „die­ses gro­ße Werk sei­ne Iden­ti­tät ver­lie­ren könn­te“ und damit nicht mehr sei­ne Auf­ga­ben erfül­len kön­ne, für die es ins Leben geru­fen wurde.

Msgr. Ber­nacki wird im Namen sei­ner Mit­brü­der konkret: 

„Wir ver­ste­hen die Ent­las­sung so her­vor­ra­gen­der Pro­fes­so­ren wie Jose Norie­ga Bastos, Livio Melina, Maria Lui­sa Di Pie­tro, Sta­nis­law Gry­giel, Moni­ka Gry­giel, Prze­mys­law Kwiat­kow­ski und Vitto­ri­na Mari­ni nicht. Per­so­nen, die ihr gan­zes Leben so noblen und wich­ti­gen Akti­vi­tä­ten gewid­met haben, wur­den gemäß der Kul­tur der sozia­len Aus­gren­zung behandelt.“

Beson­ders die Ent­las­sung von Msgr. Melina, einem der renom­mier­te­sten Moral­theo­lo­gen und Bio­ethi­ker der Welt, hat­te inter­na­tio­na­les Auf­se­hen aus­ge­löst. In einem ersten Schritt war Melina 2016 als Direk­tor des Insti­tuts abge­löst wor­den. Im ver­gan­ge­nen Som­mer geneh­mig­te Papst Fran­zis­kus am 18. Juli 2019 die neu­en Sta­tu­ten des Insti­tuts. Gleich­zei­tig teil­te Msgr. Paglia den nam­haf­te­sten Pro­fes­so­ren des Insti­tuts ihre Ent­las­sung mit. Msgr. Melina wur­de ganz aus dem Insti­tut ent­fernt, indem sein Lehr­stuhl für Moral­theo­lo­gie abge­schafft wurde.

Die ukrai­ni­schen Bischö­fe sind des­halb auch, „alar­miert“ wegen der Ände­rung der Insti­tuts-Sta­tu­ten und der der Aus­rich­tung sei­ner Aktivitäten.

Die latei­ni­schen Bischö­fe der Ukrai­ne erin­nern auch an das Grün­dungs­da­tum des Insti­tuts am 13. Mai 1981 und des­sen Bedeu­tung. An die­sem Jah­res­tag der ersten Mari­en­er­schei­nung in Fati­ma war nach der Gene­ral­au­di­enz auf dem Peters­platz die Grün­dung des Insti­tuts vor­ge­se­hen, an der Papst Johan­nes Paul II. aber nicht mehr teil­neh­men konn­te, weil der Tür­ke Ali Agca ein Atten­tat auf ihn verübte.

Die Bischö­fe schrei­ben Papst Franziskus:

„Wir bit­ten um Eure kon­kre­te Inter­ven­ti­on und ver­trau­en uns die­ser an. Wir glau­ben, daß das Insti­tut ein gro­ßes Geschenk für die Kir­che ist und dazu bei­trägt, Tau­sen­de von Fami­li­en zu stär­ken, zu hei­li­gen und geist­lich wach­sen zu lassen.“

Der Brief wur­de auch an den Vor­sit­zen­den der Fami­li­en­kom­mis­sio­nen aller euro­päi­schen Bischofs­kon­fe­ren­zen über­mit­telt. Damit soll für das Anlie­gen um Unter­stüt­zung gewor­ben werden.

Der Vor­stoß erfolg­te erst drei Jah­re, nach­dem mit dem Umbau des Insti­tuts begon­nen wur­de, des­sen Stoß­rich­tung bereits 2016 erkenn­bar war. Die noch grö­ße­re Schwä­che dar­an ist, daß sich die Bischö­fe um Inter­ven­ti­on gegen den Umbau an das­sel­be Kir­chen­ober­haupt wen­den müs­sen, das die­sen Umbau ange­ord­net hat.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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