
(Rom) Kardinal Raymond Leo Burke widerspricht Papst Franziskus: „Der überlieferte römische Ritus ist keine Ausnahme“.
Am 10. November kam in Italien das neue Papst-Buch „In deinen Augen ist mein Wort“ (Nei tuoi occhi è la mia parola) in den Buchhandel. Herausgegeben wurde es vom Papst-Vertrauten Pater Antonio Spadaro SJ, dem Leiter der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica. Das Buch enthält vorwiegend Texte von Predigten und Ansprachen, die Jorge Mario Bergoglio vor seiner Wahl zum Papst als Erzbischof von Buenos Aires gehalten hatte.
Papst Franziskus: „Nur eine Ausnahme für Nostalgiker“
Teil des Buches ist zudem ein ausführliches, aktuelles Interview. Darin befragte Spadaro den Papst auch zur „lateinischen Messe“. Als Antwort sagte Franziskus, die überlieferte Form des Römischen Ritus sei „nur eine Ausnahme für Nostalgiker“ Die vollständige Passage des Buches lautet:
„Die lateinische Messe? ‚Nur eine Ausnahme‘‚ stellt der Papst klar: ‚Papst Benedikt hat eine richtige und großzügige Geste gesetzt, um einer gewissen Mentalität von einigen Gruppen und Personen entgegenzukommen, die Nostalgie hatten und sich entfernten‚, unterstreicht Bergoglio, indem er von der tridentinischen Messe spricht, die von Ratzinger 2007 mit dem Motu proprio für alle Priester eingeführt wurde, die sie zelebrieren möchten. ‚Sie ist aber eine Ausnahme‘.“
Kardinal Burke: „Keine Ausnahme. Es genügt das Motu proprio von Benedikt XVI. zu lesen“
Gestern antwortete der namhafte US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke auf diese Aussage des Papstes. In einem Interview mit der Internet-Tageszeitung La Fede Quotidiana (FQ) sagte der Kardinalpatron des Malteserordens, der zu den vier Kardinälen gehört, die Papst Franziskus mit Dubia (Zweifeln) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia in Bedrängnis gebracht haben:
FQ: Im neuen Buch von Pater Spadaro „In deinen Augen ist mein Wort“ nennt Papst Franziskus den überlieferten römischen Ritus eine „Ausnahme“. Was denke Sie dazu?
Kardinal Burke: Daß er keine Ausnahme ist. Er ist die Messe der Kirche aller Zeiten und daher kann er nicht übergangen werden und hat gleiche Würde. Im übrigen genügt es das Motu proprio von Papst Benedikt XVI. zu lesen, das eindeutig ist.
Text: Gisueppe Nardi
Bild: Lisa Johnston/FQ (Screenshot)
Der Schriftleiter der Jesuitenzeitschrift , Pater Spadaro SJ, hat in italienischer Sprache ein Neues Buch vorgestellt „In Deinen Augen ist mein Wort“ In diesem Buch wird auch Papst Franziskus zur überlieferten Form des römischen Messritus befragt. ( Besprechung auf Katholisches. Info) Er antwortete:
„Die lateinische Messe? ‚nur eine Ausnahme. Papst Benedikt hat eine richtige und großzügige Geste gesetzt, um einer gewissen Mentalität von einigen Gruppen und Personen entgegenzukommen, die Nostalgie hatten und sich entfernten.