
Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus zwingt zur Kunst der Improvisation. Bereits im März wurde eine Liste von Kardinälen veröffentlicht, die Franziskus bei den verschiedenen Zelebrationen vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag vertreten sollen. Die Folge waren Polemiken und Dementis. Was an die Öffentlichkeit drang, war nur ein Teil dessen, was hinter verschlossenen Türen geschah. Grund dafür war die von Medien verbreitete Meldung, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin werde anstelle des Papstes den Segen Urbi et Orbi spenden.
Die genannten Termine nahen und das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes veröffentlichte das Heft für die Zelebration für den Auftakt, den Palmsonntag. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren scheint kein „Vorsitzender“ auf. Die Formel wird verwendet, seit Franziskus keinen öffentlichen Kultus mehr zelebriert. Bis 2021 hatte es „Zelebriert“ geheißen. Das war das letzte Jahr, an dem Franziskus zelebrierte. In den Jahren 2022 bis 2024 führte er den „Vorsitz“, während ein Kardinal ihn als Zelebrant vertrat. 2025 scheint weder ein Zelebrant noch ein Vorsitzender auf, weil Franziskus weder in der einen noch in der anderen Funktion auftreten wird.
Als Zelebrant für den Palmsonntag wurde bereits im März Kardinal Leonardo Sandri genannt. Der Subdekan des Kardinalskollegium wurde heute in dieser Aufgabe bestätigt. Es erstaunt, daß faktisch zeitgleich das liturgische Heft für die Zelebration ohne irgendeine Namensnennung veröffentlicht, aber Kardinal Sandra als Zelebrant bestätigt wurde.
Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, empfing Franziskus zwei ranghohe Vertreter des Staatssekretariats, Substitut Edgar Peña Parra und Erzbischof Paul Richard Gallagher, den Außenminister des Heiligen Stuhls. Nicht anwesend war Staatssekretär Parolin, was die Gerüchteküche befeuert, laut der Franziskus die Ambitionen Parolins auf seine Nachfolge zu dämpfen versucht.
Laut Presseamt gibt es derzeit noch keinerlei Vorhersagen oder Anweisungen bezüglich einer Teilnahme von Franziskus an den bevorstehenden Zelebrationen. Man könnte von einer stufenweisen Annäherung an das Ende des Pontifikats sprechen, allerdings hat Franziskus der Kirche seit dem Palmsonntag 2021 noch heftige Schläge versetzt, man denke an Traditionis custodes, die Synodalitätssynode und Fiducia supplicans.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshots)
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