Traditionis custodes, Cleveland und die Kreativität

Das Problem und seine Lösung


Die Kirche zur heiligen Elisabeth von Ungarn in der Diözese Cleveland wird am 15. August zu einem Diözesanheiligtum des überlieferten Ritus und einer Pfarrei gleichgestellt
Die Kirche zur heiligen Elisabeth von Ungarn in der Diözese Cleveland wird am 15. August zu einem Diözesanheiligtum des überlieferten Ritus und einer Pfarrei gleichgestellt

(Washing­ton) Das unsäg­li­che Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des von Papst Fran­zis­kus, das seit dem 16. Juli 2021 in Kraft ist, ist kein End­punkt. Soviel steht nach zwei Jah­ren fest. Es ver­langt jedoch Klug­heit und Ideen­reich­tum. Dies zeigt das Bei­spiel des Bischofs von Cleve­land in den USA.

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Msgr. Edward Male­sic, Bischof von Cleve­land im Staat Ohio, errich­te­te am ver­gan­ge­nen 28. Juli die Kir­che zur hei­li­gen Eli­sa­beth von Ungarn zu einem Diö­ze­san­hei­lig­tum für den über­lie­fer­ten Ritus und der Spen­dung aller Sakra­men­te in der tra­di­tio­nel­le Form. Auf die­se Wei­se erfüllt der Bischof Tra­di­tio­nis cus­to­des, das er zugleich umgeht.

Msgr. Male­sic, der aus der Diö­ze­se Har­ris­burg im Staat Penn­syl­va­nia stammt, ist ein stu­dier­ter Kir­chen­recht­ler, was im kon­kre­ten Fall sicher von Vor­teil ist. 1987 wur­de er für sei­ne Hei­mat­diö­ze­se zum Prie­ster geweiht. Nach Jah­ren in der Pfarr- und Hoch­schul­seel­sor­ge und ver­schie­de­nen Funk­tio­nen, in denen er als Kano­nist zum Ein­satz kam, ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus 2015 zum Bischof von Greens­burg und Suf­fra­gan von Erz­bi­schof Charles Cha­put von Phil­adel­phia, der unter Papst Bene­dikt XVI. als siche­rer Anwär­ter für die Kar­di­nals­wür­de galt, dem sie von Fran­zis­kus jedoch vor­ent­hal­ten wur­de. Kaum hat­te er das 75. Lebens­jahr voll­endet, wur­de Msgr. Cha­put vom regie­ren­den Papst emeritiert.

Msgr. Male­sic wur­de 2020 auf den Bischofs­stuhl von Cleve­land beför­dert. Dort ging er nun einen eige­nen Weg der Inter­pre­ta­ti­on von Tra­di­tio­nis cus­to­des. Da das Motu pro­prio zur Abwür­gung des über­lie­fer­ten Ritus des­sen Zele­bra­ti­on in Pfarr­kir­chen unter­sagt, eben­so die Spen­dung aller Sakra­men­te außer der Eucha­ri­stie und der Beich­te, änder­te Bischof Male­sic den Rechts­sta­tus der Kir­che zur hei­li­gen Eli­sa­beth von Ungarn in den eines diö­ze­sa­nen Hei­lig­tums und stat­te­te sie mit dem Pri­vi­leg einer fak­ti­schen Pfarr­kir­che aus, wes­halb dort auch Tau­fen, Fir­mun­gen, Trau­un­gen und Beer­di­gun­gen statt­fin­den können.

Der Kir­chen­recht­ler Male­sic schöpft dafür alle Mög­lich­kei­ten aus, die in Tra­di­tio­nis cus­to­des selbst ent­hal­ten sind, vor allem die Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se, die den Diö­ze­san­bi­schö­fen zuer­kannt wer­den. Das Motu pro­prio schreibt vor, daß der über­lie­fer­te Ritus nicht in Pfarr­kir­chen zele­briert wer­den darf und kei­ne neu­en Per­so­nal­pfar­rei­en des über­lie­fer­ten Ritus errich­tet wer­den dür­fen. Bei­de Bestim­mun­gen wer­den von Msgr. Male­sic erfüllt, da er die unga­ri­sche Natio­nal­kir­che sei­nes Bis­tums zu einem diö­ze­sa­nen Hei­lig­tum erhob.

