„Klarheit schaffen – jetzt“ – Internationale Tagung zu Amoris laetitia mit Aufforderung an Papst Franziskus


Am 22. April findet in Rom eine internationale Tagung zu Amoris laetitia statt mit der Forderung "Klarheit schaffen"
Am 22. April findet in Rom eine internationale Tagung zu Amoris laetitia statt mit der Forderung "Klarheit schaffen"

(Rom) „Klar­heit schaf­fen – Ein Jahr nach Amo­ris lae­ti­tia“, unter die­sem Mot­to fin­det am kom­men­den 22. April in Rom eine Tagung zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben statt, das von Papst Fran­zis­kus am 8. April 2016 ver­öf­fent­licht wur­de. Die Tagung ver­steht sich als Auf­for­de­rung an Papst Fran­zis­kus, „Klar­heit“ zu schaf­fen zu den umstrit­te­nen Stel­len des 8. Kapi­tels, in dem sich der Papst einer „zwei­deu­ti­gen Spra­che“ bedien­te, so der Veranstalter. 

Zweideutige Sprache klären

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Der Tagungs­ti­tel wie­der­holt die­sel­be For­de­rung der Dubia (Zwei­fel) der vier nam­haf­ten Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner. Am 19. Sep­tem­ber 2016 über­mit­tel­ten sie dem Papst fünf Fra­gen, die die­ser mit einem ein­fa­chen, aber kla­ren Ja oder Nein beant­wor­ten könn­te. Auf eine Ant­wort war­ten die Kar­di­nä­le aber noch heu­te. Sie haben mit den Dubia den­noch einen ent­schei­den­den Schritt gesetzt, weil sie auf­ge­zeigt haben, daß Klä­rungs­be­darf besteht und wo er besteht.

Die Tagung in Rom will eine Bestands­auf­nah­me des Ist­zu­stan­des machen, der ein Jahr nach der Ver­öf­fent­li­chung durch Amo­ris lae­ti­tia ent­stan­den ist. Ein Ist­zu­stand, den Kar­di­nal Car­lo Caf­farra, einer der vier Unter­zeich­ner der Dubia, Mit­te Janu­ar mit den Wor­ten zusammenfaßte:

„Nur ein Blin­der kann leug­nen, daß wegen Amo­ris lae­ti­tia in der Kir­che die größ­te Ver­wir­rung herrscht“.

Vor allem soll mit der Tagung die uner­läß­li­che Not­wen­dig­keit auf­ge­zeigt wer­den, daß Papst Fran­zis­kus auf die offe­nen Fra­gen Ant­wort gibt und Klar­heit schafft, wenn er der Kir­che und dem Papst­amt nicht Scha­den zufü­gen will. Ver­an­stal­ter sind das Monats­ma­ga­zin Il Timo­ne und die Online-Tages­zei­tung Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na. Ric­car­do Cascio­li, Chef­re­dak­teur bei­der Publi­ka­tio­nen, sag­te zur Tagung:

„Zeu­gen aus der gan­zen Welt kom­men am 22. April mit einer For­de­rung zusam­men, die lau­tet: Klar­heit schaf­fen zu Amo­ris lae­ti­tia, und das sofort“.

Die Referenten – ausschließlich Laien – und ihre Themen

Die Tagung fin­det an der Via del­la Con­ci­lia­zio­ne im bekann­ten Hotel Colum­bus statt, nur einen Stein­wurf vom Peters­platz ent­fernt. Die Refe­ren­ten bie­ten einen inter­na­tio­na­len Quer­schnitt auf höch­stem Niveau. Den Auf­takt macht Anna Sil­vas, Seni­or Rese­arch Fel­low of the Austra­li­an Aca­de­my of the Huma­ni­ties der Uni­ver­si­ty of New Eng­land in Austra­li­en. Ihr The­ma: “Ein Jahr nach Amo­ris lae­ti­tia: Ein Wort zum rich­ti­gen Zeit­punkt“. Sil­vas gehört einer mit Rom unier­ten Ost­kir­che an und gehört zu den nam­haf­ten Ken­nern der Kir­chen­vä­ter. Sie übte im Juni 2016, kaum zwei Mona­te nach der Ver­öf­fent­li­chung des nach­syn­oda­len Schrei­bens, eine „bril­lan­te und soli­de begrün­de­te Kri­tik“ an Amo­ris lae­ti­tia, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Auch der zwei­te Refe­rent, der Italochi­le­ne Clau­dio Pier­an­to­ni, ist Patri­sti­ker und Exper­te für die Phi­lo­so­phie des Mit­tel­al­ters (Uni­ver­si­dad de Chi­le). Pier­an­to­ni spricht zum The­ma: „Die not­wen­di­ge Über­ein­stim­mung des Lehr­am­tes mit der Tra­di­ti­on: Die Bei­spie­le in der Geschich­te“. Im Novem­ber 2016 trat er mit einem Ver­gleich der aktu­el­len Situa­ti­on der Kir­che mit den tri­ni­ta­ri­schen und chri­sto­lo­gi­schen Kon­tro­ver­sen des 4. Jahr­hun­derts an die Öffent­lich­keit. Damals bedurf­te es zu deren Über­win­dung öku­me­ni­sche Kon­zi­le, „was auch nun wie­der der Fall sein könn­te“, so Magister.