“ Es erstaunt, dass der Papst hier von einer Gruppe in der Kirche Jesu Christi spricht, die Nostalgie hatten und sich entfernten und es empört, dass er hier mit den Begriff „Nostalgie hatten“ Gläubige in der Kirche malediziert , die die Reform der Reform leben und so dem Bild der Ecclesia semper reformanda entsprechen wollen. Zunächst muss jedoch Frage gestellt werden, was ist unter Nostalgie eigentlich zu verstehen? Der Begriff Nostalgie setzt sich den altgriechischen Worten νόστος, nóstos (Rückkehr, Heimkehr, Reise) und άλγος, algos (= Schmerz, Kummer, Leid) zusammen und bedeutet soviel wie Heimweh oder Sehnsucht nach alten und geschätzten Werten. Der Begriff beschreibt aber auch, wie alle Worte, die auf „algie“ enden ein medizinisches Krankheitsbild, ohne dabei auf kausale medizinische Ursachen einzugehen. Bekannt sind mit „algie“ endenden Krankheitsbilder, wie Kephalgie, Myalgie, Neuralgie, Fibromyalgie etc. Die Nostalgie als Krankheitsbild wurde zum ersten Male in der Dissertation, „medica de nostalgia“ beschrieben, die Johannes Hofer 1688 an der Universität Basel eingereicht hat. Nostalgie ist keine Gegenwartsflucht, sondern sie sucht eine verlorengegangene Balance widerherzustellen. Im konkreten Fall sucht die verlorengegangene Balance nichts Geringeres als die höchste Form der Gottesverehrung, die unblutige Wiederholung des Kreuzesopfers Christi in der heiligen Messe mit der Anbetung des Allmächtigen die dem Allerhöchsten geschuldete Form zu geben bzw. diese wiederzufinden.
Ein Weiteres sagt der Papst: Papst Benedikt XVI habe diese … Geste gesetzt, um einer gewissen Mentalität von einigen Gruppen und Personen entgegenzukommen. Diese Aussage muss ebenso irritieren, da die Mentalität auch die sublimste Form einer subjektiven Ideologie sein kann. Wäre aber eine subjektive Ideologie der wahre Hintergrund des Wunsches nach der Einführung tridentinischen Messe gewesen, hätte Benedikt nie sein Muto proprio erlassen, ja er hätte es nie erlassen dürfen. Das wahre Ziel des muto proprio war kein Gnadenakt für Außenseiter jenseits des liturgischen Mainstreams, sondern es markiert den Weg auf der Suche nach der höchsten Form der Anbetung Gottes, einem Ziel, dem wir als Christen verpflichtet sind, weil wir wissen und bekennen, dass wir Sünder sind. Übrigens beginnt Benedikt sein Schreiben mit den Worten: Die Sorge der Päpste ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt, „zum Lob und Ruhm Seines Namens“ und „zum Segen für Seine ganze heilige Kirche“.
Sollten die im Buch von Pater Spadaro überlieferten Worte wahr sein und die päpstliche Meinung wiedergeben, so spaltet der Papst die Kirche und zwar an dem Punkt, an dem Gläubige nach der tiefsten Form der göttlichen Anbetung suchen. Betroffen von dieser Spaltung sind auch seine Vorgänger, die eine andere Affassung vom Ritus und seiner Bedeutung vertraten.
Ich stimme Kardinal Burke zu: „Es genügt, das Motu proprio zu lesen“:
Art. 5 § 1. In Pfarreien, wo eine Gruppe von Gläubigen, die der früheren liturgischen Tradition anhängen, dauerhaft existiert, hat der Pfarrer deren Bitten, die heilige Messe nach dem im Jahr 1962 herausgegebenen Römischen Meßbuch zu feiern, bereitwillig aufzunehmen. Er selbst hat darauf zu achten, daß das Wohl dieser Gläubigen harmonisch in Einklang gebracht wird mit der ordentlichen Hirtensorge für die Pfarrei, unter der Leitung des Bischofs nach der Norm des Canon 392, wobei Zwietracht zu vermeiden und die Einheit der ganzen Kirche zu fördern ist.
§ 2. Die Feier nach dem Meßbuch des sel. Johannes XXIII. kann an den Werktagen stattfinden; an Sonntagen und Festen kann indes ebenfalls eine (kursiv gedruckt!) Feier dieser Art stattfinden.
