
(Rom/London) Das Gemeinsame ist wichtig, doch manchmal macht der Unterschied… den Unterschied. Während Papst Franziskus auf das traditionelle Fronleichnamsfest in diesem Jahr ganz verzichtete, zelebrierte Kardinal Francis Arinze das katholischste aller Hochfeste in London im überlieferten Ritus.
Corpus Christi, das Fronleichnamsfest, ist zweifelsohne das katholischste aller Feste. Es unterscheidet die Kirche von allen christlichen Konfessionen und entfaltete seit seiner Einführung eine faszinierende Anziehungskraft nicht zuletzt auch auf Nicht-Katholiken. Anfeindungen konnte daher nicht ausbleiben.
Der distanzierte Papst
Papst Franziskus zeigt seit seiner Wahl ein distanziertes Verhältnis zum römischen Fronleichnamsfest mit seiner großartigen Prozession durch die Straßen Roms. Die katholische Kirche verschafft dadurch der vielfach bezweifelten und geleugneten Realpräsenz Jesu Christi in der Gestalt der allerheiligsten Altarsakraments öffentliche Sicherheit. Diese Öffentlichkeit reizt seit Jahrhunderten ihre Gegner von den Protestanten über die Freimaurer bis zu den Marxisten.

Gerade dieser tiefste Ausdruck der katholischen Identität und der öffentliche Charakter des Festes durch die Fronleichnamsprozession scheint Papst Franziskus gleichgültig zu sein oder gar zu stören. Anders läßt sich seine systematische Distanzierung von der römischen Fronleichnamsprozession nicht erklären.
Blieb er ihr bereits in den vergangenen Jahren der Prozession fern, so strich er in diesem Jahr gleich die ganze Zelebration aus seinem Kalender. Er wird das Fest – wenig liturgisch – morgen in einer römischen Vorstadtpfarrei in Ostia mitfeiern.
Gemäß dem liturgischen Kalender der Kirche wird das Hochfest am Donnerstag begangen. Wegen der 1977 in Italien erfolgten Abschaffung fast aller kirchlicher Feiertage wird es seither in den Pfarreien am darauffolgenden Sonntag begangen. Die päpstliche Zelebration samt Prozession blieb jedoch aus naheliegenden Gründen am Donnerstag, schließlich repräsentiert das Kirchenoberhaupt mit seinen Zelebrationen die Weltkirche und damit die ganze Katholizität. Die turbulente Geschichte der römischen Fronleichnamsprozession wurde von Katholisches.info im Jahr 2017 im Zusammenhang mit dem seltsamen Verhalten von Papst Franziskus nachgezeichnet.

Zur totalen Abwesenheit von Franziskus in diesem Jahr schrieb der Theologe David Berger auf seinem Blog Philosophia Perennis:
„Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Fronleichnam gilt als das katholischste aller Hochfeste. Viele Katholiken bekommen noch heute eine Gänsehaut, wenn sie daran denken, wie sie in Weihrauchwolken gehüllt den Hymnus „Deinem Heiland, deinem Lehrer“ des heiligen Thomas von Aquin singend dem Allerheiligsten unter einem Baldachin vom Priester feierlich durch die Stadt getragen folgten. Fronleichnam, das war Katholizismus pur, um den uns die Protestanten stets beneideten.
Aber eben jener Katholizismus ist es offensichtlich, gegen den der Papst ähnliche Allergien entwickelt hat wie manche Regierungschefs gegen ihre Nationalhymne oder die Nationalflagge. Die Identitätskrise hat mit diesem Papst endgültig die katholische Kirche erreicht, die Europa so dringend bräuchte um seine Identität wiederzufinden.“
Kardinal Arinze in Covent Garden
Ganz anders als Franziskus hielt es Kardinal Francis Arinze, der emeritierte Präfekt der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Das Dikasterium leitete er von 2002 bis 2008. Papst Benedikt XVI. setzte ihn als seinen Nachfolger in der römischen Titelkirche ein, die er vor seiner Papstwahl innehatte.
2018 empfahl Kardinal Arinze den Bischofskonferenzen weltweit mehr Gelassenheit und Toleranz gegenüber dem überlieferten Römischen Ritus. Er empfahl den Bischöfen, und diese sollten ihren Priestern empfehlen, zumindest gelegentlich in der überlieferten Form des Römischen Ritus zu zelebrieren.
Scharfe Kritik übte er am Alleingang der Mehrheit der deutschen Bischöfe durch die Zulassung von protestantischen Ehegatten zur heiligen Kommunion. Der Kardinal mahnte die deutschen Bischöfe, daß die Kommunion nicht etwas sei, „das man mit Freunden wie Bier oder Kuchen teilen“ könne.

