„Vatikan hat noch immer kein Anti-Päderasten-Gesetz“

Päderasten
Sexueller Mißbrauch Vatikan

(Rom) Asso­cia­ted Press (AP), eine der Big Three der inter­na­tio­na­len Pres­se­agen­tu­ren, wirft dem „eigent­li­chen Vati­kan“ vor, über „kei­ne Anti-Päd­era­sten-Poli­tik zu verfügen“.

Die gestern ver­öf­fent­lich­te Agen­tur­mel­dung stammt von der AP-Vati­kan­kor­re­spon­den­tin Nico­le Win­field. AP hält seit eini­ger Zeit durch wie­der­hol­te Berich­te auch das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus in Sachen sexu­el­lem Miß­brauch Min­der­jäh­ri­ger unter Druck. Zuvor hat­te beson­ders das Pon­ti­fi­kat von Papst Bene­dikt XVI. unter media­lem Dau­er­be­schuß gestanden.

Auch wenn Papst Fran­zis­kus „Maß­nah­men ergrif­fen hat, um den sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dal in Chi­le zu behe­ben“, habe er nicht das­sel­be in der Vati­kan­stadt getan, so Winfield.

In dem klei­nen, aber sou­ve­rä­nen Kir­chen­staat gebe es „weder eine Poli­tik zum Schutz von Min­der­jäh­ri­gen vor päd­era­sti­schen Prie­stern noch wird ver­langt, daß ein mut­maß­li­cher Miß­brauch bei der Poli­zei ange­zeigt wird“.

Sie­ben Jah­re nach­dem der Vati­kan „allen Bischofs­kon­fe­ren­zen der Welt“ anord­ne­te, ent­spre­chen­de Richt­li­ni­en zum Schutz poten­ti­el­ler Opfer und zur Bestra­fung von Tätern zu erlas­sen, gebe es am Haupt­sitz der katho­li­schen Kir­che noch kei­ne ver­gleich­ba­re Politik.

Die­se „Lücke“ in der ver­ord­ne­ten „Null­to­le­ranz“ sei „erstaun­lich“, so Win­field, weil der Hei­li­ge Stuhl „vor fünf Jah­ren den Ver­ein­ten Natio­nen“ ver­si­cher­te, ein ent­spre­chen­des „Schutz­pro­gramm“ für Min­der­jäh­ri­ge auszuarbeiten.

Zahl­rei­che Kin­der und Jugend­li­che, der Groß­teil der in der Ver­gan­gen­heit bekannt­ge­wor­de­nen Fäl­len bezog sich auf letz­te­re, besu­chen täg­lich den Vati­kan. Aller­dings leben kei­ne Kin­der direkt im Vati­kan. Es gibt aber Ein­rich­tun­gen, die unter der Obhut des Hei­li­gen Stuhls stehen.

Tat­säch­lich sei es 2012 zu einem sexu­el­len Miß­brauch in einem Kna­ben­se­mi­nar gekom­men. Damals hat­te ein Jugend­li­cher oder jun­ger Erwach­se­ner einen ande­ren Jugend­li­chen sexu­ell miß­braucht. Der Fall, den Win­field berich­tet, hat­ten im ver­gan­ge­nen Jahr zwei ita­lie­ni­sche Jour­na­li­sten publik gemacht. Meh­re­re Wür­den­trä­ger sei­en zwar mit der Unter­su­chung des Fal­les beauf­tragt wor­den. Kei­ner von ihnen hät­te aber das mut­maß­li­che Opfer befragt. Der Betrof­fe­ne, der Anzei­ge erstat­tet hat­te, sei viel­mehr aus dem Kna­ben­se­mi­nar ent­las­sen wor­den, wäh­rend der mut­maß­li­che Täter inzwi­schen zum Prie­ster geweiht wurde.

Durch die Bericht­erstat­tung im Vor­jah­re wur­de vom Vati­kan eine neue Unter­su­chung gegen den im 2017 geweih­ten Prie­ster eingeleitet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AP (Screen­shot)

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