(Rom) Nach der Doppelsynode über die Familie, deren Ergebnis eine „große Verwirrung“ in der Kirche ist, die laut Kardinal Carlo Caffarra „nur ein Blinder leugnen kann“, hat Papst Franziskus für Oktober 2018 eine Synode über die Jugend einberufen. Die begonnenen Vorbereitungen kündigen ein ähnliches Desaster an.
„Die Maschine der nächsten Synode über die Jugend setzt sich in Bewegung“, so der Dominikaner, Pater Riccardo Barile. Sie tut es mit dem Vorbereitungsdokument „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“, das zusammen mit einem kurzen Begleitbrief des Papstes am vergangenen 13. Januar vorgestellt wurde. Dem Dokument ist am Ende wieder ein Fragebogen angefügt. Die eingehenden Antworten sollen in das Instrumentum laboris einfließen, das die Arbeitsgrundlage der eigentlichen Synode bilden wird.
Wie die Erfahrungen der Synoden von 2014 und 2015 lehren, kommt es unter Papst Franziskus dabei weniger darauf an, was die Synodalen in der Synode sagen. Entscheidend ist, wer für die Redaktion der Dokumente verantwortlich ist.
Die Lücken im Vorbereitungsdokument für die Jugendsynode
Wegen der anhaltenden Debatte um das umstrittene Schreiben Amoris laetitia der vorigen Synode wird der Jugendsynode bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Am Inhalt des Vorbereitungsdokuments gebe es „nichts auszusetzen“, so Pater Barile. Ganz anders schaue die Sache aber aus, wenn man berücksichtige, „was alles nicht“ im Dokument steht. Unter diesem Blickwinkel sei das Dokument noch einmal zu lesen und plötzlich zeige sich ein verzerrendes Bild. Der Dominikaner fragt sich, welches Bild das Dokument von der Jugend zeichnet. Die Rede ist zunächst vor allem von „den armen, ausgegrenzten und ausgeschlossenen Jugendlichen“, denen „besonders Aufmerksamkeit zu schenken und sie zu Protagonisten zu machen“ seien.
Wie aber wird der Rest der Jugendlichen dargestellt, der nicht „arm, ausgegrenzt und ausgeschlossen“ ist? Für das vom Papst genehmigte Vorbereitungsdokument sind die Jugendlichen vor allem jene, die „eine andere Sprache sprechen“:
- „Wir werden uns bewusst, dass sich zwischen der kirchlichen Sprache und der Sprache der Jugendlichen ein Abstand bildet, der schwierig zu überbrücken ist.“
- Die Jugendlichen „hegen Misstrauen gegenüber den Institutionen“, auch gegenüber der „Kirche in ihrem institutionellen Erscheinungsbild“.
- Sie wünschen sich die Kirche „näher an den Menschen, aufmerksamer für die sozialen Probleme“.
- Daraus wird der Schluß gezogen: „Die Jugendlichen zu begleiten, macht es erforderlich, aus den eigenen vorgefertigten Schemata auszusteigen und ihnen da zu begegnen, wo sie sind, sich ihren Zeiten und Rhythmen anzupassen.“ Und damit seien wohl kaum die Tageszeiten gemeint, wie der Dominikaner anfügt.
- Und weil die Jugendlichen nun mal so seien, müsse sich auch die Berufungspastoral „von jeder Verhaftung an die Vorgehensweisen anderer Zeiten befreien“.
- Das bedeute für die Berufungspastoral, die Aufforderung von Papst Franziskus anzunehmen, „hinauszugehen, besonders aus den Versteinerungen, welche die Verkündigung der Freude des Evangeliums weniger glaubwürdig machen, aus den Schemata, in denen die Menschen sich einsortiert fühlen und hinaus aus einer Art Kirche zu sein, die manchmal anachronistisch erscheint.“
Pater Barile dazu: „Ein Satz mehr, in Satz weniger, alles wird in diesen Kategorien abgehandelt.“
Die kirchen- und glaubenstreue Jugend – die es nicht gibt
Dem hält der Dominikaner entgegen, daß es zwar stimme, daß es solche Jugendlichen gibt, wie sie im Vorbereitungsdokument zur Synode gezeichnet werden, und daß sie vielleicht sogar die erdrückende Mehrheit ausmachen.
„Aber unter den Jugendlichen, den wenigen, die sich der Kirche zuwenden, scheint es ganz, ganz andere zu geben. Es sind Jugendliche, die keine Probleme mit der Sprache der Kirche haben, sondern vielmehr den Wunsch haben, sie zu lernen, und die darin Sicherheit finden. Sie besuchen die Messe und versuchen die Kommunion in den Mund zu empfangen, und manche, wenn es ihnen erlaubt wird, knien dabei sogar nieder. Sie beten den Rosenkranz und manche auch den der Göttlichen Barmherzigkeit. Wenn sie vorehelichen Geschlechtsverkehr hatten oder sich selbst befriedigt haben, gehen sie zur Beichte, weil sie überzeugt sind, sonst nicht die Eucharistie empfangen zu können.
