Heilige Pforten wird es nur in Rom geben

Klarstellung zum Heiligen Jahr 2025


Die Öffnung der Heiligen Pforte durch Papst Pius XII. am 24. Dezember 1949 zur Eröffnung des Heiligen Jahres 1950.
Die Öffnung der Heiligen Pforte durch Papst Pius XII. am 24. Dezember 1949 zur Eröffnung des Heiligen Jahres 1950.

Im Tages­bul­le­tin des Pres­se­am­tes des Hei­li­gen Stuhls erschien gestern eine bemer­kens­wer­te Notiz des Dik­aste­ri­ums für die Evan­ge­li­sie­rung, das von Kar­di­nal Luis Anto­nio Tag­le gelei­tet wird. Dar­in wird klar­ge­stellt, daß es im bevor­ste­hen­den Hei­li­gen Jahr 2025 nur vier Hei­li­ge Pfor­ten geben wird und sich alle vier in Rom befin­den werden.

Anzei­ge

Jede der vier Patri­ar­chal­ba­si­li­ken oder Papst­ba­si­li­ken in Rom ver­fügt über eine Hei­li­ge Pfor­te, auch Por­ta Domi­ni, „Tür des Herrn“, genannt. Die­se sind zuge­mau­ert und wer­den nur alle 25 Jah­re für ein Hei­li­ges Jahr geöff­net. Das näch­ste Hei­li­ge Jahr beginnt am kom­men­den 24. Dezem­ber. Das geschieht um 16:30 Uhr mit einer fei­er­li­chen Zere­mo­nie, bei der Papst Fran­zis­kus die Hei­li­ge Pfor­te des Peters­doms öff­nen wird.

Mit Blick auf die­ses Hei­li­ge Jahr gin­gen im Vati­kan meh­re­re Anfra­gen von bedeu­ten­den inter­na­tio­na­len Hei­lig­tü­mern ein, die um Erlaub­nis ersuch­ten, daß auch sie eine Hei­li­ge Pfor­te ein­rich­ten dür­fen. Im außer­or­dent­li­chen Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit 2016 hat­te Papst Fran­zis­kus dazu ein­ge­la­den, welt­weit in mög­lichst vie­len Kir­chen Hei­li­ge Pfor­ten ein­zu­rich­ten. So gab es auch im deut­schen Sprach­raum Dut­zen­de von Hei­li­gen Pfor­ten, in der Regel an allen Dom­kir­chen, aber auch bedeu­ten­den Wall­fahrts­kir­chen und auch in aus­ge­wähl­ten Pfar­rei­en. An allen konn­te der Jubi­lä­ums­ab­laß gewon­nen wer­den. Die Gewin­nung des Jubi­lä­ums­ab­las­ses ist auch im bevor­ste­hen­den Hei­li­gen Jahr nicht nur an den vier Papst­ba­si­li­ken in Rom, son­dern welt­weit mög­lich. Das Durch­schrei­ten einer Hei­li­gen Pfor­te wird aber nur in Rom mög­lich sein. Die Kir­chen, deren Besuch zur Gewin­nung des Ablas­ses befä­higt, wer­den von jenem Bischof für sei­ne Diö­ze­se bestimmt. In der Regel han­delt es sich dabei um die Bischofs­kir­che, doch kön­nen noch wei­te­re Kir­chen hin­zu­ge­fügt werden. 

Die Rege­lung von 2016 sorg­te nun offen­bar für eini­ge Ver­wir­rung, denn für das ordent­li­che Hei­li­ge Jahr 2025 sieht es anders aus. Wie Rom gestern, 146 Tage vor Beginn des Hei­li­gen Jah­res, klar­stell­te, wird es nur die vier histo­ri­schen Hei­li­gen Pfor­ten an den päpst­li­chen Basi­li­ken geben. In der gest­ri­gen Erklä­rung heißt es:

„In die­ser Hin­sicht wird es als not­wen­dig erach­tet, trotz der sen­si­blen Berück­sich­ti­gung der pasto­ra­len und andäch­ti­gen Beweg­grün­de, die zu die­sem lobens­wer­ten Anlie­gen geführt haben mögen, an die prä­zi­sen Anga­ben in der Bul­le Spes non con­fun­dit, der Indik­ti­on des Jubi­lä­ums 2025, zu erin­nern, die als Hei­li­ge Pfor­te die des Peters­doms und der drei ande­ren päpst­li­chen Basi­li­ken, näm­lich des Late­r­an­pa­la­stes, der Basi­li­ka St. Maria und der Basi­li­ka St. Paul vor den Mau­ern, bezeich­net, mit Aus­nah­me des vom Papst geäu­ßer­ten Wun­sches, per­sön­lich eine Hei­li­ge Pfor­te in einem Gefäng­nis öff­nen zu wollen.“

