Von einer Katholikin
Eine tief und wahrhaftig empfundene Marienfrömmigkeit ist das beste Mittel gegen die fortschreitende Erosion des Glaubens an die offenbarte und unverfälschte Wahrheit und die interreligiöse Relativierung des einzigen Erlösers der Menschen. Die Gottesmutter ist nicht nur Fürsprecherin bei ihrem Sohn, sondern auch Schutz und Schirm gegen moderne Häresien und allgemeinen Glaubensschwund. Wer sich der Teilhabe Marias am Erlösungswerk des Sohnes gewahr ist, muß keine Verwirrung fürchten.
Er läßt sich auch nicht verwirren durch die neue Note Mater populi fidelis aus dem Glaubensdikasterium, die den Marientitel der Miterlöserin als für „immer unangebracht“ erklärt.
Gerade in Europa gibt es eine Vielzahl von Marienwallfahrsorten als geistliche Zentren und Leuchttürme des Glaubens, wo die Beichtstühle noch voll sind und wirklicher Glaube an unseren Erlöser und an die leibliche Präsenz Christi in der Eucharistie die Gläubigen erfüllt. Man verehrt die Magd des Herrn, die Gott über alle erhöht hat. Sie, über die alle Geschlechter jubeln, lehrt uns als Mutter wahre Demut vor dem Herrn. Bezeichnenderweise gibt es marianisch geprägten Orte, wo nicht mit dem Rücken zum Herrn zelebriert wird, sondern ad orientem und ad dominum. Manchmal gibt es auch keinen sog. Volksaltar. Die Mundkommunion auf Knien ist keine Ausnahme. Die letzten Dinge, Himmel und Hölle, Sünde und Reue, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit werden nicht aus der Predigt eliminiert. Solche Orte sind damit natürlich nicht für Protestanten anschlußfähig. So finden wir dort auch keinen Kanzeltausch mit Kommmunionspendung an die protestantischen Pfarrer (und Gläubigen) und keine unehrliche Ökumene. Man ist dort auch in Sicherheit vor dem Synodalen Weg und Maria 2.0.
Die über 90 Prozent Katholiken in Deutschland, die angeblich eine völlig andere neue Kirche wollen, Laien wie leider auch Priester und Bischöfe, finden sich vermutlich selten in diesen Wallfahrtsorten ein, was per se sonst nur noch von den Orten gilt, wo die überlieferte lateinische Liturgie zelebriert wird. Es wirkt schon sehr pharisäerhaft, eine angenommene Verwirrungsanfälligkeit des gläubigen Volkes zu bemühen, um im besten Sinne marianischen konservativen Katholiken und letztlich der Tradition im weitesten Sinne eine Absage zu erteilen. Denn wo sonst steht Maria noch als Mitleidende in jeder Opfermesse unterm Kreuz bzw. Altar, wo das lebendige Opfer unserer Erlösung vom Priester dargebracht wird!
Nicht eine vermeintlich irregeleitete übergroße Liebe zur Gottesmutter Maria ist ein Problem für eine angemessene Christozentrik, sondern das Zurückdrängen des Erlösungsopfers der heiligen Messe hinter das gemeinschaftliche Gedächtnismahl protestantischer Prägung.
Der Zusammenhang ist evident. Daß man darum sehr wohl weiß, verrät der Hinweis auf das „besondere ökumenische Bemühen“ hinter der neuen Note. Und tatsächlich müssen viele Katholiken im Novus ordo nicht nur mit Kanzeltausch rechnen, sondern u. U. auch die völlig regelwidrige Nicht-Nennung der Gottesmutter im Hochgebet hinnehmen, weil Pfarrer nach Gutdünken einfach nur von Mutter, Mutter Maria oder schlicht Maria sprechen. Man muß gewärtigen, daß der Bitte, nach der Messe ein Salve Regina oder anderes Marienlied anzustimmen, vom Pfarrer eine Absage erteilt wird, weil das liturgisch nicht vorgesehen und man ja schließlich auch kein Marienwallfahrtsort sei.
In vielen Heiligen Messen landauf landab wurden und werden die Gläubigen vom Heiligen und der Transzendenz entwöhnt, indem die horizontale Ebene der Gemeinschaft und der gemeinschaftlichen „Aktivitäten“ im Gottesdienst im Vordergrund steht.
Doch selbst schlimmste liturgische Mißbräuche, die als „horror missae“ vielerorts zu beklagen sind, erfahren nach wie vor keine Mißbilligung seitens unserer Hirten oder gar aus Rom, selbst wenn damit die heilige Messe und Christus in unsäglicher Weise verspottet und beleidigt und die unverfälschte Lehre mit Füßen getreten werden.
Aktuelles Beispiel in Deutschland: Die TV-Veranstaltung im ZDF, die als sog. Queergottesdienstl unlängst mit bunt verqueeren Liedern und ebensolchen Gebeten im Format einer heiligen Messe über die Bildschirme flimmerte, die Sünde würdigte und der Selbstdarstellung eines exaltierten papageibunten Priesters eine Bühne bot.