Wenn sie Seminaristen sind, achten sie darauf, erkennbar zu sein durch die Soutane oder ein anderes vielleicht weniger sichtbares, aber eindeutig wahrnehmbares Zeichen. Sie zucken nicht zusammen, wenn man ihnen den Denzinger oder eine Ansprache von Papst Pius XII. zitiert. Sie besuchen vielleicht nicht die vorkonziliare Liturgie, nehmen aber gerne an einer lateinischen Messe teil und wissen die eucharistische Anbetung zu schätzen. Sie sind nicht begeistert, theologischen und monastischen ‚heiligen Monstern‘ der Nachkonzilszeit zuzuhören, wenn diese eingeladen werden, zu ihnen zu sprechen, sondern verharren in geistiger Abwesenheit (diesbezüglich fallen mir gerade die Namen von zwei ‚heiligen Monstern‘ ein und zwei Einladungen dieser Art, aber ich verbiete mir selbst, sie namentlich zu nennen … ich muß schließlich auch leben!).
Das sind die ’normalen‘ Jugendlichen., dann gibt es noch die Anhänger der vorkonziliaren Messe und dann auch noch die Lefebvrianer“.
Wer möchte, so Pater Barile, der kein Anhänger der überlieferten Liturgie ist, könne sich den Film „Priester für das Dritte Jahrtausend“ anschauen, das vom deutschen Priesterseminar der Piusbruderschaft veröffentlicht wurde:
„Man fühlt, wie das Herz sich auftut beim Anblick solcher Fülle und solch ernster Freude (…)“.
Jedenfalls, so der Dominikaner, gebe es Jugendliche, für die die Kirche keine „neue Sprache“ erfinden und nicht aus „vorgefertigten Schemata“ hinausgehen müsse. Und das sei genau die Jugend, die zur Kirche steht.
„Ein so seltsames Tier“ – Eine solche Jugend „hat nicht zu existieren“
Doch was sagt das Synoden-Dokument über diese Jugend? „Nichts.“ Zu ihnen herrscht „Schweigen: Diese Jugendlichen existieren nicht“, jedenfalls nicht für die von Papst Franziskus mit der Formulierung des Vorbereitungsdokuments beauftragten Kirchenvertreter. Und offenbar auch nicht für Papst Franziskus selbst, der das Dokument gebilligt hat.
Pater Barile geht noch weiter: Da das Phänomen dieser kirchen- und glaubenstreuen Jugend aber existiert „und mit unterschiedlicher Intensität einige Bischöfe, Seminarregenten, Obere und Novizenmeister besorgt, ist nicht anzunehmen, daß sie der Verfasser einfach nur vergessen hat. Die wirkliche Reaktion auf sie ist daher nicht ‚Schweigen: sie existieren nicht‘, sondern: ‚Ruhe! Sie haben nicht zu existieren‘.“
Damit aber falle ein „sinisterer Verdacht auf all die Offenheit des Hörens und der Annahme der Stimme des Heiligen Geistes, die in den Jugendlichen widerhalle“, die im Dokument betont werde. Der Verdacht lautet, daß diese Offenheit für die Stimme des Heiligen Geistes nur „solange gilt, solange sie in eine bestimmte Richtung weist“, jene, in der es möglich ist „Lärm zu machen“, „Wirbel zu machen“, um Papst Franziskus zu zitieren. Wenn es aber in eine traditionellere Richtung geht, herrscht Schweigen.
Schwerwiegender als das Schweigen sei jedoch, daß Kirchenverantwortliche gegenüber Ordens- und Priesterberufungen aus den Reihen dieser ignorierten kirchentreuen Jugend „unduldsam“ seien und erkennen lassen, daß solche eigentlich gar nicht erwünscht sind: „Wir haben uns eine Mitte-links-Berufung oder jedenfalls eine progressive erwartet … stattdessen bist du gekommen … ein so seltsames Tier im Vergleich zu den im Dokument beschriebenen Jugendlichen.“
Ratio fundamentalis – Sorgen des heiligen Paulus bekümmern Rom nicht mehr
Pater Barile kritisiert in diesem Zusammenhang auch die am 8. Dezember 2016 veröffentliche neue Ratio fundamentalis für die Priesterausbildung. Das Dokument sei gut gegliedert und enthalte viele „kluge“ und „weise“ Aussagen „zum Katechismus der Katholischen Kirche, zur Philosophie, zum rechten Gebrauch der Medien, zur Ernsthaftigkeit des Studium, zum Gebet usw.“.
Wenn man liest, wo im Dokument Kritik geübt oder gemahnt wird, dann zeige sich eine deutliche Schlagseite. Gewarnt wird vor dem „Klerikalismus“, vor „abstrakten Prinzipien“, vor „doktrineller und spiritueller Gewißheit“, vor „vorgefaßten Sicherheiten“, vor einer „Fixierung auf die Pflege der Liturgie“.