§ 3. Gläubigen oder Priestern, die darum bitten, hat der Pfarrer auch zu besonderen Gelegenheiten Feiern in dieser außerordentlichen Form zu gestatten, so z. B. bei Trauungen, bei Begräbnisfeiern oder bei Feiern zu bestimmten Anlässen, wie etwa Wallfahrten.
Daraus geht völlig eindeutig hervor, dass der Ritus von Johannes XXIII. die „außerordentliche“ Form ist, zu dessen Feier verschiedene Bedingungen erfüllt sein müssen. Papst Franziskus hat mit dem Begriff „Ausnahme“ daher recht und Kardinal Burke liegt falsch! Der Ritus, der keinen Bedingungen unterliegt, ist die Regelform. Der Ritus, für den Bedingungen erfüllt werden müssen, ist die Ausnahme. Jede andere Interpretation des Begriffes „Ausnahme“ kann nur falsch sein.
Das MP ist wirklich eindeutig. Das MR1962 ist die forma extraordinaria. Demnach, also laut MP, müsste die alte Messe wirklich die Ausnahme sein. Jedenfalls dürfte strenggenommen niemand, der sich auf Summorum pontificum beruft/stützt, ausschließlich oder auch nur überwiegend die alte Messe feiern.
Allerdings gibt es ja auch Leute, die ausschließlich Handkommunion empfangen, die auch nur die forma extraordinaria des Kommunionempfangs ist. Diese hat zudem nach wie vor nur den Rang eines Indults, nicht den prinzipieller, zumindest theoretischer, rechtlicher Gleichrangigkeit.
Es war aber vorhersehbar, dass ordentlich/außerordentlich nach B XVI. so interpretiert werden würde.
Das hätte Ratzinger gut vermeiden können, wenn er vorausschauend wie im Begleitschreiben auch im MP selbst nur von der neueren und der älteren Form des Römischen Ritus gesprochen hätte. Vielleicht wollte er es aber auch gar nicht konsequent vermeiden.
Wie könnte eine hl. Messe, im alten Ritus gefeiert, eine Ausnahme sein.
Da kommt mir schon eher der Gedanke, dass seine von ihm zelebrierten Eucharistiefeiern eine Ausnahme sind – z.B. kein Knieen während der Wandlung. Sonst kann er es ja auch (Fußwaschung von muslimischen Frauen und Männern am Gründonnerstag).
Und das von vielen als schmerzhaft empfundene jegliche Fehlen einer würdigen und feierlichen Atmosphäre könnte man auch als Ausnahme ansehen.
Burke hat natürlich recht. Aber was die Nostalgiker angeht, muss man dem Papst zuguten halten, dass das italienische Wort „nostalgia“ einen etwas anderen Sinn hat als das deutsche Wort „Nostalgie“. Es bedeutet nämlich soviel wie Sehnsucht. Der Papst sprach also von Menschen, die sich nach der alten Messe gesehnt haben. Es ist mithin etwas unfair, wenn man dem Papst aufgrund dieser Äußerung attestiert, er habe diese Menschen als Nostalgiker abqualifiziert.
Das ist eine interessante Nuance, danke. Fair muss man bleiben! Und das weiß nicht jeder, Herr Nardi allerdings bestimmt.
Also bitte, der Kontext des hier und andernorts Gesagten ergibt eindeutig, dass Bergoglio Nostalgie und Nostalgiker eindeutig negativ konnotiert.