Hier hat die allerseligste Gottesmutter keinen Platz, sie trauert und erfüllt zugleich ihre Aufgabe als Mater populi fidelis, das angesichts solcher Umtriebe bei ihr Zuflucht sucht. Sie stärkt es im wahren unverfälschten Glauben an den Erlöser, der sie in sein Erlösungswerk aufs engste eingebunden hat.
Wann gebietet Rom der „deutschen Kirche“ 1, die mit ihren synodalen Umtrieben mehr als Verwirrung stiftet, endlich Einhalt? Warum können eine Frau Schavan oder ein Bischof Bätzing und sog. Reforminitiativen sich hinstellen und die Frauenpriesterweihe fordern oder einer weltlichen Sexualmoral das Wort reden, ohne daß dies als „immer unangebracht“ abgelehnt wird, um das Volk der Gläubigen vor Verwirrung zu schützen?
Verwirrung und Abkehr von wahrer Christozentrik und der unverfälschten Wahrheit führen weder zu Maria, noch zu Christus, sondern nur noch zum Menschen selbst.
Von synodalen Irrwegen gehen verheerende Signale aus und nicht ohne Grund sind es irregeleitete Frauen z.B. von Maria 2.0 oder gewissen Frauenverbänden, die, von Bischöfen unterstützt, Maria vom Sockel holen und als ihresgleichen in ihre Mitte stellen wollen. Sie vereinnahmen sie unter dem Vorwand, Maria sei sonst nur ein unerreichbares Ideal einer Frau zur Beruhigung der halben Menschheit, die nicht Priester werden darf. Sie sehen nicht Christus im Zentrum, sondern schielen auf den Priester, dessen Weiheamt sie auch erreichen möchten, um Macht zu haben.
Die Tübinger Theologin Prof. Johanna Rahner äußerte im katholisch.de Interview sogar noch eine Empfehlung für das Glaubensdikasterium. Es gebe ein Marienbild in der Bibel, das „Maria nicht nur als Magd und Mutter deutet und nicht so „süßlich“ daherkommt und mehr ist als ein spekulatives, theologisch fragwürdiges Konstrukt wie die Miterlöserin“. Ausgehend vom Magnifikat sei Maria schließlich fast so etwas wie eine befreiungstheologisch inspirierte Machtkritikerin, die Hierarchien und auch die Ämterstruktur der Kirche in Frage stellen könne.
Das dürfte durchaus im Sinne der innerkirchlichen Reformbewegungen sein. Offensichtlich inspiriert die neue Note zu Marienbildern, die nicht nur jenseits von einer Miterlöserin sind, sondern ganz und gar danebenliegen und meilenweit von allem entfernt sind, was Maria für die Menschwerdung Gottes und die Kirche bedeutet und was sie mit ihrem fiat annahm.
Gott suchte das freie Ja eines Menschen, einer Frau, um als Mensch und Gott zu uns zu kommen, um uns zu erlösen. So machte er die Gottesmutter Maria nicht nur zu Seiner, sondern auch zu unserer Mutter und der Mutter der Kirche, und Er nahm sie auch mit Leib und Seele in den Himmel auf und krönte sie zur Königin des Himmels. Sie hat Anteil an Seinem Königtum.
Sie, die durch Seine Gnade als einziger Mensch die Sünde nicht kannte, die ihr Kind nicht unter Schmerzen gebar und Jungfrau war zuvor und danach, sie kann für uns Sünder bitten jetzt und in der Stunde unseres Todes, weil ihr unbeflecktes Herz auf das engste unauflöslich mit dem Herzen Jesu verbunden ist, seit sie Gottes Sohn unter ihrem Herzen trug.
Sie, die durch Gottes Gnade Beschenkte, Erfüllte und Ersterlöste, war nicht nur das Mädchen von nebenan und dann eine Mutter wie jede andere, sondern sie wurde die neue Eva, die uns Jesus als neuen Adam in die Welt bringen durfte. Durch sie konnte das Wort Fleisch werden.
Wenn wir zu Maria beten und um ihre Fürsprache bitten, beten wir nicht sie an, sondern den, dessen erster Tabernakel ihr Schoß war und den sie auf die Welt gebracht hat. Sie ist keine Göttin, aber sie brachte Gott als Mensch zu uns.
Es entfernt sich nicht der vom Glauben an unseren Herrn und Gott und einzigen Erlöser, der Maria als Miterlöserin verehrt, sondern sowohl der, der sie vom Sockel holt, als auch der, der sich in den gefährlichen Sog einer Vermischung mit Pachamama oder anderen heidnischen Göttinnen begibt.
Maria, die vor uns allen mit Leib und Seele in den Himmel Aufgenommene, hat keinen Anteil an Christi Gottheit, aber Gott hat sie auch nicht ohne Grund gekrönt.
