Newman wird Kirchenlehrer – neues Mariendokument sorgt für Debatten

Rätselhafte Doppel-Audienz im Vatikan


Am Hochfest Allerheiligen erhob Papst Leo XIV. den heiligen John Henry Newman zum Kirchenlehrer
Am Hochfest Allerheiligen erhob Papst Leo XIV. den heiligen John Henry Newman zum Kirchenlehrer

Am Sams­tag vor­mit­tag um 10.30 Uhr römi­scher Zeit begann in der monu­men­ta­len Vor­hal­le, dem Nar­thex, des Peters­doms im Vati­kan die Hei­li­ge Mes­se zum Hoch­fe­ste Aller­hei­li­gen, das im lau­fen­den Hei­li­gen Jah­re zugleich als „Jubel­jahr der Welt der Bil­dung“ began­gen wur­de. Wäh­rend die­ser Fei­er wur­de, wie zuvor ange­kün­digt, der hei­li­ge John Hen­ry New­man fei­er­lich zum Kir­chen­leh­rer erhoben.

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In der fei­er­li­chen latei­ni­schen For­mel, die Papst Leo XIV. ver­kün­de­te, heißt es:

„Wir erklä­ren, dem Wun­sche vie­ler Brü­der im Bischofs­amt und zahl­rei­cher gläu­bi­ger Chri­sten aus der gan­zen Welt ent­spre­chend, nach Bera­tung mit dem Dik­aste­ri­um für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se, in vol­ler Kennt­nis der Sache und nach reif­li­cher Über­le­gung, kraft der Fül­le der apo­sto­li­schen Auto­ri­tät, den hei­li­gen John Hen­ry New­man zum Leh­rer der Welt­kir­che. Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geistes.“

Mit die­ser Erklä­rung reiht sich der gro­ße eng­li­sche Theo­lo­ge und Kon­ver­tit in die Rei­he jener Gestal­ten ein, deren geist­li­che und lehr­mä­ßi­ge Bedeu­tung von blei­ben­dem Gewicht für die gesam­te Kir­che ist.

Neues lehramtliches Dokument über die Marienverehrung

Am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag wur­de ein wei­te­res wich­ti­ges kirch­li­ches Ereig­nis ange­kün­digt. Die vati­ka­ni­sche Pres­se­stel­le gab am 30. Okto­ber 2025 eine Mit­tei­lung des Dik­aste­ri­ums für die Glau­bens­leh­re bekannt, in der die bevor­ste­hen­de Ver­öf­fent­li­chung eines neu­en Lehr­do­ku­ments ange­kün­digt wird:

Das Schrei­ben trägt den Titel „Mater Popu­li Fide­lis. Lehr­amt­li­che Note über eini­ge Mari­en­ti­tel in bezug auf die Mit­wir­kung Mari­ens am Erlö­sungs­wer­ke“. Die Vor­stel­lung soll am mor­gi­gen Diens­tag, dem 4. Novem­ber 2025, zwi­schen 10.00 und 12.30 Uhr in der Gene­ral­ku­rie der Jesui­ten in Rom stattfinden.

Dem Kom­mu­ni­qué zufol­ge han­delt es sich offen­bar nicht um eine klas­si­sche Pres­se­kon­fe­renz; es ist weder eine Live-Über­tra­gung vor­ge­se­hen, noch wer­den die anwe­sen­den Jour­na­li­sten im Anschluß Fra­gen stel­len dür­fen. Hin­ter den Kulis­sen war bereits bekannt gewor­den, daß der Text mehr­fach über­ar­bei­tet wur­de, nach­dem Papst Leo XIV. wesent­li­che Ände­run­gen ver­langt hatte.

Papst Fran­zis­kus mit sei­nem Aug­ap­fel Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez, den er zum Kar­di­nal kre­ierte und zum Glau­bens­prä­fek­ten ernannte

Die Initia­ti­ve selbst geht noch auf das Pon­ti­fi­kat von Leos Vor­gän­ger Fran­zis­kus zurück und steht in einem direk­ten Zusam­men­han­ge mit der im April 2023 errich­te­ten Beob­ach­tungs­stel­le für Erschei­nun­gen und mysti­sche Phä­no­me­ne im Zusam­men­han­ge mit der Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria und den im Mai 2024 durch das Glau­bens­dik­aste­ri­um ver­öf­fent­lich­ten neu­en „Nor­men für das Ver­fah­ren zur Beur­tei­lung mut­maß­li­cher Erschei­nun­gen und ande­rer über­na­tür­li­cher Phä­no­me­ne“. (Sie­he dazu auch: Mari­en­er­schei­nun­gen, Papst­kri­tik, End­zeit­pro­phe­ti­en – und ein unan­ge­neh­mer Bei­geschmack.)