Im Peters­dom ist die Hei­li­ge Pfor­te die letz­te Tür ganz rechts im Atri­um der Basi­li­ka. Sie ist der Ort, den die Gläu­bi­gen durch­schrei­ten müs­sen, um das Heil zu erlan­gen. Sie ist eine Vor­weg­nah­me der Por­ta cae­li, der Him­mels­pfor­te, die zum ewi­gen Leben in der Glück­se­lig­keit der Anschau­ung Got­tes führt. Die Hei­li­ge Pfor­te sym­bo­li­siert einen Akt der Rei­ni­gung durch die Gewin­nung des Jubi­lä­ums­ab­las­ses, mit dem die Sün­den­stra­fen getilgt wer­den. Es ist ein Akt der Vor­be­rei­tung, um im Moment des Todes direkt oder zumin­dest schnel­ler in das Him­mel­reich gelan­gen zu kön­nen. Die Rei­ni­gung von Sün­den­schuld ist die Vor­aus­set­zung, um in den Stand der Gna­de zu gelan­gen, der allein den Zugang zum ewi­gen Leben ermög­licht. Sie erfolgt im Buß­sa­kra­ment durch die Beich­te. Die Sün­de ver­langt aber oft auch Wie­der­gut­ma­chung, wes­halb mit ihr Sün­den­stra­fen ver­bun­den sind. Da nichts Unrei­nes in das Him­mel­reich ein­ge­hen kann, bedarf es zuvor der Läu­te­rung. Die­se Läu­te­rung muß, selbst wenn ein Mensch nach sei­nem Tod beim Par­ti­ku­lar­ge­richt geret­tet ist, im Fege­feu­er abge­büßt wer­den, ehe der Ein­laß in den Him­mel gewährt wird. Der zu den Hei­li­gen Jah­ren gewähr­te Jubi­lä­ums­ab­laß befreit von die­sen Sün­den­stra­fen und geht auf alt­te­sta­ment­li­che Vor­bil­der zurück.

Gedenkmünze zum Jubeljahr 1575 mit Heiliger Pforte
Gedenk­mün­ze zum Jubel­jahr 1575 mit Hei­li­ger Pforte

Am 24. Dezem­ber wird Papst Fran­zis­kus mit einer fei­er­li­chen Zere­mo­nie die Hei­li­ge Pfor­te des Peters­doms öff­nen. Er wird vor der zuge­mau­er­ten Pfor­te beten und soll­te dabei auch nie­der­knien. Ob es dazu kom­men wird, wird man sehen. Ein­drück­lich sind die Bil­der in Erin­ne­rung, als der bereits durch Krank­heit schwer gezeich­ne­te Johan­nes Paul II. zur Eröff­nung des Hei­li­gen Jah­res 2000 an jenem 25. Dezem­ber unter Mühen niederkniete.

Dann wird Fran­zis­kus mit einem Ham­mer drei­mal auf die Mau­er schla­gen und die Wor­te spre­chen: „Gib, o Gott, daß Dei­ne Kir­che mit Freu­de den gün­sti­gen Augen­blick erlebt, in dem Du gewünscht hast, die­se Tür für Dei­ne Gläu­bi­gen zu öff­nen, damit sie ein­tre­ten und ihre Gebe­te zu Dir erhe­ben kön­nen, damit sie, nach­dem sie die Ver­ge­bung, den Ablaß und den voll­stän­di­gen Erlaß der Sün­den erlangt haben, ein Leben nach dem Evan­ge­li­um führen.“

