Kardinal Kasper fordert Interkommunion


Interkommunion
Kardinal Kasper eilt im Interview mit dem päpstlichen Hausvatikanisten Andrea Tornielli der Mehrheitsfraktion der deutschen Bischöfe und Papst Franziskus zu Hilfe. Wie rechtfertigt Kasper die Interkommunion? Zunächst, indem man sie nicht Interkommunion nennen soll.

(Rom) Hin­ter der Agen­da von Papst Fran­zis­kus ste­hen die pro­gres­si­ven Bischö­fe des deut­schen Sprach­rau­mes. Schar­nier, Stich­wort­ge­ber und Schritt­ma­cher ist Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, der maß­geb­li­che Archi­tekt des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats. In einem Inter­view for­dert er die Inter­kom­mu­ni­on, ruft aber dazu auf, sie nicht Inter­kom­mu­ni­on zu nennen. 

Anzei­ge

Kaum war Papst Bene­dikt XVI. zurück­ge­tre­ten, trat Kar­di­nal Kas­per aus der Deckung und warn­te den Eme­ri­tus, sich in die Wahl sei­nes Nach­fol­gers „ein­zu­mi­schen“. Als Mit­glied des Geheim­zir­kels von Sankt Gal­len, von Kar­di­nal God­fried Dan­neels auch „Mafia“ genannt, berei­te­te er mit drei ande­ren Kar­di­nä­len (Leh­mann, Dan­neels und Murphy‑O’Connor), dem soge­nann­ten Team Berg­o­glio, die Wahl des dama­li­gen Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, Jor­ge Mario Berg­o­glio, vor.

Papst Fran­zis­kus zeig­te sich erkennt­lich, indem er tat, was in die­ser Form noch kein Papst vor ihm getan hat­te. Gleich bei sei­nem ersten Ange­lus als Kir­chen­ober­haupt, bedank­te er sich bei Kas­per durch ein gro­ßes Lob. Zugleich gab er damit zu erken­nen, wer der Theo­lo­ge hin­ter dem Papst ist.

Der Ein­fluß Kas­pers wur­de noch im Jahr 2013 mit der Ein­be­ru­fung einer Fami­li­en­syn­ode deut­lich zum Zweck, wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne zu den Sakra­men­ten zuzu­las­sen. Der zwei­te gro­ße The­men­kom­plex, der Kas­pers Hand­schrift trägt, sind die Akti­vi­tä­ten zu 500 Jah­re Refor­ma­ti­on und der Öku­me­nis­mus. Die Zulas­sung von Luthe­ra­ner zur Kom­mu­ni­on ist das drit­te Feld Kaspers.

Der Haus­va­ti­ka­nist des Pap­stes, Andrea Tor­ni­el­li, führ­te mit dem „Theo­lo­gen des Pap­stes“ ein Inter­view, das gestern von Vati­can Insi­der ver­öf­fent­licht wur­de. Haupt­the­ma ist die „dor­ni­ge“ Spal­tung der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz durch einen Beschluß der pro­gres­si­ven Mehr­heit, luthe­ri­sche Ehe­part­ner von Katho­li­ken zur Kom­mu­ni­on zuzu­las­sen. Dage­gen oppo­niert eine Min­der­heit und wand­te sich um Hil­fe an Rom. Papst Fran­zis­kus wei­ger­te sich jedoch, eine Ant­wort auf die Fra­gen der Min­der­heit zu geben, wie er bereits die Ant­wort auf die Dubia ande­rer Kar­di­nä­le zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia ver­wei­gert hatte.

