Liebe Brüder und Schwestern,
nach der Bitte um das tägliche Brot geht das Vaterunser auf den Bereich unserer Beziehung zu den anderen ein: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Der Christ muss sich in jedem Gebet der Wahrheit bewusst sein, dass er dem himmlischen Vater gegenüber immer in der Schuld steht.
Die gefährlichste Haltung für ein christliches Leben ist daher der Stolz. Er kann sich versteckt ins Herz einnisten und uns meinen lassen, dass wir besser als die anderen und mit Gott immer im Reinen sind. In Wirklichkeit sind wir in allem Gottes Schuldner; einerseits, weil wir in diesem Leben, in das uns der Herr aus dem Nichts gerufen hat, das Wichtigste empfangen haben: die Existenz, Vater und Mutter, die Freundschaft, die Wunderwerke der Schöpfung. Andererseits stehen wir in Gottes Schuld, weil wir es aus eigner Kraft nicht schaffen, vollkommen zu lieben. Wir können nur lieben, weil Christus uns Sünder zuerst geliebt hat. Wie der Mond nur durch das Licht der Sonne scheinen kann, so können wir nur durch das Licht Christi in dieser Welt leuchten. Jeder von uns verdankt dem Herrn also alles: Wir lieben, weil wir zuerst geliebt sind. Wir können vergeben, weil uns Vergebung geschenkt wurde.
Von Herzen grüße ich die Pilger deutscher Sprache. Besonders heiße ich den Kulturausschuss des Landkreises Waldshut-Tiengen in Deutschland, die Jugendseelsorge Thurgau in der Schweiz und die Ministranten aus Eupen in Belgien willkommen. Leben wir immer in der Dankbarkeit für die unermessliche Güte Gottes, der uns in Jesus mit seiner Gnade erfüllt.
Foto: Vatican.va (Screenshot)