Die Ursprün­ge des Hei­li­gen Jah­res oder Jubel­jah­res gehen auf eine alte israe­li­ti­sche Tra­di­ti­on zurück, nach der alle fünf­zig Jah­re ein Jahr des Land­frie­dens mit der Rück­ga­be beschlag­nahm­ter Län­de­rei­en und der Befrei­ung von Skla­ven began­gen wur­de; zu Beginn des Festes wur­de ein Wid­der­horn, hebrä­isch Job­el, gebla­sen. Das erste Jubel­jahr der hei­li­gen Kir­che wur­de im Jahr 1220 gefei­ert, damals als Pil­ger­fahrt zum Grab des hei­li­gen Tho­mas Becket. Der Erz­bi­schof von Can­ter­bu­ry und Lord­kanz­ler von Eng­land war wegen sei­ner Treue zur Kir­che in sei­ner Kathe­dra­le von Gefolgs­leu­ten des eng­li­schen Königs Hein­rich II. erschla­gen wor­den. Beckets Grab wur­de zu einem Wall­fahrts­ort, der jenem in Sant­ia­go de Com­po­ste­la nicht nach­stand. Die Ein­füh­rung regel­mä­ßi­ger Hei­li­ger Jah­re ist auch in einem Zusam­men­hang mit dem Unter­gang der Kreuz­fah­rer­staa­ten im Nahen Osten zu sehen. Deren Ende erschwer­te den Zugang zu den hei­li­gen Stät­ten im Hei­li­gen Land erheb­lich. So wur­de die Pil­ger­fahrt zu den Apo­stel­grä­bern in Rom zu einer erreich­ba­ren, da weni­ger gefähr­li­chen und weni­ger teu­ren Alternative.

Im Jahr 1300 ver­kün­de­te Papst Boni­fa­ti­us VIII. daher das erste ordent­li­che Hei­li­ge Jahr der Kir­chen­ge­schich­te, indem er der wach­sen­den Schar von Pil­gern, wel­che mit ihren Anlie­gen die Apo­stel­grä­ber auf­such­ten, einen beson­de­ren Ablaß gewähr­te. Das Hei­li­ge Jahr, so sein Wil­le, soll­te sich alle hun­dert Jah­re wie­der­ho­len. Wegen zahl­rei­cher Bit­ten, daß die­se Zeit­span­ne viel zu lang sei und jedes Lebens­al­ter über­schrei­te, also für vie­le Men­schen uner­reich­bar bleibt, wur­de die Häu­fig­keit schnell auf 50 Jah­re, dann auf 33 Jah­re und schließ­lich seit 1475 auf 25 Jah­re reduziert.

Die erste Hei­li­ge Pfor­te, um die Gewin­nung des Jubi­lä­ums­ab­las­ses auch durch einen phy­si­schen Akt zu voll­zie­hen, wur­de 1423 von Papst Mar­tin V. in der römi­schen Bischofs­kir­che San Gio­van­ni in Late­r­ano eröff­net. Mit Mar­tin V. konn­te das Abend­län­di­sche Schis­ma über­wun­den wer­den, jene schreck­li­che Zeit, in der es zwei, zeit­wei­se sogar drei kon­kur­rie­ren­de Päp­ste gab. Sol­che Pfor­ten wur­den dann in allen vier Patri­ar­chal­ba­si­li­ken eingerichtet.

Bis 1975 waren die vier Hei­li­gen Pfor­ten auf bei­den Sei­ten zuge­mau­ert. Papst Paul VI. bestimm­te dann, daß nur mehr die Innen­sei­te zuge­mau­ert wird, wäh­rend die Außen­sei­te stän­dig sicht­bar bleibt.

Der Jubi­lä­ums­ab­laß ist ein voll­kom­me­ner Ablaß. Um ihn zu gewin­nen, müs­sen die Gläu­bi­gen eine gül­ti­ge Beich­te able­gen, wobei die Beicht­vä­ter im Hei­li­gen Jahr beson­de­re Voll­mach­ten erhal­ten, auch von Sün­den und Kir­chen­stra­fen los­zu­spre­chen, deren Los­spre­chung anson­sten den Bischö­fen oder dem Papst vor­be­hal­ten sind. Sie müs­sen dann die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen und eine der Hei­li­gen Pfor­ten durchschreiten.

Die Hei­li­gen Pfor­ten in den ande­ren drei Papst­ba­si­li­ken wer­den von Fran­zis­kus in den Tagen nach dem 24. Dezem­ber geöff­net wer­den, jene in San Gio­van­ni in Late­r­ano am 29. Dezem­ber, jene in San­ta Maria Mag­gio­re am 1. Janu­ar und schließ­lich jene in San Pao­lo fuo­ri le mura am 5. Janu­ar. Vor dem Kon­zil wur­den alle Hei­li­gen Pfor­ten zeit­gleich geöff­net: im Peters­dom durch den Papst, in den ande­ren drei Basi­li­ken durch Päpst­li­che Delegaten.

Zu den genau­en Bestim­mun­gen zur Gewin­nung des Jubi­lä­ums­ab­las­ses sie­he die Ver­kün­di­gungs­bul­le Spes non con­fun­dit.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Avvenire/​Wikicommons (Screen­shot)

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!