Statt­des­sen erteil­te er Mehr­heit und Min­der­heit der DBK den selt­sa­men „Rat­schlag“, nach Hau­se zurück­zu­keh­ren und solan­ge über die Sache zu dis­ku­tie­ren, bis sie „mög­lichst“ Ein­stim­mig­keit errei­chen. Die­se Ant­wort, die kei­ne ist, und die einen der zen­tral­sten Aspek­te des Glau­bens zum Spiel­ball von Mehr­hei­ten irgend­ei­ner Bischofs­kon­fe­renz macht, pro­vo­zier­te hef­ti­ge Kri­tik durch ande­re Kar­di­nä­le, dar­un­ter Wil­lem Kar­di­nal Eijk, dem Erz­bi­schof von Utrecht, und Ger­hard Kar­di­nal Mül­ler, dem ehe­ma­li­gen Glau­bens­prä­fek­ten. Kar­di­nal Eijk warf Fran­zis­kus vor, sei­nen Pflich­ten als Papst nicht nachzukommen.

Kar­di­nal Kas­per und Andrea Tor­ni­el­li eil­ten gestern Fran­zis­kus zu Hil­fe. Das Inter­view ist als Ver­such zu sehen, den Vor­stoß der DBK-Mehr­heit abzu­stüt­zen. Dabei sprach sich der Kar­di­nal für die Zulas­sung von pro­te­stan­ti­schen Ehe­part­nern von Katho­li­ken zur Kom­mu­ni­on aus, die er nicht nur auf Luthe­ra­ner bezieht, son­dern auch auf Kal­vi­ni­sten ausweitete.

Das Interview

Tor­ni­el­li: Emi­nenz, spre­chen wir über die Inter­kom­mu­ni­on, ein Pro­blem, das es durch das Doku­ment der deut­schen Bischö­fe, das Schrei­ben von sie­ben von ihnen, die sich dage­gen an Rom gewandt haben, und die Ent­schei­dung des Pap­stes, die Dis­kus­si­on an die Bischofs­kon­fe­renz zurück­zu­ge­hen, in die Kir­chen­chro­nik gebracht hat.

Kar­di­nal Kas­per: Ich möch­te vor allem etwas vor­aus­schicken: Die Inter­kom­mu­ni­on ist ein The­ma und Kon­zept, das seit vie­len Jah­ren dis­ku­tiert wird, und das in ganz ver­schie­de­nen öku­me­ni­schen Krei­sen, nicht nur in deut­schen. Es ist nicht nur ein explo­si­ves, son­dern in sei­ner For­mu­lie­rung auch fal­sches The­ma. Theo­lo­gisch han­delt es sich um die Kom­mu­ni­on oder die Zulas­sung zur Kom­mu­ni­on, die immer eucha­ri­sti­sche Gemein­schaft und zugleich kirch­li­che Gemein­schaft ist. Der Begriff „Inter“ legt einen Satus zwi­schen unter­schied­li­chen kirch­li­chen Gemein­schaf­ten nahe, der im Sin­ne von Dia­log, Koope­ra­ti­on und Freund­schaft mög­lich, ja sogar wün­schens­wert ist. Es kann aber kei­ne „Inter“-Sakramente geben: Die Sakra­men­te sind immer Sakra­men­te einer Kir­che, oder in einer Kir­che. Der Begriff Inter­kom­mu­ni­on ist daher irre­füh­rend und zu ver­mei­den. Das Doku­ment (der Mehr­heit) der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz spricht nicht von Inter­kom­mu­ni­on, wie es hin­ge­gen eini­ge ihrer Geg­ner tun.

Tor­ni­el­li: Las­sen wir also den Begriff „Inter­kom­mu­ni­on“ bei­sei­te und spre­chen wir über die Mög­lich­keit, daß in eini­gen Fäl­len die pro­te­stan­ti­schen Ehe­part­ner die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen könn­ten, indem sie an der Mes­se des katho­li­schen Ehe­part­ners teil­neh­men. Im Licht wel­cher lehr­amt­li­cher Doku­men­te ist die­ses The­ma anzugehen?

