„Gemäßigter Bergoglianer“ – Kardinal Bassetti neuer Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz


Der alte, Kardinal Bagnasco, und der neue, Kardinal Bassetti, Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz
Der alte, Kardinal Bagnasco, und der neue, Kardinal Bassetti, Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz

(Rom) Die Ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz hat gro­ßes Gewicht in der Welt­kir­che und einen neu­en Vor­sit­zen­den: Gual­tie­ro Kar­di­nal Bas­set­ti, der Erz­bi­schof von Peru­gia. Er löst Ange­lo Kar­di­nal Bag­nas­co, Erz­bi­schof von Genua, in die­ser Funk­ti­on ab. Dabei ist der neue Vor­sit­zen­de Bas­set­ti fast ein Jahr älter ist als der schei­den­de Bag­nas­co. Erst­mals wur­de der Vor­sit­zen­de nach der von Papst Fran­zis­kus vor­ge­nom­me­nen Sta­tu­ten­än­de­rung bestimmt. So fiel das Los auf den gemä­ßig­sten unter den „Berg­o­glia­nern“, der als „Freund“ des Pap­stes gilt.

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„Indem ich die Nach­richt von mei­ner Ernen­nung zum Vor­sit­zen­den der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz höre, gehen mei­ne ersten Gedan­ken dank­bar an den Hei­li­gen Vater für den Mut, den er gezeigt hat, mir in der Abend­däm­me­rung mei­nes Lebens die­se Ver­ant­wor­tung zu über­tra­gen. Es ist wirk­lich ein Zei­chen dafür, daß er an die Fähig­keit der Alten glaubt, noch träu­men zu können …“

Mit die­sen Wor­ten beginnt die erste öffent­li­che Erklä­rung von Kar­di­nal Bas­set­ti als neu­er Vor­sit­zen­der der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Am ver­gan­ge­nen 7. April voll­ende­te der Kar­di­nal sein 75. Lebens­jahr. Wo man­che Bischö­fe, auch Erz­bi­schö­fe, trotz bester Gesund­heit von Fran­zis­kus eme­ri­tiert wer­den wie Erz­bi­schof Lui­gi Negri von Fer­ra­ra, wer­den ande­re im Amt ver­län­gert. Bei Fran­zis­kus sei viel eine Fra­ge der inhalt­li­chen Aus­rich­tung, aber auch der per­sön­li­chen Sym­pa­thien, wie es in Rom heißt.

In sei­ner ersten Erklä­rung beton­te der Kar­di­nal zudem, „im Dienst der Letz­ten“ ste­hen zu wol­len, der „Ärm­sten“ und der „von der Welt Weggeworfenen“.

Kardinal Bassetti genießt persönliche Sympathie des Papstes

Gual­tie­ro Bas­set­ti wur­de 1942 in der Tos­ka­na gebo­ren. 1966 emp­fing er die Prie­ster­wei­he und wur­de im Erz­bis­tum Flo­renz inkar­di­niert. Nach Pfarr­seel­sor­ge und Schul­tä­tig­keit ernann­te ihn Kar­di­nal Benel­li 1979 zum Regens des erz­bi­schöf­li­chen Prie­ster­se­mi­nars. Unter Benel­lis Nach­fol­ger, Kar­di­nal Pio­va­nel­li, wur­de er 1992 Gene­ral­vi­kar des Erzbistums.

Kardinal Bassetti, "Freund" des Papstes
Kar­di­nal Bas­set­ti, „Freund“ des Papstes

1994 ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof Mas­sa Marit­ti­ma und 1998 zum Bischof von Arez­zo. Ita­li­en­weit bekannt wur­de er 2008 für sei­nen Ein­satz für die Arbei­ter der Bui­to­ni-Fabrik von Sans­e­pol­cro, die wegen des Ver­kaufs von Nest­lé an New­lat von Ent­las­sung bedroht waren. Papst Bene­dikt XVI. beför­der­te ihn 2009 zum Erz­bi­schof von Peru­gia und ver­lieh ihm das Pal­li­um. Seit 2009 war er stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Bischofskonferenz.

Papst Fran­zis­kus berief ihn im Herbst 2013 als Mit­glied in die Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe, kre­ierte ihn im Febru­ar 2014 zum Kar­di­nal und berief ihn auch in die Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on.

Wäh­rend bedeu­ten­de Bischofs­sit­ze wie Vene­dig leer aus­gin­gen, wur­de Erz­bi­schof Bas­set­ti von Fran­zis­kus zum Kar­di­nal erho­ben, was eine beson­de­re päpst­li­che Sym­pa­thie signa­li­sier­te. 2016 beauf­trag­te Fran­zis­kus den Kar­di­nal die Medi­ta­tio­nen für die Via Cru­cis am Kolos­se­um zu formulieren.

Zugleich gehört Bas­set­ti zu den Bischö­fen, die nach dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum die Hei­li­ge Mes­se auch in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus zele­brier­ten. Das war frei­lich schon 2011, als in Rom noch Bene­dikt XVI. regierte.