„Aber nie wird vor den Gefahren gewarnt, von der gesunden und guten Lehre abzuweichen, vor der Gefahr, sich schlechte Lehrmeister zu wählen oder nach Belieben.“
„Das aber waren die Sorgen des heiligen Paulus (1 Tim 1, 10; 4, 6; 2 Tim 4,3) und sind auch die Sorgen von gewissen Jugendlichen heute“. Heute scheine man in Sachen Glaubenslehre und Liturgie sorglos und beruhigt sein zu können. „Es gibt diesbezüglich offenbar keinen Grund, vor Gefahren zu warnen.“
Der Dominikaner endet seiner Ausführungen mit der rhetorischen Frage:
„Oder ist vielleicht so, daß gewisse Dinge deshalb geschrieben und andere unterschlagen werden, weil es so ‚Mode‘ ist?“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/fssp/fsspx
Da meine Kinder den Weg über die moderne Kirche, die charismatische Bewegung, über den Rummel, den musikalischen Krach und Tanz von Verliebten hinten in der Kirche gegangen sind, sind sie schliesslich bei der Tradition gelandet. Und da möchten sie nicht mehr zurück, weil die moderne Liturgie langweilig sei. Sie erleben Stille, Freiheit, Liebe. Ich wünschte, dass alle Jugendlichen diese Erfahrung machen würden. Beten wir dafür- die Lüge und der Lügengeist sind laut. Die Wahrheit und der heilige Geist sind leise. Es wird viel Krach gefordert, weil dann die feine Stimme des Gewissens und des heiligen Geistes nicht gehört wird und zur Last wird.
Ich bin heute über 50. Ich war aber auch mal jugendlich. Die Gesellschaft , die Kirche , die Normen die Formen des Miteinanders jugendgerecht umzugestalten ist natürlich Unsinn. Eine Liturgie muss nicht für die Jugend angepasst werden. Der Jugendliche will neues und muss bereit sei,neues kennen zulernen. Im Berufsleben wird erwartet dass er dort hingelangt wo die Älteren und Erfahrenen stehen. Werte und Traditionen werden an die nächste Generation weitergegeben.Dazu gehören Wissen ‚Kultur der ganze Schatz an Erfahrung und viele, viele andere Dinge. Ein Jugendlicher bleibt nicht ein Leben lang ein Jugendlicher. Wir müssen die “ Gottesdienste so machen ‚dass die Jungen Leute kommen“. Das ist so ein Gerede von Liturgieexperten 60 plus und Papst Franziskus versteht nicht, dass die tridentinische Messe auch von jungen Menschen geschätzt und vor allem besucht wird.Junge Leute hören auch klassische Musik. Der Nachwuchs bei den Gemeinschaften der Tradition fällt nicht vom Himmel und ist halt jung. Komisch oder?
ich glaube nicht, dass man die Jugend mit obigen Alt68er-Soziologen-Phrasen gewinnt. Ich bin mit 41 Jahren durch Zufall in eine Messe der FSSP geraten. Danach brauchte ich einen Termin beim Kieferorthopäden. Und nachdem ich noch ein paar Mal dort hingegangen bin, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß mir bisher was vorenthalten wurde von der Kirche. Das ist jetzt 4 Jahre her, und ich muss sagen, ich halte den Novus Ordo nicht mehr aus
Danke, für diese offenen Worte!
Dem kann ich als Mutter von drei Kindern im Alter von 13, 12 und 10 Jahren nur zustimmen.
Es braucht keine Event Messen, keine modernere Sprache, keine ungeschriebenen Gebete und Lieder.…
Was es wirklich braucht, ist es, dass die reine Wahrheit, klare Worte, gute Katechese… verkündet werden. Den wirklichen Sinn des Vatikanums II verstehen und umzusetzen.
Das bringt den wahren Segen, ganz besonders für die Jugend.
Den progressiven ist der „Nachwuchs“ der traditionellen Katholiken (traditionell = überliefert) ein Dorn im Auge.
Wenn man den Text liest und die Synode so gehalten wird, kann man daraus durchaus einen Angriff auf die traditionelle Jugend sehen. Der Angriff wird dann von innen kommen, von der dann progressiven Jugend auf die traditionelle Seite, praktisch Mobbing.
Was kann man erwarten, dieses Spiel wird schon länger, meiner Ansicht sogar strategisch, betrieben.
Ich kann mich meinen Vorredner nur anschließen und für alle den möglichst täglichen heiligen Rosenkranz, verbunden mit der heiligen Beichte und Eucharistie empfehlen (bitte Mundkommunion). Man wird Wunder erleben. Diese Wunder wirken, so auch bei einem Jugendlichen, der sich schon mit 15 Jahren auf den Steinboden kniet (es gibt keine Kommunionbänke), nur um die Mundkommunion zu empfangen, als einziger vor Allen. Er liebt auch die alten Messen …