Kar­di­nal Kas­per: Der grund­le­gen­de Text, um das Pro­blem zu lösen, ist nicht der Canon 833, Absatz 3 des Codex des Kir­chen­rech­tes, der ein juri­sti­scher Text und unter Kir­chen­recht­lern sehr umstrit­ten ist, son­dern der letz­te Para­graph der Num­mer 8 des Kon­zils­de­krets Unita­tis red­in­te­gra­tio, der ein lehr­amt­li­cher Text ist, der auf­zu­grei­fen und zu bekräf­ti­gen ist. Der Kon­zils­text trifft drei Aus­sa­gen. Erstens: „Man darf jedoch die Gemein­schaft beim Got­tes­dienst (com­mu­ni­ca­tio in sacris) nicht als ein all­ge­mein und ohne Unter­schei­dung gül­ti­ges Mit­tel zur Wie­der­her­stel­lung der Ein­heit der Chri­sten anse­hen“. Zwei­tens: „Für die­se Gemein­schaft (com­mu­ni­ca­tio) sind haupt­säch­lich zwei Prin­zi­pi­en maß­ge­bend: die Bezeu­gung der Ein­heit der Kir­che und die Teil­nah­me an den Mit­teln der Gna­de“. Drit­tens: „Wie man sich kon­kret zu ver­hal­ten hat, soll unter Berück­sich­ti­gung aller Umstän­de der Zeit, des Ortes und der Per­so­nen die ört­li­che bischöf­li­che Auto­ri­tät in klu­gem Ermes­sen ent­schei­den“ [Der Satz geht noch wei­ter. Die von Kas­per nicht erwähn­te Teil lau­tet: „soweit nicht etwas ande­res von der Bischofs­kon­fe­renz nach Maß­ga­be ihrer eige­nen Sta­tu­ten oder vom Hei­li­gen Stuhl bestimmt ist“].

Tor­ni­el­li: Es gibt also eine Zustän­dig­keit der Orts­bi­schö­fe für beson­de­re Fäl­le, die bereits vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil fest­ge­legt wurde.

Kar­di­nal Kas­per: Ja, es gibt eine Zustän­dig­keit der ört­li­chen Auto­ri­tät für den soge­nann­ten „Ein­zel­fall“. Die Theo­rie des „Ein­zel­fal­les“ ist aber nicht eine listi­ge Erfin­dung, son­dern grün­det auf einem Kon­zils­text, der letzt­lich auf eine tho­mi­sti­sche Theo­rie zurück­geht, laut der die all­ge­mei­nen Regeln „ut in plu­ri­bus“ gel­ten und gemäß der von der Lie­be gelei­te­ten Kar­di­nal­tu­gend der Klug­heit anzu­wen­den sind. Die­se Anwen­dung erfolgt natür­lich nicht will­kür­lich, son­dern getra­gen vom höch­sten Grund­satz der salus ani­ma­rum, dem See­len­heil (CIC, can. 1752). In der kon­tro­ver­sen Dis­kus­si­on wird die­ses zwei­te Prin­zip oft auf­ge­ge­ben, und die Dis­kus­si­on fokus­siert sich ein­sei­tig auf das erste Prin­zip, das der Ein­heit der Kir­che. Die­ses zwei­te Prin­zip ist nicht auf pasto­ra­les Argu­ment (in einem oft ober­fläch­li­chen Sinn) zu redu­zie­ren, son­dern grün­det in der­sel­ben sakra­men­ta­len Theo­lo­gie, wes­halb es nicht das Pro­blem eines Gegen­sat­zes zwi­schen Dok­trin und Pasto­ral, son­dern der Bei­le­gung zwi­schen zwei dok­tri­nel­len Grund­sät­zen gibt.

Tor­ni­el­li: Was den­ken Sie vom Ent­wurf des pasto­ra­len Doku­ments der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, der unter gewis­sen Bedin­gun­gen die Mög­lich­keit der Zulas­sung des pro­te­stan­ti­schen Ehe­part­ners zur Eucha­ri­stie vorsieht?

