
(Peking) Bis in den Tod hinein läßt das kommunistische Regime durch unterschiedliche Maßstäbe spüren, was gewollt ist und was nicht – und wer Herr im chinesischen Haus ist. Das gilt auch für die Beerdigungen der beiden vor kurzem verstorbenen katholischen Bischöfe. Die Leiche von Msgr. Xie Tingzhe, der die Mitgliedschaft in der regimehörigen Patriotischen Vereinigung immer abgelehnt hatte, wurde in aller Eile verbrannt und seine Asche beigesetzt. Für die Beerdigung von Msgr. Li Jiantang, der irgendwann dem Druck des Regimes nachgegeben hatte und Mitglied der Patriotischen Vereinigung geworden war, wurden mehrere Tage gewährt zum Abschiednehmen und die einem Bischof gebührende Feierlichkeit gewährt.
Der Totenkult spielt in der traditionellen chinesischen Kultur eine sehr große Rolle. Der Ahnenkult dürfte sogar das älteste religiöse Element der chinesischen Kultur sein. „Doch die kommunistische Ideologie und der Kontrollwahn des Regimes zersetzen auch die traditionelle Kultur“, so P. Bernardo Cervellera, der Chefredakteur von AsiaNews.
Das Regime stellte es durch unterschiedliche Maßstäbe für die Beerdigungen der beiden am 14. August verstorbenen Bischöfe unter Beweis. Msgr. Paul Xie Tingzhe und Msgr. Sylvester Li Jiantang starben am vergangenen Montag im Abstand von nur 13 Stunden, beide hochbetagt. Die Lebensgeschichten der Prälaten sind sehr ähnlich verlaufen. Es sind Lebensgeschichten von chinesischen Katholiken unter kommunistischer Herrschaft. Zusammengenommen mußten sie mehrere Jahrzehnte im Gefängnis und in Arbeitslagern verbringen. Ein Unterschied trennt sie aber: während einer die vom Regime gegründete Patriotische Vereinigung zeitlebens ablehnte, wurde der andere irgendwann ihr Mitglied.
Unterschiedliche Unterwerfung – unterschiedliche Begräbnis
Aus dem Unterschied in der Unterwerfung unter die Diktatur der Partei wurde auch ein Unterschied im Begräbnis. Msgr. Xie wurde in aller Eile im Krematorium verbrannt, und seine Asche wurde ohne die ihm zustehende Ehrerbietung begraben.

Seine Leiche wurde keine 24 Stunden aufgebahrt, damit sich die Gläubigen verabschieden konnten. Die Leiche von Msgr. Li konnte mehrere Tage aufgebahrt werden samt öffentlichem Requiem und feierlicher Bestattung in seinem Geburtsort.
Nur zwei Stunden nach dem Tod von Msgr. Xie gab ein „Bestattungskomitee“ der Lokalregierung bekannt, daß der Leichnam nicht über den 15. August hinaus, ausgestellt werden dürfe und am Morgen des 16. August im Krematorium verbrannt zu werden hatte. Die Totenmesse durfte nicht länger als 30 Minuten dauern. Auf dem Friedhof von Dongshan in Urumtschi hatte die Beisetzung der Asche minimalistisch und schnell zu erfolgen.
Das „Bestattungskomitee“ hatte ebenso verordnet, welcher Priester das Requiem zu zelebrieren und welcher Priester die Aschenbestattung auf dem Friedhof vorzunehmen hatte. Nur zwei weiteren Priestern wurde die Anwesenheit in der Kathedrale gestattet, ohne konzelebrieren zu dürfen. Den übrigen Priestern des Bistums wurde die Teilnahme untersagt. Sie hatten in ihren Pfarreien zu bleiben, wo ihre Anwesenheit von der Polizei überwacht wurde. Während der gesamten Zeremonien waren Photo‑, Video- und Audioaufnahmen verboten. Auch den Gläubigen war die Teilnahme am Requiem untersagt.
Dennoch kamen Tausende nach Urumtschi. Da ihnen der Zutritt zur Kathedrale verwehrt wurde, strömten sie auf den Friedhof von Dongshan, um ihrem Bischof die Ehre zu erweisen. Der Friedhof wurde von zahlreichen Polizisten in Zivil überwacht. AsiaNews zitiert eine „Quelle“ von Urumtschi:
„Die Behörden haben alles getan, um die Bedeutung der Person des Bischofs und seinen Einfluß in der Gesellschaft herunterzuspielen.“
Eklatanter Kontrast: die Begräbnis von Bischof Li Jiantang

In eklatantem Kontrast dazu verliefen die Begräbnisfeierlichkeiten für Bischof Li Jiantang in Taiyuan. Die Leiche konnte drei Tage in der Kathedrale aufgebahrt bleiben. Laut AsiaNews vorliegenden Berichten nahmen täglich fünftausend bis sechstausend Gläubige Abschied von ihrem Bischof. Jeden Tag konnten öffentliche Andachten gehalten werden, es durfte photographiert werden, und ebenso öffentlich war auch das Requiem, das heute in der Kathedrale zelebriert wurde. Zahlreiche Priester konnten konzelebrieren.
Die Leiche wird morgen in seinen Geburtsort gebracht und dort am 19. August feierlich bestattet.
Was bisher nicht bekannt war: Das Regime bezeichnet den verstorbenen Bischof als „Sekretär der Patriotischen Vereinigung in Shanxi“ und „Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes“. Dabei handelt es sich um eine Art Vorparlament, das neben dem Nationalen Volkskongreß (Parlament) eine „Mitwirkung“ an der Meinungsbildung des Parlaments ermöglichen soll. Diese Mitgliedschaften von Bischof Li Jiantang waren bisher nicht bekannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews
Ich möchte jetzt nicht in Bischofs Li Jiangtangs Lage sein. Ich wünsche ihm natürlich die Rettung vor der ewigen Hölle durch Gottes Barmherzigkeit. Aber die Bibel ist schon sehr deutlich beim Thema Treue, Menschenfurcht, Feigheit, .…
Vor Gottes Gericht zählt nicht das Ansehen vor den Menschen und Regime, sondern Gottestreue und ‑liebe und Nächstenliebe.