Was soll diese Wortklauberei und das Zitieren aus dem Zusammenhang des Textes!? Ich amüsiere mich köstlich, wie hier einige Zuschreiber meinen, Kardinal Burke oder Nicola Bux belehren zu müssen. Bergoglio nennt die Feier der tridentinischen Messe eine Ausnahme für Nostalgiker, also für einen kleinen, exklusiven Kreis im Sinne eines für diesen Kreis erlassenen Gnadenaktes. Das trifft vielleicht noch auf die Situation unter Johannes Paul II. zu, wo man für die Feier der Missa tridentina noch ein Indult benötigte. Benedikt XVI. legt in seinem MP hingegen fest, dass allen Gläubigen der freie Zugang zur Feier der Missa tridentina gewährt werden müsse, dass jeder Priester und Ordensmann, der es wünsche, frei und ohne etwaige Sondererlaubnis durch den Ortsordinarius diese Messe feiern könne und dass ein Rector ecclesiae kein Recht hat, eine Gruppe von Gläubigen oder einen mit ordentlichem Celebret versehenen Priester die Feier der Missa tridentina in seinem Gotteshaus zu untersagen. Das war ja gerade das unerhört Neue am MP Benedikts, dass er die tridentinische Messform wieder in ihr Recht setzte, gemäß seinem Motto: was früher der Kirche heilig war, kann heute nicht verboten sein. Wenn er, um das Aufheulen der getroffenen Hunde abzumildern, Begriffe wie „außerordentlich“ und „ordentlich“ gebrauchte, so ist damit eben gerade keine Exklusivität im Sinne eines außerdordentlichen Gnadenaktes gemeint. Eine solche Auffassung steht dem Geist des MP diametral gegenüber. Und in diesem Sinne hat Kardinal Burke sehr wohl recht und damit auch das Recht, die antiquierten und deshalb falschen Aussagen Bergoglios zu korrigieren! Im Übrigen verstieß auch der Erzbischof von Zagreb gegen dieses päpstliche Recht, als er Kardinal Burke in neronischer Vermessenheit die Feier der tridentinischen Messe in seinem Bistum untersagte.
Das sind doch auffällige Haarspaltereien @Aventin, die Sie hier betreiben. Papst Franziskus ist eindeutig dem guten Kardinal Sarah, der ab übermorgen, 1. Advent, eine Ostausrichtung der Messe im NO vorgeschlagen hatte, in den Rücken gefallen und hatte ihn abgekanzelt. Wegen befürchteter Rassismus-Vorwürfen bei Entfernuung darf Kardinal Sarah aber noch im Amt bleiben.
Dieser Papst will eben KEINE Heiligkeit der hl. Messe haben, sondern einen „Gemeindegottesdienst“, wo jeder sich „einbringen“ darf und soll, Jesus Christus aber völlig an den Rand gedrängt wird- in aller Barmherzigkeit versteht sich.
Lieber Aventin, meine Worte waren: „Es erstaunt, dass der Papst hier von einer Gruppe in der Kirche Jesu Christi spricht, die Nostalgie hatten und sich entfernten und es empört, dass er hier mit den Begriff „Nostalgie hatten“ Gläubige in der Kirche malediziert.“ Anschließen habe ich das Wort „Nostalgie“ von seiner semantischen und medizinischen Bedeutung erklärt, die übrigens auch dem italienischen Begriff Nostalgie zugrunde liegt. Mein Bezugspunkt für die Deutung dieses für den päpstlichen Sprachgebrauch sehr merkwürdigen Begriffs war die griechische Sprache (nicht die deutsche), aus der das Wort entlehnt ist. Es geht bei der Betrachtung jedoch nicht um die Frage, wie es früher war als Sehnsucht nach der Vergangenheit, sondern ich glaube und vertrete die Meinung: müssen wir, als Christen, uns nicht die Frage stellen, ist die Form der Gottesverehrung, die die Kirche heute Gott anbietet, wirklich der Kult, den wir Gott schulden. Oder konkret gesprochen,: wie steht es mit unserer Gottesverehrung, mit der Anbetung des Allerhöchsten.