Kar­di­nal Kas­per: Der Text ist seri­ös und in der Sub­stanz akzep­ta­bel, wenn ich auch zu eini­gen Details zögern wür­de, vor allem bezüg­lich der Exege­se von Canon 844, Absatz 3, der unter Kir­chen­recht­lern umstrit­ten und theo­lo­gisch nicht mehr auf der Höhe der theo­lo­gisch-öku­me­ni­schen Dis­kus­si­on ist. In der Zwi­schen­zeit haben zwei Enzy­kli­ken von Johan­nes Paul II., „Ut unum sint“ (1995) und „Eccle­sia de Eucha­ri­stia“ (2003), eine wei­ter­ge­hen­de Posi­ti­on for­mu­liert, die die Inter­pre­ta­ti­ons­norm des Canons in völ­li­ger Über­ein­stim­mung mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil sein kann. In der ersten der bei­den Enzy­kli­ken von Papst Woj­ty­la lesen wir in der Num­mer 46: „Ein Grund zur Freu­de ist in die­sem Zusam­men­hang, dar­an zu erin­nern, daß die katho­li­schen Prie­ster in bestimm­ten Ein­zel­fäl­len die Sakra­men­te der Eucha­ri­stie, der Buße und der Kran­ken­sal­bung ande­ren Chri­sten spen­den kön­nen, die zwar noch nicht in vol­ler Gemein­schaft mit der katho­li­schen Kir­che ste­hen, aber sehn­lich den Emp­fang der Sakra­men­te wün­schen, von sich aus dar­um bit­ten und den Glau­ben bezeu­gen, den die katho­li­sche Kir­che in die­sen Sakra­men­ten bekennt.“ In der zwei­ten Enzy­kli­ka des­sel­ben Pap­stes lesen wir in der Num­mer 45: „Wenn die vol­le Gemein­schaft fehlt, ist die Kon­ze­le­bra­ti­on in kei­nem Fall statt­haft. Dies gilt nicht für die Spen­dung der Eucha­ri­stie unter beson­de­ren Umstän­den und an ein­zel­ne Per­so­nen, die zu Kir­chen oder kirch­li­chen Gemein­schaf­ten gehö­ren, die nicht in der vol­len Gemein­schaft mit der katho­li­schen Kir­che stehen.“

Tor­ni­el­li: Was bedeu­ten die­se bei­den Behaup­tun­gen von Johan­nes Paul II.?

Kar­di­nal Kas­per: Die bei­den Enzy­kli­ken behar­ren sehr auf der Zustim­mung der pro­te­stan­ti­schen Sei­te zur katho­li­sche Leh­re über die Eucha­ri­stie, das heißt, zum Kund­tun „des Glau­bens, den die katho­li­sche Kir­che bekennt“, um Johan­nes Paul II. zu zitie­ren. Das scheint mir sehr wich­tig, weil die Sakra­men­te Sakra­men­te des Glau­bens sind. Für einen ech­ten Luthe­ra­ner, der sich auf die Bekennt­nis­schrif­ten stützt, ist die Real­prä­senz Chri­sti in der Eucha­ri­stie selbst­ver­ständ­lich. Das Pro­blem sind die libe­ra­len Pro­te­stan­ten und die Refor­mier­ten (Kal­vi­ni­sten). Vor allem mit ihnen ist das Pro­blem in pasto­ra­len Gesprä­chen zu klä­ren. Natür­lich kann man von einem Pro­te­stan­ten nicht ver­lan­gen, was man nor­ma­ler­wei­se von einem Katho­li­ken ver­langt. Es genügt, zu glau­ben: „Das ist (est) der Leib, hin­ge­ge­ben für dich“. Dar­auf hat Luther sehr gepocht. Die ent­wickel­ten Leh­ren zu Trans­sub­stan­tia­ti­on und Kon­sub­stan­tia­ti­on kennt auch ein „nor­ma­ler“ katho­li­scher Gläu­bi­ger nicht.

Tor­ni­el­li: Es han­delt sich um ein seit vie­len Jah­ren und vor allem in der Kir­che Deutsch­lands dis­ku­tier­tes The­ma. Kön­nen Sie sagen, wann begon­nen wur­de, dar­über zu spre­chen, und wie der deut­sche Epi­sko­pat dar­auf reagiert hat?