Vom „Sirianer“ Bagnasco zum „Bergoglianer“ Bassetti

Kar­di­nal Bag­nas­co, den Bas­set­ti ablöst, hat­te das Amt des Vor­sit­zen­den seit 2007 inne. Bag­nas­co ist nicht nur ein Nach­fol­ger von Kar­di­nal Giu­sep­pe Siri als Erz­bi­schof von Genua, son­dern gilt auch inhalt­lich als des­sen Schü­ler. Aus die­sem Grund berief ihn Bene­dikt XVI. an die Spit­ze der Bischofskonferenz.

Die päpst­li­che Ernen­nung hängt mit einer beson­de­ren Klau­sel zusam­men: dem Arti­kel 26 der Sta­tu­ten. Wäh­rend die Bischofs­kon­fe­ren­zen auf der gan­zen Welt ihren Vor­sit­zen­den selbst wäh­len, gibt es zwei Aus­nah­men. Eine ist Bel­gi­en, die ande­re Ita­li­en. In Bel­gi­en ist der jewei­li­ge Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel und Pri­mas des Lan­des auto­ma­tisch auch Vor­sit­zen­der der Bischofs­kon­fe­renz. Da der Papst auch Bischof von Rom ist, und damit der Bischofs­kon­fe­renz ange­hört, ist er auto­ma­tisch auch deren Vor­sit­zen­der. So wie der Papst sei­ne Auf­ga­ben als Bischof von Rom aber nicht per­sön­lich wahr­nimmt, son­dern dafür einen Kar­di­nal­vi­kar ernennt, so ernennt er auch einen Ver­tre­ter, der für ihn den Vor­sitz in der Bischofs­kon­fe­renz führt.

Mit der Wahl von Papst Fran­zis­kus war schnell klar, daß die gei­sti­ge Über­ein­stim­mung, die zwi­schen Kar­di­nal Bag­nas­co und Papst Bene­dikt XVI. galt, nicht mehr gege­ben war. Fran­zis­kus ließ Bag­nas­co zwar im Amt, ent­mach­te­te ihn aber. Von der Öffent­lich­keit kaum beach­tet, kann der Papst näm­lich auch den Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­kon­fe­renz ernen­nen. Fran­zis­kus berief Bischof Nun­zio Galan­ti­no, der seit­her der ton­an­ge­ben­de Mann in der Bischofs­kon­fe­renz war und wahr­schein­lich auch blei­ben wird.

Die Wahl eines Dreiervorschlags

2014 hat­te Papst Fran­zis­kus die Sta­tu­ten der Bischofs­kon­fe­renz geän­dert, die nun erst­mals zum Tra­gen kamen. Gemäß der Neu­re­ge­lung hat die Bischofs­kon­fe­renz dem Papst nun mit abso­lu­ter Mehr­heit einen Drei­er­vor­schlag zu unter­brei­ten, aus dem er sei­nen Lega­ten bestimmt.

Heilige Messe im überlieferten Ritus (2011)
Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus (2011)

Am 22. Mai begann die Bischofs­kon­fe­renz ihre Früh­jahrs­ta­gung. Ihr gehö­ren mehr als 200 Bischö­fe an. Ein gutes Drit­tel davon wur­de bereits von Fran­zis­kus ernannt. Die­se Ach­sen­ver­schie­bung zeig­te sich auch gestern bei der Wahl für den Drei­er­vo­schlag. Eines stand schon im Vor­feld fest, daß auf­grund der beson­de­ren Situa­ti­on dem Papst und eigent­li­chen Vor­sit­zen­den kein Kan­di­dat vor­ge­schla­gen wer­den kön­ne, der nicht des­sen Erwar­tun­gen entspricht.

Alle drei Kan­di­da­ten des Drei­er­vor­schla­ges, die gestern gewählt wur­den, waren daher „Berg­o­glia­ner“. Neben Bas­set­ti han­del­te es sich um den Bischof von Nova­ra, Fran­co Giu­lio Bram­bil­la, und den Bischof von Agri­gent, Kar­di­nal Fran­ces­co Mon­te­ne­gro. Auch Mon­te­ne­gro war wie Bas­set­ti von Fran­zis­kus zum Kar­di­nal erho­ben worden.

Im Drei­er­vor­schlag war Bas­set­ti der gemä­ßgste „Berg­o­glia­ner“. Das ist auch der Grund, war­um er von den Bischö­fen die mei­sten Stim­men erhielt. Im drit­ten Urnen­gang zum ersten Wahl­vor­schlag, bei dem nur mehr die bei­den Meist­ge­wähl­ten übrig­blie­ben, setz­te er sich mit 134 Stim­men gegen Bram­bil­la durch, der auf 86 Stim­men kam. Bereits in den ersten bei­den Wahl­gän­gen lagen Bas­set­ti, Bram­bil­la und Mon­te­ne­gro vor allen anderen.

Bas­set­ti stand damit ganz oben auf dem Drei­er­vor­schlag, der dem Papst gestern mit­ge­teilt wur­de. Fran­zis­kus ernann­te ihn über Nacht zum neu­en Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­renz. Heu­te mor­gen gab Kar­di­nal Bag­nas­co die päpst­li­che Ent­schei­dung nach der mor­gend­li­chen Mes­se den Bischö­fen bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CEI/​Diocesi Perugia(Messa Triden­ti­na Peru­gia (Screen­shots)

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