Bemühen wir uns und unsere Liturgiker Gott in Wort und Zeichen die höchste Verehrung zu zeigen, oder glauben wir in einem selbstbefriedigenden Event Gott die geschuldete Ehre erweisen zu können. Verzeihen Sie, wenn ich dieses so klar schreibe, aber letzteres muss ich leider immer wieder beim Besuch der hl. Messe erfahren. Die Frage ist also nicht, welcher der beiden Arten der Messfeier, der tridentinischen oder der „neuen“ nach Paul VI ist die richtige
und die heiligere, sondern warum ist die heute übliche Form der Messfeier nach Paul VI liturgisch so ausdruckslos. Jeder Priester feiert sie anders und versucht seine eingebildete Intellektualität durch sein anders Feiern und anders (=individuell) beten zu beweisen. Ich kenne beide Riten und wundere mich, warum der neue Ritus bei vielen Priestern so verkommen ist. die ihn deswegen und vermutlich nur deswegen unbedingt feiern möchten. Ein Papst, der diese Malaise nicht versteht. bleibt für mich ein Rätsel. Papst Benedikt schrieb noch: Die Sorge der Päpste ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt, „zum Lob und Ruhm Seines Namens“ und „zum Segen für Seine ganze heilige Kirche“. Dieser Sorge wollte ich mit meinem Schreiben Ausdruck geben.
Allein die Begrifflichkeit ist verrätisch: Ein AUSSERordentlicher Ritus ist ja nicht die Regel, ein ORDENTLICHER schon. Papst Benedikt hätte die Möglichkeit gehabt, eine andere Benennung vorzunehmen. Das hat er nicht getan. Und die unglückliche und m.E. auch falsche Information in die Welt gesetzt, dass der Alte Ritus nie verboten war. Ja, wenn denn das stimmt – warum hat die Piusbruderschaft so gekämpft? Etwa für ein Gespenst. Nein, Paul VI. HAT den alten Ritus abgeschafft. Das hat auch Georg May immer so festgehalten. Und der wurde ja auch nicht mit dem Novus Ordo warm.
Werter KarlEugen, natürlich hat Paul VI. die Feier der Missa tridentina in unbarmherzigster Weise verboten. Ich kenne persönlich dutzende Priester, die deswegen unendlich gelitten haben. Nur wenige von ihnen hatten unter dem allgemeinen Druck des „Aggiornamento“ den Mut, ein Indult für die Feier der tridentinischen Messe zu beantragen, noch viel weniger, zumeist sehr alte, nicht in der „Pastoral“ stehende Priester haben ein solches unter Paul VI. dann auch erhalten. Natürlich hat Paul VI. die Feier der tridentinische Messe in unglaublicher Überschätzung seiner Hirtengewalt de facto verboten! Aber eben nicht per Dekret (übrigens der gleiche lächerliche Budenzauber wie bei Amoris laetitia: offiziell bleibt die Lehre unberührt, aber faktisch wird die Tradition und Lehre der Kirche abgeschafft). Insofern war die tridentinische Messe offiziell nie abgeschafft worden. Ratzinger stellte im Nachhinein diese Überschätzung der päpstlicher Hirtengewalt und die Irrsinnigkeit einer solchen faktischen Abschaffung fest, als er das befreiende Wort sprach: was der Kirche durch Jahrhunderte heilig war, kann heute nicht verboten oder abgeschafft sein. Als logische Konsequenz erließ er dann das Motu proprio Summorum Pontificum, mit dem er die Feier der Missa tridentina wieder frei gab. Die Formulierung „außerordentlicher Ritus“ ist lediglich eine einordnende Bezeichnung, die letztlich den „einen Ritus in seinen zwei Formen“ voneinander unterscheiden und wohl auch die ätzende Kritik der Konziliaren moderat halten sollte. Fakt ist, dass die Feier der tridentinischen Messe für Gläubige, Priester und Ordensleute ohne irgendwelche Sondererlaubnisse freigegeben wurde. Die Feier der tridentinischen Messe ist deshalb keine Ausnahme, sondern eine Selbstverständlichkeit, auch wenn das die Konzilsfetischisten und Bruchhermeneuten in ihrer Fixiertheit auf die vermeintlichen Errungenschaften aus dem (Un)Geist des Konzils bis heute nicht begreifen oder anerkennen wollen.
