(Rom) Bei der internationalen Tagung gegen Organhandel, die derzeit im Vatikan stattfindet, verteidigte Kurienbischof und Papst-Vertrauter Marcelo Sanchez Sorondo die Teilnahme der Volksrepublik China. Das kommunistische Großreich gilt als größter illegaler Organlieferant für den Schwarzmarkt.
Papst-Vertrauter für’s Politische macht Bock zum Gärtner?
Sanchez Sorondo ist Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, von der die Tagung organisiert wurde. Der Bischof aus Argentinien ist aber auch der Vertraute des Papstes für politische Angelegenheiten. Er zimmert neue Allianzen mit den Mächtigen des Westens, ebenso wie mit der radikalen Linken. Sanchez Sorondo spielt in diesem Zusammenhang auch eine zentrale Rolle bei der Annäherung zwischen dem Heiligen Stuhl und dem kommunistischen Regime in Peking. Einer Annäherung, die vom Vatikan das Zudrücken eines Auges verlangt. Manche sprechen sogar von beiden Augen und von einer Kapitulation. Zu letzteren gehört der emeritierte Bischof von Hong Kong, Kardinal Joseph Zen SDB, die graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche.
Menschenrechtsaktivisten und Ärzte haben die Teilnahme der Volksrepublik China an der Vatikan-Tagung kritisiert. Das Pekinger Regime steht seit Jahren im begründeten Verdacht, den Organhandel zu dulden und sogar aktiv darin verstrickt zu sein. Menschenrechtsorganisationen klagen die Kommunisten Chinas an, in großem Stil Gefangenen Organe zu entnehmen und damit auf internationaler Ebene Geschäft zu machen.
Mit der Einladung Pekings zu dieser Tagung in den Vatikan werde der Bock zum Gärtner gemacht. Ein totalitäres Regime, das die Menschenrechte mißachtet, erhalte durch den Vatikan einen indirekten Persilschein ausgestellt, so die Kritik.
Der Papst-Vertraute wies die Vorwürfe zurück: „In China werden illegal Organe transplantiert? Wir können das nicht mit Sicherheit sagen. Wir wollen aber die Bewegung für den Wandel stärken.“
Ex Vize-Minister: „Nicht alle Transplantationsaktivitäten kontrollierbar“
Mit diesen Worten versuchte er „die Diskussion zu beruhigen“, so Asianews, die auf die Rede des ehemaligen Vize-Gesundheitsministers der Volksrepublik, Hunag Jiefu, gefolgt war. Huang versicherte der internationalen Staatengemeinschaft, daß sich die Volksrepublik China bemühe, „ihre Vorgehensweise zu beheben“. Gemeint war, daß das Regime sich von seiner Vergangenheit trennen wolle, da Gefangenen, die zum Tode verurteilt waren, ohne deren Zustimmung, Organe entnommen wurde.
Huang verwies auf ein 2015 erlassenes Gesetz, mit dem Peking die Organentnahme bei Gefangenen verboten habe.
Mehrere Ärztevereinigungen und Menschenrechtsorganisationen beschuldigen die Volksrepublik jedoch, hinter den Kulissen den lukrativen Organhandel fortzusetzen. China sei eine zentrale Drehscheibe für In- und Ausländer, die auf der Suche nach Organen für Transplantationen sind. Huang erklärte, sich der „Spekulationen wegen meiner Teilnahme“ bewußt zu sein. Er und ein weiteres chinesisches Delegationsmitglied betonten, daß es „unmöglich“ sei, „alle Transplantationsaktivitäten in China zu kontrollieren“. Es gebe drei Millionen Ärzte, die in diesem Bereich tätig seien.
Organentnahme für Schwarzmarkt
„Es gibt im Land einen Schwarzmarkt, der nicht nur mit den zum Tode verurteilten Gefangenen zusammenhängt, sondern mit einem Geschäft mit dem Überleben. Chinesische Medien berichten häufig von Fällen, wo Eltern oder junge Leute ihre Nieren anbieten, weil sie Geld brauchen, um Verwandte zu pflegen oder um ihr Studium abschließen zu können“, so Asianews.
Bei der Vatikantagung wurde von verschiedenen Teilnehmern gefordert, daß die Volksrepublik sich internationalen, unabhängigen Kontrollen unterwerfen solle. Andere machten darauf aufmerksam, daß selbst die Weltgesundheitsorganisation nicht völlig unabhängig sei in Sachen China.
Die Doctors Against Forced Organ Harvesting (DAFOH) „Ärzte gegen die Zwangsentnahme von Organen“ erklärten, daß durch die Anwesenheit der chinesischen Delegation die Ergebnisse der Vatikantagung „kompromittiert“ werden.
Die International Coalition to End Organ Pillaging in China veröffentlichte im vergangenen Jahr einen 600 Seiten starken Bericht, der nachweist, daß die Kommunistischen Partei hinter der Tötung von Gefangenen steht, um Organlieferanten für die große Nachfrage auf dem Organhandelsmarkt zu haben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews/International Coalition to End Organ Pillaging (Screenshots)
Eine Teilnehme eines Vertreters der Volksrepublik China kann ich nur begrüßen in der Hoffnung, dass dieser Staat konsequent gegen den Organhandel vorgeht. Nur Gespräche können hier einflussreich sein. Warum sollte man diesen Versuch behindern? Natürlich muss die Position des Vatikan eindeutig sein und ich hoffe sehr, dass sie es in dieser Frage ist.
Die Haltung des bergoglionischen Vatikan gegenüber China erinnert an die vatikanische Ostpolitik unter Kardinal Casaroli: den vermeintlichen unabänderlichen Realitäten zugewandt, hat sie sich nach 1989 als katastrophale Fehlpolitik erwiesen! Das kommt davon, wenn man ewiggültige katholische Überzeugungen auf dem Altar kurzsichtiger politischer Anpassung opfert.