Kar­di­nal Kas­per: Es ist ein The­ma der inter­na­tio­na­len Öku­me­ne und nicht nur der deut­schen. Es ist nicht mög­lich in die­sem Rah­men die gan­ze Geschich­te auf­zu­zei­gen. Ich möch­te nur sagen, daß wir in Deutsch­land eine beson­de­re Situa­ti­on haben, die sehr ver­schie­den ist von tra­di­tio­nell mehr­heit­lich katho­li­schen Län­dern wie Ita­li­en, Polen usw. In Deutsch­land hal­ten sich katho­li­sche und pro­te­stan­ti­sche Gläu­bi­ge die Waa­ge, hal­be-hal­be. Die bi-kon­fes­sio­nel­len Ehen machen 40 Pro­zent aus, ein also sehr hoher Pro­zent­satz. Ande­rer­seits sind vie­le die­ser Per­so­nen gleich­gül­tig, wäh­rend der inter­es­sier­te Teil nur sehr klein ist. Nur von ihnen ist in die­sem Kon­text die Rede. Wenn die­se Per­so­nen in einem weit­ge­hend säku­la­ri­sier­ten Umfeld wirk­li­che Gläu­bi­ge sind, die glau­ben und in der­sel­ben Tau­fe ver­bun­den sind, und des­halb Teil der einen Kir­che Chri­sti sind (wenn auch nicht in vol­ler Gemein­schaft), und zudem im sel­ben Ehe­sa­kra­ment mit­ein­an­der ver­bun­den sind und das Geheim­nis der Ver­bin­dung zwi­schen Chri­stus und sei­ner Kir­che  dar­stel­len und leben, sind sie zusam­men mit ihren Kin­dern eine Haus­kir­che. Es ist nor­mal, daß sie den inni­gen Wunsch ver­spü­ren, auch mit­ein­an­der die Eucha­ri­stie zu tei­len. Wenn sie den katho­li­schen, eucha­ri­sti­schen Glau­ben tei­len, was hin­dert sie dann? (vgl. Apo­stel­ge­schich­te 7,37; 10,47).

Tor­ni­el­li: Was hal­ten Sie von dem Schrei­ben der sie­ben Bischö­fe, die gegen das Doku­ment der Bischofs­kon­fe­renz sind, und sich damit an Rom gewandt haben?

Kar­di­nal Kas­per: Ich bin kein Leh­rer der ande­ren Brü­der im Bischofs­amt, aber ich den­ke, daß ihre Pro­ble­me im Licht des von mir oben Genann­ten gelöst wer­den können.

Tor­ni­el­li: Es gab eine Begeg­nung an der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die mit der Ent­schei­dung des Pap­stes ende­te, den Epi­sko­pat erneut mit der Dis­kus­si­on zu beauf­tra­gen, damit eine mög­lichst ein­stim­mi­ge Posi­ti­on gefun­den wird. Die­se Geste von Fran­zis­kus wur­de hart kri­ti­siert von jenen, die auf eine sofor­ti­ge, nega­ti­ve Ant­wort mit Auto­ri­tät gehofft hat­ten. Was sagen Sie dazu?

Kar­di­nal Kas­per: Ich den­ke, daß der Papst eine sehr klu­ge Ant­wort gege­ben hat. Er ist in vol­lem Ein­klang mit der Idee der Syn­oda­li­tät der Kir­che geblie­ben. Er hat aber auch signa­li­siert, daß zu grund­le­gen­den Fra­gen aus kano­ni­scher, recht­li­cher Sicht eine Mehr­heit nicht genügt, son­dern es Ein­stim­mig­keit [Ein­stim­mig­keit und Ein­hel­lig­keit wer­den im Ita­lie­ni­schen mit dem­sel­ben Begriff „unani­mi­tà“ wie­der­ge­ge­ben und las­sen sich nicht unter­schei­den; Papst Fran­zis­kus sprach von „mög­lichst“ Ein­stim­mig­keit, was weni­ger als Ein­hel­lig­keit ist, Anm. des Über­set­zers]. Die Pres­se­er­klä­rung mach­te deut­lich, daß es auf bei­den Sei­ten Grün­de gibt, die dazu die­nen kön­nen, den Text zu ver­bes­sern. Kei­ne Sei­te hat das Gesicht ver­lo­ren. Mei­nes Erach­tens gibt es Spiel­raum für eine Fort­set­zung der Dis­kus­si­on und für eine Ver­söh­nung, die kein unse­riö­ser Kom­pro­miß wäre. Das Wich­tig­ste nach mei­nem Dafür­hal­ten wird es sein, das pasto­ra­le Pro­blem zu vertiefen.