Natürlich bedeutet das nicht, daß wir Marias Mitwirken am Erlösungswerk Christi mit diesem gleichsetzen dürfen. Doch wie die Note selbst darstellt, zieht sich die Verwendung der nun „immer unangebrachten“ Marientitel der Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden durch die Kirchengeschichte hindurch, ohne daß sie Christus „etwas weggenommen“ hätten. Wirkliche Probleme wie oben beschrieben, denen man durch Mißbilligung begegnen müßte, sehen anders aus, und nicht Konservative oder Traditionsverbundene stiften Verwirrung, sondern die Glaubenshüter höchstselbst.
„Wenn eine Begrifflichkeit jedoch viele und ständige Erklärungen erfordert, um einem abweichenden und irrigen Verständnis entgegenzuwirken, leistet er dem Glauben des Volkes Gottes keinen Dienst und wird unpassend (Mater populi fidelis 22).“
Kardinal Fernández selbst arbeitet allerdings ständig mit semantischer Begriffsverwirrung, um die Lehre der Kirche zu manipulieren, wie bei der variablen Definition des Segens in Fiducia supplicans. War da die Verwirrung nicht so groß, daß Kardinal Fernández eine Erklärung zur Erklärung nachschieben mußte, die es auch nicht besser machte?
Wir erinnern uns auch noch an das unwürdige Spektakel in Rom zur Verehrung der indigenen Figur der Pachamama als eine heidnische Mutter-Erde-Göttin, die Papst Franziskus im Zuge der Amazonassynode beförderte. Kein Wort zur möglichen Verwirrung der Gläubigen durch die Vermischung mit dem Bild Mariens, die den Erlöser in sich trägt. Kein Wort zur Gefahr des Götzendienstes,
Stattdessen nun das: Das neue Papier aus dem Dikasterium warnt vor einer unangemessenen Sicht auf die Muttergottes und insinuiert als Anlaß für die Ermahnung die mögliche Verwirrung der Gläubigen, die in irgendwie fehlgeleiteter kindlicher Marienfrömmigkeit die Stellung des Gottessohnes, des alleinigen Erlösers der Menschen, verdunkeln könnte.
Vielleicht sollten wir als nächstes eine Note zu Maria als Trost der Migranten erbitten, ein Verwirrung stiftender Marientitel, den Papst Franziskus der Lauretanischen Litanei beigefügt hat und der in dieser Begrifflichkeit v.a ein politisches Programm unterstützt. Vielleicht erfahren wir dann ja zu unserer Überraschung, daß die Kirche so gewaltig an ihrem Missionsauftrag gearbeitet hat, daß die mehrheitlich muslimischen Migranten, die Maria nur als Mutter des Propheten Jesus kennen, nun bei der Mutter Gottes im Gebet Trost auf der Flucht finden und durch sie zu Jesus geführt werden.
Für uns ist sie jedenfalls nicht eine interreligiös akzeptierbare Mutter des Menschen Jesu, sondern in Wahrheit Mutter des einen wahren Gottes. Sie sieht immer nur auf ihren Sohn, ihr Kind, sein Kreuz, ihren Gott. Sie ist durch und durch christozentrisch und gerade darin unser Vorbild.
An sie, die Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden, wenden wir uns weiterhin im Gebet, auch mit den Worten eines heiligen Papstes:
Gebet Johannes Paul II. in der Kapelle Notre-Dame de la Médaille miraculeuse in Paris
„O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen.“
So hast du, o Maria, Katharina Labouré zu beten gelehrt – hier an diesem Ort und eben vor einhundertfünfzig Jahren. Diese Anrufung ist jeder Medaille eingeprägt; viele Gläubige in der weiten Welt tragen sie voll Vertrauen! Du bist gebenedeit unter allen Frauen! (…)
Du warst so eng mit dem ganzen Werk unserer Erlösung und mit dem Kreuz unseres Erlösers verbunden; dein Herz wurde durchbohrt an der Seite seines Herzens. Und nun, in der Herrlichkeit deines Sohnes, hörst du nicht auf, für uns, arme Sünder, einzutreten.
Du wachst über die Kirche, deren Mutter du bist. Du wachst über jedes deiner Kinder.
Du erhältst von Gott für uns alle Gnaden, deren Symbol die Lichtstrahlen sind, die von deinen geöffneten Händen ausgehen, unter der einen Bedingung, dass wir den Mut haben, dich darum zu bitten, dass wir uns dir mit dem Vertrauen und der Unbefangenheit eines Kindes nähern.
Und so führst du uns unaufhörlich zu deinem Sohn Jesus.
1 So ist es tatsächlich in einer Einladung des Dekanats Bodensee-Oberschwaben, der kath. Erwachsenenbildung und des „Konzils von unten“ zu einem Vortrag der ehemaligen deutschen Botschafterin beim Vatikan, Frau Annette Schavan, zu lesen.


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