(Santiago de Chile) Wie bereits bei den vorangegangenen Pastoralreisen, traf sich Papst Franziskus auch in Chile mit der örtlichen Gemeinschaft der Jesuiten, seines Ordens, und sprach zu ihnen über Amoris laetitia.
Offiziell handelte es sich wiederum um ein „Privattreffen“, dessen Inhalt von Pater Antonio Spadaro, einem der engsten Mitarbeiter des Papstes und selbst Jesuit, in der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica „exklusiv“ veröffentlicht wird.
Das Treffen fand am 16. Januar in Santiago de Chile statt. In diesem Fall war ein kolumbianischer Jesuit schneller als sein Mitbruder Spadaro. P. Jonathan Marín Cano SJ, der in Santiago studiert und als Vertreter der Konferenz der Jesuitenprovinziale in Lateinamerika (CPAL) an dem Treffen teilnahm, berichtete am 19. Januar auf der Internetseite der kolumbianischen Jesuiten über die Begegnung.
Marín schildert zunächst die näheren Umstände des Papstbesuches, der in Chile „von einem feindlichen Klima geprägt war“. „Die Polemiken“, so der Jesuit, konzentrierten sich auf die „hohen Kosten“ des Besuches und die Ernennung „von Bischof Barros, der beschuldigt wird, den sexuellen Mißbrauch in der Karadima-Zeit gedeckt zu haben“.
Das Treffen mit den Jesuiten fand am Grab von P. Hurtado („neben seinem Grab“) statt. Es habe sich „ohne Zweifel um einen historischen Augenblick“ gehandelt, der etwas „Unwirkliches“ an sich hatte. Franziskus wurde vom Provinzial empfangen und sei unter „spontanem Applaus“ mit „seinem traditionellen und strengen Gruß“ in die Versammlung eingetreten. Der Jesuit Alberto Hurtado (1901–1952) wurde 2005 von Papst Benedikt XVI. als zweiter Chilene heiliggesprochen.
Das weitere Treffen verlief nach einem kurzen Gebet wie bei den anderen Pastoralreisen. Es handelte sich um eine „ungezwungene, freie Konversation“, bei der Franziskus auf die Fragen seiner Mitbrüder antwortete.
Kirche braucht dringend eine „Moral der Unterscheidung“
Der Papst forderte die Jesuiten auf, mit ihrem vom Heiligen Geist geschenkten Charisma der Kirche ohne irgendeinen Dünkel für sich oder den Orden zu dienen. Das besondere Charisma sei die „Unterscheidung“. Das sei „unsere Familiengnade“, die besondere Gnade des Jesuitenordens. P. Marín wörtlich:
„Der Papst nennt sie ‚unsere Familiengnade‘, eine Gnade, derer heute die Kirche auf besonders dringende Weise im Bereich der Moral bedarf.“
In diesem Zusammenhang sprach Papst Franziskus noch einmal ausführlich über Amoris laetitia und darüber, daß der Mittelpunkt seines apostolischen Schreibens „genau die dringende Notwendigkeit einer Moral der Unterscheidung ist“ [Hervorhebung im Original].
So deutlich hatte Papst Franziskus bisher noch nicht den spezifisch „jesuitischen“ Charakter des umstrittenen, nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia betont.
Papst warnt Jesuiten vor Verweltlichung
Das zweite Thema „war mehr ad intra“, so der kolumbianische Jesuit. Franziskus warnte seine Mitbrüder vor der „Gefahr der Verweltlichung“ (mundanización). Darüber habe der Papst bereits andere Male gesprochen, so P. Marín, aber es auch „bei unserem Treffen betont“. Es gehe dabei „nicht um die Weltlichkeit im grundlegenden Sinn, die jener Weltopposition entsprechen würde, von der Johannes spricht (15,18–19). Das Risiko der Weltlichkeit ist für den Papst eine viel subtilere Versuchung“, wenn sie „sub angelo lucis“ Teil der „persönlichen und institutionellen Kriterien wird, nach denen wir entscheiden und arbeiten. Diese Versuchung ist wie eine ‚falsche Prophetie‘, die langsam, langsam das Charisma und die persönlichen Gaben in einer Spirale sterilisiert, die typisch für den bösen Geist ist, und die man zuläßt, fast ohne es zu merken, wenn man ‚ nicht dem rechten Weg der Wahrheit des Evangeliums folgt (s. Gal. 2,14).“
Es gäbe noch „viele andere Aspekte“, die vom Treffen mit Papst Franziskus berichtet werden könnte, so P. Marín. Er rechnet aber mit der baldigen Veröffentlichung der gesamten Konversation. In der 40 Minuten dauernden Begegnung wurden dem Papst verschiedene Geschenke überreicht, darunter ein Kreuz von P. Hurtado, das er „sichtlich gerührt“ entgegengenommen habe.
„Während die Medienpolemiken zunehmen, wird dieses Treffen im Gedächtnis und ihm Herzen der Jesuiten bleiben“, so der kolumbianische Jesuit abschließend.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: jesuitas.co (Screenshots)
Da hat jemand seinen Ignatius falsch verstanden. Die „Unterscheidung der Geister“ soll auftragsgemäß dazu führen, sich vom Bösen zum Guten anleiten zu lassen und so „sein Leben zu ordnen“. Voraussetzung dafür ist das Grundgebot, das Böse zu unterlassen, und nicht es zu wählen und mit verdrallten Rationalisierungen zu rechtfertigen wie in „Amoris laetitia“.
Die „Moral der Unterscheidung“, so wie sie im derzeitigen Horrorpontifikat propagiert wird, ist die „Moral“ der Schlage in Gen 3. Sie will selbst bestimmen, was gut und böse ist bzw. das Böse gut nennen.
Daß die Jesuiten diesen ganzen kranken Unsinn nicht beeinspruchen, zeigt nur, was Malachi Martin schon vor gut 30 Jahren in „The Jesuits“ festgestellt hat: nämlich, daß der Orden unter der Führung von P. Arrupe (als Kollektiv, nicht jeder einzelne) vom Glauben abgefallen ist.
Eigentlich versteht man unter Unterscheidung, die zwischen gut und böse.
Bei ihm hört sich das allerdings so an, als gelte es strikt irgendwelche Grautöne auszumachen. Relativierung ist allerdings nun gerade keine Unterscheidung. Was ist eigentlich schon alles an grundsätzlichem Verständnis in der Kirche verloren gegangen?