Papst Franziskus greift beim Chor der Sixtinischen Kapelle ein

Kurienerzbischof Guido Pozzo dem Amt für die liturgischen Feiern des Papstes unterstellt


Päpstlicher Chor der Sixtinischen Kapelle
Päpstlicher Chor der Sixtinischen Kapelle

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Sams­tag wur­de mit einem Motu pro­prio nicht nur die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei auf­ge­löst, son­dern auch, eben­falls mit einem Motu pro­prio, der berühm­te Päpst­li­che Chor der Six­ti­ni­schen Kapel­le umgrup­piert und fak­tisch unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt.

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Mit dem Hin­weis, daß das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil zur Hei­li­gen Lit­ur­gie in Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um erklär­te, daß die Scho­lae Can­torum ein wirk­li­ches lit­ur­gi­sches Amt aus­üben, bestimm­te Papst Fran­zis­kus, daß der Päpst­li­che Chor der Six­ti­ni­schen Kapel­le dem Amt für die Lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes ein­ge­glie­dert wird.

Der Päpst­li­che Zere­mo­nien­mei­ster, Msgr. Gui­do Mari­ni, wur­de damit auch zum Ver­ant­wort­li­chen für den Chor der Six­ti­ni­schen Kapel­le ernannt. Eine ent­spre­chen­de Sta­tu­ten­än­de­rung ist durch den Chor­lei­ter aus­zu­ar­bei­ten, wie das Motu pro­prio verfügt.

Erzbischof Guido Pozzo nur mehr ein besserer Buchhalter?

Und weil es sich gera­de so gün­stig trifft, wur­de Kuri­en­erz­bi­schof Gui­do Poz­zo die Auf­sicht über die Finan­zen des Cho­res übertragen. 

Mit dem ande­ren Motu pro­prio des­sel­ben Tages hat­te Fran­zis­kus die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei abge­schafft, die für die Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on und das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. von 2007 über die Zele­bra­ti­on in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus zustän­dig ist. Erz­bi­schof Poz­zo war seit 2009 fast durch­ge­hend Sekre­tär, also „Geschäfts­füh­rer“ der Kom­mis­si­on. Was die Abschaf­fung von Eccle­sia Dei und die Über­tra­gung ihrer Zustän­dig­kei­ten an eine neue Sek­ti­on der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on für ihn bedeu­ten, ist noch nicht im Detail bekannt. Mit dem Ent­zug der bis­he­ri­gen Auf­ga­be, fand Papst Fran­zis­kus am sel­ben Tag jeden­falls eine neue Auf­ga­be für ihn als Finanz­ver­wal­ter des Päpst­li­chen Cho­res der Six­ti­ni­schen Kapel­le. Ob es die ein­zi­ge Auf­ga­be blei­ben wird, wird sich zei­gen. Die ent­spre­chen­de Stel­le im Motu pro­prio deu­tet zwar eine Über­nah­me der bis­he­ri­gen Mit­ar­bei­ter in die neue Sek­ti­on an. Ob das auch den bis­he­ri­gen Lei­ter betrifft, ist damit aber noch nicht gesagt.

Die Per­son von Kuri­en­erz­bi­schof Poz­zo ist jeden­falls das Ver­bin­dungs­glied zwi­schen bei­den Rechts­ak­ten vom Sams­tag, da bei­de ihn betref­fen. Erz­bi­schof Poz­zo unter­steht, soviel steht damit nun dem Amt für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes.

Es fällt auf, daß Msgr. Poz­zo, obwohl Titu­lar­erz­bi­schof, als neu­er Öko­nom des Päpst­li­chen Cho­res einem Vor­ge­setz­ten, Msgr. Gui­do Mari­ni, unter­stellt wur­de, der rang­mä­ßig unter ihm steht, da kein Bischof.

Vor allem erstaunt aber, daß ein Theo­lo­ge vom Kali­ber eines Msgr. Poz­zo, der vie­le Jah­re ein enger Mit­ar­bei­ter von Kar­di­nal Joseph Ratz­in­ger an der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on war, nun zu einer Art von Buch­hal­ter gemacht wird. Ein Bereich zudem, soweit bekannt, in dem er über kei­ne Erfah­rung verfügt.

Ermittlungen wegen der Finanzen

Zu den Finan­zen ist noch ein Wort zu sagen. Am 12. Sep­tem­ber 2018 gab das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt bekannt, daß Papst Fran­zis­kus „eini­ge Mona­te zuvor“ Ermitt­lun­gen über die Finanz­ver­wal­tung des Cho­res ange­ord­net hat­te. Die­se Ermitt­lun­gen waren zum Zeit­punkt die­ser Bekannt­ga­be „noch im Gange.

Ita­lie­ni­sche Medi­en berich­te­ten damals, daß die Ermitt­lun­gen wegen „mut­maß­li­cher Unre­gel­mä­ßig­kei­ten“ ange­ord­net wur­den. Die Tages­zei­tung La Stam­pa, für die damals noch der päpst­li­che Haus­va­ti­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li tätig war, mel­de­te, daß Chor­lei­ter Mas­si­mo Palom­bel­la und der Ver­wal­tungs­di­rek­tor des Cho­res, Michel­an­ge­lo Nar­del­la, im Visier der Ermitt­lun­gen stün­den wegen „Unter­schla­gung, Betrug und Geld­wä­sche“. Schwer­wie­gen­de Anschuldigungen. 

Zunächst hieß es, bei­de sei­en ent­las­sen wor­den, tat­säch­lich gilt das aber nur für Ver­wal­tungs­di­rek­tor Nar­del­la. P. Palom­bel­la, ein Sale­sia­ner, ist nach wie vor, vor­erst bis 2020, Chorleiter.

Die bisherige Situation

Bis­her unter­stand der Chor dem Prä­fek­ten des Päpst­li­chen Hau­ses, ein Amt, das Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein aus­üb­te. Auch die­ses Amt wur­de von Papst Fran­zis­kus vor kur­zem abgeschafft. 

Der Päpst­li­che Chor unter­stand der Prä­fek­tur ledig­lich im hier­ar­chi­schen Sinn, war aber nicht wei­sungs­ge­bun­den und somit de fac­to eine eigen­stän­di­ge Insti­tu­ti­on. Die­se Eigen­stän­dig­keit wur­de nun eben­falls abge­schafft, denn das Motu pro­prio vom Sams­tag sieht nicht nur eine hier­ar­chi­sche Unter­ord­nung unter das Amt für die Lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes vor, son­dern eine effek­ti­ve. Msgr. Gui­do Mari­ni ist für den Chor nun in jeder Hin­sicht ver­ant­wort­lich, auch für die ange­schlos­se­ne Schu­le der Pue­ri Can­to­res samt Inter­nat der Jungs, die im Chor singen.

Wie für das Motu pro­prio zur Abschaf­fung der Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei ver­füg­te Fran­zis­kus auch für das Motu Pro­prio zur Ein­glie­de­rung des Cho­res in das Amt für die Lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes das sofor­ti­ge Inkraft­tre­ten mit dem Augen­blick der Bekannt­ga­be am 19. Januar.

Bei­de Rechts­ak­te wur­den von Fran­zis­kus am 17. Janu­ar unterzeichnet.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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