
(Moskau) Rußland beginnt ein Abtreibungsmoratorium umzusetzen. Damit soll dem Lebensrecht ungeborener Kinder zum Durchbruch verholfen und eine demographische Trendumkehr erreicht werden.
Der Rahmen soll zum besseren Verständnis anhand dessen dargestellt werden, was sich seit 60 Jahren im Westen ereignet: Pillenknick, Mentalitätswechsel, familienfeindliche Politik und die Abtreibungslegalisierung mit einen millionenfachen Tötung ungeborener Kinder. Das Ergebnis ist in allen westlichen Staaten ein demographischer Winter. Die Auswirkungen des massiven Geburtenrückgangs sie so dramatisch, daß Demographen vom Aussterben der europäischen Völker sprechen. Die gleichzeitig stattfindende Masseneinwanderung beschleunigt den Prozeß. Der Rest ist Mathematik. Auch Länder wie Japan und vor allem Südkorea sind davon betroffen.
Doch das Thema ist Tabu, ja sogar eines der größten Tabus unserer Zeit. Die Gründe dafür sind ebenso vielschichtig wie die Ursachen des Geburtenrückgangs. Dahinter läßt sich jedoch eine gezielte, ideologisch motivierte Steuerung ausmachen. Mit anderen Worten: Der Geburteneinbruch ist von bestimmten Kreisen gewollt. Dazu gehört ganz zentral die Überbevölkerungslüge, die seit 1968 vom neomalthusianischen Club of Rome verbreitet wird. Da der Club Ausdruck des linksliberalen Establishment ist, hatte er von Anfang an weitgehend freien Zugang zu den Massenmedien, die seine Thesen durch Erzeugung einer panikartigen Stimmung unter das Volk streuten. Panikmache zur schnelleren Durchsetzung politischer Ziele gehört seither zum Standardprogramm dieser Kreise (Stichwort: Atomtod, Waldsterben, Ozonloch, menschenverschuldeter Klimawandel).
Die ersten Abtreibungseinrichtungen entstanden während des Ersten Weltkrieges im angelsächsischen Westen, konkret in New York und London. Hier wurde die Tötung ungeborener Kinder als feministisch-emanzipatorische, liberale oder rassistische Errungenschaft gepriesen. Das erste Land, das die Tötung ungeborener Kinder gesetzlich legalisierte war jedoch die Sowjetunion, die sie als sozialistische Errungenschaft feierte. Damit sind die großen Allianzen benannt, die seit hundert Jahren die Abtreibungslobby bilden.
Abtreibungsmoratorium
Damit zur aktuellen Situation in Rußland.
1920 war das bolschewistische Rußland das erste Land der Welt, in dem die Tötung ungeborener Kinder gesetzlich legalisiert wurde. 1921 folgte die der Roten Armee unterworfene Ukraine. Der „Neue [sozialistische] Mensch“, den die Kommunisten erzogen, wurde zu einem der grausamsten Subjekte der Menschheitsgeschichte. Die Sowjetunion, in allen Bereichen erpicht, einen Primat zu erreichen, war das Land mit der höchsten Abtreibungsrate der Welt. In den 50er Jahren, als im Westen noch in keinem Land Abtreibung legal war, wurden in der Sowjetunion jedes Jahr bis zu sieben Millionen Kinder getötet. 2001 wurden keine 39 Prozent der gezeugten Kinder geboren. Mehr als 61 Prozent wurden abgetrieben.
Seit dem Ende der Sowjetunion ließ der soziale Wandel die Geburtenrate in Rußland einbrechen. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sie sich fast. Wurden 1989 statistisch zwei Kinder je Frau geboren, was um etwas fünf Prozent unter der Bestandssicherung lag, sank dieser Wert bis zur Regierungsübernahme von Putin auf nur mehr 1,17 Kinder. Dem versucht Putin seither entgegenzuwirken. Mit einigem Erfolg. Die Geburtenrate je Frau konnte auf 1,75 (2015) gesteigert und die Zahl der Abtreibungen auf weniger als ein Drittel reduziert werden.
Selbst die kommunistische Volksrepublik China hat inzwischen ihre Ein-Kind-Politik aufgegeben, um dem demographischen Niedergang Einhalt zu gebieten. Der Grund: Nicht die seit 1968 behauptete Überbevölkerung, sondern die Unterbevölkerung bereitet dem bevölkerungsreichsten Land der Erde Sorgen. Peking ist 2016 zur Zwei-Kind-Politik übergegangen. Chinesische Demographen fordern jedoch weitergehende Maßnahmen, da andernfalls eine Bevölkerungskrise nicht anwendbar sein könnte.
2008 forderte der italienische Intellektuelle und damalige Chefredakteur des Tageszeitung Il Foglio, Giuliano Ferrara, ein internationales Abtreibungsmoratorium. Die Abtreibung sollte von den Staaten ausgesetzt und das Töten unschuldiger, ungeborener Kinder angesichts der schwerwiegenden konkreten und moralischen Folgen überdacht werden. Dafür sammelte er zahlreiche Unterschriften, doch die Regierenden wollten nichts davon hören. Die Abtreibungslobby, auf politischer und medialer Ebene bestens vernetzt, setzte ihren unerbittlichen und grausamen Weg fort.
