
(Rom) Kardinal Walter Kasper bezeichnete es als „lächerlich“, daß die gesamte Diskussion über das umstrittene, nachsynodale Schreiben Amoris laetitia sich auf „eine Fußnote“ reduziere.
Der 85 Jahre alte, deutsche Kardinal wurde am Ostersonntag in der Fernsehsendung Stanze Vaticane interviewt. Dabei hielt Kasper sichtlich genervt ein energisches Plädoyer, den Blick nicht auf „eine einzige Fußnote“ im päpstlichen Dokument Amoris laetitia zu fixieren. Gemeint ist die Fußnote 351, die als Türöffner für die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten gilt und von verschiedenen Bischofskonferenzen und Bischöfen als solcher verwendet wird.
Gleichzeitig bekräftigte Kardinal Kasper aber das Festhalten an dieser Fußnote, denn er sei „viele Jahre in der Seelsorge“ tätig gewesen und er wisse, daß es „viele unterschiedliche Realitäten“ gebe, denen man Rechnung tragen müsse, und „das hat die Kirche immer getan“.
Die Kritik an Amoris laetitia sei „lächerlich“, so der Purpurträger.
„Es ist gut, eine brüderliche Diskussion zu beginnen, um Frieden zu schaffen. Das ist meine Absicht: Frieden zu machen, zumindest ein gegenseitiges Verständnis anzustreben, weil es sich nicht lohnt, sich in der Kirche in Freunde und Feinde zu spalten.“
Kardinal Kasper von anhaltender Diskussion genervt
Die anhaltende Kritik an Amoris laetitia bereitet im Vatikan und im Kreis seiner Promotoren, zu denen Kasper an vorderster Stelle gehört, einige Sorge. Daher wird seit einigen Wochen versucht, die Diskussion als überzogen, übertrieben, „lächerlich“ darzustellen, da sich alles „nur“ um eine Fußnote drehe. Nach dem Motto: Was ist schon eine Fußnote. Doch eben diese Fußnote hat es in sich.

Bereits die Tatsache, daß der zentrale Wendepunkt von Papst Franziskus und seinen Beratern in eine Fußnote gepackt wurde, deutet seit zwei Jahren an, daß es die Absicht war, ziemlich verstohlen durch die Hintertür einen Paradigmenwechsel herbeiführen zu wollen. Die Kritiker der Kasper-Bergoglio-Linie bei den Bischofssynoden über die Familien, die Verteidiger des Ehesakramentes, sollte es möglichst nicht bemerken. Natürlich wurde es dennoch bemerkt und entsprechend beanstandet. Die päpstliche Entourage reagierte auf Kritik mit harscher Anfeindung und ging gegen einzelne Kritiker mit Entlassungen, Bestrafungen und sozialer Ächtung vor. Damit sollten Exempel mit abschreckender Wirkung konstituiert werden.
Dennoch will die Kritik nicht enden, weil diese „eine Fußnote“ von den Kritikern als Angriff gegen die Substanz erkannt wurde. Es steht damit das Ehesakrament auf dem Spiel und noch viel mehr, nämlich das Altarsakrament und das Bußsakrament. Die Dubia (Zweifel) mehrerer Kardinäle haben bis heute keine Antwort erfahren. Eine Antwort erfolgte indirekt und nicht minder verstohlen, als die Sache mit der Fußnote. Die Tatsache bleibt als trüber Schatten über dem derzeitigen Pontifikat, daß Papst Franziskus mit allen möglichen und manchmal auch unmöglichen Leuten das freundliche Gespräch sucht, es aber einigen seiner Kardinäle verweigerte.
Die Verfechter von Amoris laetitia nervt die Kritik. Sie haben sich über Schleichwege vorerst durchgesetzt und die Richtlinien zur Umsetzung des nachsynodalen Schreibens der Kirchenprovinz Buenos Aires zu einem Teil des päpstlichen Lehramtes erhoben. Die Kritiker hat dieser Schritt teils tief entsetzt, aber nicht von der ablehnenden Haltung abgebracht.
Die Medien stehen vor allem den Befürwortern von Amoris laetitia offen, wie auch das Interview mit Kardinal Kasper am Ostersonntag verdeutlichte. Die Sendung Stanze Vaticane wird von Fabio Marchese Ragona moderiert, der durch sein jüngst erschienenes Buch „Alle Männer des Papstes“ der derzeitigen päpstlichen Entourage schmeichelt.
Gottes Gesetz gilt für alle, immer, … aber jede Situation ist anders
Dennoch zeigte sich der Kardinal gestern gereizt. Die Diskussion solle endlich ein Ende haben, so eine fast im Befehlston vorgetragene Forderung. Das „gegenseitige Verständnis“, so machte es Kasper klar, sei eine Bringschuld der Kritiker von Amoris laetitia. An der Richtigkeit seiner Position, die Ausgangspunkt der „größten Verwirrung“ ist, wie sie Kardinal Carlo Caffarra nannte, ließ Kardinal Kasper keinen Zweifel.
Ehebruch und Scheidung sollen in der Kirche anerkannt werden, um den Bruch zwischen der kirchlichen Lehre und dem Lebenswandel nicht weniger Getauften zu kitten. So sagt es Kardinal Kasper natürlich nicht. Er bevorzugt dialektische Kunstgriffe, um jenen Paradigmenwechsel zu rechtfertigen, der zu einer grundsätzlichen Kursänderung gegenüber dem führen soll, was die Kirche bisher in fast 2000 Jahren in Lehre und Praxis vertreten hat.
Im Interview mit Stanze Vaticane formulierte er es so:
„Es gibt sehr verschiedene Situationen. Man kann nicht ein generelles Gesetz für alle machen. Für diese Personen braucht es Unterscheidung für die konkrete Situation und dann braucht es ein unterschiedliches Ergebnis. Daher: Das Gesetz und die Gebote Gottes gelten immer, für alle Situationen, aber alle Situationen sind verschieden, und man kann nicht von jedem behaupten, daß er ihm Ehebruch lebe, oder daß er ein Sünder oder eine Sünderin sei. Man muß sich der Situation bewußt werden und das Gebot Gottes auf die spezifische Situation anwenden: Das ist die Tradition der Kirche.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Stanze Vaticane (Screenshot)
Kardinal Kasper:
„Das Gesetz und die Gebote Gottes gelten immer, für alle Situationen, aber alle „Situationen sind verschieden, und man kann nicht von jedem behaupten, daß er ihm Ehebruch lebe, oder daß er ein Sünder oder eine Sünderin sei. Man muß sich der Situation bewußt werden und das Gebot Gottes auf die spezifische Situation anwenden“.
Wenn z.B. der hl. Johannes der Täufer oder Thomas Morus so gedacht hätten, dann wären sie nicht geköpft worden.
Tja, die armen Kerle, die hatten halt einfach das Pech, dass Ihnen Kardinal Kaspar nicht zurate stand.
Wenigstens ist er nun da und bringt dies in Ordnung.
Danke Herr Kardinal, künftig werde ich immer selbst entscheiden was recht oder unrecht ist (für die Übergangszeit werde ich einen Pfarrer suchen der wie sie denkt und mir entsprechend recht gibt), der Subjektivismus lebe hoch, hoch, hoch