Den Vor­mit­tag beschließt der deut­sche Publi­zist Jür­gen Lim­in­ski, Direk­tor des Insti­tuts für Demo­gra­phie, All­ge­mein­wohl und Fami­lie. Lim­in­ski wird zum The­ma „Unauf­lös­lich­keit der Ehe, ein Wohl für die Gesell­schaft“ sprechen.

Indem bei der Tagung nur Lai­en das Wort ergrei­fen, soll gezeigt wer­den, daß Amo­ris lae­ti­tia ein Streit­punkt für die gesam­te Kir­che, das gan­ze „Volk Got­tes“ ist, und nicht nur ein The­ma „weni­ger, rück­wärts­ge­wand­ter Kir­chen­ver­tre­ter“, wie es aus dem Kreis der Befür­wor­ter der Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten heißt.

Die Dubia der vier Kar­di­nä­le set­zen Papst Fran­zis­kus seit Mona­ten mas­siv unter Druck. Er ist dar­um bemüht, sich nichts anmer­ken zu las­sen und igno­riert die Fra­gen. Des­sen unge­ach­tet blei­ben sie im Raum ste­hen, und ihre Last wird immer drücken­der, je mehr Zeit ver­geht. Fran­zis­kus kann als der Papst kri­ti­siert wer­den, der sich wei­gert, auf Fra­gen zu aktu­el­len und zen­tra­len The­men der Glau­bens- und Moral­leh­re Ant­wort zu geben. Um die­se Ver­wei­ge­rungs­hal­tung durch­hal­ten zu kön­nen, obwohl er die The­men erst auf­ge­wor­fen hat­te, muß er sei­ne Macht­fül­le als Auto­krat zu Hil­fe neh­men. Auf die­se hat­ten gera­de sei­ne Vor­gän­ger, denen aus bestimm­ten Kir­chen­krei­sen eine „Restau­ra­ti­on“ vor­ge­wor­fen wird, immer mehr ver­zich­tet. Fran­zis­kus trägt zwar schwar­ze All­tags­schu­he, regiert aber auto­kra­ti­scher als sei­ne Vorgänger.

Am Nach­mit­tag wird die Tagung mit dem Anglo­ka­na­di­er Dou­glas Far­row fort­ge­setzt, der an der McGill-Uni­ver­si­ty von Mont­re­al Christ­li­che Phi­lo­so­phie lehrt. Sein The­ma: „Die Wur­zeln der aktu­el­len Kri­se“. Auf ihn folgt Jean Paul Mes­si­na, der an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Zen­tral­afri­ka in Yaoun­dé in Kame­run Geschich­te des Chri­sten­tums lehrt. Er spricht über: „Uni­ver­sa­li­tät der Glau­bens­leh­re und loka­ler Kon­text: Das Bei­spiel der Kir­che in Afrika“.

Den Abschluß macht Thi­baud Col­lin vom Col­lè­ge Sta­nis­las in Paris, an dem er Ethik und Poli­ti­sche Phi­lo­so­phie lehrt. Sein The­ma lau­tet: „Eine Fra­ge des Gewissens“.

Die Nähe des Tagungs­or­tes zum Vati­kan will unter­strei­chen, daß das The­ma die gesam­te Welt­kir­che angeht, aber auch, daß eine For­de­rung for­mu­liert wird, die einen kla­ren Adres­sa­ten hat: Papst Franziskus.

Text: Giu­sep­pe Nardi
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