„Ein Volk, das seine eigenen Kinder tötet, hat keine Zukunft“
Papst Johannes Paul II. sagte 1996:
„Ein Volk, das seine eigenen Kinder tötet, hat keine Zukunft“.
Der demographische Niedergang wird durch die Massenmigration noch beschleunigt. Die Massenmigration in den Westen ist in den meisten Fällen, wie hinreichend bewiesen, keine Flucht vor einer Lebensgefahr, sondern wie versteckter Import von „Humanressourcen“. Weil den westlichen Staaten der eigene Nachwuchs fehlt, wird nach dem Gesetz des freien Marktes die fehlende Zahl importiert. Daß die fehlende Zahl verhütet und abgetrieben wurde, wird dabei ebenso verschwiegen wie die Tatsache, daß dieser „Import“ durch Rechtsbruch und am eigenen Volk vorbei geschieht.
Dieser Zusammenhang darf nicht ausgesprochen werden. Andernfalls könnten die europäischen Völker vielleicht nachdenken und die leben- und familienfeindliche Politik ihrer Regierungen in Frage stellen. Daher kann der Bevölkerungstransfer nur versteckt hinter der Flüchtlingslüge erfolge und muß moralisierend aufgeladen und ls „alternativlos“ präsentiert werden. Widerspruch wird nicht geduldet.
Aus christlicher Sicht steht fest, daß eine so menschenfeindliche Politik nicht folgenlos bleibt. Die sichtbarste Folge ist das sich abzeichnende Ende der europäischen Völker und Staaten. Die Völker werden durch eine beliebige Bevölkerung ersetzt, einer Ansammlung mehr oder weniger zufällig in einem bestimmten Land lebender Menschen, die kaum etwas verbindet. Die Staaten werden durch Souveränitätsübertragung an internationale Gebilde wie die EU ausgehöhlt und aufgelöst.
Rußlands Aktion „Schenk mir Leben“
Rußland hat nun die Aktion „Schenk mir Leben“ gestartet. Das Gesundheitsministerium hat im Rahmen dieser landesweiten Aktion in mehreren Regionen des Landes ein vorübergehendes Abtreibungsmoratorium verhängt.
In diesen Regionen dürfen keine ungeborenen Kinder mehr getötet werden.
Am 6. August berichtete die Tageszeitung Kommersant darüber. Die Chef-Gynäkologin der Region Primorje, Jewgenja Schutka, erklärte, was die Aktion „Podari mne schisn“ (Schenk mir Leben) will. Die Aktion steht unter der Leitung von Swetlana Medwedew, der Ehefrau des russischen Ministerpräsidenten, ehemaligen Staatspräsidenten und engsten Putin-Vertrauten Dmitri Medwedew.
Schutka erklärte, daß die Aktion durch Sensibilisierung darauf abziele, „Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen“.
„Auch Ärzte und Beamte aus anderen Regionen bestätigen, daß sie sich an der Kampagne beteiligen“, so Russia Today (RT).
Dazu gehört das Gesundheitsministerium der Republik Sacha (Jakutien). In den vergangenen Jahren habe man es mit bloßer Bewußtseinsbildung versucht, damit aber nicht die erhofften Ziele erreicht. Daher kam es nun zum Abtreibungsmoratorium.
In der Region Rjasan wurden in allen Krankenhäusern Abtreibungen ausgesetzt.
Abtreibung bekämpfen
Offiziell heiß es bei der von Medwedew geleiteten Stiftung, die mit dem russischen Bundesgesundheitsministerium die Aktion „Schenk mir Leben“ betreibt:
„Wir führen eine Kampagne zur Bekämpfung von Abtreibungen durch, haben sie aber nicht verboten“:
Die Abtreibungsmoratorien verschiedener Republiken und Regionen seien eigenständige Initiativen der örtlichen Behörden. Gleiches sagt auch das Gesundheitsministerium der Russischen Föderation. Dennoch besteht kein Zweifel, daß die Regierung Reaktionen und Ergebnisse testet. Vermutet wird, daß ein rußlandweites Abtreibungsmoratorium vorbereitet wird.
Abtreibungen sind in Rußland seit Sowjetzeiten legal und werden von der staatlichen Krankenkasse übernommen. Die Regierung versucht seit einigen Jahren durch Informationskampagnen der Tötung ungeborener Kinder entgegenzuwirken. Seit 2011 müssen abtreibungsentschlossene Frauen mindestens zwei und bis zu sieben sogenannte „Schweigetage“ einhalten. Diese Tage sollen den Frauen die Möglichkeit geben, ihren Schritt doch noch zu überdenken.
Bisher konnten aber nicht die erhofften Erfolge erzielt werden. Fünf Generationen von Frauen konnten ihre ungeborenen Kinder legal töten lassen. Fünf Generationen von Männern konnten die Frauen in diese Richtung beeinflussen. Eine so tief verwurzelte Kultur des Todes läßt sich so einfach verändern.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Rt (Screenshot)
Das ist nur einer der Gründe, warum der angebliche Despot Putin vom ach so moralischen Westen massiv bekämpft wird.
Und er wird auf allen nur denkbaren (und undenkbaren) Gebieten massiv bekämpft.