
„Das unerträgliche Schweigen von Königin Elisabeth II. zum Fall Alfie Evans. Während in ihrem Namen Alfie zum Tode verurteilt wird, feiert sie die Geburt ihres Urenkels.“
InfoVaticana am 26. April 2018 zum Fall des Kleinkindes Alfie Evans, das nach dem Willen des Alder Hey Krankenhauses und einem Todesurteil von Richter Anthony Hayden längst tot sein sollte. Eine Eingangsformel „Im Namen der Königin“ kennt das Common Law zwar nicht, dennoch ist die Königin die höchste Autorität des Staates und damit auch der Rechtssetzung.
Bild: InfoVaticana
Na ja, die Queen hat zwar einmal in der Woche ein Gespräch mit dem Premierminister, aber sie wird sich niemals in der Öffentlichkeit äußern.
Ich war mir lange unsicher, wie ich sie einordnen soll, ihre Haltung zur katholsichen Kirche, als Anglikanerin, und das die Welt sie so sehr liebt, haben mich schon stutzig gemacht, trotzdem hoffte ich, dass sie noch einen gewissen Ethos bewahrt hat. Nun sehe ich eindeutig. Nein!
Viele Leute ahnen offensichtlich nicht wie den Monarch im parlamentairen Demokratie funktioniert. Der Monarch ist Staatsoberhaupt, jawohl! In einer Demokratie/parlamentarische Demokratie, hat die Regierung (also der Bundeskanzler/Minister) die wirkliche Macht. Also, der Monarch kann 2 oder mehrere Malen mit einem Bundeskanzler/Premierminister in der Woche ein Gespräch haben, ist alles korrekt. Wann es drauf ankommt ist der Monarch nur Staatsoberhaupt, und ist diesbezüglich Gesetz gemäß die Regierung (also Bundeskanzler, Premierminister) unterstellt. So funktioniert eine Monarchie in einer parlamentarischen Demokratie.
Ein sehr guter Kommentar.
Dieser tabloidartige Satz von infovaticana ist nicht nur ganz daneben sondern in der Tat populistisch. Die Königin einzuschalten brächte uberhaupt nichts, auch nicht sie zu einem Statement zu nötigen. Es würde nicht nur sofort eine Verfassungskrise auslösen sondern die Königin in eine unangenehme, delikate Situation bringen. Sie ist eine vorbildliche Christgläubige und efrige Kirchgeherin, man kann daher davon ausgehen, daß ihr die Sache nicht gleichgültig ist.
Zitat: „Sie ist eine vorbildliche Christgläubige und eifrige Kirchgeherin…“ Sehr geehrter Herr Ratkaj, das ist ja großer Teil des Problems, der den Modernisten viele Türen öffnet. Sie sehen sog. „Christgläubige und eifrige Kirchgeher“, die da schweigen, wo sie reden sollten. Ersparen Sie mir zu sagen, was Jesus Christus einst über diese Art von Leuten sagte.
Die vielen kleinen Leute, die vor dem Krankenhaus stehen und beten, verdienen unendlich mehr Achtung als eine sog. „Royal Family“, die noch dazu in diesen Tagen die Ankunft eines offensichtlich gesunden Neugeborenen „feiern“ darf, die aber zum offenbar gewollten Tod des kleinen Alfie Evans, des Kindes einfacher Leute aus dem Volk, schweigt, um …, ja, warum eigentlich?
Was spräche denn dagegen, der Familie Evans die Ausreise zu erlauben, außer…?
Zugegeben, ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Bundespräsident Herr Steinmeier schweigen würde, wenn so etwas in Deutschland geschähe.
Selbst der vielgeschmähte US-Präsident Trump zeigte im ähnlich gelagerten Fall des kleinen Kindes Charly Gard ein Herz und wollte helfen. Allein die britischen Verantwortlichen blieben stur, und die „Royal Family“ schwieg. Pfui!
Erst der kleine Charly, jetzt der kleine Alfie, wie viele werden noch folgen?
Die Königin und ihr Haus hält sich an die geübte Usance das aktuelle Tagesgeschehen nicht zu kommentieren. Das hat gute Gründe und ist durch die Verfassungsgeschichte Großbritanniens wohl erprobt.
Es ist nicht gut die Freude über die Geburt des Prinzen Louis v. Cambridge mit dieser Attacke an ein Staatsoberhaupt, das seine verfassungsmäßige Rolle seit mehr als sechzig Jahren mit allseits gelobter Sorgfalt pflichtgetreu ausfüllt und eben en publique sich schlichtweg dazu nicht äußern kann ohne eine Verfassungskrisis auszulösen, zu verbinden und das eine gegen das andere auszuspielen.
Sowohl der Satz von infovatiticana ist reißerisch als auch die sehr bedenkliche Bildwahl, die mit einem Archivbild einer anstoßenden Königin, hier ein bestimmte Gesinnung subtil der Königin unterstellen will, als ob verfassungsgemäße Zurückhaltung gleichzusetzen sei mit Zustimmung. Das ist schlichtweg Propaganda!