Ja, aber als Papst konnte Benedikt feststellen, dass der alte Ritus im Prinzip niemals rechtlich abgeschafft worden sei, das nennt man römischrechtlich eine fictio. Juristisch durchaus möglich und üblich. Nur so konnte Benedikt mE irgendwie die Einführung des neuen (!) Ritus irgendwie (mehr schlecht als recht) und damit Paul VI. rechtfertigen. Den Benedikt übrigens nicht nennt, wenn er im MP bestimmte Päpste anführt, die sich um den Römischen Ritus in besonderer Weise verdient gemacht haben.
Das Wort „außerordentlich“ kann man aber auch im Sinne von „besonders gut“, „großartig“ oder „exzellent“ verstehen; während das Wort „ordentlich“ nur „normal“ oder „durchschnittlich“ meint!
Kirchenrechtlich eben nicht, sonst müßten Sie von außerordentlichen Kommunionspendern, vulgo: Kommunionhelfern, ja ganz begeistert sein.
„Wortklauberei, Haarspaltereien, Zitieren aus dem Zusammenhang“ – was soll das alles?
Natürlich wurde die Eucharistiefeier nach dem Ritus des Missales von Johannes XXIII. (Tridentinisch ist ja gar nicht richtig, da es mehrere Reformen, z.B. die Feier der Osternacht von Pius XII., gegeben hat) von Paul VI. verboten. Ich erinnere mich noch genau an die Beweggründe. Man wollte den reformierten Ritus einheitlich in der gesamten lateinischen Kirche nur mit den Freiheiten, die das neue Missale selbst anbot.
Benedikt XVI. wollte mit seinem MP dem Bedürfnis einer (im Verhhältnis doch sehr kleinen) Gruppe nachkommen (In meiner Umgebung von Pfarren mit insgesamt 10.000 Einwohnern kenne ich nur eine einzige Person, die gerne den alten Ritus hätte). Außerdem hat er auf eine kirchenrechtliche Verständigung mit der Priesterbruderschaft Pius X. gehofft, es war also auch hier ein Zugeständnis. Die Bezeichnungen „Ordentlich“ und „außerordentlich“ waren eindeutig Absicht und sollten auch so genommen werden. Ein weiterer Hinweis darauf ist, dass – soviel ich weiß – Benedikt XVI. nie in der „außerordentlichen Form“ zelebriert hat.
Hm,da hat Benedikt XVI,lediglich aus taktischen Gründen,in Rahmen seiner Politik,das Motu proprium,verfasst.Alles klar,ohne Wortklauberei…usw.Und es geht hier,an erster Stelle,nur darum(schon wieder)ob Papst Franziskus Recht hat(schon wieder).Mehr ist ja nicht bei Benedikt XVI,zu suchen.Punkt.
Fatima,
Es ist natürlich sehr traurig daß Sie in Ihrer Umgebung (etwa 10 000 Gläubigen) nur eine Person kennen, die die altehrwürdige Mess wünscht.
Die Sehnsucht nach der traditionellen Liturgie ist lokal sehr unterschiedlich ausgeprägt: Gebiete mit traditionellem Modrnismus und Protestantisierung sind aus Erfahrung sehr schwierig, Gebiete mit viel Event und Pop(ulär)charakter ebenfalls.
(Verweisend nach dem Artikel auf katholisches.info v. 20.12.2012 betr. Gläubigenzahlen):
Bei insgesamt ca. 1,1 Milliarden Katholiken würde 1/10 000-tel ca. 110 000 Gläubigen bedeuten.
Die Tradition zählt jetzt ca.3000 Geistlichen, was ein Verhältnis von 1 Priester pro 37 Gläubigen bedeuten würde.
Es würde noch deutlich niedriger, wenn die Diözese Campos ausgerechnet wurde.
Fakt ist, daß sowohl die Anzahl der Spender(innen) als auch der Besuch der Feiern im traditionellen Ritus (hierzu rechne ich auch z.B. die Vesperdienste, die im postkonziliärem Raum quasi total verschwunden sind)) hoch ist, und besonders wichtig mit kontinuierlichem Zuwachs (was anderweitig nicht der Fall ist).
