
Martina Pastorelli von der Tageszeitung La Verità führte ein Interview mit dem bekannten Liturgiker Don Nicola Bux, der ein persönlicher Freund von Benedikt XVI. war, um Bilanz über das zu Ende gegangene Pontifikat von Franziskus zu ziehen. Dabei wurden vor allem kontroverse Punkte angesprochen. Don Bux fordert, daß, wer immer zum nächsten Papst gewählt wird, die Dubia der Kardinäle zu umstrittenen Fragen zu beantworten hat.
La Verità: Das Leitmotiv im Denken von Franziskus war die Barmherzigkeit Gottes, die auch im päpstlichen Wahlspruch vorkommt: Welchen Einfluß hatte dies auf seine Theologie?
Don Nicola Bux: Papst Franziskus hat darauf bestanden, daß Beichtväter den Pönitenten die Absolution erteilen, und dabei nur einen Teil der Wahrheit gesagt: Nämlich daß man immer vergeben muß, aber er hat den anderen vergessen zu sagen, daß sie dafür bereuen müssen. Die göttliche Barmherzigkeit scheint nicht als die Erfüllung der Gerechtigkeit nach dem höheren Maßstab der Liebe und der Vergebung verstanden zu werden, sondern als etwas, über das man ohne Rücksicht verfügen kann. In Wahrheit setzt die Barmherzigkeit der Seite Gottes seine Gerechtigkeit und Nächstenliebe voraus, auf der Seite des Menschen aber die Bereitschaft, sich mit Ihm zu versöhnen. Die Barmherzigkeit ist also niemals ein Automatismus.
La Verità: Nehmen wir eine seiner bekanntesten und am meisten kritisierten Schriften, weil er in bestimmten Fällen wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen hat: die Exhortatio Amoris laetitia. Was bedeutet sie für die katholische Sakramentenlehre?
Don Nicola Bux: Das Schreiben wurde so interpretiert, daß wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen können, ohne daß sie versuchen, „wie Bruder und Schwester“ zu leben. Eine solche Auslegung, die von Papst Franziskus gebilligt wurde, widerspricht der immerwährenden Lehre der Kirche, die von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. bekräftigt wurde, und führt einen noch nie dagewesenen Lebenszustand in die Kirche ein. Dieser Zustand ist ein wahrhaft geduldetes Konkubinat. Und nicht nur das, die Art und Weise, wie Amoris laetitia dies billigt, ist potentiell sogar noch schädlicher. Amoris laetitia scheint zu bekräftigen, daß es nicht immer möglich oder sogar ratsam ist, das Sittengesetz zu befolgen. Es wäre vorzuziehen, zu glauben, daß der Papst sich lediglich „fahrlässig“ ausgedrückt hat, anstatt annehmen zu müssen, er habe eindeutig einen Irrtum gelehrt. Dies erscheint jedoch zweifelhaft, wenn man bedenkt, daß die Kongregation für die Glaubenslehre Korrekturen an Amoris laetitia vorgeschlagen hatte, die aber ignoriert wurden. Wir befinden uns in einer äußerst ernsten Situation: Früher oder später wird eine Klarstellung notwendig sein.
La Verità: Hat Franziskus mit seinem Pontifikat bei brisanten Themen wie der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare einen Bruch mit der katholischen Lehre vollzogen?
Don Nicola Bux: Seine Antwort auf die Frage nach dem Zustand der Homosexuellen ist bekannt: „Wenn ein Mensch Gott sucht, wer bin ich, um zu richten?“ „Richten“ bedeutet im Johannesevangelium auch ‚verurteilen‘, eine Handlung, die nur der Herr tun kann. Davon aber abgesehen: Was bedeutet es, Gott zu suchen? Es bedeutet, sich auf den Weg der Umkehr zu begeben. Aufgrund seines unvollständigen Denkens hat Franziskus in der katholischen Lehre Verwirrung gestiftet. Wenn man noch hinzufügt, daß unter den Pfarrern und den Gläubigen in dieser Hinsicht Unwissenheit und Oberflächlichkeit herrschen, kann man sich die Folgen vorstellen.

La Verità: Kommen wir zu Fiducia supplicans, dem Dokument des Dikasteriums für die Glaubenslehre, das den Weg für die Segnung homosexueller Paare und irregulärer Paare öffnete: Was wollte der Papst damit sagen, indem er diese Möglichkeit zuließ?
