
(Santiago de Chile) Seit einigen Monaten brennen radikale Mapuche Kirchen in Chile nieder. Allein in den vergangen Tagen wurden vier Kirchen in Araucania ein Raub der Flammen. Extremistische Indio-Gruppen hatten vor einigen Jahren Kontakte zu den kommunistischen Terrororganisationen FARC und ETA geknüpft, von denen sie im Terrorismus und der Gewaltausübung ausgebildet wurden.
Am 20. September wurden in Victoria zwei katholische Kirchen und in Ercilla eine protestantische niedergebrannt. Am 21. September folgte am selben Ort ein Brandanschlag auf eine weitere protestantische Kirche.

Offenbar stehen die Attentate im Zusammenhang mit der Forderung nach Freilassung von vier Attentätern, die für frühere Brandanschläge gegen Kirchen in Haft sitzen. Seit 100 Tagen befinden sie sich laut eigenen Angaben in einem „politischen Hungerstreik“. Damit wollen sie verhindern, daß sie nach dem Anti-Terrorismus-Gesetz abgeurteilt werden, was ein strengeres Strafmaß und verschärfte Haftbedingungen bedeuten würde.
Die vier Angeklagten wurden nach einem Brandanschlag auf eine protestantische Kirche in Padre Las Casas im Juni 2016 verhaftet.
Allein 2017 wurden 15 Attentate gegen Kirchen registriert, der Großteil davon Brandanschläge. Die Angriffe richten sich ausnahmslos gegen die christliche Religion. Andere Religionen sind nicht davon betroffen.
Anfang September drang eine Gruppe radikaler Mapuche in die Kathedrale von Temuco ein. Der Sakristan wurde mit Knüppeln krankenhausreif geschlagen.
Petition gegen Mapuche-Gewalt
Insgesamt werden bereits 500 Terroranschläge unterschiedlicher Art gezählt, darunter neun Morde, Brandanschläge gegen Kirchen, Landbesitzer, landwirtschaftliche Maschinen und auch die Zerstörung der Ernte von Hunderten Hektar Land.
Um die Gewaltwelle zu stoppen hat CitizenGo eine Petition an das chilenische Innenministerium initiiert, in der Innenminister Mario Fernandez Baeza aufgefordert wird, „endlich und nachdrücklich“ tätig zu werden, die „Schuldigen zu bestrafen und den Rechtsstaat wieder herzustellen“.
Die Initiatoren beklagen in der Petition, daß die Mapuche ihre Gewalt deshalb so ungehemmt ausüben können, weil sie mit keiner ernsthaften Strafverfolgung rechnen müßten.
In der Petition heißt es: „Faßt sie, sperrt sie ein und übergebt sie der Justiz, damit sie ihr gerechtes Urteil erhalten.“
Die Mapuche
Die Mapuche sind die größte Indio-Ethnie Chiles. Die Angaben sind unterschiedlich. Während es in manchen Schätzungen heißt, daß acht Prozent fast neun Prozent der Chilenen Mapuche seien, bekannten sich bei der jüngsten Volkszählung weniger als die Hälfte davon als solche.

Die Mapuche leben im sogenannten „Kleinen Süden“ Chiles. Sie wehrten sich erfolgreich gegen die spanische Herrschaft und konnten sich wegen der Randlage auf dem südlichen amerikanischen Subkontinent und des spanischen Vizekönigreiches Peru einen Freiraum erhalten. Der Preis war, daß bereits Kleinkindern konsequent ein Haß auf die Weißen und Abschottung gegen das Christentum anerzogen wurde. Kinder wurden gezielt darin eingeübt, Spanier zu foltern, zu vergewaltigen, zu töten und zu essen. Kannibalismus wurde von Mapuche bis ins späte 19. Jahrhundert praktiziert.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Mapuche-Selbstverwaltung im Süden Chiles vom unabhängig gewordenen Chile beseitigt. Ab 1883 begann die Besiedlung dieses Gebietes durch europäische Einwanderer, unter denen sich viele Deutsche befanden. Die Region Araucania ist heute nicht nur das Zentrum der Mapuche, sondern auch der Deutschen in Chile.
Die als Halbnomaden kaum alphabetisierten Mapuche wurden in den chilenischen Staat ohne viel Rücksichtnahme integriert. Das dabei entstandene Unrecht, darunter Grundenteignungen, hat viele Wunden geschlagen. Allerdings besteht für sie seither als Staatsbürger unterschiedslos derselbe Zugang zu allen öffentlichen Diensten wie anderen Chilenen.
Während die spanische Herrschaft und ihr Erbe keine rassistischen Züge kannte, wurde durch Generationen der Rassismus zu einem Bestandteil ihrer Kultur. Nur mehr 250.000 Mapuche Chiles verstehen ihre ursprüngliche Muttersprache und noch weniger sprechen sie. 70 Prozent der Mapuche bekennen sich zum Christentum, zehn Prozent als religionslos und der Rest als Anhänger ihres vorchristlichen Schamanentums.
Indigener Terrorismus
Etliche Jahre unterhielt die Resistencia Ancestral Mapuche (RAM), eine terroristische Gruppe, Kontakte mit kommunistischen Terrororganisationen der spanischsprachigen Welt. Diese Kontakte wurden von Terrorexperten bestätigt, von der RAM aber bestritten.
Die Zusammenarbeit mit der ETA geht zumindest auf das Jahr 2006 zurück. Der Polizeichef von Kolumbien, General José Roberto León Riaño, bestätigte eine Zusammenarbeit zur Terrorausbildung zwischen RAM, FARC und ETA zumindest für die Jahre 2009/2010. Offiziell wurden die Kontakte als Kulturveranstaltungen ausgegeben, die von nahestehenden politischen Gruppierungen organisiert wurden.
Im Westen wird den Mapuche in Linkskreisen Sympathie entgegengebracht. Dazu gehören eine Verklärung ihres „anti-kolonialistischen Widerstandes“ gegen die Spanier, einem überzeichneten Hang zum Anarchismus und die Existenz einer radikalen Strömung des Indigenismus.
Er betrifft nur eine Minderheit der Mapuche, sorgt aber durch Terror und Gewalt für Aufsehen. Zu den Sympathien in westlichen Linkskreisen trägt auch die Ablehnung des Christentums bei, die von der kommunistisch-indigenen Terrororganisation RAM vertreten wird.
Text: Andreas Becker
Bild: Wikicommons/RAA (Screenshots)