Tor­ni­el­li: Wor­auf bezie­hen Sie sich, wenn Sie von einem „pasto­ra­len Pro­blem“ sprechen?

Kar­di­nal Kas­per: Ich den­ke an die Ermah­nung des Apo­stels Pau­lus, sich selbst zu prü­fen, um zu klä­ren, ob man vom Altar essen und trin­ken kann (1 Kor 11,26): Ein Hin­weis, der nicht nur für die Pro­te­stan­ten gilt, son­dern auch für die Katho­li­ken. Die Aus­gangs­fra­gen sind die­sel­ben: Glau­be ich wirk­lich an das eucha­ri­sti­sche Geheim­nis und befin­det sich mein Lebens­wan­del in Ein­klang mit dem, was zele­briert wird und in der Eucha­ri­stie gegen­wär­tig ist? Lücken und Pro­ble­me des Glau­bens und des mora­li­schen Ver­hal­tens fin­det man nicht nur bei den Pro­te­stan­ten, son­dern häu­fig auch bei den Katho­li­ken, die heut­zu­ta­ge regel­mä­ßig die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen. Ande­rer­seits ken­ne ich vie­le, gute Luthe­ra­ner, die einen Glau­ben haben und ein christ­li­ches Leben füh­ren, die bes­ser sind als die vie­ler Katholiken.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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11 Kommentare

  1. Wei­ter so Herr Kas­per bis die Kir­che in Schutt und Asche liegt. Das mit der Schei­dung hat ja nicht zum Ansturm der Geschie­de­nen und Wie­der­ver­hei­ra­te­ten geführt, son­dern der Zer­fall hat sich beschleu­nigt. Das mit der Kom­mu­ni­on für alle wird auch nichts. Die Ris­se im Epi­sko­pat selbst in der dt.kath. Nicht-Filia­le kön­nen nicht mehr weg­ge­re­det wer­den. Und die Besei­ti­gung des Zöli­bats und den Ein­stieg in die Wei­he von Prie­ste­rin­nen über Dia­ko­nin­nen wird nichts Gutes bewir­ken. Der Ein­zel­fall­trick ist nichts ande­res als die Auf­lö­sung all­ge­mein­gül­ti­ger Glau­bens­in­hal­te. Alles wird gleich­gül­tig, egal, belie­big. Der Rela­ti­vis­mus ist nicht nur die größ­te Gefahr, son­dern schlicht das Destruk­ti­ve an sich.

  2. „Glau­be ich wirk­lich an das eucha­ri­sti­sche Geheim­nis und befin­det sich mein Lebens­wan­del in Ein­klang mit dem, was zele­briert wird und in der Eucha­ri­stie gegen­wär­tig ist?“
    Für mich ist nicht ein was in der Aller­hei­lig­sten Eucha­ri­stie gegen­wär­tig, son­dern wer, näm­lich Chri­stus der Herr, die zwei­te Per­son der gött­li­chen Drei­fal­tig­keit mit Fleisch und Blut.

