
(Rom) Kardinal Arthur Roche rechtfertigte erneut das Abwürgen der überlieferten Liturgie. Zur Begründung nannte er: „Weil sich die Theologie der Kirche verändert hat“.
Der päpstliche Hofstaat rechtfertigt sich auffallend häufig für die von Santa Marta mit dem Motu proprio Traditionis custodes vom 16. Juli 2021 betriebene Auslöschung des überlieferten Meßritus. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Maßnahmen auf großes Unverständnis in der Kirche stoßen, auch in jenen Teilen der Kirche, die dem alten Ritus nicht direkt verbunden sind.
Kardinal Arthur Roche, Präfekt des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, verteidigte am 19. März in der Radiosendung Sunday von BBC Radio 4 die Maßnahmen gegen die überlieferte Liturgie mit den folgenden Aussagen:
„Wissen Sie, die Theologie der Kirche hat sich verändert. Während früher der Priester das ganze Volk aus der Ferne repräsentierte, sozusagen durch diese Person, die allein die Messe feierte, kanalisierte, ist es jetzt nicht nur der Priester, der die Liturgie feiert, sondern auch jene, die mit ihm getauft sind. Und das ist eine große Aussage.“
Diese Denkweise ist nicht neu, sondern findet sich im Protestantismus schon seit einigen Jahrhunderten. Dieses Denken wurde von der Kirche seinerzeit jedoch verworfen. 43 Jahre nach der Liturgiereform von 1969 weiß man, daß die dadurch versuchte Annäherung an den Protestantismus keine Früchte getragen und auf protestantischer Seite zu keiner Rückkehr in die Einheit mit Rom geführt hat. Gleichzeitig zerbröselte aber die Geschlossenheit der katholischen Kirche, wie sie bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil bestanden hatte. Der Erosionsprozeß ist so massiv, daß im Vergleich zur Zeit vor der Liturgiereform und vor dem Konzil nicht nur die Zahl der Gläubigen erschreckend eingebrochen ist, sondern auch von den verbliebenen Gläubigen nur mehr ein Bruchteil praktizierend ist.
Diese Zersetzung geschah nicht als Naturereignis, sondern hatte ihre Gründe und Ursachen. Doch davor verschließt man die Augen. Der Ursachenforschung werden seit Jahrzehnten durch Tabus Grenzen gesetzt, die sie ins Leere laufen lassen. Dadurch dreht man sich seit einem halben Jahrhundert im Kreis und kommt nicht von der Stelle. Der Grund ist ebenso schnell benannt wie komplex: Mit der Liturgiereform ist ein anderes Kirchenverständnis verbunden, offensichtlich eines, das mit dem ursprünglichen wenig kompatibel und daher steril und fruchtlos ist, wie die absterbenden Orden, die Klösterschließungen und die leeren Priesterseminare schlagend vor Augen führen. Der Umbruch war radikal und das Ergebnis ebenso.
Die Bilanz könnte nicht verheerender sein. Dennoch wird, wie Kardinal Roche unter Beweis stellt, unerschütterlich an den offensichtlichen Fehlern, die begangen wurden, festgehalten. Daraus ergibt sich, warum der überlieferte Ritus, der durch Erzbischof Marcel Lefebvre gerettet wurde und seit den 80er Jahren auch in Rom wieder Fuß fassen konnte durch die Motu proprien Ecclesia Dei (1988) und Summorum Pontificum (2007), so sehr stört. Seine lebendige Existenz ist eine einzige Anklage und ein Spiegel, der den bewußten oder unbewußten Zertrümmerern der heiligen Kirche vorgehalten wird.
Die Ritenfrage (Benedikt XVI. sprach von Formen) macht auch deutlich, wie hartnäckig falsche Tabus in der Kirche ihr Fortkommen behindern und eine verordnete Blindheit bedeuten.
Nur die zitierte Stelle aus der Sendung von BBC Radio 4 (leider mit lästiger Werbevorschaltung von wenigen Sekunden).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Catholic Church England and Wales/Flickr
Werter Herr Kardinal,
der überlieferte Ritus wird überleben und er wird
triumphieren.
Kardinal Arthur Roche sollte man für seine Ehrlichkeit wirklich dankbar sein. Was er hier aussagt, ist eine 100%ige Bestätigung dessen, was Erzbischof Marcel Lefebvre schon vor 50 Jahren festgestellt hat.
Nicht nur die Theologie hat sich geändert, sondern auch das Papsttum, die Art und Weise des Gottesdienstes, des Betens, des Denkens, einfach alles.
Seit dem Ende des II. Vatikanischen Konzils scheint jeder Papst in zunehmendem Maße seinen eigenen Subjektivismus zur Lehre zu erheben und nicht mehr die kohärente Lehre aller Päpste zu vertreten.
Da bin ich ja beruhigt, daß Mister Roche versucht, sein Handeln theologisch zu begründen. Ich hatte befürchtet, daß er die Alte Messe aus Klimaschutzgründen verfolgt. Wegen des Weihrauchs und der Kerzen …
Kardinal Arthur Roche möge sich einmal unvoreingenommen darüber informieren, wie hoch die Besucherzahl der Hl. Messe bei der Piusbruderschaft ist.
Frauen und Männer, Junge und Alte, doch auffallend viele junge Paare und Ehepaare mit Kindern sind regelmäßig anwesend, zumindest ist es hier in der nächstgelegenen Stadt der Fall.
Besuche ich ausnahmsweise einmal die Kirche in unserem Ort, was sehe ich da: Wenige Gläubige!
Junge Leute sind kaum zu sehen, anwesend sind lediglich ein paar ältere Frauen und noch weniger ältere Männer.
Was also sind die Gründe, dass Gläubige lieber die Hl. Messe im Alten Ritus besuchen?