Filmregisseur Michael Moore bei Papst Franziskus

"Er hat einen Sinn für Humor"


Papst Franziskus mit Michael Moore. Der Filmregisseur und linke Aktivist bat Franziskus um sein Gebet. Der habe abgelehnt und gesagt: "Du mußt Filme machen".
Papst Franziskus mit Michael Moore. Der Filmregisseur und linke Aktivist bat Franziskus um sein Gebet. Der habe abgelehnt und gesagt: „Du mußt Filme machen“.

(Rom) Papst Fran­zis­kus emp­fing einen Lieb­ling der lin­ken Medi­en in Audi­enz: den US-Film­re­gis­seur und Links­au­ßen-Akti­vi­sten Micha­el Moore.

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Moo­re wur­de durch zwei The­men inter­na­tio­nal bekannt: Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und Angrif­fe gegen die Repu­bli­ka­ner in den USA. Das gefällt dem lin­ken Medi­en­main­stream auch dies­seits des Atlan­tiks. Den gro­ßen Durch­bruch schaff­te Moo­re aller­dings erst, als Ende 2000 Geor­ge W. Bush als Nach­fol­ger von Bill Clin­ton zum US-Prä­si­den­ten gewählt wur­de. Der Schock­saß tief. Moo­re wur­de, obwohl er auch ein lin­ker Kri­ti­ker Clin­tons war, mit sei­ner bedin­gungs­lo­sen, pole­mi­schen Fron­tal­kri­tik gegen Bush zum Bal­sam und Pro­pa­gan­da-Sprach­rohr der poli­ti­schen Lin­ken. Mit sei­nem Buch „Stu­pi­de White Man“ und Doku­men­tar­fil­men wie „Fah­ren­heit 9/​11“ und „Shame on you, Mr. Bush!“ wur­de Moo­re auch von den west­eu­ro­päi­schen Medi­en zum Star gekürt.

Michael Moore schildert Audienz bei Papst Franziskus
Micha­el Moo­re schil­dert Audi­enz bei Papst Franziskus

Moo­re selbst steht am lin­ken Rand der poli­ti­schen Land­schaft in den USA. Er unter­stütz­te 2008 Barack Oba­ma und 2016 Ber­nie San­ders gegen Hil­la­ry Clinton.

Damit gibt es min­de­stens drei Berüh­rungs­punk­te mit Papst Fran­zis­kus. Fran­zis­kus übte in der Ver­gan­gen­heit wie­der­holt Kapi­ta­lis­mus­kri­tik. In Evan­ge­lii gau­di­um lehrt er: „Die­se Wirt­schaft tötet“. Im Vor­wahl­kampf zu den US-Prä­si­dent­schafts­wah­len unter­stütz­te Fran­zis­kus den Links­au­ßen-Sena­tor Ber­nie San­ders, den er sogar nach San­ta Mar­ta ein­lud. Moo­re und Fran­zis­kus ist auch die Ableh­nung der poli­ti­schen Rech­ten in den USA ein gemein­sa­mes Anlie­gen, wobei Fran­zis­kus nach dem Wahl­sieg Trumps den Kampf gegen die reli­giö­se Rech­te auf­nahm, auf die sich die Wahl­er­fol­ge der poli­ti­schen Rech­ten stüt­zen. Moo­re und Papst Fran­zis­kus sind bei­de auf ihre Art poli­ti­sche Aktivisten.

Moo­res Dau­er­em­pö­rung, wie sie sich für einen über­zeug­ten Lin­ken gehört, ver­lor im Lau­fe der Oba­ma-Regie­rung an Bedeu­tung. Sei­ne „Glanz­zeit“ war die Ära von Geor­ge W. Bush. 2005 führ­te ihn das Time Maga­zi­ne unter den welt­weit „100 ein­fluß­reich­sten Per­sön­lich­kei­ten“. Mit dem Sieg Oba­mas war der lin­ke Main­stream zufrie­den­ge­stellt. Moo­res Kri­tik von links war, sofern sie sich nicht gegen Kon­zer­ne und Umwelt­ver­schmut­zung rich­te­te, nun nicht mehr erwünscht. Der Wahl­sieg des Repu­bli­ka­ners Donald Trump ver­schaff­te ihm 2016 hin­ge­gen wie­der neu­es Gehör. Bereits zwei Doku­men­tar­fil­me im gewohn­ten Moo­re-Stil wid­me­te ihm der US-Regis­seur, die auch in den euro­päi­schen Leit­me­di­en will­kom­me­ne Auf­nah­me fanden.

Das beson­de­re Bin­de­glied der Kapi­ta­lis­mus­kri­tik, der Unter­stüt­zung für die radi­ka­le Lin­ke und die Ableh­nung der poli­ti­schen und reli­giö­sen Rech­ten zwi­schen Papst Fran­zis­kus und Micha­el Moo­re ist die gemein­sa­me Zuge­hö­rig­keit zur katho­li­schen Kir­che. Moo­re stammt aus einer katho­li­schen Fami­lie iri­scher Her­kunft. Er ist aller­dings nicht prak­ti­zie­ren­der Katho­lik. 2014 ließ er sich von sei­ner Frau schei­den. In der Ver­gan­gen­heit sprach er sich im offe­nen Wider­spruch zur katho­li­schen Leh­re für die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der durch Abtrei­bung und die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ aus.

Moore über Franziskus: „Er hat einen Sinn für Humor“

Micha­el Moo­re selbst gab in der Sen­dung Late Night with Seth Mey­ers des US-Fern­seh­sen­ders NBC bekannt, am ver­gan­ge­nen 17. Okto­ber von Papst Fran­zis­kus in Pri­vat­au­di­enz emp­fan­gen wor­den zu sein.

Moo­re besuch­te die wöchent­li­che Gene­ral­au­di­enz am Mitt­woch. Papst Fran­zis­kus habe ihn bei die­ser Gele­gen­heit zur Pri­vat­au­di­enz ein­ge­la­den: „Dort bat er mich, pri­vat mit mir zu spre­chen. Das war ein unglaub­li­cher Augen­blick, und ich frag­te ihn, ob ich ihm eine Fra­ge stel­len dür­fe. Er sag­te: ‚Ja‘.“

Micha­el Moo­re frag­te den Papst:

„Glau­ben Sie, daß ein Wirt­schafts­sy­stem, von dem nur weni­ge pro­fi­tie­ren, die Rei­chen auf Kosten von vie­len, eine Sün­de ist?“ Und er sag­te mir: ‚Ja‘, auf italienisch.“

„Und ich sag­te ihm: ‚Sie glau­ben also, daß der Kapi­ta­lis­mus, die Art von Kapi­ta­lis­mus, die wir heu­te haben, eine Sün­de ist?‘ Er sag­te: ‚Ja, er ist es.‘ Und er sag­te: ‚Die Armen müs­sen immer zuerst kommen‘.“

Dann habe Fran­zis­kus Moo­res Hand genom­men und gesagt: „Bit­te, beten Sie für mich“.

„Und ich sag­te ihm: ‚Das wer­de ich tun, und bit­te, beten Sie für mich‘. Und er sag­te zu mir: ‚Nein, Sie müs­sen mehr Fil­me machen‘.“

Moo­re habe dar­auf gesagt:

„Ich bit­te nur um ein Gebet“.

Der Papst aber bekräftigte:

„Nein, Du gehst zurück… Du gehst wie­der an die Arbeit“.

Moo­re kom­men­tier­te die­se unge­wöhn­li­che Sze­ne mit den Worten:

„Er hat einen Sinn für Humor“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: You­tube (Screen­shots)

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