  3. Vor­ge­stern, in der Sonn­tags­pre­digt, ging unser Herr Pfar­rer auf das The­ma ein. Er erläu­ter­te die mit der Hand­rei­chung der DBK bevor­ste­hen­de Zulas­sung pro­te­stan­ti­scher Ehe­part­ner zur Kom­mu­ni­on. Den Beschwer­de­brief der 7 „Ewi­gen Nein-Sager“ (den er erst gar nicht gele­sen habe) erwähn­te er auch, aber als unbe­deu­tend. Es habe in der Geschich­te der Syn­oden und Kon­zi­li­en immer schon ein paar Abweich­ler gege­ben, die gegen alles gestimmt hät­ten. Der Hei­li­ge Vater habe unse­re Bischö­fe, in sei­ner gro­ßen Weis­heit, auf­ge­for­dert eine ein­mü­ti­ge Lösung zu fin­den. Die Zei­ten von „Roma locu­ta“ sei­en vorbei.
    Ein­mü­tig hie­ße aber nicht ein­stim­mig, und die Hand­rei­chunng wur­de ja schon mit brei­ter Mehr­heit, also ein­mü­tig beschlossen.
    Im Anschluss ver­glich er Kar­di­nal Woel­ki mit Donald Trump, der auch glaubt „Kraft sei­ner Was­ser­sup­pe“ ein­fach das Iran-Abkom­men auf­kün­di­gen zu kön­nen und damit die gan­ze Welt in Unfrie­den stür­zen will.
    Zum Schluss kün­dig­te er einen Gemein­de­abend für Juni an, in dem er nach der Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen auch die Zulas­sung der Pro­te­stan­ten zur Kom­mu­ni­on sei­ner Gemein­de vor­stel­len und fei­ern möchte.

    • „Vor­ge­stern, in der Sonn­tags­pre­digt […]“. Unab­hän­gig davon, ob es gut oder sch­echt, was da erzählt wur­de: das war mei­ner Mei­nung nach kei­ne Pre­digt. Lei­der wird im Got­tes­dienst, nach dem Evan­ge­li­um, alles mög­li­che erzählt, oft from­me, viel­leicht christ­lich inspi­rier­te Geschich­ten, aber sel­ten, sehr sel­ten gepre­digt. Die besten Pre­dig­ten sind so von der Zeit unab­hän­gig, dass man sie zum Bei­spiel auch im Mit­tel­al­ter hal­ten kann.

    • Das ist nicht mehr ’sei­ne‘ Kirche.
      „Wehe denen, die das Böse gut nen­nen und das Gute böse, die Fin­ster­nis zu Licht machen und Licht zu Finsternis.“

  4. @ Mar­kus – Was Sie hier posten, klingt ja bei­na­he unglaub­lich. Den­noch könn­te die­ser Bericht sehr wohl den Tat­sa­chen ent­spre­chen. Denn mitt­ler­wei­le ist so gut wie alles mög­lich in der katho­li­schen Kirche. 

    • Sie kön­nen mir schon glau­ben, ich habe auch nur das beschrie­ben, was mir wort­ge­treu hän­gen geblie­ben ist. In mei­ner Schock­star­re habe ich nicht alle Details mer­ken kön­nen aber da kam noch mehr.
      Immer­hin muss ich anmer­ken, ich den­ke, dass sich unser Pfar­rer sonst schon genau an die kirch­li­chen Regeln hält. Hier in der Dia­spo­ra enga­giert er sich sehr für die Öku­me­ne, beson­ders mit Adven­ti­sten, Metho­di­sten und Luthe­ra­nern. Wenn die­se sich in den „Tan­dem-Mes­sen“ mit zur Kom­mu­ni­on anstel­len, bekom­men sie den Segen und kei­ne Hostie.
      Ich muss aber zuge­ben, mich ver­wirrt das immer sehr. Bei all der Öku­me­ne komm ich mir als Katho­lik schon manch­mal zu pri­vi­le­giert vor, wenn ich die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen darf und die ande­ren nicht. Ich ach­te auto­ma­tisch dar­auf wie sich die „Gäste“ ver­hal­ten und reagie­ren wenn sie kei­ne Hostie bekom­men. Mein Hoch­mut lässt mich dann schon wie­der zwei­feln ob ich rich­tig dis­po­niert bin oder das schon wie­der eine Sün­de war. Ich komm mir dann vor wie ein so oft von Papst Fran­zis­kus geschol­te­ner Pha­ri­sä­er. Des­we­gen mei­de ich neu­er­dings die­se Veranstaltungen.