Don Nicola Bux: Es gibt jene, die diese Erklärung und die Versuche, sie zu rechtfertigen, für eine Beleidigung der Intelligenz halten. Jene, die die Glaubens- und Sittenlehre, insbesondere die Normativität der Offenbarung kennen, fragen fünf Kardinäle im ersten 2023 veröffentlichten Dubium [Zweifel]: Ist es möglich, daß die Kirche heute Lehren verkündet, die im Widerspruch zu denen stehen, die sie früher in Fragen des Glaubens und der Sitten gelehrt hat, sei es durch den Papst ex cathedra, sei es durch die Definitionen eines ökumenischen Konzils, sei es durch das gewöhnliche universale Lehramt der über die ganze Welt verstreuten Bischöfe? Jene, die sich der Logik bedienen, sind dagegen, und so entsteht das zweite Dubium der Kardinäle: Ist es möglich, daß ein Pfarrer unter bestimmten Umständen die Ehe zwischen homosexuellen Personen segnen kann und damit impliziert, daß homosexuelles Verhalten als solches nicht gegen das Gesetz Gottes und den Weg der Person zu Gott verstößt? Mit diesem Zweifel ist ein weiterer verbunden: Bleibt die vom universalen ordentlichen Lehramt vertretene Lehre gültig, wonach jede sexuelle Handlung außerhalb der Ehe, und insbesondere homosexuelle Handlungen, eine objektiv schwere Sünde gegen das Gesetz Gottes darstellen, unabhängig von den Umständen, unter denen sie stattfinden, und der Absicht, mit der sie vollzogen werden? Daher ist das Flicken, das der Vatikan seither dazu veröffentlicht hat, schlimmer als das Loch selbst.
La Verità: In Fragen der natürlichen Moral war Papst Franziskus jedoch immer sehr klar und sogar hart: Abtreibung und Euthanasie sind nicht zulässig. Wurde also die Kontinuität in bezug auf moralische Absolutheiten gewahrt?
Don Nicola Bux: Benedikt XVI. hat in seinen Notizen vom April 2019 den Ursprung des Debakels der katholischen Moral und damit auch der Spaltung unter den Katholiken beschrieben: Es rührt von der Meinung her, daß das Zusammenleben, sei es eines heterosexuellen oder eines homosexuellen Paares, keine Sünde ist. Das Schisma, das zunächst unterschwellig vorhanden war, ist nun an die Oberfläche gekommen: Ob es bei einem der nächsten kirchlichen Ereignisse formell verkündet wird, wird man sehen. Der nächste Papst wird sich entscheiden müssen, ob er die Spaltung vertiefen oder sie durch die Einberufung eines Konzils kitten will. Wer auch immer Kandidat auf den Papstthron sein wird, wird im Vorkonklave aufgefordert werden müssen, auf die Dubia zu antworten, die seit 2015 vorgelegt wurden, aber keine Antwort erhalten haben, auch auf die Gefahr hin, die Spaltung der Kirche zu vertiefen.
La Verità: Einige sind der Meinung, daß die Sozialenzykliken Laudato si‘ und Fratelli tutti von der Lehre der katholischen Soziallehre abweichen. Was ist Ihre Meinung dazu?
Don Nicola Bux: Von vielen Seiten wurde festgestellt, daß in Fratelli tutti die übernatürliche Dimension völlig fehlt; daß es keinen Hinweis auf die Notwendigkeit der Zugehörigkeit zur Kirche gibt, um das ewige Heil zu erlangen. Darüber hinaus wird der unvollendete Zustand der Menschheit nicht als Folge der Erbsünde betrachtet, aus der Kriege und Tod hervorgehen. Es fehlen die Erlösung, die Berufung zur Heiligkeit, das Wirken der Gnade und vor allem das Ostergeheimnis des Herrn. Zudem scheint es, daß die Brüderlichkeit durch die bloße Tatsache der Zugehörigkeit zur Menschheit verwirklicht wird. Im Grunde handelt es sich um eine Revolution in der katholischen Moraltheologie mit dem Wegfall der Grundfrage: Warum ist Gott in Jesus Christus Mensch geworden? Von einem neuen Humanismus oder einer menschlichen Brüderlichkeit ohne Jesus Christus zu sprechen ist umso schwerwiegender, als diese Entfremdung hauptsächlich von den Hirten und nicht von den Laien ausgeht.
La Verità: Laudato si‘ wurde vom progressiven Denken als ökologisches Manifest verwendet: Wie hat Franziskus die integrale Ökologie verstanden?