Weder ifovaticana noch sonst ein Medium hat Kenntnis darüber wie dieser Fall die Königin beschäftigt. Da sie aber eine sehr gläubige Person ist und ihrer Kirche zeitlebens immer große Aufmerksamkeit zukommen ließ, kann man davon ausgehen, daß sie mitfühlend ist.
Präs. Trump, den auch ich sehr, sehr schätze, hat ganz andere Möglichkeiten aufgrund seines Amtes und viel größere Freiheiten.
Aber gerade Steinmeier, der genannten Donald Trump im Kontext des damaligen Wahlkampfes in den USA mit entsetzlichen Verbalinjurien beleidigt hat und ihn u.a. als „Hassprediger“ übelst beleidigt hat, als Referenz guten Staatshandelns anzuführen halte ich für ganz daneben. Gerade nämlich seine sophistischen Allgemeinplätze würden überhaupt nichts lösen und die Problematik dieses sehr betrüblichen Falles nur wortgewaltig zerreden, sodaß dann alle irgendwie zufrieden sind.
Schauen Sie aber auch wie unglücklich z.B. in der Katalonienkrise der spanische König agiert hat und damit maßgeblich mitverantwortlich für die Verhärtung der Gegensätze im Lande wurde. Das ist ganz undenkbar für einen britischen Monarchen. Als die Einheit des Vereinigten Königreiches mit dem Referendum in Schottland 2014 arg gefährdet war hat auch damals die Königin Elisabeth geschwiegen. Diese Zurückhaltung ist eben Garant dafür, daß sie wirklich als Symbol der Einheit des Landes von allen (zumindest in der überwältigenden Mehrheit), seien sie rechts, links oder liberal, anerkannt werden kann, daß sie als Monarchin eine wirkliche Integrationsfigur für ihr Land sein kann.
Sehr geehrter Herr Ratkaj, danke für Ihre ausführliche Stellungnahme.
Es ist Ihr gutes Recht, so zu denken, aber ich empfinde in dieser Angelegenheit grundlegend anders.
Sie mögen das von infovaticana gewählte Bild als Propaganda ansehen; mir erscheint es eher ziemlich realistisch und erinnert mich an den Spruch, mit dem man einst das Verhalten der auf dem Wiener Kongress Versammelten beschrieb: Der Kongress aber tanzte. Bei der Queen bzw. den Verantwortlichen heißt es eben: Business as usual. Hauptsache, nicht anecken; den eigenen Posten bzw. die Posten ihrer Familie keinesfalls irgendwelcher Kritik aussetzen. Besser sich hinter irgendwelchen verfassungsmäßigen Gesetzen verstecken.
Ihre Beispiele im Hinblick auf das Verhalten der Queen beim Schottlandreferendum bzw. des spanischen Königs in der Katalonienkrise sind m.E. nicht überzeugend. Erstens hat die Queen damals sehr wohl durch Wortwahl und sogar ihre Kleidung (im Fernsehen wurde mehrfach darauf hingewiesen) subtil durchscheinen lassen, wie sie zum Schottlandreferendum steht. Zweitens ist das Agieren des spanischen Königs in der Katalonienkrise keinesfalls gleichzusetzen mit dem ‑leider verweigerten- Engagement für ein leidendes Kind in einer ganz konkreten Situation.
Ich sehe den Hinweis auf die Freude über den royalen Nachwuchs auch nicht als „ausspielen“. Denn gerade weil der „Royal Family“ ein gesundes Kind geschenkt wurde, wäre genau dieser Umstand ein wesentlicher Grund dafür gewesen, dass zumindest in der royalen Rangordnung ziemlich weit oben stehende Personen sich für das arme kranke Kind Alfie hätten einsetzen können, ohne dass dies gleich als Verfassungsbruch hätte interpretiert werden können.
Außerdem, was nützt es, wenn zwar das große Ganze mehr oder weniger funktioniert, wenn aber dem konkreten Einzelnen Hilfe verweigert wird, weil diese eben nicht als „en vogue“ erscheint?
Jesus Christus urteilt (Gott sei Dank!) anders. Er identifiziert sich nicht mit den „Großen“, sondern mit dem „Geringsten“ (Mt 25).
Abschließend noch ein Hinweis auf die „wahre“ Erzählung „Das Höhere Gesetz“ von Heinz Liepmann. Zitat: “ ‚Sie haben gegen das Gesetz verstoßen‘, sagte der Richter, ‚um einem höheren Gesetz zu gehorchen. Ich spreche Sie frei.‘ Es ist eine wahre Geschichte. Der Name des Richters ist Perlmann, und die Gerichtsverhandlung fand statt im Zweiten City-Court der Stadt New York, am Donnerstag, dem 24.Januar 1935.“