Die Fernsehübertragung des Konsistoriums zur Ernennung von 21 neuen Kardinälen zeigte keine Details. Dennoch war es offensichtlich, daß Franziskus einen sichtbaren blauen Fleck an der rechten Seite seines Kinns hatte.
Papst Franziskus erschien am Samstag, dem 7. Dezember, zum Konsistorium im Petersdom mit einem sichtbaren und ausgedehnten bläulichen Bluterguß direkt unter seinem Kinn. Die Kameras des vatikanischen Fernsehzentrums, die während der Messe mit den neuen Kardinälen auf ihn gerichtet waren, vermieden es sorgfältig, ihn von vorne zu filmen.
Der Vatikan ließ inoffiziell durchsickern, daß kein Grund zur Sorge bestehe. Es handle sich um einen kleinen und banalen häuslichen Unfall. Wahrscheinlich ein Sturz, zum Glück ohne gröbere Folgen.
Franziskus konnte alle anberaumten Audienzen wahrnehmen und ebenso andere Termine. Er verlas seine Reden und witzelte sogar. Außerdem trug er keinen Verband im Gesicht.
Das Ausmaß des Blutergusses an seinem Kinn und unter dem Kinn, unterstrichen durch das Weiß des päpstlichen Gewandes – ein unübersehbarer Kontrast –, war natürlich Gegenstand großer Neugierde.
Die päpstlichen Hofberichterstatter reagierten unterschiedlich. Die Papst-Freundin Elisabetta Piqué spielte die Angelegenheit herunter und fand nur wenige Worte dafür:
„…obwohl er während der Zeremonie in guter Verfassung und guter Laune war, erschien er mit einem ziemlich großen Bluterguß an der rechten Seite seines Kinns, der von einem Sturz gestern Morgen herrührt, der keine größeren Folgen hatte.“
Schließlich sah man im vatikanischen Presseamt doch die Notwendigkeit, auch offiziell eine Stellungnahme abzugeben. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte, daß Franziskus „eine Prellung“ erlitten habe, die das Hämatom in seinem Gesicht verursacht hat.
Die Prellung hatte sich Franziskus, so der Leiter des vatikanischen Presseamtes, am Freitagmorgen zugezogen, als er „mit dem Kinn auf den Nachttisch aufschlug“.
Dessen ungeachtet konnte Franziskus am Samstag sein zehntes Konsistorium im Petersdom abhalten und neue Kardinäle kreieren. Dieses Mal waren es gleich 21 neue Purpurträger.
Die Zahl der Papstwähler schnellte durch die Neuernennungen auf 140 hinauf, obwohl die Wahlordnung für ein Konklave eine Höchstzahl von 120 Wählern festschreibt. Franziskus ist sehr daran gelegen, seine Nachfolge möglichst selbst zu regeln. Das wird ihm im Detail wahrscheinlich nicht gelingen, dafür will er aber zumindest die Richtung für die Kirche festlegen.
„Nicht nur die Kirche hat blaue Flecken durch ihn“, meinte ein Kommentator mit Bezug auf die Agenda, die der regierende Papst der Kirche verordnet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Da hat er am Wochende sein blaues Wunder erlebt. Im Peterdom wird eine Kardinalsernennung hingehundst, die fälschlicherweise als Messe ausgegeben wird. Ein Tauerspiel. Gleichzeitig findet das Eröffnungswochenende von Notre Dame in Paris statt, das alles in den Schatten stellt, was seit Jahrzehnten im Peterdom stattgefunden hat. Salopp ausgedrückt: Die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte und alle Welt hat zugeschaut.