Arinze ist vier Jahre älter als der Papst. Das Fronleichnamsfest war ihm aber so kostbar und bedeutsam, daß er dazu nach London reiste, um es in Covent Garden damit feierlicher Prozession durch diesen Londoner Stadtteil zu zelebrieren, und das in der überlieferten Form des Römischen Ritus. Die Zelebration fand im Herzen Londons in einer Kirche statt, die dem Corpus Christi geweiht ist.
Nachdem der von Rom abgefallene König Heinrich VIII. der Kirche alle Gotteshäuser geraubt und seiner anglikanischen Nationalkirche zugeschanzt hatte, mußten – 300 Jahre später – nach der Wiederzulassung der katholischen Religionsausübung neue Kirchen gebaut werden. Ab 1791 konnten englische Katholiken an den heiligen Messen teilnehmen, die in den Kapellen der Botschaften katholischer Staaten zelebriert wurden. Der Raum war natürlich sehr beschränkt. Die meisten Katholiken mußten sich mit Zelebrationen in Tavernen und Privathäusern zufriedengeben. Über Kirchen verfügten sie nicht. Das wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts möglich. Ab 1849 konnte durch den späteren Kardinal Henry Newman in London eine erste katholische Kirche entstehen. Im Gefolge entstand 1873/1874 auch die Corpus-Christi-Kirche an der Maiden Lane in Covent Garden. Der Name dieses bekannten Stadtteils mit der National Gallery und dem Royal Opera House erinnert an den Obst- und Gemüsegarten, den die einstige Benediktinerabtei von Westminster hier besaß.

Die Kirche in der Maiden Lane ist das erste Gotteshaus in England, das seit der Reformation dem Allerheiligsten Altarsakrament geweiht wurde. Errichtet wurde sie zur Sühne für die Sünden und Schändungen, die im Zuge von anglikanischem Schisma und Reformation gegen das Allerheiligste Altarsakrament begangen wurden. Die offizielle Weihe der Kirche wurde allerdings erst 82 Jahre nach Beginn der Meßzelebrationen möglich, als im Jahr 1956 alle Schulden für den Bau getilgt waren. Heute ist sie auch Heimstatt der Latin Mass Society und als Beichtkirche bekannt.
Zelebriert wird an der Personalpfarrei normalerweise im Novus Ordo, regelmäßig aber auch in der überlieferten Form. Das von Kardinal Arinze zelebrierte Fronleichnamsfest bildete den Auftakt zum vierzigstündigen Gebet.
2018 wurde die Kirche von Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminister und Primas von England, zum Diözesanheiligtum des Allerheiligsten Altarsakraments erhoben. Sie ist auch die Kirche der katholischen Schauspieler, die in Covent Garden und West End auftreten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: John Aron; Mazur/catholicnews.org.uk/MiL (Screenshots)
Was macht der Papst am Gründonnerstag? Was macht der Papst an Fronleichnam? Wie verhält sich der Papst gegenüber der von ihm angeblich gewandelten Hostie bzw. Wein? Er glaubt nicht an die Realpräsenz. Daher kann er ja auch für all die anderen Dinge sein, wie Kommunion für Wiederverheiratete, für Protestanten. Man braucht sich also nicht aufregen, denn es handelt sich bei dem Verteilten nicht um den Leib des Herrn. Daher kann ich auch in diese Kirche nicht wieder eintreten, weil dort nicht finde, was ich suche.
Solange es noch wenige gläubige Hirten gibt, ist nicht alles verloren.
Noch vor 30 Jahren gab es in Berlin Fronleichnamsprozessionen in der Gemeinde, die die Seelen zum Himmel erhoben. Blumenstreuende Kinder mit ihren Körbchen, wo jedes Jahr erneut die Mütter achtgaben, dass das Körbchen nicht gleich am Anfang ausgeschüttet wurde, Kinder in ihrer Erst-Kommunionbekleidung mit Kerzen, die in der Pfarrei vertretenen Gruppen mit ihren Fahnen, alle Ministranten, Ordensleute in ihrer Ordenstracht, Ritter, das Blasorchester, die dem Allerheiligsten nachfolgenden singenden sonntäglich gekleidete Gläubige. Der erste Altar war in der Kirche vor dem Auszug, der zweite und dritte auf dem Prozessionsweg und der vierte wieder in der Kirche. Die Altäre waren festlich geschmückt mit Kerzen, Blumen und religiösen Statuen, die teilweise auch die Gläubigen für die Prozession zur Verfügung stellten. Die Gemeinde sang kräftig und es wurde kniend angebetet.
Die beiden „zentralen“ Fronleichnamsprozessionen in der durch die Mauer geteilten Stadt waren eher spärlich besucht, im Ostteil der Stadt feierte der Erzbischof auf dem Platz vor der Hedwigs-Kathedrale und im Westen der Weihbischof am Lietzensee. Nach der Wiedervereinigung hoffte ich auf eine ebenso würdige, festliche und sehr gut besuchte Fronleichnamsprozession, wie in unserer Gemeinde unter Ausnutzung der schönen (sakralen) Gebäude der Berliner Altstadt. Auf dem Prozessionsweg gab es nur einen einigermaßen geschmückten Altar auf dem Gendarmenmarkt zwischen den beiden Domen (das ging ja noch), jetzt gibt es keinen Altar. Die Hl. Messe wird zelebriert in einem Event-Zelt mit vielen Kabeln und Lausprechern, es ist fast nur noch eine „Event-Atmosphäre“ ohne sakrale Kunst, ohne Blütenstreuende Kinder und weiter ohne alles andere, wären da nicht noch Minigrüppchen traditioneller polnischer und kroatischer Gruppen, die Tragstatuen und religiöse Bilder mittragen. Auf dem Weg stolpert man über Kabel und querlaufende Menschen und deren Fahrräder, gesungen wird wenig, obwohl Lautsprecher den Weg entlang quaken und gekniet wird noch viel weniger. Am Donnerstag selbst gibt es in etlichen Kirchen trotz Feiertag keine Hl. Messe, wir sollen wohl gezwungen werden, zu dieser Event-Veranstaltung mit dem Bischof zu gehen, sonst würde es da wohl noch viel leerer sein. Es ist alles nur noch sehr traurig.