Im Novem­ber 2024 begab sich Glau­bens­prä­fekt Kar­di­nal Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez ein wei­te­res Mal zu Fran­zis­kus in Audi­enz. Im Gepäck hat­te er ein „Blatt für die Audi­enz mit dem Hei­li­gen Vater“ mit dem The­ma: „Fal­sche Mystik und geist­li­cher Miß­brauch“, das am 22. Novem­ber vom argen­ti­ni­schen Papst geneh­migt und am 27. Novem­ber ver­öf­fent­licht wur­de. Seit­her arbei­te­te das Glau­bens­dik­aste­ri­um dar­an, auch im Zusam­men­han­ge mit Erschei­nungs­phä­no­me­nen die Straf­tat des „geist­li­chen Miß­brauchs“ einzuführen.

Dann folg­te der Tod von Fran­zis­kus und die Fra­ge, was mit den „mario­lo­gi­schen Fra­gen“ sei­nes Pon­ti­fi­ka­tes gesche­hen wer­de. Kar­di­nal Tucho Fernán­dez dräng­te früh­zei­tig dar­auf, den ein­ge­schla­ge­nen Weg fort­zu­set­zen. Am ver­gan­ge­nen 3. Juli, kei­ne zwei Mona­te nach der Wahl von Papst Leo XIV., bestä­tig­te Fernán­dez am Ran­de einer Pres­se­kon­fe­renz, daß sein Dik­aste­ri­um die Arbeit an einem Doku­ment mit Klar­stel­lun­gen zur Mari­en­fröm­mig­keit fort­set­ze. Kon­kret wer­de es um „Klar­stel­lun­gen“ zu den neu­en Nor­men für die Beur­tei­lung mut­maß­li­cher über­na­tür­li­cher Phä­no­me­ne gehen.

Beob­ach­ter ver­mu­ten hin­ter den gan­zen Bestre­bun­gen, daß das neue Doku­ment den Ver­such dar­stellt, eine mög­li­che Dog­ma­ti­sie­rung Mari­ens als „Mit­erlö­se­rin, Mitt­le­rin und Für­spre­che­rin des Got­tes­vol­kes“ – das soge­nann­te „fünf­te Mari­en­dog­ma“ – end­gül­tig zu unter­bin­den oder wenig­stens theo­lo­gisch zu begrenzen.

Zwei Audienzen für den Erzbischof von Los Angeles

Schließ­lich sorg­te auch eine kurio­se Nach­richt aus der ver­gan­ge­nen Woche für Auf­merk­sam­keit. Laut dem Tages­bul­le­tin der vati­ka­ni­schen Pres­se­stel­le emp­fing Papst Leo XIV. am 22. Okto­ber 2025 Erz­bi­schof José Hora­cio Gómez, den Erz­bi­schof (Metro­po­li­ten) von Los Ange­les, gemein­sam mit sei­ner Dele­ga­ti­on in Privataudienz.

Msgr. Gómez, mexi­ka­ni­scher Abstam­mung, gehört dem Opus Dei an. Der von Bene­dikt XVI. ernann­te Erz­bi­schof von Los Ange­les wur­de von Fran­zis­kus, bekannt für sei­ne Abnei­gung gegen­über dem Opus Dei, weder zum Kar­di­nal kre­iert noch in römi­sche Gre­mi­en beru­fen. Von 2019 bis 2022 war Gómez Vor­sit­zen­der der Bischofs­kon­fe­renz der USA.

Erstaun­lich ist, daß das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt nur eine Woche spä­ter, am 29. Okto­ber, erneut von einer Audi­enz für Erz­bi­schof Gómez berich­te­te – dies­mal ergänzt um den aus­drück­li­chen Titel „Metro­po­lit“. Über die Grün­de für die­se zwei­te Begeg­nung wur­de bis­lang nichts bekannt, eben­so wenig lie­gen offi­zi­el­le Pho­tos der ersten Audi­enz vor.

Msgr. Gómez wird am kom­men­den 26. Dezem­ber sein 74. Lebens­jahr vollenden.

Erz­bi­schof José Hora­cio Gómez, Erz­bi­schof von Los Ange­les, wur­de inner­halb weni­ger Tage zwei Mal von Papst Leo XIV. in Audi­enz empfangen

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​V​a​t​i​c​a​n​N​ews (Screen­shots)

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