Jesuit kritisiert Jugendsynode: „Hätte mir gefallen, wenn das Wort ‚Gay‘ drinnen stünde“

Pater Reese über die „größte Herausforderung“ des 21. Jahrhunderts


P. Thomas J. Reese kritisert das Schlußdokument der Jugendsynode und fordert, daß die Bischöfe mehr auf die moderne Theologie hören sollten.
P. Thomas J. Reese kritisert das Schlußdokument der Jugendsynode und fordert, daß die Bischöfe mehr auf die moderne Theologie hören sollten.

(Rom) Vor zwölf Tagen ging in Rom die Jugend­syn­ode zu Ende. Vor zwei Tagen mel­de­te sich ein bekann­ter Jesu­it zu Wort und kri­ti­sier­te, daß im Schluß­be­richt die „Öff­nung“ gegen­über der Homo­se­xua­li­tät aus­ge­blie­ben sei. Die „größ­te Her­aus­for­de­rung“ der Welt sieht er in der „Erd­er­wär­mung“.

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Der US-Ame­ri­ka­ner Pater Tho­mas J. Ree­se gehört zu den bekann­te­sten, pro­gres­si­ven Stim­men im eng­lisch­spra­chi­gen Raum. Der Jesu­it war bereits stän­di­ger Kolum­nist des Natio­nal Catho­lic Repor­ter, des pro­gres­si­ven Medi­en­flagg­schif­fes der USA, und Chef­re­dak­teur des US-Jesui­ten­ma­ga­zins Ame­ri­ca, für das auch P. James Mar­tin schreibt. Als sol­cher muß­te Ree­se aller­dings auf Druck der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zurück­tre­ten, die meh­re­re sei­ner Arti­kel bean­stan­de­te. Ree­se for­der­te unter ande­rem die Abschaf­fung des prie­ster­li­chen Zöli­bats und die Zulas­sung des Frauenpriestertums.

In einem Inter­view mit der Inter­net-Tages­zei­tung Quo​ti​dia​no​.net mel­de­te er sich mit Kri­tik am Ergeb­nis der Jugend­syn­ode zu Wort.

Quo­ti­dia­no: In Erwar­tung der Reak­tio­nen der Epi­sko­pa­te hat die Syn­ode ein Schluß­do­ku­ment her­vor­ge­bracht. Pater Ree­se, sehen sie im Text mehr Licht oder Schatten?

Ree­se: Der Text ist eine Mischung, es fin­det ein biß­chen von allem. Das ist aber ver­ständ­lich, da für die Annah­me eine Zustim­mung von 2/​3 der Syn­oden­vä­ter not­wen­dig war. Die Pro­ble­me der Jugend­li­chen der Ersten Welt sind aber ganz anders als die der Dritten

P. Reese
P. Ree­se: Erd­er­wär­mung ist das „größ­tes Problem“

Quo­ti­dia­no: Apro­pos Zustim­mungs­quo­rum: Was sagen Sie zum Para­gra­phen über die Homo­se­xua­li­tät, der von ins­ge­samt 167 Para­gra­phen, der war, der die mei­ste Ableh­nung (non pla­cet) fand, und der – inhalt­lich betrach­tet – eine Seel­sor­ge für Homo­sex-Men­schen ermu­tigt, aber die Abkür­zung LGBT (Les­ben, Gay, Bise­xu­el­le und Trans­se­xu­el­le) nicht über­nom­men hat, die sich hin­ge­gen zuvor im Arbeits­pa­pier (Instru­men­tum labo­ris) der Syn­ode befand?

Ree­se: Mir hät­te es gefal­len, wenn das Doku­ment das Wort „Gay“ wie auch den Audruck LGBT gebraucht hät­te: Das sind Begrif­fe, die von den homo­se­xu­el­len Grup­pen gebraucht wer­den, die direkt von die­sem Para­gra­phen betrof­fen sind. Den­noch fin­de ich die Ein­la­dung zur Annah­me und pasto­ra­len Beglei­tung der Homo­sex-Men­schen positiv.

Quo­ti­dia­no: Den­ken Sie, daß die Syn­ode zum Sex mehr wagen hät­te kön­nen, viel­leicht durch Auf­wer­tung der Rol­le des Gewis­sens und durch die Ermu­ti­gung von Bezie­hun­gen, die auf ech­ter Lie­be gründen?

Ree­se: Bevor sie sich umfas­send mit dem Sex befas­sen, wäre es gut, wenn die Bischö­fen stu­die­ren wür­den, was die heu­ti­gen Moral­theo­lo­gen sagen. Zudem soll­ten sie sich mehr mit der geleb­ten Erfah­rung der Fami­li­en, der Paa­re und der Sin­gles in Ver­bin­dung bringen.

Quo­ti­dia­no: Das Schluß­do­ku­ment öff­net aber die Tore zu einer theo­lo­gi­schen und anthro­po­lo­gi­schen Ver­tie­fung zu eini­gen Fra­gen, die mit der Sexua­li­tät und dem Kör­per ver­bun­den sind. Hal­ten Sie das nicht für bedeutsam?

Ree­se: Ja, das ist es. Ich hal­te es für ein gutes Signal für die Zukunft der Kirche.

Quo­ti­dia­no: Wie beur­tei­len Sie die Tat­sa­che, daß bei der Syn­ode, trotz vier Wochen Arbeit, kei­ne Fra­gen der Glau­bens­leh­re behan­delt wurden?

Ree­se: Ich glau­be nicht, daß die Bischö­fe der Mei­nung waren, daß dok­tri­nel­le Kno­ten zu lösen waren, da es um die Jugend­pa­sto­ral ging.

Quo­ti­dia­no: Was könn­te das The­ma für die näch­ste ordent­li­che Syn­ode sein?

Ree­se: Die größ­te Her­aus­for­de­rung, der sich die Welt im 21. Jahr­hun­dert stel­len muß, ist die glo­ba­le Erd­er­wär­mung. Ich weiß nicht, was sie Bischö­fe tun könn­ten, aber sie könn­ten etwas versuchen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL/​Quotidiano (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Ein Ver­bot des Jesui­ten­or­dens muss gefor­dert wer­den; die­ses Ver­bot gab es bereits und es hät­te nie auf­ge­ho­ben wer­den dür­fen. lt. Wiki­pe­dia hat die­se Orga­ni­sa­ti­on 16.090 Brü­der und Prie­ster (Anfang 2017). Sol­len die­se weni­gen Men­schen über die Beset­zung der Spit­zen­äm­ter in der Kir­che und ihren enor­men Ein­fluss Kir­che und Welt zer­stö­ren dür­fen? Den­ken Sie nur an den men­schen­schäd­li­chen Migra­ti­ons­pakt. Wer unter­stützt den – alle Lin­ken und Grü­nen und Papst Fran­zis­kus SJ mit sei­nem Migra­ti­ons­be­ra­ter Pater Czer­ny SJ.

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