Ein gutes Beispiel istBrüssel, wo pro Wochenende ca. 5 bis 8 Dienste im traditionellem Ritus gefeiert werden, mit durchschnittlich etwa 500 Besucher; bei Ihrem Zahlenverhältnis müßte dies mit etwa 5 Millionen Gläubigen korrespondieren- der Großraum Brüssel zählt jedoch höchstens etwa 1,5 Millionen Mensen, darunter etwa 350 000 Muslims, brav geschätzt etwa 700000 Atheisten und Ungläubigen;
der Kirchgang liegt inzwischen bei etwa 1 bis 2 %, was dazu führt daß im Zentrum und Süden Brüssels etwa 10% aller katholischen Gläubigen eine traditionelle Hl. Messe besuchen.
Tendens steigend.
Starke Zuwachse bei den Taufen (die Modernisten sind nun gerade bei dem Schutz des Lebens, der Geborenen und der Familie nicht sehr profiliert) und bei den Trauerdiensten (die werden in den belgischen Bistümern jetzt rasant abgeschafft).
Ein ähnliches Bild bietet sich in Frankreich (z.B. der Pélerinage Paris-Chartres): das ist eine breite Volksbewegung.
Das Umfeld und die Sympathisanten berücksichtigend, kann man die Zahl der Anhänger der katholischen Tradition beziffern zwischen etwa 3 Millionen (die Geistlichenzahl, die Berufungen und die Zahl der Nonnen und Schwestern berücksichtigend) und etwa 600 000 (wikipedia) weltweit.
Jetzt wird wohl ein Geheul bei den Modernisten, besonders in Deutschland aufgehen; es bringt jedoch nichts, sich in der Tasche zu lügen:
die katholische Tradition lebt, sie wächst an den meisten Stellen, nicht selten kräftig, sehr unterschiedlich von Ort und Stelle, und mit viel und über die Jahrzehnte zunemender Qualität.
EB Msgr. Lefebvre war ein sehr großer Mann und von heiliger Liebe zum Glauben durchtränkt;
ich hoffe und wünsche, daß er auf uns stolz sein darf.
Fakt ist, daß sich die Kirche als überzeitlich versteht.Und gemessen daran, ist eben der Novus Ordo die „ausserordentliche Form“.Daran kann man nicht vorbei. Gemessen an der immerwährenden Kirche sind deshalb die Orthodoxen katholischer, als wir mit unserer „ausserordentlichen Form“ unserer begrentzen Zeit. Insofern hat jedes bischöfliche oder päpstliche Wort hier seine Grenzen, weil es vorrangig den Glauben betrifft, und zweitrangig die Disziplin.
Wenn Paul VI sehen könnte (vielleicht sieht er es ja auch), was aus dem von ihm kreiertem Ritus geworden ist – Zerstörung und Verlust des Glaubens an die Realpräsenz, des Sakralen und Göttlichen, Verweltlichung und Mutation zum evangelischen Gottesdienst, Verlust der Anziehungskraft und des Glaubens mit Entleerung der Kirchen – würde er es noch einmal tun? Der Novus Ordo schafft sich wegen fehlendem Ordo selbst ab. Aus der ordentlichen ist schon lange eine unordentliche Form geworden. Schade.
Es ist erschreckend wie sehr die Abneigung von Papst Franziskus gegenüber der tridentinischen Messe, und der Tradition überhaupt, sich in diesem Interview manifestiert. Es ist ein von oben herab, mit unglaublicher Arroganz gesprochenes Statement, daß für alle der Tradition verbundenen Gruppierungen nichts Gutes bedeuten kann. Doch er irrt sich gewaltig, wenn er glaubt, daß es nur wenige sind, die in „Nostalgie“ verharren. Den Siegeszug des alten Ritus kann und wird er nicht aufhalten.