„Historische Rede“ von Franziskus zur Homosexualität abgesagt?

Der Papst und der ehemalige argentinische Höchstrichter


Papst Franziskus und Raul Eugenio Zaffaroni.
Papst Franziskus und Raul Eugenio Zaffaroni.

(Rom) Der Sozio­lo­ge Fede­ric Mar­tel kün­dig­te für den 5. April eine „histo­ri­sche Rede“ von Papst Fran­zis­kus über die Homo­se­xua­li­tät an. Inzwi­schen rudert er zurück. Die „in drei Doku­men­ten ange­kün­dig­te, histo­ri­sche Rede wur­de abgesagt“. 

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Mar­tel wur­de mit sei­nem jüng­sten Buch Sodo­ma inter­na­tio­nal bekannt. Dar­in berich­tet der homo­se­xu­el­le Fran­zo­se über Homo-Seil­schaf­ten im Vati­kan. Durch deren „Auf­deckung“ wol­le er die „Heu­che­lei“ in der Kir­che auf­decken und sei­nen „Bei­trag“ lei­sten, damit in ihr ein Umden­ken zur Homo­se­xua­li­tät statt­fin­de. Die­ses Umden­ken sei, so Mar­tel, von Papst Fran­zis­kus beabsichtigt.

„Historische Rede“ über die Homosexualität

Ver­gan­ge­ne Woche kün­dig­te der Sozio­lo­ge für den 5. April eine „histo­ri­sche Rede“ von Fran­zis­kus zugun­sten der Homo­se­xua­li­tät an. Mar­tel mel­de­te auf Twitter:

„Exklu­siv: Papst Fran­zis­kus wird die Ent­kri­mi­na­li­sie­rung der Homo­se­xua­li­tät am 5. April bekanntgeben.“

Eine Woche spä­ter gab Vati­kan­spre­cher ad inte­rim Ales­san­dro Gisot­ti heu­te dazu eine Erklä­rung ab:

„Bezüg­lich dem, was von eini­gen Medi­en geschrie­ben wur­de, kann ich abso­lut demen­tie­ren, daß der Hei­li­ge Vater in die­sen Tagen eine ‚histo­ri­sche Rede‘ zum The­ma der Homo­se­xua­li­tät hal­ten wird.“

Tweet von Frederic Martel: Rede gestrichen.
Tweet von Fre­de­ric Mar­tel: Rede gestrichen.

Gisot­ti demen­tier­te nicht die Audi­enz für die Homo-Akti­vi­sten, die von Mar­tel eben­falls unter Beru­fung auf den argen­ti­ni­schen Juri­sten, homo­se­xu­el­len Athe­isten und lang­jäh­ri­gen Freund von Papst Fran­zis­kus Raul Euge­nio Zaffaro­ni ange­kün­digt wur­de. Zaffaro­ni sei Teil der inter­na­tio­na­len Homo-Dele­ga­ti­on, die Fran­zis­kus in Audi­enz empfange.

Raul Eugenio Zaffaroni – homosexueller, atheistischer Höchstrichter

Zaffaro­ni war von 2003 bis 2015 Rich­ter am Ober­sten Gerichts­hof. Das war zur Zeit, als in Argen­ti­ni­en von Staats­prä­si­den­tin Cri­sti­na Kirch­ner die „Homo-Ehe“ lega­li­siert wur­de, gegen die der dama­li­ge Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio, kei­nen Wider­stand lei­ste­te. Zaffaro­ni war von Cri­sti­na Kirch­ners Mann und Vor­gän­ger, Nestor Kirch­ner, zum Höchst­rich­ter ernannt worden. 

Zaffaro­ni als Akti­vist der 1999 gegrün­de­ten Links­par­tei Tupac Ama­ru

Zaffaro­ni ist einer der bekann­te­sten Links­in­tel­lek­tu­el­len Argen­ti­ni­ens ohne Berüh­rungs­äng­ste zur radi­ka­len Lin­ken. Die Vor­bil­der der Links­par­tei Tupac Ama­ru, der er nahe­steht, sind Tupac Ama­ru II., Che Gue­va­ra und Eva Peron. Die Anhän­ger die­ser Bewe­gung sehen sich kol­lek­tiv als „indi­ge­ne Bevöl­ke­rung, als Teil der LGBT-Gemein­schaft, als Arme, als Schwar­ze“. Als poli­ti­sches Modell rich­tet sich die Par­tei an Evo Mora­les aus, den Staats- und Regie­rungs­chef von Bolivien.

