
(Islamabad) Asia Bibi ist nun rechtskräftig freigesprochen. Die Richter des Obersten Gerichtshofes haben gestern den Revisionsantrag der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil vom vergangenen Oktober abgelehnt, mit dem die Katholikin und mehrfache Familienmutter vom Vorwurf freigesprochen wurde, den Islam beleidigt zu haben. Asia Bibis Problem bleibt, ein sicheres Land zu finden, das ihr und ihrer Familie Asyl gewährt. Für eine Christin kein leichtes Unterfangen.
Vor drei Monaten schien es bereits so, als würden sich jeden Augenblick die Gefängnistore für Asia Bibi öffnen. Die Hoffnung war groß, doch dann legte die Staatsanwaltschaft Einspruch gegen das Urteil ein, der nun vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt werden mußte. Radikale islamische Gruppen drohen der Frau seit Jahren mit dem Tod. In Pakistan ist sie keine Stunde sicher. Ihre Familie lebt seit Asia Bibis Verhaftung versteckt. Die Lynchjustiz eines islamischen Mobs ist tödlich, wie zahlreiche Beispiele in Pakistan zeigen.
Nun ist es soweit. Nach neuneinhalb Jahren öffnen sich wirklich die Gefängnistore. Seit Juni 2009 befand sich Asia Bibi in Haft. Ihr wurde die Beleidigung des Islams und Mohammeds vorgeworfen. Dafür wurde sie im Herbst 2010 zum Tode verurteilt.
Ihre Gefängniszeit mußte sie in Isolationshaft verbringen, was sicher zu ihrem eigenen Schutz war, da islamische Organisationen ein Kopfgeld auf ihre Ermordung ausgelobt hatten. Isolationshaft bedeutet allerdings eine enorme psychische Belastung.
Dieselben radikalen Kreise laufen jetzt auch Sturm nach dem gestrigen Urteil. Sie beschuldigen die Richter und die pakistanische Regierung „Marionetten des Westens“ zu sein.
Der Westen allerdings läßt sich bitten. Einer saudischen Muslimin, die nicht mitmachen mußte, was Asia Bibi erlitten hat, wurde von Kanada im Handumdrehen Asyl gewährt. Eine Christin hat es wesentlich schwerer. Großbritannien legte es inzwischen schwarz auf weiß fest, daß Muslime willkommener sind als Christen.
Der Freispruch für Asia Bibi fällt in eine Zeit, in der Pakistan gerade eine gewisse Öffnung gegenüber der christlichen Minderheit des Landes erlebt, die von der Regierung ausgeht. Zu Weihnachten wurde ein weiterer Christ, Pervaiz Masih, nach drei Jahren Prozeßdauer vom Vorwurf der Beleidigung des Islams freigesprochen. Beide Freisprüche sind in dem fast zur Gänze islamischen Land wie Pakistan ein neues Signal.
Die Familie von Pervaiz Masih wurde allerdings in diesen drei Jahren zerstört. Die älteste Tochter wurde von radikalen Muslimen ertränkt. Die Täter ließen Masih wissen, ihn damit wegen seiner Islam-Beleidigung bestrafen zu wollen. Seine Frau wurde von der Polizei, beim Versuch von ihre ein Geständnis der Schuld ihres Mannes zu erlangen, so schwer mißhandelt, daß sie seither schwerstbehindert ist.
Es gibt aber noch eine Kehrseite. Am 13. Dezember 2018 wurden zwei Christen, die Brüder Qaisar und Amoon Ayub, wegen Beleidigung des Islams zum Tode verurteilt. Seit 2015 sitzen sie im Gefängnis.
Die Regierung muß mit schweren Unruhen rechnen, die radikale islamische Gruppen wegen solcher Fälle vom Zaun brechen. Gestern wurde die pakistanische Hauptstadt nach Verkündung des Freispruches umgehend von einem starken Ranger-Aufgebot besetzt, um die öffentliche Sicherheit zu garantieren.
Nun braucht Asia Bibi und ihre Familie vor allem einen sicheren Ort außerhalb Pakistans.
Text: Andreas Becker
Bild: AsiaNews/MiL
Der Vatikan ist doch auch ein Staat, somit könnte er auch die Famillie aufnehmen, um sie erst einmal aus der Gefahrenzone zu nehmen, um dann mit den bestimmt vorhandenen Beziehungen eine endgültige Lösung herbeizuführen.