Don Nicola Bux: Der von Papst Franziskus sogar mit einer Enzyklika gepriesene Ökologismus ist keine „Sorge um die Schöpfung“, sondern verkappter Neo-Malthusianismus, wie Ettore Gotti Tedeschi feststellte. Diese Ideologie erklärt, daß die Umwelt vor übermäßigem Konsum geschützt werden muß, der notwendig ist, um zu viele Mäuler zu stopfen, was das Ergebnis einer übermäßigen Geburtenrate sei. Der Papst ging sogar so weit zu sagen, daß die Umkehr mehrere Ebenen hat: die spirituelle, die pastorale, die kulturelle und sogar die ökologische, die nicht voneinander zu trennen seien. In Wahrheit hat die Bekehrung des Menschen zu Gott nur ein Ziel: den Glauben an das Evangelium von Jesus Christus. Die Umweltproblematik hat nicht nur all die sozioökonomischen Störungen verursacht, die wir derzeit erleben, sondern ist auch die Quelle von Konflikten, die die Lage der Menschen verschlimmern.
La Verità: Während des Pontifikats von Franziskus und mit seiner Zustimmung wurde, zumindest in Italien, dem „Land des Papstes“, die neue Version des Vaterunsers in Gebrauch genommen: Welche Bedeutung hat es, daß der Papst die Formulierung „Gib der Versuchung nicht nach“ gegenüber „Führe uns nicht in Versuchung“ bevorzugt?
Don Nicola Bux: Die Beziehung zwischen der göttlichen Güte, der teuflischen Versuchung und dem Zulassen des Bösen hat die Formulierung „et ne nos inducas in tentationem“ immer schwer erklärbar gemacht, denn sie scheint zu suggerieren, daß fast Gott für unsere Versuchungen verantwortlich ist. Im Italienischen bedeutet das Verb indurre nicht nur drängen, sondern auch an einen Ort führen. Das Wort temptatio bedeutet aber auch Prüfung. Es wäre besser gewesen, das Substantiv zu ändern. Der heilige Thomas von Aquin sagt: „Christus lehrt uns nicht zu bitten, daß wir nicht versucht werden, sondern nicht in Versuchung geführt zu werden“. Und er fragt: „Ruft aber Gott das Böse hervor, da er uns sagen läßt: Führe uns nicht in Versuchung?“ Ich antworte mit dem Hinweis, daß Gott das Böse zuläßt, insofern er den Menschen wegen seiner vielen vorhergehenden Sünden seiner Gnade beraubt, die ihm entzogen wird, so daß er in die Sünde verfällt. Daher sollte man den Text des Pater noster so belassen, wie er war, als Zeichen der Transzendenz Gottes, ohne die drei Ebenen zu verwechseln: Übersetzung, Interpretation, Katechese. Die neue italienische Übersetzung hat sich auf der letzten Ebene, der Katechese, abgeflacht. Gott erscheint nicht mehr als derjenige, der uns in die Versuchung führt, sondern als derjenige, der uns der Versuchung überlassen kann.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/MiL (Screenshots)
Eine Antwort des nächsten Papstes auf die Dubia und die Häresie-Vorwürfe gegen Franziskus würde mich weit mehr erstaunen als die baldige „Heiligsprechung“ des Vorgängers. – Benedikt XVI wird hier vermutlichsehr viel länger warten dürfen – leider.
War das Jahr der Barmherzigkeit, das Franziskus ausgerufen hatte, der Vorläufer seiner dann eingeleiteten Barmherzigkeiten für Schwule, wiederverheiratete Geschiedene usw?
Der Sonntaag der Barmherzigkeit blieb dagegen unbeachtet.
Da ich mich nach gründlicher Prüfung der Sachverhalte entschieden hatte, auf die „Segnungen“ der modRNA-Vakzine zu verzichten, traf mich (wie auch andere „Ungeimpfte“) der Bannstrahl päpstlicher Barmherzigkeit mit ganzer Wucht, da ich diesen „Akt der Nächstenliebe“ verweigerte und nach Meinung von Papst Franziskus „Selbstmordneigungen“ pflegte.
Auch verweigere ich mich dem Narrativ des anthropogenen, monokausal CO2-bedingten Klimawandels mit seinen erdrückenden Folgen, halte ihn für ein Geschäftsmodell und lehne den Beitritt des Vatikans zum Pariser Klimaabkommen mit seiner Billigung von Abtreibung ab.
Ich halte auch die Kritik von WB Schneider an der Erklärung von Abu Dhabi für berechtigt, es ist falsch oder zumindest mißverständlich, die Vielfalt der Religionen als Gottes Wille zu bezeichnen.
Die Forderung einer „Weltregierung“, Förderung der Migration, der Umgang mit Mißbrauchstätern, Missachtung der chinesischen Untergrundkirche .. die Liste ließe sich verlängern.
Das Lob der Freimaurer für Papst Franzikus spricht eine eigene Sprache.
Ein Heiliger ? Gott weiß es..