Der­zeit gibt es in der Diö­ze­se Cleve­land zwölf Meß­or­te des über­lie­fer­ten Ritus. Das neue Dekret tritt am kom­men­den 15. August, dem Hoch­fest Mariä Him­mel­fahrt, in Kraft. Im Arti­kel 1 des Dekrets heißt es, daß „das Hei­lig­tum der hei­li­gen Eli­sa­beth von Ungarn als Diö­ze­san­hei­lig­tum zur För­de­rung des christ­li­chen Erbes des unga­ri­schen Vol­kes sowie für den Got­tes­dienst nach den vor der Reform von 1970 ver­wen­de­ten lit­ur­gi­schen Büchern (d. h. dem Mis­sa­le Roma­num von 1962 und den ande­ren damals ver­wen­de­ten lit­ur­gi­schen Tex­ten) errich­tet“ wird als „eine öffent­li­che juri­sti­sche Per­son diö­ze­sa­nen Rechts“.

Im Arti­kel 2 geht Bischof Male­sic ganz offen mit Tra­di­tio­nis cus­to­des um: Da „das Hei­lig­tum der­zeit nicht als Pfar­rei errich­tet wer­den kann (can. 516, § 1, CIC; vgl. Tra­di­tio­nis cus­to­des art. 3, § 2)“, wird es von ihm einer Pfar­rei „gleich­ge­stellt“. Dem­entspre­chend ist es von der Diö­ze­san­ku­rie und den Pfar­rei­en „ana­log zu einer Pfar­rei zu behan­deln“. Ent­spre­chend erhält das Hei­lig­tum auch mit der Nr. 1428 „sei­ne Num­mer nach dem von der Diö­ze­san­k­anz­lei ver­wen­de­ten Pfarr­num­mern­sy­stem“. Die bis­he­ri­ge Pfar­rei zur hei­li­gen Eli­sa­beth von Ungarn wur­de dazu mit einer ande­ren Pfar­rei zusam­men­ge­legt, sodaß das neu­errich­te­te Hei­lig­tum die bis­he­ri­ge Pfar­rei „nicht ersetzt“.

„Das Hei­lig­tum hat das Vor­recht, die Sakra­men­te und ande­re got­tes­dienst­li­che Hand­lun­gen zu fei­ern, die den Pfarr­kir­chen eigen sind, wie Tau­fe, Fir­mung, Trau­ung und Beer­di­gung.“ Zudem erhält das Hei­lig­tum „das Pri­vi­leg, eige­ne Regi­ster für Tau­fe, Fir­mung, Erst­kom­mu­ni­on, Trau­ung und Todes­fäl­le zu führen“.

Die Kir­che zur hei­li­gen Eli­sa­beth von Ungarn ist die älte­ste kano­nisch errich­te­te unga­ri­sche Kir­chen­ge­mein­de in den USA. Ihr erster Seel­sor­ger war 1892 der aus Ungarn stam­men­de Charles Böhm. Er errich­te­te 1893 die erste Kir­che, dazu ein Pfarr­haus und eine Schu­le. Da die Pfar­rei durch Zuwan­de­rung rasch wuchs, wur­de 1900 ein grö­ße­res Schul­ge­bäu­de und 1918–1922 auch eine grö­ße­re Kir­che errich­tet, die im neo­ba­rocken Stil gehal­ten ist.

Besorg­te Stim­men hegen die Befürch­tung, die Errich­tung des Hei­lig­tums könn­te die Schaf­fung eines zen­tra­len Meß­or­tes im über­lie­fer­ten Ritus für die gan­ze Diö­ze­se bedeu­ten und damit das Abwür­gen der ande­ren bestehen­den Meß­or­te. Dafür scheint es aber, jeden­falls der­zeit, kei­ne Anzei­chen zu geben.

Grund­sätz­lich gilt: Das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des ist nicht die Lösung des Pro­blems, wie Papst Fran­zis­kus vor­gibt, son­dern selbst Teil des Pro­blems, das es ver­schärft. Im Umkehr­schluß lie­ße sich hin­ge­gen sagen: Der über­lie­fer­te Ritus ist nicht das Pro­blem, son­dern die Lösung des Problems.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: St. Eliza­beth of Hun­ga­ry (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Stan­te pede wird Rom mit einer Visi­ta­ti­on kon­tern, und wehe ihm, wenn das Prie­ster­se­mi­nar vie­le Män­ner zu Prie­stern aus­bil­det. Dann ist sei­ne Abset­zung gewiss.

  2. Genau so ist es, alle Glaubengemeinschaften,
    die viel Zuchwachs haben wer­den vernichtet.

    Man kann lang­sam ein ungläu­bi­ger Katholik
    wer­den, weil die Hir­ten sich nicht wehren.
    und alles zulas­sen, was Berg­o­lio anordnet.

    Aber das wür­de den Für­sten und seinen
    Hand­lan­ger gefallen.

    Blei­ben wir durchs Gebet stark!

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