Zaffaro­nis Anwalts­part­ner und Assi­stent war Jaco­bo Isaac Gross­mann, der in den 70er Jah­ren den Forz­as Arma­das Rivo­lu­cio­na­ri­as (FAR, Revo­lu­tio­nä­re Streit­kräf­te) ange­hör­te und wegen Gei­sel­nah­me und Ent­füh­run­gen ver­ur­teilt wur­de. Spä­ter wur­de er im Zuge einer Amne­stie für poli­ti­sche Delik­te begnadigt.

Zaffaro­ni ist vor allem auch ein akti­ver Homo­se­xu­el­ler. 2006 wur­den im Inter­net E‑Mails ver­öf­fent­licht, in denen das Netz­werk aus Homo­se­xua­li­tät und Macht erkenn­bar wird. Details sol­len hier aus Anstand ver­schwie­gen wer­den. Es scheint nahe­lie­gend, daß sei­ne Ernen­nung zum Höchst­rich­ter bereits mit Blick auf die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ und der Adop­ti­on von Kin­dern durch Homo­se­xu­el­le erfolgte.

Als Mau­ricio Macri neu­er Staats­prä­si­dent von Argen­ti­ni­en wur­de, bestä­tig­te er Zaffaro­ni nicht mehr als Höchst­rich­ter. Bereits eini­ge Jah­re zuvor hat­te die Orga­ni­sa­ti­on La Ala­me­da schwe­re Vor­wür­fe gegen den Rich­ter wegen sechs Woh­nun­gen erho­ben, die sich in sei­nem Besitz befin­den und die für die ille­ga­le Pro­sti­tu­ti­on genützt wür­den. Dar­auf erstat­te­te Ricar­do Mon­tiv­ero, der Ver­wal­ter des Immo­bi­li­en­be­sit­zes des Rich­ters, Selbst­an­zei­ge, zahl­te 2013 12.500 Pesos Stra­fe, und das Ver­fah­ren wur­den ohne Kon­se­quen­zen für Zaffaro­ni ein­ge­stellt. 2014 wur­den wei­te­re Woh­nun­gen des Rich­ters ent­deckt, die als Bor­del­le betrie­ben wur­den. Wie­der­um erklär­te der Rich­ter, nichts davon gewußt zu haben.

Martels Enthüllung nach dem Vatikan-Dementi

Nach dem Demen­ti von Vati­kan­spre­cher Gisot­ti ver­öf­fent­lich­te Mar­tel heu­te die Ein­la­dung zur mor­gi­gen Audi­enz. Sie ist gezeich­net von Raul Euge­nio Zaffaro­ni und von Leo­nar­do Raz­no­vich in ihrer Funk­ti­on als Regio­nal­ko­or­di­na­to­ren des Inter-Ame­ri­ka­ni­schen Insti­tuts für die Men­schen­rech­te IIDH für Latein­ame­ri­ka bzw. die Kari­bik. Das Insti­tut erstell­te eine Stu­die über die „Kri­mi­na­li­sie­rung sexu­el­ler Bezie­hun­gen zwi­schen Per­so­nen des glei­chen Geschlechts in der Kari­bik“, die im Rah­men der Audi­enz Papst Fran­zis­kus über­reicht wer­den soll. In der Ein­la­dung vom 4. März 2019 kün­dig­te Zaffaro­ni eine „histo­ri­sche Rede“ von Papst Fran­zis­kus „zum The­ma“ an.

Einladung zur Audienz: „historische Rede“ des Papstes
Ein­la­dung zur Audi­enz mit einer „histo­ri­schen Rede“ des Papstes

Mar­tel bekräf­tig­te heu­te eben­falls über Twit­ter, daß Papst Fran­zis­kus mor­gen an der Begeg­nung mit den Homo-Akti­vi­sten teil­neh­men werde:

„Der Papst wird mor­gen am ‚pri­va­ten‘ Tref­fen über die Ent­kri­mi­na­li­sie­rung der Homo­se­xua­li­tät teil­neh­men, aber sei­ne ‚histo­ri­sche Rede‘, die in drei offi­zi­el­len Brie­fen ange­kün­digt wur­de, ist gestri­chen wor­den. Neu­es Ein­knicken des Pap­stes und eine ver­paß­te Chan­ce für eine weit­ge­hend homo­se­xu­el­le Kirche.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Twit­ter (Screen­shots)


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