      Ich mag unse­ren Pfar­rer eigent­lich, er ist nah bei den Men­schen, hat immer ein offe­nes Ohr und ich habe von Ihm schon vie­le posi­ti­ve Ansät­ze für mein Leben bekommen.
      Ande­rer­seits hab ich in sei­nen Kate­che­sen schon zu hören bekom­men die Auf­er­ste­hung sein eine „Mas­sen­psy­cho­se“ gewe­sen, die Hei­li­gen sind Vor­bil­der im Glau­ben und ste­hen nicht in der Got­tes­schau, und der Stand der Gna­de – was soll das schon sein…

  5. Wenn Wal­ter Kar­di­nal Kas­per wirk­lich ein gewis­sen­haf­ter katho­li­scher Theo­lo­ge wäre, müss­te er doch wis­sen, dass die hei­li­ge Eucha­ri­stie das Herz­stück und der Schatz der katho­li­schen Kir­che war, ist und blei­ben muss. Es gibt kei­ne Logik, mit der sich über­zeu­gend begrün­den lie­ße, dass Mit­glie­der pro­te­stan­ti­scher kirch­li­cher Gemein­schaf­ten, die die andau­ern­de Prä­senz Chri­sti in der kon­se­krier­ten Hostie eben­so ableh­nen wie das Wei­he­prie­ster­tum der katho­li­schen Kir­che gemein­hin, gül­ti­ger­wei­se zum Kom­mu­nion­emp­fang zuge­las­sen wer­den kön­nen. Und ob Mar­tin Luther wirk­lich zum glaub­haf­ten Zeu­gen für die Real­prä­senz Chri­sti in Brot­sge­stalt ange­führt wer­den kann, muss aus meh­re­ren Grün­den – etwa sei­ne Ableh­nung des Wei­he­sa­kra­men­tes – bezwei­felt werden. 

    Der Begriff ist kor­rekt: Inter­kom­mu­ni­on ist Inter­kom­mu­ni­on. Es darf und es kann schlicht­weg kei­ne Ein­zel­fall-Begrün­dung geben, son­dern ohne Aus­nah­me nur die voll­zo­ge­ne Kon­ver­si­on, wie es zig­tau­send­mal schon gesche­hen ist. Aus­nah­men aller Art – außer natür­lich in Todes­ge­fahr – unter­mi­nie­ren nach außen die Leh­re der Kir­che und zer­stö­ren deren Ein­heit und Glaub­wür­dig­keit nachhaltig. 

    Dass heut­zu­ta­ge Katho­li­ken, die regel­mä­ßig zur Kom­mu­ni­on gehen, unwür­dig den Leib Chri­sti emp­fan­gen, hal­te ich für eine fast schon bös­wil­li­ge Unter­stel­lung. Nicht die “Regel­mä­ßi­gen“ sind in aller Regel die Unwür­di­gen, son­dern wohl eher jene, die nur ab und an mal in der Kir­che vor­bei­schau­en – etwa an Weih­nach­ten, zu Hoch­zei­ten oder bei Trau­er­got­tes­dien­sten -, und die sich trotz­dem wie selbst­ver­ständ­lich die „Obla­te“ beim Lai­en-Kom­mu­ni­on­hel­fer abho­len. Auch das sind übri­gens unbe­kömm­li­che Früch­te vom viel­zi­tier­ten, aber nichts­de­sto­trotz fal­schen Baum, dem sog. „Geist des Konzils“.

    • Sie mei­nen, das gespen­de­te Sakra­ment wäre nicht nur uner­laubt, son­dern ungül­tig, weil der getauf­te Emp­fän­ger wegen Irr­glau­be unwür­dig ist. Das ist eine ern­ste theo­lo­gi­sche Fra­ge. Sie kön­nen nur hof­fen, in Ihrem Glau­ben nicht zu irren.

  6. Die Spu­ren der Ver­wü­stung in der katho­li­schen Kir­che sind immer mehr zu sehen. In Rüs­sels­heim hat eine evan­ge­li­sche Frau die Kom­mu­ni­on mit lakier­ten roten Fin­ger­nä­geln gespen­det. Erbar­me Dich unser. 

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